Weißwurstconnection (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der achte Fall für den Eberhofer - Ein Provinzkrimi

(Autor)

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2016 | 2. Auflage
304 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43043-2 (ISBN)

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Weißwurstconnection -  Rita Falk
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Der achte Fall der Kultserie Zefix, grad will der Eberhofer den häuslichen Frieden genießen, da steckt er schon mittendrin in seinem achten Fall: Ein umstrittenes Luxus-Spa-Hotel öffnet in Niederkaltenkirchen seine Pforten. Und die Hälfte der Dorfbevölkerung tobt. Als dort kurz darauf auch noch eine Leiche in einer Marmorbadewanne liegt, muss der Eberhofer freilich wieder ran. Ganz egal, wie geschmeidig es mit der Susi läuft.

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen >Hannes< und >Funkenflieger< hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben - weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  
Spiegel-Bestseller

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Kapitel 1


 

»Schau, schau, der Eberhofer, so früh schon raus aus den Federn?«, fragt der Simmerl recht freundlich und wischt sich seine Wurstfinger an der Schürze ab.

»Schaut ganz danach aus«, sag ich und sondiere derweil schon mal die aktuellen Angebote. Ich bin der einzige Kunde hier, was aber um diese Uhrzeit auch wirklich kein Wunder ist.

»Aber wennst mich fragst, dann wärst besser noch ein bisserl liegen geblieben«, sagt er weiter, und jetzt muss ich ihn notgedrungen einmal kurz anschaun. »Ja, wirklich, müd schaust aus heut, Franz. Hast nicht gut geschlafen, oder was?«

»Ich hab überhaupt gar nicht geschlafen«, murmele ich mehr so vor mich hin, muss dabei aber grinsen.

»Ach, sag bloß, geht’s dir etwa auch so?«, fragt der Simmerl, während er ein Riesentrumm Gelbwurst durch seinen Schneider jagt. »Ich weiß nicht, aber mit jedem verflixten Jahr, wo ich älter werd, da schlaf ich schlechter und schlechter. Und dann steh ich ja oft schon um halb vier auf und bin den ganzen Tag lang wie gerädert. Hm. Aber ich kann mich erinnern, die Inge Meysel, die hat ja seinerzeit, also schon vor etlichen Jahren, da hat die schon in einem Interview erzählt, dass sie nur noch höchstens drei oder vier Stunden schlafen kann jede Nacht.«

»Soso.«

Der Simmerl. Die Einfalt in Person. Echt. Wobei man jetzt zu seiner Ehrrettung vielleicht schon sagen muss, dass, wenn man mit der Gisela verheiratet ist, dann wünscht man sich wahrscheinlich des Nächtens sowieso nix sehnlicher wie einen todesähnlichen Schlaf oder so. Einfach, weil sie sich so ganz allmählich von einem lustigen Möpschen in ein hochexplosives Ölfass zu verwandeln droht. Woran das liegt, kann ich noch nicht einmal ahnen. Fakt aber ist, dass es so ist.

Und wie auf Kommando wird jetzt die schwere Tür zum Schlachthaus aufgerissen, und der Schädel der werten Metzgersgattin erscheint höchstpersönlich dort im Türrahmen. Der hochrote Schädel, muss man ihn wohl der Genauigkeit halber nennen.

»Ja, Herrschaft, was ist jetzt, Simmerl? Wo bleibt denn die depperte Gelbwurst, ’zefix? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit«, schreit sie und würdigt mich dabei keines einzigen Blickes. »Oder glaubst, das scheiß Büfett, das macht sich von selber, oder was?«

»Ist schon im Anmarsch«, knurrt der Simmerl retour, dreht sich ab und drückt einen fetten Beutel in ihre ebensolchen Arme. Sie schnauft ihn kurz an, dass man fast glaubt, dicken Dampf aus ihren Nasenlöchern qualmen zu sehen, und schon ist sie wieder verschwunden.

»Ja, immer wieder ein Sonnenschein, deine Gisela«, sag ich und widme mich lieber wieder der feinen Vitrine.

