Die Tochter der Wälder & Der Sohn der Schatten (eBook)

Zwei Romane in einem Band
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
1360 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44335-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tochter der Wälder & Der Sohn der Schatten -  Juliet Marillier
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Die ersten beiden Teile der erfolgreichen »Sevenwaters-Saga« von Juliet Marillier jetzt in einem Band! »Die Tochter der Wälder« »Du wirst herausfinden, was zu tun ist, Tochter der Wälder - durch Verrat und Verlust und durch viele Prüfungen ...« Im 9. Jahrhundert nach Christus müssen die keltischen Fürsten ihr Land gegen den Ansturm der Briten verteidigen. Fern der Schlachtfelder wächst Sorcha als jüngste Tochter der Herren von Sevenwaters auf. Das behütete Leben findet ein jähes Ende als ein Fluch ihre sechs Brüder trifft. Sorcha ist die Einzige, die sie retten kann - doch dafür muss sie mehr aufgeben als sie sich jemals hätte vorstellen können ... »Der Sohn der Schatten« »Wir stehen einer Feindin gegenüber, die uns schon lange bedroht«, sagte die Herrin des Waldes. »Sie hat die Menschen und die Feen überlistet, und nun hat sie die ganze Zukunft unseres Volkes in der Hand.« Die junge Kräuterkundige Liadan besitzt eine besondere Gabe: Sie kann nicht nur den Körper heilen, sondern auch Geist und Seele. Doch nun scheint es an ihr zu sein, weit mehr als das zu tun - denn das Schicksal ihrer Heimat Sevenwaters hängt von ihr ab. Hin- und hergerissen zwischen den Befehlen des alten Feenvolks und dem Wunsch, ihren eigenen Gefühlen zu folgen, muss Liadan eine schicksalsträchtige Entscheidung treffen ...

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

1


Drei Kinder lagen auf den Felsen am Ufer. Ein dunkelhaariges kleines Mädchen. Zwei Jungen, ein wenig älter. Dieses Bild sitzt für immer in meiner Erinnerung fest, wie ein zerbrechliches Geschöpf, das in Bernstein erhalten wurde. Ich selbst, meine Brüder. Ich erinnere mich an die kleinen Wellen, die entstanden, als ich mit dem Finger über die schimmernde Wasseroberfläche fuhr.

»Beug dich nicht so weit vor, Sorcha«, sagte Padraic. »Du könntest hineinfallen.« Er war ein Jahr älter als ich und versuchte, so viel wie möglich aus der geringen Autorität, die ihm das verlieh, herauszuholen. Das war wohl verständlich – immerhin hatte ich insgesamt sechs Brüder, und fünf von ihnen waren älter als er.

Ich ignorierte ihn und griff in die geheimnisvolle Tiefe hinein.

»Sie könnte reinfallen, nicht wahr, Finbar?«

Langes Schweigen. Als es andauerte, schauten wir beide Finbar an, der auf dem Rücken lag, ganz auf dem warmen Felsen ausgestreckt. Er schlief nicht; seine Augen spiegelten das offene Grau des Herbsthimmels wider. Sein Haar breitete sich wirr und schwarz über dem Fels aus. Er hatte ein Loch im Jackenärmel.

»Die Schwäne kommen«, sagte Finbar schließlich. Er setzte sich langsam auf und stützte das Kinn auf die angezogenen Knie. »Sie kommen heute Abend.«

Hinter ihm brachte eine Brise die Zweige von Eichen und Ulmen, Eschen und Holunder zum Beben und verstreute ein paar Blätter, golden, bronzefarben und braun. Der See lag in einem Kreis bewaldeter Hügel, geschützt wie in einem großen Kelch.

»Woher willst du das wissen?«, fragte Padraic. »Wie kannst du so sicher sein? Sie könnten auch morgen kommen oder übermorgen. Oder sie könnten an einen anderen Ort ziehen. Du bist immer so überzeugt.«

Ich weiß nicht mehr, ob Finbar antwortete oder nicht, aber später an diesem Tag, in der Abenddämmerung nahm er mich wieder mit zum Seeufer. Im Zwielicht über dem Wasser sahen wir, wie die Schwäne heimkamen. Die letzten schrägen Sonnenstrahlen fingen eine weiße Bewegung am dunkler werdenden Himmel ein. Sie waren nahe genug, dass wir ihre Formation erkennen konnten, die ordentlichen Reihen, die im trüber werdenden Licht durch die Luft segelten. Das Rauschen der Flügel, die Vibration der Luft. Der letzte Gleitflug zur Wasseroberfläche, das silbrige Aufblitzen, als das Wasser sich teilte, um sie zu empfangen. Als sie landeten, klang das Geräusch wie mein Name, wieder und wieder: Sorcha, Sorcha. Meine Hand stahl sich in Finbars Hand; wir standen reglos, bis es dunkel war, und dann brachte mein Bruder mich nach Hause.

