Hafenmord und Dünenmord (eBook)

Zwei Ostsee-Krimis in einem E-Book
eBook Download: EPUB
2015 | 2. Auflage
602 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1103-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hafenmord und Dünenmord -  Katharina Peters
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Dieses E-Book enthält die ersten beiden spannenden Ostsee-Krimis mit Kommissarin Romy Becarre. 'Hafenmord' Romy Beccare glaubt auf Rügen, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Doch kaum hat sie sich auf ihrer neuen Dienststelle eingerichtet, hat sie ihren ersten Fall. Nach einem anonymen Anruf findet die Polizei auf dem Gelände einer Fischfabrik im Sassnitzer Hafen die Leiche des seit anderthalb Tagen vermissten Kai Richardt. Der 45-jährige Geschäftsmann, Familienvater und Triathlet aus Bergen, verlor im Keller eines Lagerhauses sein Leben. Bei der Durchsuchung des Lagerhauses stößt Romy auf eine zweite Leiche. Das Skelett einer Frau wird gefunden, die im Jahr 2000 spurlos verschwand, als sie auf der Insel merkwürdigen Geschäften des toten Richardts nachging. Doch wo ist der Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen? 'Dünenmord' Eine Tote am Strand von Göhren, deren Identität die Kommissarin Romy Beccare schnell geklärt hat. Die ermordete Monika Sänger hatte Papiere und Handy bei sich. Doch andere Umstände geben Rätsel auf. Offensichtlich ist Monika Sänger nach einer heftigen Auseinandersetzung ins Wasser geschleift worden und ertrunken. Die Tote war verheiratet und leitete einen Kindergarten in Bergen. Bei den ersten Ermittlungen in ihrem Umfeld stößt Romy auf Fassungslosigkeit. Niemand kann sich erklären, wer einen Grund gehabt haben könnte, die Frau derart brutal zuzurichten und zu töten. Doch dann stößt Romy Beccare auf etwas, das sie stutzig macht. Monika Sänger hat sich zuletzt intensiv mit der Geschichte des Seebades Prora beschäftigt, jenen gigantischen Komplex, den die Nazis erbaut hatten. Dort ist ihr Bruder als Bausoldat unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen.



Katharina Peters schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt mit ihren Hunden in Schleswig-Holstein. An die Ostsee fährt sie, um zu recherchieren, zu schreiben - und gelegentlich auch zu entspannen. 

Aus der Rügen-Serie mit Romy Beccare sind »Hafenmord«, »Dünenmord«, »Klippenmord«, »Bernsteinmord«, »Leuchtturmmord«, »Deichmord«, »Strandmord«, »Fischermord«, »Schiffsmord«, »Ankermord«, »Ufermord«, »Inselmord« und »Wintermord« lieferbar.

Aus der Ostsee-Serie sind »Todesstrand«, »Todeshaff«, »Todeswoge«, »Todesklippe«, »Todeswall«, »Todesbrandung« sowie »Todesküste« lieferbar.

Mit der Kriminalpsychologin Hannah Jakob als Hauptfigur sind »Herztod«, »Wachkoma«, »Vergeltung«, »Abrechnung«, »Toteneis« und »Abgrund« lieferbar.

In der Bornholm-Serie sind erschienen: »Bornholmer Schatten«, »Bornholmer Falle«, »Bornholmer Flucht« sowie »Bornholmer Finale«.

Unter www.katharinapeters.com finden Sie alle lieferbaren Titel und mehr zur Autorin.

1


Kommissarin Ramona Beccare war erleichtert, als das Telefon klingelte und Kollege Kasper Schneider ihr Wochenende am Sonntagabend vorzeitig beendete. Sie war gerade in ihre Wohnung nach Binz zurückgekehrt: Salzgeruch auf der Haut und das aufgewühlte Meer noch vor Augen. Moritz im Herzen. Melancholisch bis auf die Knochen und gar nicht italienisch temperamentvoll, wie man es ihr gerne nachsagte, geschweige denn unbeschwert und fröhlich.

Sie legte den Motorradhelm auf die Küchenbank, schüttelte ihr schwarzes lockiges Haar zurecht und meldete sich nach kurzem Blick aufs Display. »Guten Abend, Kollege. Gibt es Arbeit für uns?«

»Kann man so sagen. Üble Sache«, erwiderte Schneider nach knapper Begrüßung. Er klang angestrengt. Das war selten.

»Geht das genauer?«

»Jo – ’ne Leiche auf dem Gelände hinter der Fischfabrik am Sassnitzer Hafen. Vorher gab’s ’nen anonymen Anruf.«

Mehr hatte er im Moment nicht zu sagen. Die Kommissarin seufzte. Kasper Schneider war wie die meisten Rüganer nicht gerade als exzessiver Redner oder leutseliger Plauderer verschrien. Das war häufig hilfreich, zeitsparend und angenehm, manchmal jedoch nervtötend und mühsam.