»Frag nicht. Und irgendwie wird es jeden Tag schlimmer, ob’st das glaubst oder nicht. Wahrscheinlich auch so eine unerfreuliche Begleiterscheinung des Alters oder so. Jedenfalls verschwindet ihre gute Laune praktisch im Gleichschritt mit ihrer Anziehungskraft. Ja, gut, ein Model, das war sie ja eigentlich nie, meine Gisela. Aber wie sie sich jetzt gehen lässt, seit unser Max ausgezogen ist …«

»Apropos Max«, sag ich und beweg mich dabei ein paar Schritte weg vom Tresen, in die linke Ecke neben dem Schaufenster. Also quasi genau dorthin, wo seit geraumer Zeit eine sogenannte »Fresh-and-Healthy-Bar« entstehen soll. Immerhin: das dazugehörige Schild hängt schon mal drüber, wenn auch die restliche Einrichtung ganz offensichtlich noch im Styropor und Schneewittchenschlaf dümpelt.

»Ja, diese scheiß Frische-Bar vom Max«, brummt der Simmerl und streift sich über den fast blanken Schädel. »Es ist zum Kotzen, echt. Du kriegst in diesem verdammten Kaff keinen einzigen Handwerker mehr. Alle sind seit Wochen nur am Hotelbau drüben. Der Max, der kriegt schon die Krätze, weil nix vorwärtsgeht hier. Und die Stimmung von der Gisela … na ja, du siehst es ja selber.«

»Verstehe. Aber Fresh-and-Healthy, ich mein, ist das nicht ein bisserl arg dick aufgetragen, Simmerl? Ich mein, hier bei uns am Land. Hätt’s da nicht auch was Bayrisches getan? Oder wenigstens was Deutsches?«

»Ja, glaubst, das ist auf meinem Mist gewachsen, oder was. Glaubst, ich bin deppert. Ich kann das ja noch nicht einmal aussprechen, ohne dass ich mir die Zunge brech.«

»Ach so.«

»Ja, ach so, Herr Gscheitmeier. Weißt du was, Franz …«, sagt er, kommt ein ganzes Stück näher an mich ran, wirft einen kurzen Blick in Richtung Schlachthaustür und schlägt dann einen kaum vernehmbaren Flüsterton an. »Weißt du was, Franz … ich, ich hab hier herinnen überhaupt nix mehr zu melden, kapiert? Der Max, der wohnt jetzt mit seiner Schnecke in einer schicken Wohnung drüben im Neubaugebiet und wartet auf die Fertigstellung von seinem Fresh-und-Keine-Ahnung-Scheißdreck, den ich zwar nicht haben will, aber sehr wohl bezahlen darf. Und die Gisela, die schmollt, weil ihr Kronjuwel jetzt lieber pimpert, statt an ihrer Mutterbrust zu verweilen, wartet aber ebenfalls auf den Fresh-und-’zefix-Scheißdreck und macht mir derweil das Leben zur Hölle. So, und jetzt bist du dran. Hast du da irgendwas hinzuzufügen? Oder hast du vielleicht einen genialen Verhaltenstipp für mich und kannst mir wenigstens deine Knarre ausleihen? Ich schwör’s, du kriegst sie zurück. Ich brauch nur einen einzigen Schuss. Oder zwei.«

»Schwör’s!«, sag ich noch so, und schon schnalzen seine drei Schwurfinger direkt vor meine Nase.

Hm. Arme Sau, unser Simmerl, muss man da schon fast sagen, gell. Da kann man dann freilich durchaus Verständnis aufbringen, wenn er sich nichts sehnlicher wünscht als einen langen und sehr tiefen Schlaf, ganz klar. Ob für sich selber oder eher die bucklige Verwandtschaft, das mag jetzt mal dahingestellt sein.

Da kann ich ja direkt nur von Glück reden, dass bei mir die Sache anders ausschaut. Ganz anders, könnte man vielleicht sogar sagen. Denn wenn ich so nachdenk, haben meine Susi und ich endlich wieder ein richtig hammermäßiges Liebesleben. Seit der Geburt von unserem kleinen Paul. Um ganz genau zu sein, eher seit dem Ende dieser nervtötenden Wochenbettzickereien. Und das, obwohl die Susi und ich bereits durch alle erdenklichen Höhen und Tiefen einer Beziehung gegangen sind. Richtig hammermäßig, wirklich. So wie in unserer allerersten gemeinsamen Zeit beispielsweise. Ja, ganz genauso. Und da ist ja an Schlaf erst gar nicht mehr zu denken. Und so kann es dann schon einmal vorkommen, dass man am Samstagmorgen in einer Metzgerei steht und nicht grad ausschaut wie ein Adonis oder etwa wie ganz frisch raus aus der Schönheitsfarm, gell. Aber lassen wir das.

