Miss Daisy und der tote Professor (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage - überabeitete Ausgabe
260 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1189-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Daisy und der tote Professor - Carola Dunn
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Anonyme Briefe für Lord John. Ob sich Miss Daisy da nicht überschätzt hat? Ihr Schwager Lord John hat sie gebeten herauszufinden, wer ihm seit einiger Zeit diese kompromittierenden anonymen Briefe ins Herrenhaus von Oakhurst schickt. Zu Anfang kommt sie ausgesprochen gut voran mit ihren Ermittlungen, doch dann entdeckt sie eines Nachmittags auf dem Friedhof eine Leiche, erschlagen von einem Granitengel. War es ein Unfall oder gar Mord? Und führt die Spur zu dem treuherzigen Landpfarrer, dem eleganten Arzt oder den frömmelnden Damen in ihren viktorianischen Villen? Ein neuer Fall für die junge, charmante Miss Daisy und ihren Verlobten Alec Fletcher von Scotland Yard. 'Miss Daisy hat all das, was auch den Charme der Miss Marple- oder Hercule Poirot-Stories ausmacht.' Westdeutsche Allgemeine.

Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Im Aufbau Taschenbuch sind folgende Titel erhältlich:

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Miss Daisy und der Tod im Wintergarten
Miss Daisy und die tote Sopranistin
Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman
Miss Daisy und die Entführung der Millionärin
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Miss Daisy und der tote Professor
Miss Daisy und der Mord im Museum
Miss Daisy und der Tote auf dem Luxusliner
Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig.

1


»Schätzchen, ich wünschte, ich könnte. Aber Johnnie hat mich zum Lunch eingeladen, und er wird jeden Moment hier sein.«

»Johnnie?« Der eifersüchtige Ton in Alecs Stimme klang durch den Draht bis an Daisys Ohr.

Mit einem kleinen selbstgefälligen Lächeln erklärte sie: »Johnnie Frobisher – Lord John – mein Schwager.«

»Oh, Lady Johns Johnnie.« Seine Erleichterung war offenkundig, obgleich er etliche Meilen weit weg war, im New Scotland Yard.

»Lady Johns Johnnie!« lachte Daisy. »Ich weiß, sie hat dich sicher gebeten, sie Violet zu nennen, Schatz. Egal, jedenfalls ist er heute in der Stadt und hat mich zum Lunch eingeladen.«

»Ins Ritz vermutlich oder ins Savoy«, sagte Alec trübsinnig. Das Gehalt eines Detective Chief Inspectors vertrug keine Lunchs im Ritz.

»Schätzchen, du weißt, ich würde lieber mit dir im Lyons’ Corner House ein Welsh Rarebit essen, aber woher sollte ich wissen, daß du heute Zeit hast? Oh, es klingelt an der Tür, ich muß rennen.« Sie wandte sich um und rief die Treppe hinunter zur Putzfrau in der Küche im Souterrain: »Ich geh schon, Mrs. Potter! Alec, ich ruf dich heute abend von zu Hause an. Bis da-a-nn, mein Lieber.«

Sorgfältig hängte Daisy den Hörer des nagelneuen Telephons ein, das sie und Lucy sich erst vor einer knappen Woche geleistet hatten. Lucy hatte den kompletten Anschluß zu ihrem Photoatelier in den alten, zu Wohnquartieren umgebauten Remisen bezahlt. Es befand sich hinter der schmukken Wohnung, die sie sich teilten, aber Daisys Anteil an den allgemeinen Kosten war noch hoch genug. Sie lebten wieder genügsam von Eiern, Käse und Sardinen; da kam ein Essen in einem guten Restaurant gerade richtig.

Wie dem auch sei, so sehr sie Johnnie mochte, sie hätte lieber mit Detective Chief Inspector Alec Fletcher gespeist. Seit dem wunderbaren Wochenende im New Forest hatte sie ihren Verlobten kaum zu Gesicht bekommen.

In diese Erinnerungen versunken, starrte sie in den Spiegel über dem Flurtisch, und das kleine selbstgefällige Lächeln kehrte zurück. Sie richtete den blauen, mit weißen Rosen bekränzten Strohhut auf ihren honigbraunen, kurzgeschnittenen Locken. Der Hut paßte zur Farbe ihrer Augen, die Alec bei schlechter Laune als »irreführend harmlos« zu beschreiben pflegte, doch wenn er milder gestimmt war, wählte er schmeichelhaftere Worte.

Daisy trug ein Leinenkostüm in einem dunkleren Blauton, weiß paspeliert. Ziemlich schick, fand sie, wenn sie nur eine elegante jungenhafte Figur hätte. Von den geraden Linien und dem auf den Hüften sitzenden Gürtel konnte man nicht sagen, daß sie ihr standen.

