Der Kaffeedieb (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31560-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Kaffeedieb -  Tom Hillenbrand
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Ein historischer Abenteuerroman, farbenprächtig und spannend - ganz großes Kino Wir schreiben das Jahr 1683. Europa befindet sich im Griff einer neuen Droge. Ihr Name ist Kahve. Sie ist immens begehrt - und teuer, denn die Osmanen haben das Monopol darauf. Und sie wachen streng darüber. Aber ein junger Engländer hat einen waghalsigen Plan: Er will den Türken die Kaffeebohnen abluchsen ... Lange haben die Europäer das Heidengebräu verschmäht und lieber Bier getrunken, aber am Ende des 17. Jahrhunderts verfällt Europa dem Kaffee. Philosophen in London, Gewürzhändler in Amsterdam und Dichter in Paris: Sie alle treffen sich in Kaffeehäusern und konsumieren das Getränk der Aufklärung. Aber Kaffee ist teuer. Und wer ihn aus dem jemenitischen Mokka herausschmuggeln will, wird mit dem Tod bestraft. Der Mann, der es trotzdem wagen will, ist der junge Obediah Chalon, Spekulant, Händler und Filou. Er hätte allen Grund sich umzubringen, nachdem er an der Londoner Börse Schiffbruch erlitten hat. Nur ein großes Geschäft, ein ganz großes, könnte ihn vor dem Ruin bewahren. Und so geht er aufs Ganze: Mit finanzieller Unterstützung der Vereinigten Ostindischen Compagnie stellt er eine Truppe internationaler Spezialisten zusammen, um den Türken den Kaffee zu klauen. Die spektakuläre Reise scheint zunächst zu gelingen, doch dann sind immer mehr Mächte hinter ihnen her ...

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Sachbücher und Romane – darunter die Thriller »Hologrammatica«, »Qube« und »Montecrypto« – haben sich bereits hunderttausende Male verkauft, sind in mehrere Sprachen übersetzt, wurden vielfach ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Inhaltsverzeichnis

Teil II


 

 

 

 

»Keiner gelangt so hoch hinaus wie derjenige, der nicht weiß, wohin er unterwegs ist.«

Oliver Cromwell

Juvisy, 7. Februar 1686

 

Durchlauchtigste und allerchristlichste Majestät,

 

als mir unlängst des Abends die Gnade gewährt wurde, mit Ew. Majestät eine Partie Billard spielen zu dürfen, batet Ihr mich darum, gewisse Nachforschungen bezüglich der jüngsten Unruhen in England anzustellen. Obzwar ich nicht daran zweifle, dass Ew. Hoheit messerscharfer Verstand jedes bei diesem Anlass gesprochene Wort erinnert, erlaube ich mir dennoch, der Ordnung halber nochmals zusammenzufassen, was Ihr mir im Einzelnen auftrugt – nämlich durch Überprüfung der Korrespondenz verdächtiger Individuen sowie Befragung unserer Spione größere Klarheit darüber zu erlangen, wie es zu der Rebellion gegen Euren Cousin James II. kommen konnte, den ersten christlichen König auf Englands Thron seit fast hundert Jahren.

In den vergangenen Wochen hat Euer Schwarzes Kabinett mit Hochdruck an der Dechiffrierung und Auswertung gewisser Briefe gearbeitet, die zwischen London, Amsterdam und Paris zirkulieren. Demütigst lege ich Ew. Majestät im Folgenden dar, was Euer ergebenster Diener und Kryptologe aufgrund dieser Enquête in Erfahrung bringen konnte.

Wie Ew. Hoheit wissen, zettelte der im holländischen Exil lebende James Scott, der Erste Herzog von Monmouth, eine Rebellion gegen James II. an. Obzwar nur ein Bastard des verstorbenen Charles II., erhob der Herzog Anspruch auf den englischen Thron, obwohl dieser eindeutig Charles’ Bruder James zustand, der im April 1685 gekrönt worden war. Nach Ansicht Monmouths und einiger im englischen Volke machte der tiefe christliche, womit ich sagen will wahre und katholische Glaube James’ diesen zu einem schlechten König – eine Verkehrung der göttlichen Tatsachen und eine Idee von solcher Lästerlichkeit, dass man darüber nur den Kopf schütteln kann.

