Fälschung à la Provence (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
272 Seiten
Emons Verlag
978-3-96041-718-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fälschung à la Provence -  Andreas Heineke
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Die südfranzösische Kunstszene unter Mordverdacht. Eigentlich lebt Dorfgendarm Pascal Chevrier in der Provence, weil er die regionale Küche und das ruhige, pittoreske Leben schätzt. Doch die Idylle findet ein jähes Ende, als im Picasso-Schloss eine junge Kunsthistorikerin ermordet aufgefunden wird. In exklusiven Kreisen sucht Chevrier nach Hinweisen und trifft auf exzentrische Kunstsammler und Galeristen, die alle mehr oder weniger verdächtig wirken. Aber nicht nur der verzwickte Fall in der spätsommerlichen Hitze des Luberon treibt ihm den Schweiß auf die Stirn. Audrey von der Police nationale, für die er mehr als kollegiale Gefühle hegt, macht alles noch viel komplizierter ...

Andreas Heineke war Radiomoderator, Musikmanager und Dot-Com-Firmengründer. Seit über 20 Jahren lebt er in Dithmarschen und arbeitet als Filmemacher u.a. für das ZDF und als Talkshow-Autor für den NDR. Er schreibt außerdem Sachbücher und Kriminalromane, die in der Provence spielen, wo er seit Jahren so viel Zeit wie möglich verbringt. Andreas Heineke ist fast dauerhaft auf Lesetour und hat 2020 den Bücher-Podcast '2MannBuch' ins Leben gerufen.

Andreas Heineke war Radiomoderator, Musikmanager und Dot-Com-Firmengründer. Seit über 20 Jahren lebt er in Dithmarschen und arbeitet als Filmemacher u.a. für das ZDF und als Talkshow-Autor für den NDR. Er schreibt außerdem Sachbücher und Kriminalromane, die in der Provence spielen, wo er seit Jahren so viel Zeit wie möglich verbringt. Andreas Heineke ist fast dauerhaft auf Lesetour und hat 2020 den Bücher-Podcast "2MannBuch" ins Leben gerufen.

2


Pascal fühlte sich frisch und ausgeruht, als er am nächsten Morgen um acht Uhr sein Büro betrat. Er hatte schon, bevor es hell geworden war, einen langen Spaziergang mit Bordeaux gemacht, hatte ein reichhaltiges Frühstück und einen Kaffee an dem kleinen Bistrotisch vor seinem Haus zu sich genommen und dabei die aufsteigende Sonne über den Weinbergen beobachtet. Noch war sie ein Freund, später würde sie jede Bewegung zur Qual machen, wieder waren über dreißig Grad vorausgesagt.

Jean-Paul Betrix saß bereits vor ihm am Schreibtisch und erläuterte die Wahlergebnisse. Wie schön es sei, dass die Grünen regelmäßig weniger Wähler für sich begeistern konnten. Waren sie doch ohnehin die Erzfeinde des konservativen Mannes. Sie stellten alles infrage, was er liebte. Die Jagd, den Trüffelhandel, die überteuerten Bauplätze am Dorfrand, bei deren Ausweisung Betrix jedes Mal mitverdiente. Überhaupt, die überzogene Vorstellung von Demokratie.

»Andere Länder führen es doch gerade vor, wie es ohne das ständige Einmischen der Bevölkerung geht. Ungarn, Polen, Russland, natürlich die Türkei, und auch Amerika war auf einem guten Weg.«

Wie leid Pascal diese Monologe war.

»Sie sind nur ein einfacher Dorfgendarm. Sie sehen aus Ihrer Komfortzone nicht die Realität, oder sind Sie mal morgens inmitten von Migranten in einer Metro zur Arbeit gefahren?«

In diesem Moment wurde Pascal klar, welchen Unsinn der Mann gerade redete. Immerhin war er lange genug bei der Pariser Polizei gewesen und hatte genau das unzählige Male getan. Quer durch Paris war er gefahren, und es waren nie die Migranten gewesen, die ihm Sorge bereitet hatten, sondern die Pariser Jugendlichen aus den Vororten mit ihren Trainingsanzügen und den ausgebeulten Taschen, in denen er nicht selten Messer oder Schlagringe gefunden hatte. Der Bürgermeister war es, der das Vaucluse nie verlassen hatte.

Wie gut Pascal ihn inzwischen kannte, wie er gelernt hatte, mit der Selbstherrlichkeit seines Chefs umzugehen, wie er sich dabei ertappte und abschaltete, wenn er sich seinen Reden hingab, in völliger Gleichgültigkeit, wer ihm gegenübersaß.

