Aloha. Tod im Paradies (eBook)

Ein Hawaii-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-26320-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aloha. Tod im Paradies -  Debra Bokur
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Der perfekte Urlaubskrimi - einfach aufschlagen und das Meer rauschen hören.
Am paradiesischen Strand von Maui, Hawaii, wird ein junger Surfer tot aufgefunden. Alles deutet auf einen Unfall hin - bis auf den Haifischzahn, der unerklärlicherweise im Kopf des Toten steckt. Die toughe Polizistin Kali Mahoe übernimmt die Ermittlung. Schon bald mehren sich Gerüchte über einen gesichtslosen Geist, der auf der Insel sein Unwesen treibt, und auch das nächste Todesopfer lässt nicht lange auf sich warten. Doch Kali Mahoe, bestens vertraut mit der hawaiianischen Mythologie, glaubt nicht daran, dass sie es hier mit einer übernatürlichen Macht zu tun hat ...

Debra Bokur ist Autorin, Redakteurin, preisgekrönte Reisejournalistin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ihre Artikel sind unter anderem beim »National Geographic Traveler« erschienen. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, lebt sie im US-Bundesstaat Colorado. »Aloha - Tod im Paradies« ist ihr erster Roman.

3


Auf der oberhalb des Strandes gelegenen Anhöhe gab es eine unwegsame Lichtung, auf der Kali mit ihrem verbeulten, türlosen Willys Jeep anhielt. Unter den enttäuschten Blicken ihres Hundes, der auf seinem Platz auf dem Beifahrersitz zurückbleiben musste, betrat Kali den sandigen Boden unter den Bäumen. Sie suchte sich einen Weg durch das feuchte kräftige Gras, bis sie Walter erreicht hatte, der neben einem älteren Fischer stand, den sie sofort erkannte: Sam Hekekia lebte an diesem Küstenabschnitt, solange sie zurückdenken konnte. Sie schaute in sein Gesicht. Er sah zutiefst erschüttert aus. Seine Fischernetze lagen in wirren Haufen neben ihm.

Er hatte am frühen Morgen die Polizei zur Leiche gerufen und das traurige Geschehen in Gang gesetzt, das sich gerade unten auf dem sonnigen Strand abspielte. Sam stand schweigend da und trank einen Schluck Kaffee aus einer Blechtasse, während Kali einen Blick mit Walter tauschte.

»In meinen Augen nicht die beste Art, den Tag zu beginnen«, meinte Sam stirnrunzelnd. Er hob eine Hand gegen die Sonne und schaute übers Wasser. »Die Fische werden wohl eine ganze Weile nicht mehr kommen. Sie sehen den Geist des Jungen und schwimmen woandershin.«

Walter nickte langsam. Kali sah ihm an, dass er fast so niedergeschlagen war wie Sam.

»Da hast du wahrscheinlich recht«, pflichtete er ihm bei.

»Wir werden eine Zeremonie abhalten, Sam«, sagte Kali und lächelte ihn aufmunternd an. »Du wirst schon sehen. Wir bringen Ku’ula ein Opfer dar. Du weißt, dass er die Fischer schützt. Er wird deine Fische zurückbringen.«

»Vielleicht.« Sam schaute zweifelnd. »Wenn du die Zeremonie abhältst, kannst du Ku’ula vielleicht sagen, dass die Fische ihre Freunde mitbringen sollen. Meine Netze sind in letzter Zeit nur halb voll.«

Er schaute die beiden erwartungsvoll an. Kali und Walter schwiegen.

»Ich habe gesehen, wie der junge Polizist da unten das Absperrband zieht«, sagte Sam tonlos und deutete zum Strand. »Ich weiß, was das heißt. Ich gucke Fernsehserien, wisst ihr.« Er räusperte sich und wartete weiter auf eine Antwort. Als er sie nicht bekam, griff er nach seinen Netzen.

»Okay. Ich gehe jetzt. Ihr ruft mich an, wenn ihr etwas braucht.« Aus seinem faltigen Gesicht sprach Enttäuschung. »Mehr habe ich einfach nicht zu sagen. Ich bin zum Wasser runtergegangen, und da war er. Hab nichts gehört, nichts gesehen, nichts gerochen. Da war einfach nur der Junge, dort zwischen den Felsen.«

»Danke, Sam«, sagte Walter ernst. »Aber falls dir noch etwas einfällt …«

»Wir reden später, okay?«, sagte Kali lächelnd.