Als sie die Nase über ihre runden Kurven rümpfte, die Alec für so herrlich knuddelig hielt, bemerkte sie drei Sommersprossen. Auf dem Lande kein Problem, aber in der Stadt inakzeptabel; schnell tupfte sie etwas Puder darauf. Den kleinen Leberfleck an ihrem Mundwinkel zu verbergen hatte sie aufgegeben, seit ihr Alec erzählt hatte, daß man ein Schönheitspflästerchen im achtzehnten Jahrhundert neckisch als »Küßchen« bezeichnet hatte.

Mit einem Seufzer bedauerte sie, daß Johnnie sie ausgerechnet an einem der wenigen Tage zum Lunch eingeladen hatte, an denen sich Alec zur Mittagszeit vom Yard verdrücken konnte.

Während sie zur Vordertür ging, zog sie sich die Handschuhe an. Als sie öffnete, stieß sie auf eine Hitzewand wie von einem Schmelzofen. Selbst hier in Chelsea stank die Großstadtluft nach vor sich hin schmorendem Asphalt und Abgasen.

»Der reinste Backofen, nicht?« begrüßte sie Johnnie.

Wie Alec war er Mitte Dreißig und mittelgroß, aber – im Gegensatz zu Alec – schmächtig und blond. Er war makellos gekleidet, ein hellgrauer Straßenanzug im unverkennbaren Schnitt der Savile Row. Nur das sonnengebräunte Gesicht verriet den Gentleman vom Lande, der für diesen Tag in die Stadt gekommen war. Von der braunen Haut hob sich die weiße Linie einer von der Kinnlade bis zur Stirn hochführenden Narbe scharf ab. Ansonsten war sein hervorstechendstes Merkmal die Nase, die in seiner Familie von einer Generation zur anderen vererbt wurde.

Mit dem weichen Hut fächelte er sich Luft zu. »Puh!«

»Ganz furchtbar!« stimmte Daisy zu. »Was in aller Welt zog dich an so einem Tag vom tiefsten Kent weg, wo es in euren Obstgärten jetzt himmlisch sein muß?«

Ein Hauch von Röte färbte Johnnies Wangen. »Oh, äh, Geschäfte«, meinte er verlegen, und während er Daisy in seinen kastanienbraunen Sunbeam-Tourenwagen half, fügte er noch rasch hinzu: »Ich dachte, wir fahren nach Belgravia, das ist eine passable Gegend und liegt am nächsten. Soll ich das Verdeck schließen, wegen der Sonne?«

»Nein, danke. Da ersticken wir doch.«

Die Höflichkeit verbot es zu fragen, welche Art von Geschäften ihn so nervös wie einen Grashüpfer herumhopsen ließen, aber das konnte Daisy nicht daran hindern, sich zu wundern. Sie hoffte, er steckte nicht in finanziellen Schwierigkeiten wie so viele Landwirte in jenen Tagen. Sein ältester Bruder, der Marquis, war ungeheuer reich, aber Johnnie würde ihn unter keinen Umständen bitten, ihm unter die Arme zu greifen.

Vielleicht würde er beim Lunch der Verführung ihrer arglosen Augen erliegen und beichten, was los war. Daisy hatte nie richtig begriffen, warum sich die Leute, selbst absolut fremde, ihr anvertrauten, aber sie taten es.

Als er Richtung Belgravia Hotel fuhr, erkundigte sie sich nach Vi und den Jungen.

»Ich dachte, du hast mit ihr gesprochen, seit du das Telephon hast legen lassen.«

»Das ist doch fast eine Woche her!« Über sein typisch männliches Unverständnis für das weibliche Mitteilungsbedürfnis mußte sie den Kopf schütteln. Zweifellos hörte er von seinen Brüdern nur bei einer Geburt, einer Hochzeit oder einem Todesfall.

»Um die Wahrheit zu sagen – versprich mir, daß du nichts Lady Dalrymple erzählst!«

»Großes Ehrenwort«, antwortete Daisy sofort. »Mutter erzähle ich nie etwas, wenn ich nicht unbedingt muß.«

»Violet möchte nicht, daß sie es schon erfährt«, sagte Johnnie, wobei er puterrot wurde, »aber sie hat gerade festgestellt …, äh, daß sie noch ein Baby kriegt.«

»Wunderbar! Gratuliere. Zumindest ist sie nicht krank, nicht wahr? Ist es das, was dir Sorgen macht?«

»Nein, nein, im Augenblick scheint es ihr gutzugehen. Aber es gibt einen anderen Grund, warum … Nun, das kann warten. Wie kommst du mit dem Schreiben voran, Daisy?«

Die Andeutung, daß er alles noch vor ihr ausbreiten würde, brachte Daisy dazu, ihre Neugier, ihre größte Sünde, zu zügeln. Sie berichtete Johnnie von dem Artikel über prächtige Herrenhäuser, den sie gerade für die Zeitschrift Town and Country fertiggestellt hatte, und jenen über das London Museum, den sie für ihren amerikanischen Verleger nun in Angriff nehmen wollte.

