Alles Liebe oder watt? (eBook)

Ein Sylt-Roman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-0694-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alles Liebe oder watt? -  Marie Matisek
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Zwei Männer und ein Halleluja Nichts regt eine Frau so auf wie ein Mann, der alles besser weiß. Schon auf dem Weg zu ihrer neuen Heimat Sylt stößt Silke mit so einem Exemplar zusammen. Lars Holm ist ein Klugscheißer vor dem Herrn. Dabei ist Silke als Pastorin wahrlich nicht auf den Mund gefallen. Nur gut, dass sie seit ihrer Scheidung von Männern nichts mehr wissen will. Als aber auch noch ein gutaussehender Naturschützer auftaucht, gerät Silkes Vorsatz arg ins Wanken. Zum Glück steht ihr eine Frau zur Seite, die nichts mehr umhaut: Oma Grete kennt jeden Trick. Und sie weiß: Zwei Männer sind für eine Frau erst das Salz in der Suppe. Bestsellerautorin Marie Matisek unterwegs auf Sylt

Marie Matisek führt einen chaotischen Haushalt mit Mann, Kindern und Tieren im idyllischen Umland von  München. Neben dem Muttersein und dem Schreiben pflegt sie ihre Hobbys: kochen, ihren Acker umgraben und Kröten über die Straße helfen.

Marie Matisek führt einen chaotischen Haushalt mit Mann, Kindern und Tieren. Neben dem Schreiben pflegt sie ihre Hobbys: kochen, ihren Acker umgraben und Kröten über die Straße helfen.

Prolog


Die Luft war rauchgeschwängert und waberte Pastor Schievel in dicken Schwaden entgegen, als er die Tür zum Wirtshaus öffnete. Das Preestershus war brechend voll. Sie waren alle gekommen, alle. Nicht nur die Leute aus Horssum, auch aus Lichsum, Regstedt und den anderen Weilern.

Er zwängte sich mit Mühe in den Gastraum, der ihm kaum Platz zum Stehen, geschweige denn zum Sitzen bot. Alle redeten durcheinander, aber er konnte deutlich das kehlige Lachen von Hillu Holm und das Gekreische ihrer Freundinnen heraushören. Lars Holm versuchte gerade, eine Ansprache zu halten, wurde aber immer wieder unterbrochen. Sehen konnte der Pastor den Redner ohnehin nicht.

Als die Wirtin Lise Pastor Schievel entdeckte, machte sie dem Jungbauern Knut am Tresen ein Zeichen. Dieser schob sich daraufhin bis zu Schievel durch die Menschenmassen, zog den älteren Mann am Arm und bahnte sich mit ihm einen Weg durch die volle Kneipe. Dabei setzte er nicht allein die knochigen Ellenbogen seiner mageren Arme ein, sondern auch sein spitzbübisches Lächeln. Schließlich hatte es der junge Mann geschafft, den beleibten Pastor an den ersten erreichbaren Tisch zu bugsieren. Er scheuchte einen Mann von seinem Stuhl, so dass Schievel sich schwer atmend niederlassen konnte. Der Pastor nickte grüßend in die Runde. Es war ihm unangenehm, dass er die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, eigentlich hatte er vorgehabt, nur ganz kurz bei der Versammlung vorbeizuschauen und dann wieder zu verschwinden.

Das hier ging ihn ja gar nichts an.

Die Menschen im Raum wandten sich wieder Lars Holm zu, der Schievel jetzt ebenfalls freundlich zunickte und dann mit seiner Rede fortfuhr.

»… also, wie ich gerade gesagt habe: Die Zeit ist abgelaufen. Wir sind nicht bereit, länger auf das Ergebnis zu warten. Und ich finde, Jens ist gefragt, der soll das endlich in die Hand nehmen und klären.«

Der Angesprochene, Jens Bendixen, saß links von Pastor Schievel an einem Nachbartisch und schien förmlich in sein Bier hineinkriechen zu wollen. Er duckte sich unter den Kommentaren, die auf Lars Holms Ausführungen folgten, und sah angestrengt auf die Tischplatte, als wollte er sie beschwören, damit sie sich endlich auftun und ihn verschlingen möge.

