Sinclair Academy - 02 (eBook)

Onna - Die Frau mit der Fratze

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
110 Seiten
beBEYOND (Verlag)
978-3-7325-1874-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sinclair Academy - 02 -  David Black
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Eine Geisterfrau mit einer abstoßenden Fratze treibt in den Docklands von London ihr Unwesen. Als der Geist einem kleinen Mädchen mit einer Schere das Gesicht zerschneidet, werden die Trainees der Academy gerufen. Sachiko reißt den Fall an sich, will ihn auf eigene Faust lösen und verweigert die Hilfe der anderen Geisterjäger. Doch Jack lässt sich nicht so einfach abwimmeln. Weiß Sachiko mehr über die Vorfälle als sie zugeben möchte? Zur gleichen Zeit versuchen Hassan und Staysy eine geheimnisvolle Botschaft zu entziffern - nichts ahnend, dass sie damit den Schlüssel zur Rettung von Sachiko in den Händen halten ...

SINCLAIR ACADEMY - DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von 'Geisterjäger John Sinclair' in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.

'Erinnern Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben.' - John Sinclair -

Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint monatlich als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

Kapitel 1


Kyoto, vor achtzehn Jahren

»Yoko bedeutet Sonnenkind«, sagte das Mädchen und schlug mit seinem knallroten Sonnenschirm auf den Boden. »Aber ich glaube, das war meinen Eltern egal, als sie mir den Namen gegeben haben.« Noch einmal ließ sie den Sonnenschirm auf den Boden knallen. Diesmal heftiger. Sie zerquetschte Ameisen mit dem Schirm. »Und was bedeutet dein Name?«

»Sachiko heißt Segen«, antwortete Sachiko. Sie blickte auf das Wasser des Kamo-Flusses vor ihr. Sie fand es wunderschön, wie sich der Mond im Wasser spiegelte. »Und meine Eltern haben ihn extra für mich ausgesucht.«

»Und? Bringst du deinen Eltern Segen?«

»Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben«, sagte Sachiko betrübt. »Und mein Vater würde wohl eher von Schande sprechen, wenn er mitbekommt, dass ich mich nachts mit dir am Fluss herumtreibe.«

Yoko lachte. Sie besaß ein schönes Lachen, fand Sachiko. Yoko besaß eine lockere und unbeschwerte Natur, obwohl sie es im Leben nicht immer leicht hatte. Neben der Schule musste sie viele Stunden hart arbeiten. Ihr Vater besaß eine Schuhwerkstatt, in der sich Yoko beinah jede Sekunde ihrer Freizeit aufhielt. Vom Nähen der Schuhe waren ihre Hände ganz rau und rissig.

»Ich werde mal Geisha.« Wie fest entschlossen sie war, zeigte Yoko, indem sie den knallroten Sonnenschirm in der Luft herumwirbelte. An dessen Spitze klebten tote Ameisen. »Eine Geisha, stark und schön. Niemand wird mir widerstehen können.«

»Eine Geisha, die Insekten zerdrückt?«, fragte Sachiko skeptisch.

»Ja, warum nicht?« Yoko streifte mit dem Daumen die Schirmspitze entlang. Die toten Ameisen hingen nun daran. Lässig schüttelte Yoko sie ab. »Eine Draufgänger-Geisha.«

»Du musst den Männern gefallen, du musst schön sein«, meinte Sachiko. »Es gefällt Männern sicher nicht, wenn du irgendwas plattmachst.«

»So? Was willst du denn werden? Das hässliche Entlein?«

»Warum nicht?«, antwortete Sachiko. »Mein Vater sagt immer: Wer schön sein will, muss leiden. Und ich bin ein Segen, hast du nicht gehört? Ich muss nicht leiden.«

Die beiden Mädchen kicherten.

Sachiko betrachtete den Neubau, vor dem die beiden standen. Loftwohnungen, direkt am Ufer des Kamo-Flusses. Das Gebäude übte eine gewisse Faszination auf Sachiko aus. Sie fand es schön anzusehen, warum, wusste sie nicht recht.

»Ich weiß, was ich machen will, wenn ich groß bin.« Sachiko wandte sich Yoko zu.

»Und was?«

»Häuser bauen.«

»Häuser bauen?«

»Ja, ist das nicht spannend? Sie haben einen deutschen Architekten geholt, der sich monatelang dieses Haus dort ausgedacht hat.« Sachiko deutete auf eine der Wohnungen, in der Licht brannte. »Guck mal, wie hoch die Dachgiebel dort sind! Sieht das nicht cool aus?«

»Na, du bist mir mal ein komischer Segen!« Yoko kicherte und stupste Sachiko an.