Johnnie warf ein »Wirklich?« und ein »Interessant!« ein, aber sie vermutete, daß er ihr gar nicht zugehört hatte.

Um das zu überprüfen, brabbelte Daisy nun aus Spaß einen Nonsens-Vers von Lewis Carroll vor sich hin. Dann bog der Sunbeam in Grovesnor Gardens ein.

»Das hört sich alles ganz faszinierend an. Da sind wir ja schon.« Ihr Schwager hielt vor dem Hotel.

Was war eigentlich los?

Johnnie riß sich sehr zusammen, um mit dem livrierten Portier und Maître d’hôtel zu verhandeln. Man wies ihnen einen Tisch in einer ruhigen Ecke zu. Im Restaurant war nicht viel los, da jeder, der nicht verrückt war und es sich leisten konnte, aus der Stadt geflohen war.

Johnnie blickte flüchtig in die Karte und fragte: »Daisy, was möchtest du? Sie haben sehr gute Austern à la Rockefeller. Der amerikanische Einfluß breitet sich wohl überall aus, nehme ich an.«

»August hat kein ›R‹«, betonte Daisy. »Da ißt man keine Austern. Du bist zerstreut.«

»Tut mir leid«, entschuldigte er sich kleinlaut.

»Glücklicherweise mache ich mir sowieso nicht viel aus Austern. Als erstes etwas Kaltes, bitte. Vielleicht Melone, oder gibt es auch Consommé Madrilène?«

Mit sichtlicher Mühe wandte sich Johnnie der Speisekarte zu. Daisy lehnte einen Cocktail ab, da sie davon immer müde wurde und am Nachmittag noch etwas arbeiten wollte. Sie entschied sich für eisgekühlte Brühe, der dann Seezunge Colbert, Hühnchen Mireille und Pfirsich Melba folgen sollten. Johnnie bat ganz geistesabwesend um eine Scheibe vom Braten.

»Ich werde wohl eine ganze Woche lang nicht mehr essen müssen«, sagte Daisy, als der Kellner mit der Bestellung verschwand. »Wie kann man nur einem Essen seinen Namen geben? Melba geht natürlich auf Lady Nellie zurück, aber wer war Colbert?«

John zwinkerte vergnügt zu ihr hinüber.

»Egal! Vielleicht bekomme ich etwas darüber heraus; das könnte einen unterhaltsamen Artikel abgeben.« Sie lehnte sich vor. »Jetzt aber, Johnnie, jetzt sag mir, was los ist.«

»Nun, es ist … ich … Nein, ich möchte dir nicht das Essen verderben. Warte bis zum Kaffee damit. Meinst du nicht, daß wahrscheinlich alle Gerichte nach ihren Erfindern benannt wurden?«

»Ja, wahrscheinlich. So was Dummes! Die Austern Rockefeller heißen wohl so nach dem Millionär, nicht wahr? Und ich glaube, Madrilène kommt von Madrid.« Daisy nahm sich die Freiheit, um abzuschweifen, auch wenn sie nun langsam unruhig wurde wegen der Neuigkeiten, die angeblich...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2016
Reihe/Serie Miss Daisy ermittelt
Übersetzer Gerald Kirk
Sprache deutsch
Original-Titel Styx and Stones
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Anja Marschall • Carola Dunn • Cosy-Krimi • Cozy Crime • Der Tote Professor • Die Entführung der Millionärin • Dorothy L. Sayers • Entführung • Hercule Poirot • Inspector Barnaby • Jagd • Jean G. Goodhind • Jean-Luc Bannalec • Krimi • Mario Giordano • Mary L. Longworth • Millionärin • Miss Daisy • Miss Marple • Mord • Scotland Yard • Tod • Wettlauf
ISBN-10 3-8412-1189-5 / 3841211895
ISBN-13 978-3-8412-1189-7 / 9783841211897
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thrille

von James Kestrel

eBook Download (2023)
Suhrkamp (Verlag)
16,99
Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie …

von Kristen Perrin

eBook Download (2024)
Rowohlt Verlag GmbH
12,99