Das Mohnblütenjahr (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman | Der große Liebesroman der Bestsellerautorin
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
528 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1191-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Mohnblütenjahr -  Corina Bomann
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Nicole hat ihren Vater niemals kennengelernt. Nie hat ihre Mutter von ihm oder ihrer Vergangenheit gesprochen. Jetzt ist Nicole selbst schwanger und freut sich auf ihr Kind, auch wenn sie es allein großziehen wird. Dann erfährt sie, dass das Kind vielleicht mit einer Erbkrankheit zur Welt kommen wird. Nicole ist am Boden zerstört. Als Erstes muss sie herausfinden, wer ihr Vater war, und endlich bricht ihre Mutter das Schweigen.   *** Ein altes Familiengeheimnis und eine große deutsch-französische Liebe ***   Corina Bomanns internationaler Bestseller in neuer wunderschöner Ausstattung  

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und lebt mittlerweile in Berlin. Sie hat bereits erfolgreich Jugendbücher und historische Romane geschrieben, bevor ihr mit Die Schmetterlingsinsel der endgültige Durchbruch gelang. Seither gehört sie zur ersten Garde der deutschen Unterhaltungsschriftstellerinnen.

1

Die Treppe erschien mir endlos. Sie hinunterzusteigen, war für mich eine der größten Anstrengungen der vergangenen Stunden. Der Weg hinauf hatte mich nicht so viel Kraft gekostet, doch da war ängstliche Erwartung meine Begleiterin gewesen. Jetzt drückte mich die schreckliche Gewissheit nieder wie ein viel zu schwerer Rucksack.

Sicher, ich hätte auch den Fahrstuhl nehmen können, aber ich brauchte noch etwas Zeit, bis ich bereit war, das Haus zu verlassen. Dumpf hallte mein Atmen von den Wänden des Treppenhauses wider. Draußen ratterte eine Straßenbahn vorbei. Schweißnass klammerten sich meine Finger an den Handlauf. In meiner Brust brannte es und mein Herz pochte. Ich blieb stehen und atmete tief durch.

Oben öffnete sich eine Tür und Lachen drang nach draußen, gefolgt von einer fröhlichen Verabschiedung. Das Glück der Frau, die hinter mir die Frauenarztpraxis verließ, war deutlich zu hören.

Ich selbst fühlte mich in diesem Augenblick wie betäubt. Ich hatte nicht mit dem Schlimmsten gerechnet, doch die Nachricht, die ich soeben erhalten hatte, hatte meine Welt vollkommen aus den Angeln gehoben.

Heute Morgen hatte mich die Sprechstundenhilfe angerufen. Die Frau Doktor würde mit mir gern über meine Schwangerschaft sprechen. Obwohl die Schwester nichts Konkretes gesagt hatte – das durfte sie am Telefon nicht –, war ich sofort beunruhigt.

Mein nächster Termin war eigentlich erst in einer Woche. Dann sollte der Ultraschall ausgewertet werden, den wir vor ein paar Tagen gemacht hatten. Da hatte es noch so ausgesehen, als sei alles in Ordnung. Jedenfalls hatte Dr. Mandelbaum nicht geäußert, dass sie etwas Verdächtiges gesehen hätte.

Doch von einer Minute auf die andere war alles anders. Kein Arzt ließ um einen Termin bitten, wenn alles okay war.

Ich war im Anfang des vierten Monats und mit achtunddreißig nicht mehr die jüngste Erstgebärende. Es konnte alles Mögliche passieren. Während der Fahrt hierher hatte ich mich regelrecht verrückt gemacht. Vielleicht hatte ich einen Diabetes ausgebildet! Oder war doch etwas mit meinem Kind?

Ich erinnerte mich, dass ich mir heimlich gewünscht hatte, David würde beim Ultraschall dabei sein. Jetzt wünschte ich mir nur noch, dass ich das, was ich erfahren hatte, rückgängig machen könnte.

Im nächsten Augenblick war die Frau hinter mir auf der Treppe. Vor einigen Minuten hatte sie noch zusammen mit mir im Wartezimmer gesessen. Rosenduft umgab sie. Sie trug einen sonnengelben Mantel und eine pinkfarbene Strickmütze auf dem Haar. Unsere Blicke begegneten sich nur kurz, aber die Art, wie ich sie ansah, ließ sie sofort innehalten.

»Ist Ihnen nicht gut?« fragte sie.