In Rostock und Schwerin, wo Ramona Beccare, genannt Romy, in den vergangenen Jahren als Ermittlerin in verschiedenen Mordkommissionen gearbeitet hatte, bevor sie vor einem guten halben Jahr als leitende Kommissarin nach Bergen auf Rügen wechselte, war es im Gespräch auch selten ausschweifend zugegangen. Romy war also mit einer gewissen nördlichen Sturheit durchaus vertraut und hatte bereits gelernt, ihr südländisches Temperament zu zügeln. Besser gesagt: Sie bemühte sich immer wieder darum, und der Lernprozess war noch lange nicht abgeschlossen.

So nahm sie die landestypisch verbale Zurückhaltung ihres Kollegen Kasper Schneider meist gelassen zur Kenntnis. Der Mann war ein hervorragender Organisator mit einem bemerkenswerten Gedächtnis, und sie konnte bestätigen, dass sein Ruf als bester Hobbykoch auf Rügen – zumindest in Polizeikreisen – völlig angemessen war. Außerdem hatte er ihr den Neubeginn in Bergen leichtgemacht. Mit gut über sechzig Jahren fürchtete der Mann keine Konkurrenz mehr, sondern freute sich über die Verstärkung in Gestalt einer jungen Kommissarin, die in ihrer Freizeit boxte und im Einsatz gerne in vorderster Linie zeigen durfte, was sie draufhatte. Wenn er sein verschmitztes Lächeln zeigte, hatte er sogar was von Hardy Krüger. Aber das durfte sie ihm vielleicht mal in zwanzig Jahren sagen. Wenn überhaupt.

Die 35-jährige gebürtige Münchnerin hatte ihre Laufbahn in der bayerischen Landeshauptstadt bei der Sitte begonnen und kurze Zeit später in Köln fortgesetzt. Ihre Eltern waren entsetzt gewesen, als es sie schließlich sogar nach Mecklenburg-Vorpommern verschlagen hatte – der Liebe wegen. Der Liebe zum Meer. Der Liebe zu Moritz, der aus Rostock stammte und Polizeischüler unterrichtet hatte. Mit dem sie die schönsten Tage ihres Lebens auf Rügen verbracht hatte, in einem kleinen Bungalow in Gager, im Südosten auf der Halbinsel Mönchgut, wo sie sich gar nicht satthören konnte am Rauschen des Meeres und sich den heftigsten Sonnenbrand ihres Lebens geholt hatte. Moritz war im letzten Sommer seinen vierten Marathon gelaufen – und er war bei Kilometer sechsunddreißig den plötzlichen Herztod gestorben.

Romy hatte ihre Eltern nicht zum ersten Mal enttäuscht. Bereits die Entscheidung, zur Kripo zu gehen, statt ihre berufliche Zukunft im elterlichen Restaurant zu suchen, hatte fast den Bruch bedeutet und leidenschaftlich geführte Auseinandersetzungen nach sich gezogen. Romys Vater Frederico stammte aus Neapel und führte zusammen mit seiner Frau, einer waschechten Münchnerin, seit Jahrzehnten ein angesehenes Lokal in Schwabing. Nach seinem Familien- und Selbstverständnis hatten die Kinder die Tradition im Sinne der Eltern fortzusetzen, und zwar voller Begeisterung, Hingabe und Dankbarkeit. Romy liebte ihre Eltern, aber das Leben in Schwabing war nie ihres gewesen, ihr Kochtalent verdiente kaum diese Bezeichnung, und ihr Interesse an der Gastronomie tendierte gegen null.

Leider führte das Thema immer wieder zu hitzigen und lautstarken Diskussionen – auch und gerne am Telefon –, zumal Romys älterer Bruder Roberto inzwischen ebenfalls andere berufliche Pläne hatte, oder besser gesagt: Er hatte keine Lust mehr, unter der Fuchtel des Vaters zu stehen. Romy hatte volles Verständnis für ihn und hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg.

Die Kommissarin schüttelte die Gedanken ab, schlüpfte in ihre Lederjacke und griff zum gerade abgelegten Helm. Ihre Vespa war noch warm, ein kräftiger Ostwind hatte merklich aufgefrischt. Sie fuhr auf der Prorarer Chaussee die Küste entlang in Richtung Norden, links den Kleinen Jasmunder Bodden, rechts die Prora hinter sich lassend.

Die von den Nazis erbaute gigantische Ferienanlage, die weder fertiggestellt noch je ihrer ursprünglichen Bestimmung übergeben worden war, versetzte Romy mit ihrer wuchtigen Präsenz stets aufs Neue in Erstaunen. Mehr noch – die Anlage war ihr unheimlich, auch noch beim dritten und vierten Rundgang. Der dunkle Koloss war mehrere Kilometer lang und beherbergte nach der wechselweisen Nutzung von Militär, Volkspolizei und Bundeswehr inzwischen zahlreiche Ausstellungen und Projekte und bot Platz für kulturelle Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art. Doch ein Großteil des Gebäudekomplexes, der in beeindruckendem Kontrast zum ansonsten schicken Binzer Bäderambiente stand, verfiel in stummer Anklage. So hatte sie es Moritz gegenüber ausgedrückt. Der hatte gelacht, sie geküsst und dabei ein Handyfoto von ihnen beiden gemacht, direkt vor dem Haupteingang. Glücklich auch im Angesicht der Prora, hatte er es genannt.

