Love Letters to the Dead (eBook)

(deutsche Ausgabe)

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
416 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-15648-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Love Letters to the Dead -  Ava Dellaira
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Eine Geschichte voller Liebe und Weisheit: Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres
Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben ...

Ava Dellaira ist Absolventin des Iowa Writers' Workshop, an dem sie als Truman Capote Stipendiatin teilnahm. Sie wuchs in Albuquerque, New Mexiko auf. Ihren Bachelor machte sie an der Universität von Chicago. Sie glaubt, dass Love Letters to the Dead seinen Anfang nahm, als sie das zweite Mal in ihrem Leben ein Album kaufte -, Nirvanas In Utero - es sich in Schleife anhörte und dabei ihr Tagebuch vollschrieb. Heute lebt Ava Dellaira in Santa Monica, ist in der Filmbranche tätig und arbeitet an ihrem zweiten Roman.

Liebe Amy Winehouse,

ich weiß noch, wie May einmal nachts nach einem ihrer heimlichen Ausflüge zurückkam und sich zu mir ans Bett setzte. »Hier, das musst du dir anhören!«, flüsterte sie und hielt mir ihre Kopfhörer hin. Sie steckte mir die Stöpsel ins Ohr, ließ sich aufs Kissen fallen und ich hörte dich zum ersten Mal »I Go Back To Black« singen. Die Melodie hat einen beschwingten, fast schon fröhlichen Rhythmus, aber es kam mir trotzdem so vor, als würde der honigwarme Klang deiner Stimme nur einen tief liegenden Schmerz verdecken. Oder nein, das klingt viel zu einfach. Mit deinem Gesang konntest du eine ganze Bandbreite unterschiedlichster Gefühle gleichzeitig ausdrücken. Jedenfalls spürte ich, dass die Worte, die du gesungen hast, direkt aus deinem Inneren kamen. Dass sie wahr waren.

Meine neue Freundin Hannah liebt dich genauso sehr wie ich. Wir haben in der achten Stunde Sport zusammen, aber sie bringt fast nie Sportzeug mit. Seit ich vor zwei Wochen mit ihr und Natalie auf der State Fair war, habe ich auch schon ein paarmal behauptet, ich hätte meine Sachen vergessen. Statt mit den anderen Kickball oder Badminton spielen zu müssen, können wir dann gemütlich die Laufstrecke im Stadion entlangschlendern und reden. Hannah würde später gern Sängerin werden und singt mir manchmal Songs von dir vor. Am liebsten mag sie »Stronger Than Me«, »You Know I’m No Good« und natürlich »Rehab«. Wenn sie »No, no, no« schreit, schleudert sie ihre roten Locken wild von einer Seite zu anderen. Du hast es nicht ertragen, wenn andere über dich bestimmen wollten. Hannah ist genauso.

Nach außen hin tut sie, als hätte sie vor nichts Angst, aber irgendetwas ist da. Das spüre ich.

Die Jungs verlieben sich reihenweise in sie, obwohl sie keinen auf niedliches, kleines Mädchen macht. Sie hat immer mindestens einen Freund, manchmal sogar zwei gleichzeitig. Irgendwie denke ich, dass sie vielleicht nicht so gern mit sich allein ist.

Hannah hat mir erzählt, dass ihre Eltern gestorben sind, als sie noch ein Baby war. Danach wohnte sie mit ihrem älteren Bruder erst einmal bei einer Tante in Arizona. Aber dann bekam ihr Bruder Ärger in der Schule, weil er sich ständig geprügelt hat, und die Tante schickte die beiden hierher zu ihren Großeltern.

Hannah war damals in der siebten Klasse und kam ziemlich schnell mit einem der begehrtesten Jungen an der Middleschool zusammen, der in der Achten war und im Fußballteam. Ihr nächster Freund war wieder ein Fußballspieler und der danach auch. Als sie selbst in der Achten war, hatte sie dann was mit einem Typen, der schon auf die Highschool ging. Sie hat mir gesagt, dass sie mit allen – auch den Mädchen – gut klargekommen wäre, aber als Freundin hätte sie sich Natalie ausgesucht, weil sie gleich gemerkt hätte, dass sie es »checkt«.

»Was meinst du damit?«, habe ich gefragt.