Und so kam es einer Erlösung gleich, als sein Telefon klingelte. Ein Klingeln, das Betrix zunächst zu ignorieren versuchte, indem er lauter sprach. Kurz legte Pascal den Finger auf den Mund, dann nahm er ab.

»Pascal.«

Sein Herz setzte für einen Moment aus, um den verloren gegangenen Herzschlag gleich darauf mit erhöhter Geschwindigkeit nachzuholen. Er war machtlos gegen dieses Gefühl, wenn er die Stimme vernahm, die Audrey von der Police nationale aus Apt gehörte.

»Audrey, was ist passiert?« Ihr war anzuhören, dass es ihr um mehr ging als um eine bloße Nachfrage nach seinem Befinden.

»Ich sitze im Auto, zusammen mit Frédéric Dubprée, wir fahren nach Vauvenargues.«

»Zum Picasso-Schloss?«

In den letzten Monaten war es zum Dauerthema in der Zeitung geworden. Die Erben des Künstlers hatten das gigantische Anwesen für einen begrenzten Zeitraum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das zweite Mal nach 2012. Bis zu seinem Tod 1973 hatte Picasso dort und in Mougins mit seiner letzten Frau Jacqueline gelebt. Er war sogar vor dem Schloss auf seinem eigenen Grundstück begraben worden.

»Oui, Pascal.« Audrey machte eine Pause. »Ich soll dir von Frédéric Dubprée sagen, dass du bitte kommen möchtest.«

Pascal hörte die Sirene des Polizeiwagens, dann ein Fluchen. Wahrscheinlich waren sie zu dritt im Auto. Frédéric Dubprée, den Chef der Police nationale in Apt, konnte er sich nicht fluchend vorstellen, er wirkte in der Regel ausgeglichen und überlegen.

»Eine junge Kunstführerin ist heute Morgen von einem Wärter tot im Schloss entdeckt worden. Es soll ziemlich blutig sein. Der Aufseher hatte gerade die ersten Gäste hineingeführt, einige von ihnen haben die Leiche gesehen, sie stehen unter Schock. Ärzte und Hilfskräfte sind bereits unterwegs. C’est une catastrophe.«

Als Pascal auflegte, griff er mit der anderen Hand schon zu seiner Uniformjacke. Es war seine Pflicht, den Bürgermeister zu informieren, der inzwischen in sein Büro auf der anderen Seite des Ganges gegangen war. Er fand ihn vertieft in die »La Provence«, eingetaucht in die Fotos von sich in Siegerpose.

»Monsieur Betrix, es gibt einen Mordfall in Vauvenargues. Dort ist die Leiche einer jungen Frau aufgefunden worden. Ich bin unterwegs.«

Im Rausgehen bekam Pascal noch die donnernde Bemerkung des Bürgermeisters mit: »Das ist doch gar nicht unser Bezirk!«

Grundsätzlich hatte er natürlich recht. Vauvenargues lag zwölf Kilometer nördlich von Aix-en-Provence und gehörte somit auch nicht zu den Orten rund um Apt, um die sich die Police nationale kümmerte, doch wenn Dubprée Pascal um Hilfe bat und er zum Tatort gerufen wurde, dann war die Anfrage von höchster Relevanz, wie man es in den Kreisen der Police nationale ausdrückte.

Er würde für die Strecke etwa eine Stunde benötigen. Wenn er seinen Megane allerdings bis zum Äußersten trieb, könnte er zumindest auf dem kurzen Stück der Autobahn ein bisschen Zeit hereinholen, sagte er sich, als er über die Brücke der Durance raste und links Richtung Autoroute steuerte. Die Straße, gesäumt von Platanen, war an dieser Stelle breit genug, die anderen Fahrer bequem zu überholen, wenn sie es denn zuließen. Der Südfranzose mag es rasant, was der Motor eben so hergibt.

Die Fahrt durch Aix dauerte gewohnt lange. Der Ring rund um die malerische Stadt war auch in den frühen Herbstwochen überfüllt, eilig hatte es niemand, die Altstadt lud zum Schlendern ein und lockte mit vielen Sehenswürdigkeiten. Vor allem das Cézanne-Museum stand immer wieder im Mittelpunkt des Interesses. Der Maler Paul Cézanne war der berühmteste Bürger der Stadt und hatte das Schloss Vauvenargues gern gemalt, sodass es unter Kunstkennern gleich eine doppelte Bedeutung erlangt hatte. Picasso hatte es gekauft und einige Jahre dort verbracht, so hatte es vor ein paar Tagen in der Zeitung gestanden. Jetzt war es von den Erben ein zweites Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Seit Wochen gab es einen Run, vor allem von Kunsthistorikern und Kuratoren, die aus aller Welt angereist kamen.