Hinter ihnen war plötzlich ein lautes Knacken zu hören. Als ob jemand auf einen Ast getreten wäre, der nachgegeben hatte und brach. Das Geräusch wurde übers Wasser getragen, hallte am Ufer wider.

Es war so spät und so still, dass es den Mädchen wie ein lauter Donnerknall vorkam.

Erschrocken fuhren sie herum. Doch bis auf tiefe Dunkelheit war nichts am Ufer zu erkennen.

»Nicht schon wieder …«, flüsterte Yoko.

»Nicht schon wieder?« Sachiko wandte sich zu Yoko. »Was meinst du?«

Yoko antwortete nicht. Ihr Atem ging hektisch.

Sachiko fasste sie bei der Schulter. »Yoko, wer ist da?«

»Sie beobachtet mich …«

»Wer beobachtet dich?«

»Ich weiß es nicht. Sie war vor ein paar Tagen schon einmal da.« Yoko umklammerte ihren knallroten Sonnenschirm. »Es ist jedes Mal, als würde sie plötzlich hinter mir stehen. Einmal habe ich mich umgedreht und konnte noch ihren blauen Kimono im Wind flattern sehen, bevor sie verschwunden ist. Und in der Hand hielt sie …« Yoko brachte den Satz nicht zu Ende.

»Was hielt sie in der Hand?«

Yoko schluckte. »Eine riesige Schere.«

Sachiko beschlich ein mulmiges Gefühl. Sie musste sofort an die Zeitungsartikel aus den vergangenen Tagen denken. Seit einigen Nächten wurden immer öfter Leichen von Frauen – vor allem von Mädchen – gefunden. Eine Mordwelle, die bereits durch Kobe und Osaka gegangen war und jetzt auch in Kyoto ankam.

»Vielleicht bildest du dir das nur ein«, meinte Sachiko schließlich. Mehr, um sich selbst zu beruhigen als ihre Freundin.

»Ja. Vielleicht«, entgegnete Yoko.

»Komm, nur weg hier und nach Hause.«

Die Gasse, durch die sie hasteten, war extrem schmal. Sachiko und Yoko passten gerade so nebeneinander. Als wäre es nicht so schon eng genug, ragten auch noch Leuchtreklameschilder auf den Gehweg. Während die Ladenbesitzer Kyotos fleißig arbeiteten, waren die Schilder eingeschaltet, doch zu dieser späten Stunde waren sie bereits erloschen. Die Gasse lag im Dunkeln.

Sollte ihnen jemand entgegenkommen, säßen sie in der Falle. Das wusste Sachiko. Dennoch hielt sie es für das Schlaueste, diesen Weg zu nehmen. Wenn die Kimonofrau mit der Riesenschere, die Yoko solche Furcht einflößte, wirklich mit den Morden zu tun hatte, war sie vielleicht hinter Yoko und Sachiko selbst her. Aber dann würde sie sich in Kyoto nicht auskennen. Und wer nicht von hier war, würde nicht auf die Idee kommen, diese schmale, verwinkelte Gasse zu nehmen.

»Ich spüre, dass sie hinter uns ist«, flüsterte Yoko. Ihre Stimme zitterte.

Sachiko schaute über die Schulter an Yoko vorbei. Dort war niemand. Alles, was sie erkannte, war ein flackerndes Licht. Die Leuchtreklametafel eines Restaurants, dessen Besitzer vergessen haben musste, sie auszuschalten.

»Alles in Ordnung, Yoko«, versicherte Sachiko ihrer Freundin flüsternd. »Wir sind gleich zu Hause.«

»Schläfst du heute bei mir?«

»Ja, gern. Mein Vater ist in London, und die Nanny … die würde nicht mal mitbekommen, wenn um sie herum die Welt untergeht.« Sachiko zwang sich ein Lächeln ab. Doch Yoko erwiderte es nicht.

Sie gingen weiter, so leise wie möglich und so schnell es die Dunkelheit in der Gasse zuließ. Sachiko hatte Angst. Das heisere Flüstern ihrer Freundin und ihr angstvoller Blick jagten Sachiko eine Gänsehaut ein.

Plötzlich sammelte sich Nebel vor ihnen in der Gasse, Nebel, der mit jedem Schritt dichter wurde. Nicht nur, dass Nebel für Kyoto ungewöhnlich war, dieser Nebel war überhaupt seltsam. Viel zu dicht. Gab es so dichten Nebel überhaupt?

