Die Welt der Drachen (eBook)

Die Drachenreiter von Pern, Band 1 - Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-20978-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Welt der Drachen -  Anne McCaffrey
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Stunde der Drachenreiter
Seit Jahrtausenden besteht zwischen den stolzen Drachen und den Menschen, die mit ihnen gemeinsam auf dem Planeten Pern leben, ein festes Bündnis. Die Drachen und ihre Reiter schützen mit ihren speziellen Fähigkeiten Pern vor den katastrophalen Folgen, die die periodische Annäherung eines fremden Himmelskörpers mit sich zu bringen pflegt. Aber die Beschützer des Planeten gelten gegenwärtig nicht viel, denn es ist ungewöhnlich lange her, seit Pern zum letzten Mal in Gefahr war. Als Geächtete fristen die Drachenreiter ihr Leben - bis ihre Stunde wieder kommt. Dann, als der rote Stern nah am Himmel seine Bahn zieht, greifen sie ein und verteidigen Pern gegen eine Invasion der ganz besonderen Art.

Anne McCaffrey wurde am 1. April 1926 in Cambridge, Massachusetts, geboren, und schloss 1947 ihr Slawistik-Studium am Radcliffe College ab. Danach studierte sie Gesang und Opernregie. In den Fünfzigerjahren veröffentlichte sie ihre ersten Science-Fiction-Kurzgeschichten, ab 1956 widmete sie sich hauptberuflich dem Schreiben. 1967 erschien die erste Story über die Drachenreiter von Pern, 'Weyr Search', und gewann den Hugo Award im darauffolgenden Jahr. Für ihre zweite Drachenreiter-Story 'Dragonrider' wurde sie 1969 mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Anne McCaffrey war die erste Frau, die diese beiden Preise gewann, und kombinierte die beiden Geschichten später zu ihrem ersten Drachenreiter-Roman 'Die Welt der Drachen'. 1970 wanderte sie nach Irland aus, wo sie Rennpferde züchtete. Bis zu ihrem Tod am 21. November 2011 im Alter von 85 Jahren setzte sie ihre große Drachenreiter-Saga fort, zuletzt zusammen mit ihrem Sohn Todd.

Teil I


 

Rührt die Trommeln für den Krieg,

Schlagt die Harfe für den Sieg.

Feuer, friss dich tief ins Land,

Bis der Rote Stern gebannt.

 

Lessa fror, als sie erwachte. Es war nicht nur die Kälte der ewig feuchten Steinwände. Sie fror, weil sie eine Gefahr heraufziehen spürte, deutlicher noch als vor zehn Planetendrehungen, da sie sich wimmernd in der stinkenden Hütte des Wachwhers verkrochen hatte.

Starr vor Konzentration lag Lessa im Stroh der muffigen Käsekammer, die sie nachts mit den anderen Küchenmägden teilte. Es war etwas Zwingendes in der düsteren Vorahnung, wie sie es noch nie zuvor empfunden hatte. Sie nahm Verbindung mit dem Wachwher auf. Er machte seine Runden durch den Hof, die Kette so angespannt, dass sie ihm in den Hals schnitt. Er war rastlos, aber er schien nichts Ungewöhnliches in der schwindenden Nacht zu bemerken.

Lessa rollte sich zu einem winzigen Bündel zusammen. Sie presste die Arme um den Oberkörper, um die verkrampften Schultern zu lockern. Dann, während sie sich entspannte, Muskel um Muskel, Gelenk um Gelenk, versuchte sie zu ertasten, welche subtile Drohung es sein mochte, die sie weckte, aber den überempfindlichen Wachwher unberührt ließ.

Die Gefahr lag bestimmt nicht innerhalb der Mauern von Ruatha. Sie näherte sich auch nicht vom gepflasterten Außenhof, wo die Grashalme unerbittlich durch den bröckeligen Mörtel drängten, grüne Zeugen der Verwahrlosung. Sie kam nicht den wenig benutzten Fußweg vom Tal herauf, und sie lauerte nicht in den Steinhütten der Handwerker am Fuße des Burgberges. Und sie roch nicht nach dem Wind, der von Tilleks kalten Gestaden herüberwehte. Dennoch durchfuhr sie scharf Lessas Sinne, vibrierte durch jeden Nerv ihres schmalen Körpers. Völlig wachgerüttelt, versuchte sie die Drohung zu identifizieren, bevor ihre Empfänglichkeit verflog. Sie sandte ihre Gedanken bis zum Pass aus, weiter als sie sich je gewagt hatte. Auf Ruatha war die Gefahr nicht – noch nicht. Und sie hatte nichts Vertrautes an sich. Also ging sie nicht von Fax aus.

