Talon - Drachenherz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
544 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-17186-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Talon - Drachenherz -  Julie Kagawa
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Es gibt nichts Gefährlicheres, als dein Herz dem Falschen zu schenken
Seit sich das Drachenmädchen Ember und der St.-Georgs-Ritter Garret das erste Mal gesehen haben, ist ihr Leben aus den Fugen geraten. Sie sind dazu bestimmt, einander bis zum Tode zu bekämpfen, doch sie kommen nicht gegen die starken Gefühle füreinander an. Als Garret Ember in der Stunde der Entscheidung rettet, wird er als Verräter eingekerkert.

Ember fasst den halsbrecherischen Entschluss, ihn mitten aus dem Hauptquartier der Georgsritter zu befreien. Das kann ihr aber nur mithilfe des abtrünnigen Drachen Cobalt gelingen. Doch wird der sein Leben aufs Spiel setzen, um seinen Erzfeind - und Rivalen um Embers Herz! - zu retten? Und falls der Plan gelingt: Welche Chance hätten die drei ungleichen Gefährten, wenn der Talonorden und die Georgsritter sie jagen?

Schon in ihrer Kindheit galt Julie Kagawas große Leidenschaft dem Schreiben. Nach Stationen als Buchhändlerin und Hundetrainerin machte sie ihr Interesse zum Beruf. Mit ihren Fantasy-Serien »Plötzlich Fee« und »Plötzlich Prinz« wurde sie rasch zur internationalen Bestsellerautorin. In ihrer neuesten Erfolgsserie »Plötzlich Rebell« erzählt sie von einer magischen Liebe, die nicht sein darf. Julie Kagawa lebt mit ihrem Mann in Louisville, Kentucky.

 

Garret

Vor mir saßen sechs schweigende Männer. Sie musterten mich mit Blicken, die alles zwischen abschätzend und misstrauisch waren, während wir auf die Verlesung der Anklage warteten. Männer in schwarz-grauen Uniformen, die stolz das Zeichen des Ordens auf der Brust trugen, ein rotes Kreuz auf weißem Schild. Ihren rauen, von tiefen Falten durchzogenen Gesichtern sah man an, dass ihr Leben von Krieg und Kampf bestimmt wurde. Einige kannte ich nur dem Namen nach. Andere hatten mich ausgebildet, und ich hatte ohne zu zögern unter ihnen gekämpft und ihre Befehle befolgt. Am einen Ende des Tisches saß Lieutenant Gabriel Martin; seine dunklen Augen und seine Miene waren vollkommen undurchdringlich. Ich kannte ihn schon fast mein gesamtes Leben. Er hatte mich zu dem gemacht, was ich heute war – Soldat Tadellos, wie die Kameraden in der Einheit mich genannt hatten. Ein Spitzname, den sie mir während der vergleichsweise kurzen Zeit im aktiven Kampfeinsatz verpasst hatten. Im Laufe der Jahre hatte ich auch immer wieder Wunderkind gehört, oder verdammter Glückspilz, wenn sie weniger großmütig waren. Den Großteil meines Erfolgs verdankte ich Lieutenant Martin, denn er hatte in einem stillen, ernsten Waisenkind etwas Bestimmtes gesehen und es immer wieder angetrieben, damit es sich noch mehr anstrengte, noch härter arbeitete. Besser wurde als alle anderen. Also hatte ich das getan. Ich hatte mehr Feinde des Ordens getötet als irgendjemand sonst in meinem Alter, und ihre Zahl wäre wohl noch weiter angestiegen, wäre in diesem Sommer nicht etwas Unvorhergesehenes dazwischengekommen. Unabhängig von meiner jetzigen Situation: Ich war einer der Besten, und dafür musste ich Martin dankbar sein.

Aber der Mann, der mir nun gegenübersaß, war ein Fremder, ein teilnahmsloser Richter. Zusammen mit den anderen Männern hinter diesem Tisch würde er heute Abend über mein Schicksal entscheiden.

Ich stand in einem kleinen, spartanisch eingerichteten Raum ohne Fenster mit Fliesenboden, grellem Licht und niedriger Decke. Normalerweise wurde er für Einsatznachbesprechungen oder gelegentliche Meetings benutzt, dann stand der lange Tisch in der Mitte des Zimmers, und die Stühle waren um ihn herum angeordnet. Die Ordenshäuser verfügten – abgesehen vom Hauptquartier in London – nicht über spezielle Gerichtssäle. Natürlich war unter Soldaten immer wieder mit ungebührlichem Verhalten zu rechnen, und hin und wieder hob auch das Schreckgespenst Fahnenflucht sein hässliches Haupt, aber ausgewachsener Hochverrat galt als undenkbar. Absolute Loyalität der Sache gegenüber war für jeden Soldaten des Heiligen Georg eine Selbstverständlichkeit. Wer den Orden verriet, verriet einfach alles.