Sam nickte und stapfte mit den Netzen über der Schulter in Richtung Straße davon.

Kali sah Walter eindringlich an. Er räusperte sich und machte sich auf den Weg zu dem steilen Pfad. Sie folgte ihm zu der Stelle hinunter, wo Hara noch mit der Leiche wartete.

»Ist das der einzige Weg nach unten?«

»Ja, in geraumer Entfernung. Den benutzen die Surfer.«

Die Wellen brachen sich rhythmisch an den Felsen, gleichmäßig wie ein Metronom. Wie friedlich die Umgebung auch scheinen mag, dachte Kali, Surfunglücke passierten viel häufiger, als die Surfboard-Verleiher bei den Touristen durchblicken ließen. Sie trat vorsichtig auf den Pfad. Ihrer Ansicht nach war das einfach ein weiterer Beweis dafür, dass es den Wassergöttern egal war, wie jung oder alt man war oder ob man schon sein ganzes Leben hier wohnte: Wenn sie sich provoziert fühlten, aus welchem Grund auch immer, konnte einen nichts mehr schützen.

Sie schaute über die schimmernde Wasserfläche. Kein indigener Hawaiianer nahm das Meer oder einen anderen Teil der Natur als Selbstverständlichkeit. Das Wetter auf dieser isolierten Inselkette war unvorhersehbar. Zwar konnte man die dunkle Küste von Big Island heute Morgen über den Kanal hinweg erkennen, doch der Seegang war während der letzten sieben Tage völlig unberechenbar gewesen. Ein Sturmsystem war durchgezogen, hatte riesige Wellen erzeugt und das Wasser zu wilden Strudeln aufgepeitscht. Heute rollten sanfte Wellenstreifen an den Strand. Das blaugrüne Meer war ungewöhnlich still und versprach den Booten, die auf dem breiten Kanal zwischen den Inseln unterwegs waren, eine ereignislose Fahrt.

Walter schien zu spüren, welche Richtung Kalis Gedanken genommen hatten.

»Der Sturm hat ein paar hohe Wellen mitgebracht, aber nicht so viel Zerstörung angerichtet, wie wir alle dachten.« Er rutschte mit einem Fuß in dem sandigen Boden weg und griff ächzend nach den Zweigen der Büsche, um sich abzufangen.

»Das ist natürlich gut«, räumte sie ein. »Aber das hat eben auch die Surfer rausgelockt.«

Er nickte. »Sicher, das haben Stürme so an sich. Sie gehen vorbei, aber der nächste kommt bestimmt«, sagte er und schaute zum blauen, trügerisch ruhigen Himmel hoch. »Es wird heute noch kräftig regnen, vielleicht sogar stürmen. Da werden Touristen von der Straße abkommen oder in der Strömung hängen bleiben.«

»Das stimmt.« Kali schüttelte den Kopf. »Sieh ruhig weiter in allem nur das Schlechte, Walter. Dein ewiger Pessimismus ist wirklich furchtbar.«

Sie kamen unten an, wo der Pfad in einen ebenen Streifen Sand mit Grasbüscheln mündete. Walter drehte sich von ihr weg. Kali wusste, dass er nie seine Zeit vergeudete, indem er die Wahrheit abstritt. Zu seiner Verteidigung musste sie allerdings einräumen, dass er heute Vormittag sicher etwas ganz anderes vorgehabt hatte, als einen toten Jugendlichen aus einem Gezeitentümpel zu bergen. Bestimmt hatte er zum Ranch-Restaurant gehen wollen, bevor die letzte Portion Macadamia-Pfannkuchen im Schlund eines Touristen verschwand, der über Nacht geblieben war. Und das taten viele, denn die kurvenreiche Straße, die von dort über viele Meilen zu den zusammengedrängten Ferienorten im schmalen Mittelteil der Insel führte, stellte einige Anforderungen an das Fahrvermögen, die die Touristen auf diese Weise gerne noch ein wenig vor sich herschoben.

Kali hörte ein tiefes Knurren, das ihre Vermutung bestätigte. Sie zog eine Braue hoch und blickte Walter fragend an. »War das dein Magen?«

Unwillkürlich griff er sich an seine üppige Leibesmitte und zog ein finsteres Gesicht. »Der Anruf kam vor Sonnenaufgang. Da blieb keine Zeit, um auf einen Marmeladentoast anzuhalten«, sagte er abwehrend.