Monmouth setzte im Mai 1685 von Holland nach England über. Nach seiner Landung nahm er umgehend Kurs auf London. Er hatte eine Schar von Lumpen und Glücksrittern um sich versammelt, die unter der Führung des Earls von Tankerville in die Hauptstadt vorstoßen sollten, mit dem Zwecke, James II. vom Throne zu stoßen, ehe dieser seine noch junge Herrschaft zu festigen vermochte.

Wie bekannt, scheiterte Monmouths Unterfangen kläglich. Allem Anschein nach hatte der Thronprätendent seine Rebellion schlecht vorbereitet. Wir wissen von holländischen Spionen, die ihn während seines Exils beobachteten, dass es sich bei James Scott um einen Mann handelt, bei dem sich äußerst gewinnende Gestalt und starker Glaube an die eigene Person mit fast grenzenloser Dummheit paaren. Er gemahnt an den Homer’schen Paris, schön und stark, aber unfähig, die Folgen der eigenen Handlungen abzuschätzen. Und so gelangte der Herzog nur bis zu einem kleinen Flecken namens Sedgemoor. Dort zerstob seine Rotte unter dem Ansturm königlicher Soldaten wie ein Fliegenschwarm. Monmouth wurde nach kurzer Flucht gefangen gesetzt und bald darauf hingerichtet.

Fast kann ich die Ungeduld erspüren, die Ew. Majestät Stirn umwölkt, und ich würfe mich, stünde ich Durchlaucht gegenüber, nunmehr in den Staub und flehte um Verzeihung; denn bisher habe ich nur berichtet, was Ihr auch der »Gazette de France« hättet entnehmen können. Es war jedoch notwendig, diesen Vorfall noch einmal zu skizzieren, um klar darlegen zu können, warum die Monmouth-Rebellion, wie die Engländer sie bereits nennen, trotz ihres spektakulären Scheiterns von immenser Bedeutung für die Sicherheit unseres Staatswesens ist.

Wie Ew. Majestät wissen, stand der Herzog von Monmouth schon länger unter schärfster Beobachtung; keiner seiner Briefe erreichte London, ohne dass meine englischen Kollegen im General Post Office davon eine Abschrift für uns erstellten, und auch Monmouths Umgang in den Niederlanden war uns hinlänglich bekannt. Deshalb waren unsere dortigen Spione, so lässt es sich den Protokollen entnehmen, recht sicher, dass der Herzog für niemanden eine ernst zu nehmende Gefahr darstellte.

Noch ausschlaggebender als seine Beschränktheit war dabei der Umstand, dass er vor wenigen Monaten noch nicht einmal über die Mittel verfügte, seinem Stande gemäß zu leben. Er ließ sich von seinen holländischen Verwandten aushalten, denn er konnte sich weder ein gutes Pferd noch eine eigene Residenz leisten. Es gibt in den abtrünnigen Provinzen gemeine Gewürzhändler, die besser leben.

Dennoch vermochte Monmouth im Frühjahr 1685 drei Schiffe zu mieten, Söldner anzuheuern und Waffen zu kaufen. Nach unseren Berechnungen muss er über ein Vermögen von zweitausend bis viertausend Gulden verfügt haben, um all dies zu bezahlen – denn selbst in einer Stadt voller Spekulanten wie Amsterdam bekommt man für ein derartiges Unterfangen keinen Kredit, da die Aussicht auf Rückzahlung fraglicher ist als das pünktliche Eintreffen der Retourflotte. Woher hatte der Herzog also plötzlich all das Gold, um seine schändliche Rebellion zu finanzieren?

Ich will Ew. Majestät Geduld nicht länger strapazieren; meinen Ermittlungen zufolge hatte Monmouth zwei Mitverschwörer, die seine verbrecherischen Taten finanzierten. Einer von ihnen ist ein Landsmann Monmouths, ein abgehalfterter Landadliger mit Namen Obediah Chalon. Dieser Chalon ist in gewissen Kreisen bekannt, ja berüchtigt, da er wiederholt als Geldfälscher auffällig geworden sein soll. Unsere Kontakte in London behaupten, er habe in der Vergangenheit spanische Pistolen ebenso gefälscht wie englische Schillinge. In jüngerer Zeit soll er sich auf jenes neumodische Papiergeld verlegt haben, welches vor allem in den Generalstaaten zu einiger Popularität gelangt ist. Unter anderem soll er Ducatoons nachgemacht haben, die, wie Ew. Majestät sicher wissen, eine kleinere Stückelung der VOC-Aktie sind. Ferner soll er ein chymisches Labor nahe der White Chappel am Rande Londons unterhalten haben, bevor er aufgrund einiger missglückter Betrügereien nach Amsterdam übersiedelte.