Der Mann in der Mitte richtete sich auf und musterte mich über den glänzenden Tisch hinweg. Sein Name war John Fischer, ein Captain, der höchsten Respekt genoss, und ein Held auf dem Schlachtfeld. Seine linke Wange bestand nur noch aus wulstigem Narbengewebe und verheilten Brandwunden, die er so stolz trug wie eine Ehrenmedaille. Mit ausdrucksloser Miene verschränkte er die ebenfalls narbigen Finger und hob die Stimme.

»Garret Xavier Sebastian.« Bei der Nennung meines vollständigen Namens breitete sich sofort Stille aus. Das Verfahren war damit offiziell eröffnet. »Sie haben sich der Befehlsverweigerung schuldig gemacht«, fuhr Fischer fort, »haben ein Mitglied Ihrer Einheit angegriffen, mit dem Feind sympathisiert und drei eindeutig erfassten Zielobjekten die Flucht ermöglicht. Die Anklage lautet Hochverrat gegen den Orden des Heiligen Georg.« Er musterte mich scharf und fügte mit harter Stimme hinzu: »Haben Sie die Anklagepunkte verstanden, die gegen Sie vorgebracht werden?«

»Das habe ich.«

»Nun gut.« Mit einem Blick zu den Männern, die hinter mir an der Wand aufgereiht saßen, nickte er. »Dann fahren wir fort. Tristan St. Anthony, vortreten.«

Ein Stuhl quietschte, dann hörte ich leise Schritte, als mein ehemaliger Partner herankam und mit einigem Abstand neben mir Aufstellung nahm.

Ich starrte reglos geradeaus, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, genau wie er. Trotzdem erkannte ich am Rand meines Gesichtsfeldes den großen, schlanken Soldaten mit den kurzen dunklen Haaren, der nur wenige Jahre älter war als ich. Seine sonst ständig grinsenden Lippen waren nun fest zusammengepresst, und seine blauen Augen blickten ernst auf den Tisch vor ihm.

»Bitte schildern Sie dem Gericht nach bestem Ermessen die Ereignisse im Vorfeld der Razzia an jenem Abend und was anschließend geschah.«

Tristan zögerte. Ich fragte mich, was ihm jetzt, Sekundenbruchteile vor seiner endgültigen Aussage, durch den Kopf ging. Ob er wohl bereute, dass es so weit gekommen war?

»In diesem Sommer«, begann Tristan sachlich, »wurden Sebastian und ich nach Crescent Beach geschickt, eine Kleinstadt an der kalifornischen Küste. Wir hatten eindeutige Befehle: Wir sollten uns in der Stadt niederlassen, einen Schläfer aufspüren, der in der dortigen Bevölkerung platziert worden war, und ihn eliminieren.«

Der Mann in der Mitte hob die Hand. »Nur um das klarzustellen: Talon hatte also einen Agenten in Crescent Beach eingeschleust, und Sie wurden dort hingeschickt, um ihn zu finden?«

»Jawohl, Sir.« Tristan nickte knapp. »Wir waren dort, um einen Drachen zu töten.«

Ein leises Raunen ging durch den Raum. Seit dem Tag der Ordensgründung hatten die Soldaten des Heiligen Georg gewusst, wofür sie, oder besser gesagt wir, kämpften, was wir beschützten und was auf dem Spiel stand. Unser Krieg, unsere heilige Mission, war seit Jahrhunderten unverändert geblieben. Natürlich hatte der Orden sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt: Schusswaffen und Computertechnologie hatten Schwerter und Lanzen ersetzt, aber unser Daseinszweck war noch immer derselbe. Wir hatten nur ein Ziel, und jeder einzelne Soldat verschrieb sich voll und ganz dieser Sache.

Der vollständigen Vernichtung unserer ewigen Feinde, der Drachen.