Hannah zuckte mit den Schultern. »Na ja, sie versteht, wie das ist, anders zu sein, auch wenn man nicht will, dass jeder es sofort mitbekommt. Ich hab gleich gespürt, dass Natalie kein Problem damit hat, dass ich mein Pferd mehr liebe als jeden anderen, oder dass ich bei meinen tauben, alten Großeltern wohne und einen Bruder habe, der ein Arschloch ist.«

Hannah hat mir erzählt, dass sie gerade ein bisschen was mit einem Typen »am Laufen« hätte, der Kasey heißt. Sie hat ihn beim Arbeiten kennengelernt, als er dort mit ein paar Freunden Geburtstag feierte. (Im Japanese Kitchen feiern viele Leute Geburtstag, weil die Köche das Essen auf einer heißen Platte direkt am Tisch zubereiten und dazu Feuertricks vorführen.) Kasey geht schon aufs College. Ehrlich gesagt, finde ich es ein bisschen komisch, dass er sich für ein Mädchen interessiert, das so viel jünger ist. Vielleicht finde ich es ja auch nur deswegen nicht gut, weil May auch etwas mit einem älteren Typen hatte. Paul. Als ich Hannah fragte, warum sie mit jemandem zusammen ist, der schon studiert, lachte sie und sagte: »Ich bin eben frühreif.«

Vielleicht ist Kasey ja wirklich richtig in Hannah verliebt, er schickt ihr nämlich öfter Blumensträuße. Rote Tulpen, die mag sie am liebsten. Sie lässt sie sich ins Sekretariat unserer Schule liefern, um damit anzugeben. Unsere Schulleiterin Mrs Weiner hat ihr gesagt, dass das nicht geht, aber Hannah behauptet, die Blumen wären von ihrem Onkel für ihre kranke Großmutter. Als Mrs Weiner wissen wollte, warum der Onkel sie dann nicht direkt zu ihnen nach Hause schicken würde, hat Hannah geantwortet, ihre Großeltern würden die Türklingel nicht hören. Mrs Weiner weiß zwar genau, dass das gelogen ist, kann aber nicht viel tun, weil Hannahs Großmutter tatsächlich bettlägerig ist und ihr Großvater so schwerhörig, dass es keinen Sinn hätte, mit ihm zu telefonieren. Wahrscheinlich ist er auch zu alt und zu müde, um sich überhaupt darum zu kümmern, was Hannah macht. Deswegen holt Hannah Kaseys Blumensträuße morgens immer im Sekretariat ab, schleppt sie von einem Kurs zum nächsten und stellt sie vor sich auf den Tisch. So kann sie sich dahinter verstecken und mit Natalie quatschen, ohne dass die Lehrer es mitkriegen.

Natalie tut immer so, als würde sie es kitschig finden, Blumen zu verschenken. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. In ihrem Kunstkurs hat sie nämlich angefangen, ein Gemälde mit einer roten Tulpe für Hannah zu malen. Sie hat es mir gestern nach dem Unterricht gezeigt, aber ich darf Hannah nichts verraten, weil es eine Überraschung werden soll. Natalie ist eine richtige Künstlerin. Jedes einzelne Blütenblatt hat so viele unterschiedliche Rotschattierungen, dass es total realistisch aussieht.

Diese Woche wohne ich wieder bei Dad. Dadurch dass er so lang arbeitet und mich nicht abholen kann, fahre ich normalerweise mit dem Stadtbus. Aber heute bin ich nach der Schule nicht gleich nach Hause, sondern war mit Natalie und Hannah noch bei Dairy Queen Eis essen. Auf dem Weg dorthin wollten die beiden unbedingt, dass wir Busenblitzer spielen. Erst habe ich mich nicht getraut, aber dann dachte ich daran, dass May mir beigebracht hat, wie man seine Angst herunterschluckt. Als uns jemand entgegenkam, habe ich schnell mein Top hochgezogen und bin dann weggerannt. Natalie und Hannah holten mich kreischend und kichernd erst ein paar Blocks weiter ein. Erleichtert darüber, dass das Schlimmste vorbei war, lachte ich mit, und es war ein tolles Gefühl, zu ihnen zu gehören.