Kein Wunder also, dass Pascal schon von Weitem den Menschenauflauf vor dem Schloss sehen konnte. Ein Kamerateam hatte sich so spektakulär wie möglich an der Straße positioniert, dass im Hintergrund das herrschaftliche Anwesen mit seinen roten Fensterrahmen für alle Fernsehzuschauer gut zu erkennen war. Der Ort Vauvenargues, der sich wie viele Dörfer in der Provence in das Bergmassiv gefressen hatte, lag ein Stück erhöht, mit Panoramablick auf das gesamte Geschehen.

Ein Restaurantbesitzer am Ortsrand war so clever gewesen, seine Tische und Stühle auf die gegenüberliegende Seite des Bistros zu stellen, von wo aus seine Gäste das Schloss bewundern konnten. In den Sommermonaten gab es hier in der Regel keine freien Plätze.

So auch an diesem Morgen. Schaulustige hatten sich an der Außenmauer der Terrasse versammelt. Die Meldung des Leichenfundes hatte schnell die Runde gemacht. Radio, Fernsehen und News-Apps überschlugen sich mit Nachrichten und Vermutungen.

Audrey wartete am Eingang des Schlosses. Die Spurensicherung ging bereits mit ihren Koffern und in ihren weißen Anzügen in das Gebäude oder kam wieder heraus. Überall standen Gruppen von Menschen, die wild diskutierten, andere hielten sich in den Armen, psychologische Betreuer saßen auf einer Steinmauer, sprachen ruhig mit den Besuchern und versorgten sie mit Wasser.

Audrey begrüßte Pascal mit drei Küssen. »Du bist geflogen.« Er meinte ein unmerkliches Lächeln zu erkennen, gerade noch dezent genug, um dem Moment gerecht zu werden, dann legte sie für einen Augenblick ihre Hand auf seinen Unterarm, er spürte den Druck ihrer Finger durch seine Jacke. »Frédéric Dubprée ist bereits drin und erwartet dich. Es sieht furchtbar aus.«

Ein kurzes Nicken von Pascal, ein letzter flüchtiger Blick auf das große Eingangsportal und der Versuch, Zuversicht auszustrahlen, dann ging er hinein. Wie sehr er in diesen Momenten litt, wie wenig es ihm in den vielen Jahren, in denen er bereits bei der Polizei gearbeitet hatte, gelungen war, sich an den Anblick von Menschen zu gewöhnen, die nicht mehr wie Menschen aussahen. Der leere Blick, der Mund oft verzerrt, die bleiche Hautfarbe, je nachdem wie lange sie dort schon gelegen hatten. Das Ende eines Lebens sieht in der Regel grausam aus.

Die junge Frau vor ihm lag auf dem Bauch, das Gesicht abgewandt. Ein Arm verdreht, abgespreizt, mit der Handfläche nach oben. Das viele Blut an ihrer Kleidung, neben ihr, unter ihr, um sie herum überzeichnete das Bild der Gewalt auf eine geradezu groteske Art und Weise.

Neben der Leiche ein umgekippter Stuhl. Natürlich war sie gestürzt, aber ein Unfall konnte das nicht gewesen sein. Ein großes Loch klaffte in ihrem Rücken. Eine Wunde, die nur eine große Waffe ausrichten konnte, eine Waffe, die Spuren hinterließ und das vielleicht auch sollte. Der Täter hatte sich nicht die geringste Mühe gegeben, etwas zu vertuschen, das war schon im ersten Moment für Pascal ersichtlich.

Die Spurensicherung machte die letzten Fotos, ihre Reagenzgläser hatten sie bereits wieder in ihre Koffer gepackt. Wie schnell sie waren, wie lautlos und dezent sie ihr Handwerk verrichteten. Wie sehr hatten sie sich an Anblicke wie diese gewöhnt? Wie sehr sahen sie bei einem Mordfall einfach nur einen Arbeitsplatz vor sich? Wie fühlten sie sich, wenn sie abends nach Hause kamen?

»Das Opfer, weiblich, ist mit einer Art Dolch erstochen worden. Es handelt sich um die Kunsthistorikerin Donia Boucanne. Der...

Erscheint lt. Verlag 24.6.2021
Reihe/Serie emons: Sehnsuchts Orte
Pascal Chevrier
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cozy • humorvoll • Kunstfälscher • Künstlerkrimi • Luberon • Provence • provence krimi • spannend • Südfrankreich-Krimi
ISBN-10 3-96041-718-7 / 3960417187
ISBN-13 978-3-96041-718-7 / 9783960417187
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