Insgeheim war Lessa froh darüber, dass Fax sich seit drei vollen Planetendrehungen nicht mehr auf Ruatha gezeigt hatte. Die schlampige Arbeit der Handwerker, die verwahrlosten Gehöfte, ja selbst die bemoosten Steine der Burg versetzten den selbsternannten Herrn des Hochlands so in Zorn, dass er darüber vergaß, weshalb er die einst stolze und reiche Burg erobert hatte.

Getrieben von dem Zwang, die beklemmende Drohung zu erforschen, suchte Lessa im Stroh nach ihren Sandalen. Sie erhob sich, bürstete mechanisch ein paar Strohhalme aus dem verfilzten Haar und schlang es im Nacken zu einem hässlichen Knoten.

Sie stieg über die schlafenden Mägde hinweg, die sich der Kälte wegen dicht zusammendrängten, und huschte die ausgetretenen Stufen zur eigentlichen Küche hinauf. Der Koch und sein Helfer lagen auf dem langen Tisch vor dem Herd, die breiten Rücken dem schwach glimmenden Feuer zugewandt. Sie schnarchten misstönend. Lessa glitt durch die dunkle Küche auf die Tür zu, die in den Hof vor den Stallungen führte. Sie zwängte sich durch einen schmalen Spalt ins Freie. Das Kopfsteinpflaster unter ihren Sohlen war eiskalt, und sie schauderte, als die Nachtluft ihre geflickten Kleider durchdrang.

Der Wachwher glitt zur Begrüßung herbei. Er bettelte wie immer darum, freigelassen zu werden. Tröstend kraulte sie ihm die spitzen Ohren und versprach ihm, dass sie ihn bei Gelegenheit tüchtig abschrubben würde. Er zerrte wimmernd am Ende der Kette, als sie weiterging und den Wachtturm über dem massiven Burgtor erklomm. Lessa starrte angestrengt nach Osten, wo sich die steinernen Brüste des Passes schwarz gegen das erste Licht der Dämmerung abhoben.

Unentschlossen wandte sie sich nach links, denn die Gefahr schien auch aus dieser Richtung zu kommen. Ihr Blick wurde von dem Roten Stern angezogen, der seit kurzem den Morgenhimmel beherrschte. Er sandte ein pulsierendes, rubinrotes Licht aus, bis die aufgehende Sonne seinen Glanz verblassen ließ. Bruchstücke von Erzählungen und Balladen über die Erscheinung des Roten Sterns kamen ihr in Erinnerung, zu rasch und zusammenhanglos, um einen Sinn zu ergeben. Darüber hinaus fühlte sie instinktiv, dass die größere Drohung nicht im Nordosten, sondern im Osten lag. Sie sah starr in diese Richtung, als könnte sie durch beschwörende Blicke eine Brücke zu der Gefahr schlagen, die sie spürte. Und dann ließ die warnende Vorahnung sie los. Im gleichen Augenblick hörte sie das dünne Winseln des Wachwhers.

Lessa seufzte. Sie hatte keine Antwort im Morgengrauen gefunden, nur zwiespältige Andeutungen. Sie musste warten. Sie hatte die Warnung vernommen und akzeptiert. Ans Warten war sie gewöhnt. Hartnäckigkeit, Ausdauer und List waren mit ihre stärksten Waffen. Dazu kam die unerschöpfliche Geduld einer Frau, die ihr Leben lang auf Rache gesonnen hatte.

Frühlicht erhellte die ungepflügten Felder im Tal. Frühlicht fiel auf verkrümmte Obsthaine, in denen vereinzelte Milchkühe nach Gras suchten. Das Gras auf Ruatha wuchs, wo es nicht wachsen sollte, und verdorrte, wo man es angepflanzt hatte. Lessa wusste kaum noch, wie das Ruatha-Tal früher ausgesehen hatte, als es noch Glück und Fruchtbarkeit kannte. Als Fax noch nicht hier herrschte. Ein düsteres Lächeln stahl sich über ihr Gesicht. Fax hatte mit der Eroberung von Ruatha keinen Gewinn erzielt ... und so sollte es bleiben, solange sie, Lessa, lebte. Er ahnte nicht, wer an seinem Verderben arbeitete.

Oder doch? In Lessas Innerem hallte immer noch die Drohung wider, die sie empfangen hatte. Im Westen lag die Stammburg von Fax, sein einziger rechtmäßiger Besitz. Im Nordosten gab es nichts außer nackten, öden Bergen und dem Weyr, der Pern beschützte.

Lessa richtete sich hoch auf und atmete die klare, frische Morgenluft ein.