Offiziell geriert sich dieser Chalon als Virtuoso. Ich weiß nicht, ob Ew. Hoheit diese seltsame Spezies bekannt ist. Es handelt sich dabei um Männer, welche zu ihrer Erbauung Erfindungen und Apparate naturphilosophischer Gelehrter sammeln und deren Traktate lesen. Die meisten scheinen Adlige zu sein, die von den Wissenschaften begeistert sind, diese aber nicht ernsthaft studieren. Von diesen Virtuosi gibt es vor allem in England sehr viele. Nach meinem Dafürhalten sind sie kaum von Stutzern und anderen Taugenichtsen zu unterscheiden, nur dass sie ihre Zeit und ihr Geld nicht auf feine Perücken und teure Kleidung verwenden, sondern auf Taschenuhren, Teleskope oder in Alkohol eingelegte Missgeburten – die Naturphilosophie ist, wenn man so will, ihre Mode.

Angeblich hat Chalon als junger Mann zwei Semester in Oxford studiert. Dann ging ihm das Geld aus, vermutlich weil er Wein und Weib mehr Aufmerksamkeit schenkte als den Büchern. Die Maske des Virtuoso ist bei Obediah Chalon aber auf jeden Fall nur raffinierte Tarnung. Sie ermöglicht es ihm, unauffällig mit sehr vielen Menschen zu korrespondieren und ein Labor zu unterhalten. Chalon behauptet bisweilen sogar, ein Katholik zu sein, obwohl er ganz ohne Zweifel ein protestantischer Dissenter ist.

Von diesem Agent Provocateur bekam der Herzog von Monmouth jene Mittel bereitgestellt, die ihm seine Rebellion erst ermöglichten. Dem aufmerksamen Leser, der Ew. Majestät ist, kann freilich nicht entgangen sein, dass ich noch einen zweiten Verschwörer erwähnte. Wir kennen seinen Namen noch nicht, aber seine Existenz ist zwingend. Denn nach allem, was wir in Erfahrung bringen konnten, hat Chalon dem Herzog zwar das Geld übergeben, in Form von auf die Amsterdamer Wisselbank ausgestellten Obligationen, auf dass dieser sie mühelos in sein holländisches Exil verbringen und dort zu Gold machen könne; doch dieser Engländer verfügt über viel zu wenig Vermögen, als dass er auf eigene Rechnung gehandelt haben kann. Hinter Chalon muss folglich ein mächtiger Strippenzieher stehen, ein Marionettenspieler, dem es beliebt, seinen Reichtum einzusetzen, um Rebellionen wider die göttliche Ordnung anzuzetteln.

Wir wissen, dass Chalon sich in den vergangenen Monaten in Amsterdam aufhielt, vermutlich um Monmouth nahe zu sein. Auch hört man, dass er sich dort mit weiteren Exilanten traf, etwa dem berüchtigten Aufrührer John Locke. Dabei ging Chalon äußerst geschickt vor. Statt in einem Gasthaus Quartier zu beziehen, ließ er sich zwecks Tarnung in ein Zuchthaus »einsperren«. Chalon pflegte in Amsterdam auch Kontakte zu gewissen Bewindhebbers der VOC. All dies deutet darauf hin, dass jener Verdacht, den Ew. Majestät bereits vor einiger Zeit so scharfsinnig äußerten, wohl leider der Wahrheit entspricht: Dass nämlich die Compagnie, vorgeblich nur am Handel interessiert, ihre stattlichen Profite nutzt, um England und Frankreich zu schwächen, indem sie Rebellionen und Aufstände finanziert. Dies ist, wie Ew. Majestät mir sicherlich beipflichten werden, eine beunruhigende Entwicklung.

Untertänigst schlage ich Ew. Hoheit deshalb vor, diesen englischen Provokateur weiterhin genauestens zu beobachten, ihn jedoch noch nicht gefangen nehmen zu lassen. Wir wissen noch zu wenig über seine Pläne, und es...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2016
Zusatzinfo 2 farbige Karten
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Drohnenland • Geschichte • Kaffee-Dieb • Liebe • Orient • Reise • Revolution • Teufelsfrucht • Tom Hillenbrand
ISBN-10 3-462-31560-9 / 3462315609
ISBN-13 978-3-462-31560-8 / 9783462315608
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