Wenn man das Glück hat, so aufzuwachsen wie ich, hat man viele gute Dinge, an die man sich erinnern kann. Und einige nicht so gute. Einmal, im Frühling, auf der Suche nach den winzigen grünen Fröschen, die auftauchten, sobald die erste Wärme in der Luft lag, platschten meine Brüder und ich knietief im Bach und machten dabei genug Lärm, um jedes Lebewesen zu vertreiben. Es waren drei meiner sechs Brüder dabei: Conor, der vor sich hin pfiff; Cormack, sein Zwillingsbruder, der sich hinter ihn schlich, um ihm eine Handvoll Sumpfgewächse in den Kragen zu stecken, ­woraufhin die beiden sich ringend und lachend im Wasser wälzten; und Finbar. Finbar war weiter bachaufwärts gegangen und wartete dort bei einem kleinen Felstümpel. Er drehte die Steine nicht um, um die Frösche zu finden; er wartete und lockte sie mit seinem Schweigen heraus.

Ich hatte eine Handvoll Wildblumen gepflückt, Veilchen, Mädesüß und die kleinen rosafarbenen, die wir Kuckucksblumen nennen. Unten am Ufer gab es eine neue Art mit hübschen, sternförmigen Blüten in einem zarten, hellen Grün und Blättern wie graue Federn. Ich stakste näher und streckte eine Hand danach aus.

»Sorcha! Nicht anfassen!«, rief Finbar rasch.

Erschrocken blickte ich auf. Finbar befahl mir sonst nie etwas. Wenn es Liam gewesen wäre, der älteste, oder Diarmid, der nächste im Alter, hätte ich das erwartet, Finbar rannte jetzt zurück zu mir und hatte die Frösche offenbar vergessen. Aber wieso sollte ich von ihm Notiz nehmen? Er war nicht soviel älter als ich, und es war nur eine Blume. Ich hörte ihn noch sagen: »Sorcha, nicht …«, als ich meine kleinen Finger an einen der weichen Stengel legte.

Der Schmerz in meiner Hand war wie Feuer – ein glühend heißes Stechen, das bewirkte, dass ich das Gesicht verzog und aufheulte, während ich den Weg entlangrannte. Meine anderen Blumen hatte ich längst fallen lassen. Finbar hielt mich eher unsanft auf, packte mich mit den Händen an den Schultern.

»Mieren«, sagte er und sah sich meine Hand an, die dabei war, zu schwellen und eine beunruhigende Rotfärbung anzunehmen. Inzwischen hatte mein Geschrei auch bewirkt, dass die Zwillinge angerannt kamen. Cormack hielt mich fest, weil er stark war, und ich heulte und schlug vor Schmerz um mich. Conor riss einen Streifen von seinem schmutzigen Hemd. Finbar hatte zwei spitze Zweige gefunden, und damit zog er vorsichtig einen nach der anderen die winzigen nadelähnlichen Stacheln heraus, die die Pflanze in meiner weichen Haut hinterlassen hatte. Ich erinnere mich an den Druck von Cormacks Händen auf meinen Armen, während ich unter Schluchzen nach Luft schnappte, und ich kann immer noch hören, wie Conor leise auf mich einredete, während Finbar mit geschickten Fingern seiner Arbeit nachging.

»… und sie hieß Deirdre, Herrin des Waldes, aber niemand sah sie jemals. Nur bei Nacht, wenn man unter den Birken entlangging, konnte man vielleicht einen Blick auf ihre hochgewachsene Gestalt in einem mitternachtsblauen Umhang erhaschen, und ihr langes Haar, wild und dunkel, hing ihr auf den Rücken. Sie trug eine kleine Krone aus Sternen …«

Als Finbar fertig war, verbanden sie mir die Hand mit Conors improvisiertem Verband und ein paar zerdrückten Butterblumenblüten, und am nächsten Morgen war es besser. Und als wir nach Hause kamen, verrieten sie meinen älteren Brüdern nicht, was für ein dummes Mädchen ich doch war.