Aber Kali ging bereits weiter. Anstatt sich zu dem Toten zu begeben, ging sie am Wasser entlang und lauschte. Es schien ihr, als wäre der Ort gestört worden, zertrümmert. Das Bild des zerbrochenen Tellers auf ihrem Holzboden kam ihr in den Sinn, und sie machte abrupt kehrt und lief zu der Trage. Die beiden Mediziner beobachteten sie vom Strand aus. Sie zollten der Kahu Respekt, indem sie sich nicht einmischten.

Hara machte ihr Platz, als sie an das Kopfende der Trage herantrat. Der Anblick brach ihr das Herz. Wie sinnlos das war. Auch sie kannte die Familie des Jungen, die, genau wie sie selbst, ihr ganzes Leben in einer abgeschiedenen Gemeinde am Rande der Insel gelebt hatte.

Sie drehte sich um und schaute suchend die Küste entlang, dann auf die Umrisse unter dem Laken. Sie runzelte die Stirn. Da hing noch etwas anderes in der Luft, etwas Ungreifbares wie ein schwacher Schatten zurückgebliebener Angst. Sie schloss die Augen. Es schwebte, zerstreute sich noch.

»Es sieht aus, als steckte da ein Haizahn in der Wunde.« Walter trat neben sie. »Das passt nicht zu der These von einem Surfunfall.« Er blickte zu Hara hinüber. »Hara hat ihn entdeckt«, sagte er dann, wobei in seiner Stimme ein leiser widerwilliger Stolz mitschwang.

Kali hob das Laken so weit an, dass sie den Kopf des Jungen sehen konnte, dann ging sie auf die andere Seite, um sein Gesicht zu sehen. Die Haare waren von der Wunde weggestrichen, und sie beugte sich darüber, um den Haizahn zu betrachten.

»Es ist erst zwei Wochen her, dass sein Foto in der Zeitung war«, sagte sie.

»Ja. Er hat ein Vollstipendium für die Universität Hawaii bekommen. Wollte Meeresbiologie studieren«, sagte Walter.

Kali stand das Foto noch vor Augen. Kekipi hatte fröhlich ausgesehen, er hatte sein ganzes Leben noch vor sich gehabt. Sie schüttelte den Kopf und schob den Gedanken beiseite. Sie hoffte nur, dass Kekipi, wo immer er jetzt war, ein neues Surfbrett gefunden hatte und alle großen Wellen reiten konnte. Vielleicht war er sogar selbst zu einer Welle geworden und bis in alle Ewigkeit ein Teil des weiten Ozeans.

»Das ist eindeutig keine Bisswunde«, hörte sie Walter sagen. »Ein Hai hätte Reißspuren hinterlassen. Und mehr herausgebissen. Weißt du noch, die Surferin aus Kalifornien im vorletzten Sommer? Die wurde zur Hälfte aufgefressen.«

Sie verzog das Gesicht. »Ja. Wie sollte ich das vergessen?«

»Die hatte ein silbernes Fußkettchen, und als der alte Manny Peebles den Hai erlegt und aufgeschnitten hatte, fand er es. Es hing noch an einem Stück Fuß. Die Eltern wollten es nicht haben. Ich glaube, Manny trägt es seitdem.«

Kali sah ihn entsetzt von der Seite an. »Er trägt es?«

»Ja. Meint, es bringt ihm Glück beim Angeln.«

»Er denkt wohl nicht besonders gründlich darüber nach, was er sich dadurch einhandeln könnte.«

Walter zog ein Gesicht. »Du sagst es.«

Oben auf der Anhöhe hielt ein Wagen an. Sie drehten sich um und sahen hinauf.

»Die Rechtsmedizinerin scheint da zu sein.«

Sie beobachteten die stämmige Frau, die oben an den Pfad trat und dann vorsichtig den Hang hinunterstieg.

Keiner sagte ein Wort, während sie sich näherte. Mona »Stitches«...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2022
Übersetzer Angela Koonen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Fire Thief
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • eBooks • Ermittlerin • Hawaii • Hawaii-Krimi • Insel • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Maui • Mythologie • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Strand • Taschenbuch • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-641-26320-4 / 3641263204
ISBN-13 978-3-641-26320-1 / 9783641263201
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