Schievel bekam nun ebenfalls ein frisch gezapftes Pils, das ihm von der Theke aus durch viele Hände nach vorne durchgereicht wurde. Er leckte sich den bitteren Schaum von den Fingern und nahm einen ersten Schluck. Wenn das sein Arzt wüsste … Ertappt sah Pastor Schievel sich um. Tadde Brockhues, der Internist, dem der Pastor seit bald dreißig Jahren die Treue hielt und der gleichzeitig mit ihm in einem halben Jahr in den Ruhestand gehen würde, war in der Menge nicht zu entdecken. Vielleicht war Tadde auch zu Hause geblieben, saß mit seiner alten Retrieverhündin am Kamin und ließ den Hubschrauberlandeplatz Hubschrauberlandeplatz sein. Er interessierte sich genauso wenig wie der Pastor dafür, wer dort was veranstalten oder bauen würde und wem das Gelände zu welchen Anteilen gehörte. Andererseits wusste kaum jemand so viel über die Beweggründe der Kontrahenten, die sich seit über vier Jahren darum stritten, wie der Arzt und der Pfarrer. Beiden kam vieles zu Ohren in ihrer Praxis beziehungsweise in der Seelsorge.

Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte weniger gewusst, dachte der Pastor und nahm einen beherzten Schluck von seinem Pils. Er trank zu schnell seit dem letzten kleinen Herzvorfall. Weil er etwas Verbotenes tat, bei dem er auf keinen Fall erwischt werden wollte.

Inzwischen hatte sich eine rege Diskussion über den Beitrag von Lars Holm entsponnen, alle redeten durcheinander und versuchten, sich bei dem Lärmpegel zu überschreien. Der Einzige außer dem Pastor, der nichts sagte, war Jens Bendixen, dem Lars eigentlich das Wort erteilt hatte.

»Lass doch den Jens in Ruhe!«, »Der kriegt doch erst recht nichts gebacken!«, »Warum hast du es denn so eilig, Holm?«, »Eilig? Nach fünf Jahren?« – das waren einige der Beiträge, die an das Ohr des Pastors drangen.

Schließlich ertönte eine sehr laute Seemannsglocke, die das Sprachgewirr augenblicklich zum Verstummen brachte.

»Alle mal Klappe halten! Jetzt redet der Jens!«, war die autoritäre Stimme von Hans Baluschek zu hören, dem Wirt des Preestershus. Er hatte neben der Theke eine große Schiffsglocke aus Messing, die angeblich ehemals auf der Padua gehangen hatte, dem legendären Segelschulschiff, auf dem der Hans-Albers-Film Große Freiheit Nr. 7 gedreht worden war.

Jens Bendixen erhob sich schwerfällig und widerwillig von seinem Stuhl, unternahm einen halbherzigen Versuch, sein zerknittertes graues Jackett glattzustreichen, und ruckelte an seiner Krawatte. »Danke, Lars, für deine Ausführungen …«

Höhnische Zwischenrufe unterbrachen den Gemeindevorsteher. Sie kamen von einem der Tische im hinteren Gastraum, den Pastor Schievel nicht einsehen konnte. Die Seemannsglocke erklang erneut einmal kurz, und ihr mahnender Klang brachte die Störer zum Verstummen.

»Es stimmt natürlich, dass sich das Verfahren hinzieht. Es sind nun schon bald fünf Jahre, im Sommer wohl, das mag so sein.«

Gelegentliches Augenrollen bei den Zuhörern. Jens Bendixen war bekannt für sein umständliches Gerede – wenn er sich um Konkretes drücken wollte.

»Wir, das heißt wir vom Amt Sylt, haben bereits eine Nachfrage gestellt zum Verlauf des Verfahrens. Leider haben wir bis heute keine Antwort erhalten.«

Damit setzte sich Jens Bendixen wieder und glaubte seiner Auskunftspflicht Genüge getan zu haben. Die Anwesenden sahen sich ratlos an, bis Lars Holm erneut das Wort ergriff.

»Jens, das ist ja wohl ein Scherz!«, donnerte er und schlug mit der Faust auf den Tisch.

Pastor Schievel erschrak. Noch nie hatte er Holm, den Bauunternehmer, der vor über dreißig Jahren zu seinen ersten Konfirmanden gehört hatte, so außer sich gesehen!

»Ihr müsst aktiv werden! Nicht bloß ’ne Anfrage stellen! Wir als Gemeinde können es uns nicht leisten, das Land brach liegen zu lassen. Im Interesse aller Gewerbetreibenden in Horssum muss jetzt gehandelt werden. Wir haben ein Recht darauf zu erfahren, ob es einen Erben gibt, wenn ja, wer er ist und ob er seine Ansprüche geltend macht. Oder aber das Verfahren wird ein für alle Mal abgeschlossen und das Land fällt an die Gemeinde.«

Lars Holm stand auf und reckte eine Faust in die Höhe.