Ein Hahn krähte vor dem Stall. Lessa wirbelte herum. Mit aufmerksamen Blicken spähte sie im äußeren Burghof umher, ob sie jemand in dieser ungewöhnlichen Pose entdeckt hatte. Sie löste ihr Haar und ließ die dichten, fettigen Strähnen ins Gesicht fallen. Ihr Körper nahm wieder die gebeugte Haltung an, die sie seit Jahren vortäuschte. Rasch stieg sie in die Tiefe und ging hinüber zum Wachwher. Er winselte mitleiderregend. Seine empfindlichen Augen tränten im wachsenden Tageslicht. Lessa umarmte den schuppigen Kopf des Tieres, ohne auf seinen fauligen Atem zu achten, und strich ihm über die Ohren und Augenwülste. Der Wachwher geriet in Ekstase. Sein langgestreckter Körper zitterte, und die gestutzten Flügel spreizten sich raschelnd. Er allein wusste, wer sie war. Und von allen Geschöpfen auf Pern vertraute sie ihm allein – seit jenem Morgen, als sie vor den Schwertern Zuflucht in seiner Hütte gesucht hatte.

Langsam erhob sie sich und ermahnte ihn, in Gegenwart anderer so zu tun, als hasse er sie wie alle Menschen. Er versprach es, aber sie spürte sein Zögern.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen über die äußere Burgmauer, und der Wachwher flüchtete mit einem Aufschrei in sein dunkles Lager. Lessa huschte eilig in die Küche und in die Käsekammer.

 

 

Aus dem Weyr, zutiefst im Fels,

Steigen auf die Drachenreiter,

Schweben leuchtend über Pern,

Sind hier und dort, sind nah und fern.

 

F'lar, auf dem breiten Nacken seines Bronzedrachen Mnementh, erschien als erster über dem Stammsitz von Fax, dem sogenannten Herrn des Hochlands. Hinter ihm tauchte in einem präzisen Keil das Geschwader auf. F'lar überprüfte automatisch die Formation; sie hatte sich seit ihrem Eintritt ins Dazwischen nicht verändert.

Während Mnementh, um die freundschaftliche Natur des Besuches zu unterstreichen, in einem Bogen auf den Außenbezirk der Burg zusteuerte, betrachtete F'lar mit wachsendem Abscheu den schlechten Zustand der Hügelverteidigungen. Die Feuersteingruben waren leer, und Moos überzog die Felsrinnen.

Gab es in ganz Pern überhaupt noch einen Baron, der den alten Gesetzen gehorchte und jegliches Grün von seinem Besitz verbannte? F'lar presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Wenn diese Suche und die anschließende Gegenüberstellung vorbei waren, musste man im Weyr feierlich zu Gericht sitzen und Strafen gegen die Barone aussprechen. Und bei den goldenen Eierschalen der Königin, er wollte persönlich dafür sorgen, dass diese Lethargie ein Ende nahm! Der grüne Schimmer musste von den Höhen Perns gesengt werden. Auf keinem Burghof sollte mehr Gras wachsen. Auch die Gehöfte würden seine Strenge spüren. Und die Abgaben, die so zögernd und widerwillig in den Drachenweyr flossen, sollten rascher und unter Androhung von Feuersteinbeschuss eingetrieben werden.

Mnementh knurrte zustimmend, als er elegant auf den moosgeränderten Platten des Hofes landete. Der Bronzedrachen rollte die großen Schwingen ein. Eine Fanfare klang im Wachturm auf. F'lar deutete an, dass er absteigen wolle, und Mnementh ging in die Knie. Der Bronzereiter stand neben dem riesigen keilförmigen Kopf seines Drachen und wartete höflich auf die Ankunft des Burgherrn. Seine Blicke schweiften über das Tal, das dunstig in der warmen Frühlingssonne dalag. Er schien die neugierigen Gesichter nicht zu bemerken, die ihn durch Schießscharten und Fensterschlitze beobachteten.

F'lar drehte sich nicht um, als ein Flügelrauschen die Ankunft des Geschwaders verriet. Er wusste jedoch, dass sein Halbbruder, der braune Reiter F'nor, eine Drachenlänge hinter ihm Aufstellung genommen hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie F'nor mit dem Stiefelabsatz das Gras zertrat, das üppig...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2017
Übersetzer Birgit Reß-Bohusch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dragonflight
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Anne McCaffrey • diezukunft.de • Drachen • Drachenreiter von Pern Saga • eBooks • Ferne Zukunft • Science Fantasy
ISBN-10 3-641-20978-1 / 3641209781
ISBN-13 978-3-641-20978-0 / 9783641209780
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99