»Doch, es ist alles okay, vielen Dank« wiegelte ich ab.

Die Frau, die vor lauter Glück nur so strahlte, betrachtete mich noch einen Moment verwundert, dann ging sie weiter.

Ich beobachtete, wie sie die Treppe hinunterstieg, vollkommen unbeschwert. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, ob sie schwanger war oder ob sie einfach nur eine Vorsorgeuntersuchung gehabt hatte, die gut ausgefallen war. Sie umgab jedenfalls nicht der kleinste Hauch von Sorge.

Wie wirkte ich auf dieser Treppe? Sah man mir an, was ich erfahren hatte?

Ich ertappte mich dabei, wie ich ängstlich in mich hineinlauschte. Ich spürte nichts, doch ich wusste nun, dass da etwas war. Etwas, das mich all meiner Träume berauben konnte.

Die Stimme von Dr. Mandelbaum hallte in mir nach: »Frau Schwarz, bei näherem Betrachten des Ultraschalls habe ich leider doch eine Unregelmäßigkeit bei Ihrem Kind entdeckt. Genau genommen eine kleine Verdickung der Nackenfalte. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher und würde gern noch einen Ultraschall und eine Nackenfaltenmessung durchführen.«

Wenig später fand ich mich auf der Untersuchungsliege wieder und betrachtete das Bild meines Kindes auf dem Monitor des Ultraschallgerätes. Für jeden anderen mochte es ein Pixelhaufen in Schwarz und Weiß sein, aber ich erkannte darin mein Kind, seinen Kopf, den wachsenden Körper. Als meine Schwangerschaft festgestellt worden war, hatte ich einige Bücher gewälzt, um alles über die kommenden Monate zu wissen. Vielleicht war mir der Begriff »Nackenfaltenmessung« untergekommen, doch ich hatte ihm in meiner Vorfreude keine Beachtung geschenkt.

Dr. Mandelbaums Gesichtszüge waren angespannt. »Es ist, wie ich es vermutet habe« sagte sie schließlich.

»Und was hat das zu bedeuten?« fragte ich, während die Angst in meinen Magen biss und Übelkeit in mir aufstieg.

»Die Nackenfalte weist eine Anomalie auf. Und auch der Herzschlag erscheint mir nicht normal.« Sie wandte sich um und sah mich an. »Unter diesen Umständen habe ich den Verdacht, dass Ihr Kind einen Herzfehler haben könnte.«

»Was bedeutet das? Was für ein Herzfehler?« Ich japste die Worte mehr, als dass ich sie sprach, denn irgendwas schien meine Lungen abzudrücken.

»Es ist noch zu früh, um es mit Gewissheit zu sagen. Deshalb würde ich Sie zur weiteren Abklärung gern an einen Kollegen mit speziellem Equipment überweisen, der nachschauen wird, ob mit dem Herzen Ihres Kindes alles in Ordnung ist. Sollte das nicht der Fall sein, kann er auch feststellen, um welchen Defekt es sich handelt. Einige, wie der Kammerseptumdefekt, können postnatal operativ behoben werden, bei anderen ist eventuell ein Eingriff im Mutterleib notwendig. Bevor wir aber über eine Therapie nachdenken, benötigen wir den Befund des Spezialisten.«

Ich kam mir vor, als wäre ein riesiger Stein auf meiner Brust gelandet. Die ängstliche Erwartung war schlagartig verschwunden, doch die Gewissheit war noch schlimmer. Angst bohrte sich in meinen Magen.

»Und was heißt das?«, fragte ich verwirrt, während Tränen in mir aufstiegen und meine Kehle sich zusetzte. »Wird … kann mein Kind … daran sterben?«

»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit das nicht passiert«, versicherte mir Dr. Mandelbaum mitfühlend, doch das war ein schwacher Trost. In ihren Augen las ich, dass es passieren konnte. »Ich werde einen Termin für Sie vereinbaren, dann sehen wir weiter. Außerdem sollten wir uns jetzt die Krankheitsgeschichte Ihrer Familie anschauen. Gibt es in Ihrer Familie oder in der des Kindsvaters eine genetische Vorbelastung?«