Mit aller Macht verdrängte Sachiko diesen Gedanken. In Panik zu geraten, würde nicht helfen. Was zählte, war, dass die Gasse in wenigen Metern endete. Dann würden sie den Marktplatz erreichen. Und von dort aus war es nicht mehr weit bis zu Yokos Haus.

Sie erreichten das Ende der Gasse und gelangten auf den Marktplatz. Tagsüber herrschte hier Lärm, Dutzende Marktbetreiber versuchten Obst und Gemüse an den Mann zu bringen. Doch um diese Zeit war es still, der Marktplatz leer. Er lag vor ihnen wie ein endlos großer, dunkler See.

Ein kleiner Brunnen befand sich am Ende des Platzes, keine achtzig Meter von ihnen entfernt. Jedes Mal, wenn Sachiko an dem Brunnen vorbeilief, sprudelte dort Wasser. Nun war der Brunnen versiegt, ein ungewöhnlicher Anblick. Der Markt schien so lieblos. Es war fast – und bei dem Gedanken schluckte Sachiko – als wären sie in einer Geisterstadt.

»Wir müssen nach links«, sagte Sachiko. »Ich kenne eine Abkürzung.«

Sie griff Yoko bei der Hand, zog an ihr. Doch Yoko rührte sich nicht. Sachiko blickte sich zu ihrer Freundin um. Diese stand wie versteinert da und starrte, die Augen weit aufgerissen, in Richtung des Brunnens.

Sachikos Blick zuckte ebenfalls dorthin, ihr stockte der Atem.

Direkt neben dem Brunnen stand eine Gestalt und beobachtete die Mädchen. Eine Frau in einem blauen Kimono. Nein, keine Frau, denn es war kein Mensch. Es war ein Geist, der Geist einer jungen Frau. Ihr schwarzes, langes Haar wirkte wirr und zerzaust, als hätte sie es Monate lang nicht gekämmt. Mit kalten, blauen Augen funkelte sie Sachiko bedrohlich an.

In der Hand hielt die Geisterfrau eine riesige Schere. Obwohl sie längst verrostet war, wirkten die Klingen scharf geschliffen. Sie waren so lang wie der ausgestreckte Arm eines großen Mannes.

Plötzlich schwebte die Geisterfrau auf Sachiko und Yoko zu. Sie bewegte sich schnell und doch zugleich mit einer Anmut, die hypnotisierend wirkte.

»Weg hier, wir müssen weg«, keuchte Sachiko und riss an Yokos Arm. Doch Yoko rührte sich nicht, ganz, als wären ihre Füße einzementiert. »Sie kommt, um mich zu holen«, wisperte sie.

In diesem Augenblick erreichte die Geisterfrau die beiden Mädchen. Sie schien jetzt, wo sie unmittelbar vor ihnen stand, riesengroß. Wind peitschte ihr langes, schwarzes Haar und bauschte den blauen Kimono auf, obwohl es vollkommen windstill war. Vor dem Gesicht trug die Geisterfrau ein Seidentuch, das an eine OP-Maske erinnerte.

Trotz kalter Furcht arbeitete Sachikos Verstand noch. Sie hatte von der Geisterfrau gehört. Genau, sie hatte Schulfreunde von ihr erzählen hören. Das war Kuchisake-Onna, der Geist einer Frau, der junge Mädchen heimsuchte. Sachiko war kein furchtsames Kind, war es nie gewesen. Die Geschichten um Onna hatte sie stets für Gruselmärchen gehalten, die man Kindern erzählte, um sie davon abzuhalten, nachts vor die Tür zu gehen.

Sachiko erinnerte sich daran, was man über die Geisterfrau noch sagte: Sie trage die Maske, um ihr entstelltes, hässliches Gesicht zu verbergen. Angeblich sah es so grauenerregend aus, dass, wer es zu Gesicht bekam, sich vor...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2016
Reihe/Serie Die neuen Geisterjäger
Die neuen Geisterjäger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • All Age Fantasy • Buffy • Dämon • Dämonen • Eis und Feuer • Elb • Elfe • England / Großbritannien • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Geister • Geisterjäger • Grusel • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Horror • Jason Dark • john Sinclair • Kult • London • Low Fantasy • Paranormal • Paranormale Phänomene • Sinclair • Tolkien • Troll • Vampir • Vampire • Werwolf • Werwölfe • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-1874-4 / 3732518744
ISBN-13 978-3-7325-1874-6 / 9783732518746
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