»Wir wollen den Sportpark für Horssum jetzt! Sonst geht Horssum endgültig vor die Hunde!«

Johlender Beifall brandete auf, aber auch wütende Pfiffe und Beleidigungen drangen an das Ohr des Pastors.

Lars Holm setzte sich, das Gesicht gerötet und schweißüberströmt. Er sieht nicht gut aus, dachte Schievel bei sich. Morgen geh ich auf ein Schwätzchen zu ihm. Muss ihm mal ins Gewissen reden, dem Lars. Er nimmt sich das zu sehr zu Herzen.

Mittlerweile hatte sich ein anderer Redner aufgeschwungen. Der Pastor konnte ihn nicht sehen, er musste an dem Tisch sitzen, von dem vorhin die Zwischenrufe gegen Jens gekommen waren. Aber Schievel hörte die schneidende Stimme und erkannte sie sofort. Ommo Wilkes war es, der das Wort ergriffen hatte. Der wilde Ommo, auch er einer der ersten Konfirmanden. Schon damals hatten sich Lars und Ommo in der Wolle gehabt. Der Pastor erinnerte sich an die »Konfi-Freizeit«, die mit einer wüsten Schlägerei geendet hatte, bei der er selbst ein blaues Auge davongetragen hatte, weil er sich mitten in die prügelnden Buben geworfen hatte – um zu schlichten, versteht sich. Angefangen hatte alles, weil Ommo Lars eine Blindschleiche in den Schlafsack gesteckt hatte.

»… kann von ›vor die Hunde gehen‹ und Überschuldung nicht die Rede sein!«, fing der Pastor einen Teil von Ommos Rede auf. »Ihr liefert das Pfund, mit dem ihr wuchern könntet, bedenkenlos an den Kommerz aus, bloß weil ihr Komplexe habt! Komplexe, weil Horssum nicht Keitum ist und nicht List und erst recht nicht Westerland!«

Erneute Proteste im Publikum, die sich dieses Mal allerdings gegen Ommo und nicht gegen seinen Vorredner richteten.

Ommo ließ sich von den Zwischenrufen nicht abbringen. Das hatte er noch nie getan, dachte der Pfarrer. Ommo war immer schon ein Sturkopp gewesen.

»Und es stimmt auch nicht, was Lars sagt, dass das Land brach liegt! Von wegen! Seltene Pflanzen siedeln sich an, Tiere, vom Aussterben bedroht, erobern den Landeplatz als Lebensraum!«

Höhnisches Gelächter von Lars Holms Tisch setzte ein. »Ach, erzähl mal, Ommo, was hast du denn wieder für ’n neues Tier erfunden? Uups – gefunden, wollte ich natürlich sagen!«

Gelächter im Wirtshaus.

Ommos trotzige Stimme übertönte alle. »Kreuzkröten. Eine ganze Kolonie hat sich dort ausgebreitet. Wir dokumentieren den Bestand, und wenn das erst mal beglaubigt und bestätigt ist, dann kannst du dir deinen Sportpark ein für alle Mal in die Haare schmieren, Lars! Scheißegal, ob noch ein Breckwoldt-Erbe auftaucht.«

Aus dem Nichts flog eine kleine hellgelbe Kugel durch den Raum. Und noch eine, gefolgt von drei, vier weiteren. Der Pastor hatte die Wurfgeschosse gerade als heiße Kartoffeln identifiziert, da schien sich das gesamte Wirtshaus zu bewegen. Die Masse der Horssumer schob und drückte. Arme steckten sich nach allen Seiten, Oberkörper duckten sich, es wurde getreten und gezogen, geschubst und geworfen.

Pastor Schievel neigte den Kopf über sein Pils und hoffte, dass nicht das Gleiche geschehen möge wie vor dreißig Jahren auf der Konfi-Freizeit: eine Massenschlägerei. Er schloss...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2014
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familie • Humor • Insel • Inseln • Liebe • Meer • Nordsee • Pastorin • Roman • Strand • Sylt • Unterhaltung • Urlaub
ISBN-10 3-8437-0694-8 / 3843706948
ISBN-13 978-3-8437-0694-0 / 9783843706940
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