»Sag einmal, Franz«, reißt mich der Simmerl plötzlich aus meinen Überlegungen heraus. »Du und die Susi, ihr habt doch nicht etwa die ganze Nacht lang …?«

Vermutlich hat er grad irgendwie meine Gedanken erraten, wer weiß. Jedenfalls steht er jetzt mit verschränkten Armen so vor mir und grinst mich breit an. Ich zuck nur kurz mit den Schultern und widme mich nun stattdessen lieber erneut und mit äußerster Konzentration meinen möglichen Frühstücksvarianten.

»Das glaub ich jetzt nicht«, flüstert er wieder, wie ich finde, ein bisschen verklemmt, und kichert dabei wie ein Schulbub. »Nein, das kann ich nicht glauben!«

Ja, ob der depperte Metzger das nun glauben mag oder auch nicht, ist mir relativ wurst. Es ist einfach so, und ich finde, es gibt durchaus schlimmere Nächte als die vergangene.

Gott sei Dank aber muss ich mir darüber keine weiteren Gedanken machen, denn just in diesem Moment und unter dem Gebimmel der Simmerl’schen Türglocke geht die Ladentür auf und unser dorfeigener Gas-Wasser-Heizungspfuscher stößt in unsere lauschige Mitte. Heut jedoch erscheint er nicht wie üblich etwa im schmierigen Blaumann oder in irgendeiner seiner absonderlichen Jogginghosen. Nein, heut eher sportlich-elegant, im schneeweißen Hemd und in Jeans sowie einem sehr feinen dunkelblauen Anorak und ebensolchen Sneakers. Da schau einer an, der Flötzinger kann tatsächlich mal aussehen wie ein ganz normaler Mensch. Und schon einige Augenblicke später, gleich nachdem ich nun endlich meine Bestellung kundgetan hab, da erfahren wir auch den Grund für sein ungewöhnliches Outfit. Gleich, erzählt er uns mordswichtigerweise, muss er nämlich noch einmal rüber zu unserem nigelnagelneuen Schickimicki-Hotel, dem Heimatwinkel, wo er die letzten Monate für die gesamte Installation aller erdenklichen Schüsseln und Wannen verantwortlich war. Ja, auch wir in Niederkaltenkirchen leben nicht mehr hinter dem Mond, sondern haben jetzt ein Spa-Hotel vom Allerfeinsten. Ganz egal, ob wir’s nun haben wollten oder eher nicht. Jetzt steht es jedenfalls hier. Samt Lounge, Wellnessbereich, hochmodernem Gym und einem 1a-Kosmetikstudio. Vom Feinschmeckertempel mit offenen Kaminen und diversen Konferenzräumen der edelsten Sorte mag ich gar nicht erst reden. Da soll noch mal einer behaupten, wir leben in der Provinz. Lächerlich.

Aber wurst.

Jedenfalls hat der Flötzinger eben heute die finale Abnahme vor Ort, ehe dann am nächsten Freitag die hochoffizielle Einweihungsfeier dort stattfinden soll.

»Aber wieso musst du jetzt ausgerechnet am Samstag da hin?«, will der Simmerl wissen, grad, wie er meine sorgfältige Auswahl einzutüten beginnt.

»Ja, glaubst du nicht, dass mich das nervt«, stöhnt der Flötzinger – und für meinen Begriff ein bisschen arg theatralisch. »Aber weil eben diese blöde Eröffnung jetzt vor der Tür steht, da wollen die vom Hotel halt unbedingt heute die Abnahme machen, damit ich im Notfall nächste Woche noch mal nachbessern kann, was absolut lächerlich ist. Doch wie heißt es so schön, wer zahlt, schafft an. Und zwar alles.«

Jetzt nicken wir alle drei.

»Ja, Scheiße«,...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2016
Reihe/Serie Franz Eberhofer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 8. Fall • achter Fall • bayerische Küche • Bayern • Bayernkrimi • Bestseller • Deutschsprachige Krimis • Dorfpolizist • Franz Eberhofer • Heimatkrimi • Humor • Krimiparodie • Krimis Deutschland • Kultkrimi • Niderkaltenkirchen • Niederbayern • Niederkaltenkirchen • Oma Eberhofer • Provinzkrimi • Regiokrimi • regiokrimi bayern • Regionalkrimi • Rezepte Bayern • Rudi Birkenberger
ISBN-10 3-423-43043-5 / 3423430435
ISBN-13 978-3-423-43043-2 / 9783423430432
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