Die Allgemeinheit wusste nichts von diesem Krieg. Die Existenz der Drachen war ein streng gehütetes Geheimnis, und das galt für beide Seiten. Heutzutage gab es auf der Welt keine echten Drachen mehr, es sei denn, man zählte einige gewöhnliche Echsenarten dazu, die aber nichts weiter waren als ein schwacher Abklatsch ihrer berüchtigten Namensvettern. Wahrhaftige Drachen, also jene riesigen, geflügelten, Feuer speienden Kreaturen, die überall auf dem Erdball in verschiedenen Mythen auftauchten – von den goldgierigen Monstern Europas bis hin zu den gütigen Regenbringern des Orients –, gab es nur in Legenden und Sagen.

Und genau das sollten die Leute glauben.

Wie der Orden des Heiligen Georg hatten sich auch unsere Feinde im Lauf der Jahre weiterentwickelt. Die Lehren des Georgsordens besagten, dass die Drachen kurz vor der Ausrottung gestanden hätten und zur Erhaltung ihrer Art einen Pakt mit dem Teufel eingegangen seien, durch den sie die Fähigkeit erhielten, menschliche Gestalt anzunehmen. Ob diese Geschichte nun stimmte oder nicht, zumindest der Teil mit der Verwandlung in einen Menschen entsprach der Wahrheit. Drachen beherrschten die Kunst der Imitation perfekt. Sie sahen aus wie Menschen, verhielten sich wie Menschen und klangen wie Menschen, sodass es fast unmöglich war, sie von normalen Sterblichen zu unterscheiden, selbst wenn man wusste, worauf man achten musste. Niemand wusste genau, wie viele Drachen heute noch existierten, denn sie hatten sich nahtlos in die menschliche Gesellschaft eingefügt, tarnten sich als Vertreter unserer Art und wurden so quasi unsichtbar. Doch unter diesem Deckmantel strebten sie danach, die Menschheit zu versklaven, Menschen zur unterlegenen Art zu machen. Unser Job bestand darin, so viele dieser Monster aufzuspüren und zu töten wie möglich, damit wir ihre Zahl immer weiter dezimieren und sie eines Tages hoffentlich endgültig ausrotten konnten.

Das hatte ich einmal geglaubt. Bis ich ihr begegnet war.

»Ich habe Ihren Bericht gelesen, St. Anthony«, fuhr Fischer nun fort. »Darin heißt es, Sebastian und Sie hätten Kontakt mit der Verdächtigen aufgenommen und eine Untersuchung begonnen.«

»Jawohl, Sir«, bestätigte Tristan. »Wir stellten Kontakt zu Ember Hill her, und Garret hat eine Beziehung zu ihr aufgebaut, um – wie es der Befehl vorsah – herauszufinden, ob sie der Schläfer war.«

Ember. Beim Klang ihres Namens kribbelte es in meinem Bauch. Vor den Ereignissen in Crescent Beach hatte ich genau gewusst, wer ich war: ein Soldat des Heiligen Georg. Meine Mission bestand darin, Kontakt zur Zielperson aufzunehmen, eindeutig zu bestimmen, dass es sich um einen Drachen handelte, und sie zu töten. Glasklar, schwarz-weiß, ganz simpel.

Aber … so einfach war es nicht. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Zielperson, die wir auslöschen sollten, um ein Mädchen. Ein fröhliches, draufgängerisches, lustiges, wunderschönes Mädchen, das gerne surfte, das mir das Surfen beibrachte, das mich jedes Mal, wenn wir zusammen waren, herausforderte, zum Lachen brachte und überraschte. Ich hatte mit einer skrupellosen, heuchlerischen Kreatur gerechnet, die menschliche Gefühle nur vorspielen konnte. Aber Ember war nichts dergleichen.

Fischer wandte sich wieder an Tristan: »Und was haben Sie herausgefunden?«, fragte er, wohl damit das Gericht es noch einmal zu hören bekam. »Handelte es sich bei diesem Mädchen um den Schläfer?«

Tristan starrte reglos geradeaus, doch seine Miene war ernst. »Jawohl, Sir«, antwortete er, und mir lief ein...

Erscheint lt. Verlag 11.1.2016
Reihe/Serie Talon-Serie
Übersetzer Charlotte Lungstrass-Kapfer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Rogue - The Talon Saga 2
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 14 • Abenteuer • Drachen • Dreiecksbeziehung • eBooks • Erste Liebe • Fantasy • Jugendbuch • Las Vegas • Ritter • Romantik • Romeo und Julia • Young Adult
ISBN-10 3-641-17186-5 / 3641171865
ISBN-13 978-3-641-17186-5 / 9783641171865
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