Von da an wusste ich, was Mieren waren, und ich machte mich daran, mehr über andere Pflanzen herauszufinden, die weh tun oder heilen konnten. Ein Kind, das halb wild im Wald aufwächst, lernt dessen Geheimnisse zum Teil einfach durch Erfahrung. Essbare Pilze und Giftpilze. Flechten, Moos und Kletterpflanzen. Blätter, Blüten, Wurzeln und Rinde. Überall in dem sich schier endlos erstreckenden Wald wuchsen unter riesigen Eichen, starken Eschen und sanften Birken eine Myriade kleinerer Pflanzen. Ich lernte, wie ich sie finden konnte, wann ich sie schneiden musste und wie man sie als Salbe oder Aufguss verwendete. Aber damit war ich nicht zufrieden. Ich redete mit den alten Frauen, bis sie meiner müde wurden, und ich studierte alle Manuskripte, die ich finden konnte, und probierte selbst Dinge aus. Es gab immer noch mehr zu lernen, und es mangelte nie an Arbeit.

Wo liegt der Anfang? Als mein Vater meine Mutter kennenlernte, sein Herz verlor und sich entschied, aus Liebe zu heiraten? Oder bei meiner Geburt? Ich hätte der siebte Sohn eines siebten Sohns sein sollen, aber die Göttin hat uns einen Streich gespielt, und ich war ein Mädchen. Und nachdem sie mich zur Welt gebracht hatte, starb meine Mutter.

Man könnte nicht sagen, dass mein Vater sich seinem Schmerz ergab. Dazu war er zu stark. Aber nachdem er sie verloren hatte, erlosch ein Licht in ihm. Es ging nur noch um Beratungen und Machtspiele und Verhandlungen hinter geschlossenen Türen. Das war alles, was er sah, alles, was ihm noch etwas bedeutete. Also wuchsen meine Brüder wild im Wald rings um Sevenwaters auf. Und ich war vielleicht nicht der siebte Sohn der alten Geschichten, derjenige, der magische Kräfte und die Gunst des Feenvolkes haben soll, aber ich trottete dennoch hinter den Jungen her, und sie liebten mich und zogen mich so gut auf, wie ein Rudel Jungen es eben kann.

Unser Zuhause war nach den sieben Bächen benannt, die sich den Hügel herab in den großen, von Bäumen umgebenen See er­gossen. Es war ein abgelegener, stiller, seltsamer Ort, gut bewacht von schweigsamen Männern in Grau, die ihre Messer, Äxte und Schwerter scharf hielten. Mein Vater ging kein Risiko ein. Mein Vater war Lord Colum von Sevenwaters, und sein Túath war das Sicherste und geheimste diesseits von Tara. Alle achteten ihn. Viele fürchteten ihn. Außerhalb des Waldes gab es so etwas wie Sicherheit nicht. Stammeshäuptling kämpfte gegen Stammeshäuptling, König gegen König. Und dann waren da die Überfälle von See her. Häuser christlicher Gelehrsamkeit wurden geplündert, ihre friedlichen Bewohner getötet oder verjagt. Manchmal griffen die heiligen Brüder in ihrer Verzweiflung selbst zu den Waffen. Der alte Glaube ging in den Untergrund. Die Nordländer versuchten, unsere Strände einzunehmen, bauten in Dublin ein Lager und überwinterten dort, so dass sich um diese Jahreszeit niemand sicher fühlen konnte. Selbst ich hatte bereits Spuren ihrer Untaten gesehen, denn in Killery gab es eine Ruine, wo sie die heiligen Frauen getötet und ihre Zuflucht zerstört hatten. Ich ging nur einmal dorthin. Es lag ein Schatten über diesem Ort. Wenn man zwischen den Trümmern einherging, konnte man immer noch das Echo der Schreie der Frauen hören.

Aber mein Vater war anders. Lord Colums Autorität war absolut. Innerhalb des Ringes von Hügeln, die von uraltem Wald bedeckt waren, waren seine Grenzen so sicher, wie es in diesen unruhigen Zeiten überhaupt nur möglich war. Für jene, die ihn nicht achteten, die ihn nicht verstanden, war der Wald undurchdringlich. Ein Mann oder ein ganzer Trupp von Männern, die sich nicht auskannten, konnte sich dort hoffnungslos verirren in all den plötzlichen...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2017
Übersetzer Regina Winter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Druiden • Fantasy • Fee • Fluch • Gabe • Hexe • Irland • Kelten • Kräuterkunde • Liebe • Magie • Prophezeiung • Rache • Saga • Sevenwaters • Söldner • Zauberin
ISBN-10 3-426-44335-X / 342644335X
ISBN-13 978-3-426-44335-4 / 9783426443354
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