Das Ostseebad Binz war auf der Suche nach einer Wohnung nicht Romys erste Wahl gewesen – zu edel und zu viele Touristen, so hatte ihr Urteil gelautet. Am liebsten hätte sie sich in einem kleinen, abseits gelegenen Fischerdorf in einem reetgedeckten Haus verkrochen. Aber ums Verkriechen ging es nicht und um ewigen Urlaub auf Rügen auch nicht. Also verband sie den Wunsch, in direkter Nähe zu Meer und Wald zu wohnen, mit der Notwendigkeit, mit ihrem Roller bis Bergen nicht länger als fünfzehn Minuten zu brauchen, zumindest außerhalb der Urlaubssaison, und fand schließlich im östlichen Teil des Ostseebades im Buchenweg eine schöne, bezahlbare Bleibe. Sie hatte schnell zugegriffen, ohne es bislang bereut zu haben. Allerdings hatte sie auch noch keine Hochsaison auf Rügen erlebt. Manchmal hörte sie vom Balkon aus den Rasenden Roland.

Der Zugang zu den alten Gebäuden hinter der Fischfabrik war weiträumig abgesperrt, und das Gelände wurde mit Baustrahlern ausgeleuchtet. Uniformierte Polizisten suchten die Umgebung ab oder befragten Leute. Fischkutter schaukelten im Hafenbecken. Kasper Schneider kam ihr entgegen, als Romy ihren Roller abstellte. Eine Windböe blies ihr ins Gesicht und nahm ihr für einen Moment den Atem.

»Die KTU kommt gleich«, sagte er statt einer Begrüßung und fuhr sich mit beiden Händen durch den eisgrauen Haarschopf. »Die Leiche liegt im Keller.«

»Weiß man schon …?«

»Kai Richardt, fünfundvierzig, Geschäftsmann und Familienvater aus Buschvitz. Seine Frau hat ihn gestern Nachmittag als vermisst gemeldet«, erklärte er gemächlich, aber in konzentriertem Tonfall. »Er ist frühmorgens zu einer Radtour aufgebrochen und nicht wieder nach Hause gekommen. Thomas Bittner, der Inhaber der Fischfabrik, hat gerade ausgesagt, dass Richardt ihn am Morgen kurz im Büro besucht hat. Die beiden sind alte Freunde und Sportkollegen. Richardt wollte eine Kleinigkeit an seinem Fahrrad reparieren – in dem Gebäude gibt es eine Werkstatt – und dann wieder zurückfahren. Wahrscheinlich ist er dort überfallen worden. Man hat ihn in den Keller gebracht, gefesselt und totgeschlagen.«

Romy nickte. Für Kaspers Verhältnisse war das ein Vortrag mit Überlänge gewesen. »Haben wir es hier mit einem Raubüberfall zu tun?«

Kasper schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht – Geld, Ausweis und Schlüssel haben wir in seinem Rucksack gefunden. Allerdings fehlt das Handy, zumindest nach der ersten Sichtung. Und die Werkstatt sieht auch nicht nach Beutemachen aus.«

»Hat ihn bereits jemand eindeutig identifizieren können?«

»Ja. Wir haben Bittner ein Foto gezeigt, das wir im Keller gemacht haben – da unten soll niemand rumlatschen, solange die Techniker nicht durch sind«, fügte er erklärend hinzu.

»Weiß die Ehefrau schon Bescheid?«

Er schüttelte den Kopf. »Nö. Da war noch niemand. Sollten wir vielleicht anschließend zusammen machen.«

»Okay. Gehen wir.«

Meine letzte Leiche liegt schon eine ganze Weile zurück, dachte Romy, während sie Kasper ins Gebäude folgte – meine letzte berufliche Leiche, verbesserte sie sich rasch. Sie riss sich nicht um die Tatortbesichtigung, aber sie wich ihr auch nicht aus. Es erforderte Mut, genau hinzusehen, alles zu registrieren und dabei nichts zu bewerten: emotional zu bewerten. So hatte es Moritz seinen Schülern immer geraten.

Die Schule war das eine, der Einsatz das andere. Aber es war hilfreich, Ereignisse und Gegebenheiten zu versachlichen, in ihrem speziellen Kontext zu belassen und niemals auf sich selbst zu beziehen. Hätte sie das nicht frühzeitig gelernt, wäre sie keine drei Wochen bei der Sitte oder der Mordkommission geblieben.

Kasper und Romy durchquerten einen Raum, der offensichtlich als Werkstatt und Lager für Fahrräder, Zubehör und Kajaks...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2015
Reihe/Serie Romy Beccare Doppelband
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ann Kathrin Klaasen • Berichte • Borussia Dortmund • Derby • DFB • Dortmund • Erzählungen • Eva Almstädt • Fußball • Göhren • Hafen • Jürgen Klopp • Klaus-Peter Wolf • Leichen • Mord • Mörder • NVA • Ostsee • Pia Korittkis • Polizei • Prora • Rügen • Sassnitz
ISBN-10 3-8412-1103-8 / 3841211038
ISBN-13 978-3-8412-1103-3 / 9783841211033
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