»Danach haben Sie sich schon mal erkundigt.« Ich sah sie verwirrt an. »Nein, ich meine, ich weiß nicht. Bei meinem …« Ich stockte, als ich mich dabei ertappte, dass ich von David als meinem Freund sprechen wollte. Das war er ja mittlerweile nicht mehr, und eigentlich wollte ich auch nicht an ihn denken … »Beim Vater des Kindes weiß ich es nicht«, fuhr ich fort, während ich um Beherrschung kämpfte. »Er … er hat nie etwas gesagt.« Eigentlich waren wir in unserer Beziehung so weit, dass er einen Herzfehler hätte erwähnen müssen. »Und meine Mutter und deren Schwester sind kerngesund. Auch bei meinen Großeltern ist kein Herzfehler aufgetreten, soweit ich weiß. Meine Mutter redet zwar nicht viel von ihnen, aber …«

»Sie haben erwähnt, dass Ihr Vater unbekannt sei.«

»Ja, meine Mutter sagte mir, dass er vor meiner Geburt verstorben sei.«

Mama hatte nur selten über ihn gesprochen. Sein Tod musste sie hart getroffen haben. Auf jeden Fall hatte sie ihn wohl sehr geliebt, auch über den Tod hinaus, denn soweit ich mich erinnern konnte, hatte sie danach keine engere Beziehung mehr zu einem Mann gehabt. Zwar war da hin und wieder jemand gewesen, doch bis auf ein paar Besuche hatte es niemand geschafft, in unserem Weiberhaushalt, wie ihn meine Mutter nannte, Fuß zu fassen.

»Nun, vielleicht fragen Sie noch einmal beim Kindsvater nach, ob es irgendwelche Vorbelastungen in der Familie gibt. Möglicherweise ist aber auch Ihr Vater der Schlüssel«, hatte Dr. Mandelbaum gesagt. »Reden Sie bitte mit Ihrer Mutter. Es wäre wichtig zu wissen, ob er einen Herzfehler hatte oder ob dergleichen in seiner Familie aufgetreten ist. Darauf könnten wir unsere Untersuchungen ausrichten …«

Konnte es tatsächlich sein, dass mein unbekannter Vater diesen Fehler in meinem Erbgut hinterlassen hatte? Wusste meine Mutter darüber Bescheid? Und falls ja, warum hatte sie es mir nicht erzählt?

Abwesend blickte ich aus dem Fenster des Treppenhauses. Da die Praxis ziemlich weit oben lag, konnte ich auf die Kölner Altstadt und den Rhein blicken, der heute wie ein strahlend blaues Band wirkte, auf dem weiße Schiffe fuhren. Einer der ersten strahlenden Frühlingstage, perfekt für einen Spaziergang am Fluss oder eine kleine Tour außerhalb der Stadt. Vielleicht zum Drachenfels, wo die alte Nibelungenburg stand. Wie lange war ich schon nicht mehr dort gewesen!

Mit diesem Ort verband ich die schönsten Erinnerungen. Erinnerungen an David. An die Zeit, als er noch zu meinem Leben gehörte. Seit zweieinhalb Monaten war das nicht mehr der Fall. Die bittere Erkenntnis, dass ich diese Augenblicke vielleicht umsonst geopfert hatte, bohrte sich in meinen Magen und ließ mir die Tränen in die Augen steigen.

Ich griff in meine Jackentasche und zog einen Zettel hervor. Darauf stand die Adresse eines Spezialisten, der sich mit frühkindlichen Herzfehlern auskannte. Dieses Stück Papier bedeutete Hoffnung und Verzweiflung zugleich. Nach dem Echokardiogramm würde ich Gewissheit haben, ob mein Baby gesund zur Welt kommen würde oder nicht. Ob es operiert werden musste, wenn es geboren war. Oder …

Nein! Ich stoppte meinen Gedankenlauf und schob das Papier wieder in die Tasche. Ich musste erst mal nach Hause, ich musste an einem Ort sein, an dem ich nachdenken konnte.

Draußen vor der...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2016
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • Buch 2016 • Deutsche Geschichte • Eifel • Erbkrankheit • Familie • Familiengeheimnis • Frankreich • für Frauen • Geheimnis • Geschenk an die Freundin • Kate Morton • Katherine Webb • Liebesgeschichte • Liebesroman • Lothringen • Lucinda Riley • Mosel • Mütter und Töchter • Nachkriegszeit • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Romantik • romantisch • Romanze • Schwangerschaft • Versöhnung • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8437-1191-7 / 3843711917
ISBN-13 978-3-8437-1191-3 / 9783843711913
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99