Hannah hat bei Dairy Queen für uns bezahlt (ich glaube, es macht sie stolz, dass sie uns einladen kann). Danach musste sie los ins Japanese Kitchen, weil ihre Schicht anfing. In der Schule kommt sie ziemlich oft zu spät, aber im Job ist sie immer pünktlich. Bevor sie ging, hat sie mir noch erzählt, dass Natalie morgen bei ihr übernachtet, weil Freitag ist, und gefragt, ob ich auch kommen will. Ich habe mich total gefreut, denn das beweist, dass die beiden mich wirklich mögen.

Dad kam kurz nach mir nach Hause. Er arbeitet für eine Baufirma und repariert Risse in den Fundamenten und solche Sachen. Als Kinder stürzten May und ich immer auf ihn zu und umarmten ihn, sobald er abends durch die Haustür kam, und dann küsste er uns auf die Stirn. Ich mochte ihn so verschwitzt und verdreckt und stellte mir vor, er wäre auf Abenteuerfahrt gewesen. Mom stand in der Küche und der Duft nach gebratenem Hackfleisch und Chili zog durchs Haus. Dad hat früher immer gesagt, sie würde kochen wie eine Konditorin. Statt alles erst mal zusammenzuwerfen und hinterher abzuschmecken, misst sie die Zutaten vorher ganz sorgfältig ab.

Aber im Leben funktioniert das so nicht. Auch wenn man meint, alles richtig gemacht zu haben, kann man sich nie sicher sein, was am Ende rauskommt. Manchmal ist von einem Moment zum anderen nichts mehr wie vorher. Wenn Dad früher nach einem Tag auf der Baustelle nach Hause kam, bewunderte ich seine Muskeln und seine Stärke. Jetzt sieht er so müde aus, als wäre er von einem Bulldozer überrollt worden. In unserer Kindheit konnten May und ich auf ihm herumklettern. Jetzt habe ich fast schon Angst, ihn versehentlich anzustupsen, weil sonst vielleicht die ganze in ihm aufgestaute Traurigkeit herausschwappt.

Früher hat er uns ständig Streiche gespielt, indem er zum Beispiel Salz in den Zuckerstreuer füllte (und zwar so oft, dass wir uns angewöhnten, uns immer erst etwas davon auf die Handfläche zu streuen und daran zu lecken). Mom verdrehte nur die Augen, aber May und ich fanden es lustig. An den Wochenenden versteckte er oft seinen Wecker, und wenn er dann klingelte, mussten wir durchs Haus rennen und danach suchen. Manchmal bohrte er Löcher in die Äpfel im Kühlschrank und steckte Weingummiwürmer hinein. Für uns war es jedes Mal ein Fest, wenn wir so einen fanden. Heute macht er so etwas gar nicht mehr, aber er drückt mir immer noch jedes Mal einen Kuss auf die Stirn, wenn er nach Hause kommt. Danach fragt er mich, wie mein Tag war, und ich gebe mir Mühe, ihn glauben zu lassen, alles wäre gut.

Heute habe ich unser Lieblingsessen gemacht: Maccaroni & Cheese aus der Mikrowelle mit Mini Hot Dogs. Im Gefrierschrank steht immer noch das ganze Essen, das Nachbarn und Freunde uns vor fast einem halben Jahr gebracht haben, um uns in der Zeit nach Mays Tod zu unterstützen. Aber irgendwie habe ich nie Appetit darauf, und ich glaube, Dad geht es genauso.

»Hast du denn an der neuen Schule schon Freundinnen gefunden?«, fragte Dad und schob sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund.

»Ja.« Ich lächelte. »Natalie und Hannah. Sie sind echt nett.«

»Das ist toll«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2015
Übersetzer Katarina Ganslandt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Love Letters To the Dead
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Amy Winehouse • Briefroman • Coming of Age • Coming of Age, Erste Liebe, Trauer, Jugendbücher, Schwestern, Briefroman, Amy Winehouse, Heath Ledger, Kurt Cobain, Janis Joplin • eBooks • Erste Liebe • heath ledger • Janis Joplin • Jim Morrison • Judy Garland • Jugendbuch • Jugendbücher • Kurt Cobain • Pubertät • River Phoenix • Schwestern • Selbstwert • Trauer • Trennung • Young Adult
ISBN-10 3-641-15648-3 / 3641156483
ISBN-13 978-3-641-15648-0 / 9783641156480
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