Auf See

Roman

**** 14 Bewertungen

Buch | Hardcover
272 Seiten
2022 | 2. Auflage
Hanser, Carl (Verlag)
978-3-446-27397-9 (ISBN)
24,00 inkl. MwSt
Der neue Roman von Theresia Enzensberger. "Eine brillante Zukunftsvision, so unterhaltsam wie klug konstruiert und schnörkellos geschrieben." Corinne Orlowski, WDR3 Lesestoff

Yada wächst als Bürgerin einer schwimmenden Stadt in der Ostsee auf. Ihr Vater, ein libertärer Tech-Unternehmer, hat die Seestatt als Rettung vor dem Chaos entworfen, in dem die übrige Welt versinkt. In den Jahren seit ihrer Gründung ist der Glanz vergangen, Algen und Moos überwuchern die einst spiegelnden Flächen. Yadas Vater fürchtet, sie könne das Schicksal ihrer Mutter ereilen, die vor ihrem Tod an einer rätselhaften Krankheit litt. Und Yada macht eines Tages eine Entdeckung, die alles ins Wanken bringt. Klug, packend und visionär erzählt Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.

Theresia Enzensberger wurde 1986 geboren und lebt in Berlin. Sie studierte Film und Filmwissenschaft am Bard College in New York studiert und schreibt als freie Autorin Prosa, Essays, Reportagen und Kritiken. 2014 gründete sie das preisgekrönte BLOCK Magazin. Bei Hanser erschien 2017 ihr erster Roman Blaupause, der in mehrere Sprachen übersetzt und mit der Alfred Döblin-Medaille ausgezeichnet wurde, sowie zuletzt ihr Roman Auf See (2022), der für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

"'Auf See' blickt nach vorne, aber was sich hier angesichts des ökologischen Zusammenbruchs Sektenhaftes zusammengebraut hat, lehrt einen auch das Fürchten." Frankfurter Rundschau Weihnachtstipps, 20.12.22

"Melancholisch und doch nicht ohne Hoffnung, die unsere Erde verdient hat." Angela Wittman, Brigitte, 12.10.22

"Theresia Enzensbergers neuer Roman ist eine brillante Zukunftsvision, so unterhaltsam wie klug konstruiert und schnörkellos geschrieben. Die Geschichte oder eher diese Welt darf einem ruhig auf die Pelle rücken." Corinne Orlowski, WDR3 Lesestoff, 29.08.22

"Ein komplexer Roman, der viele Fragen stellt und die eine große: Wie kann die Zukunft aussehen? Haben wir eine? Das bewegt und liest sich trotzdem leicht, denn Enzensberger findet einen direkten, manchmal fast sachlichen, einfachen Ton. Trotzdem ist sie ohne Umschweife ganz bei ihren Figuren. Ein Kunst-Stück. Doch die Welt, die sie entwirft, lässt schaudern." Katja Weise, NDR Kulturjournal, 29.08.22

"Ein unterhaltsamer und auch lehrreicher dokumentarischer Roman, der die Idee von freien, solidarisch organisierten Lebensformen und deren Pervertierung durch den Neoliberalismus auf unterschiedlichen Ebenen durchspielt. ... Doch in erster Linie ist es der Roman einer klugen Schriftstellerin, die die Historie und die Fiktion gleichermaßen als Chance begreift, sich nicht mit den Verhältnissen abzufinden." Christoph Schröder, SWR2 lesenswert, 28.08.22

"Enzensbergers Szenario ist in der Verquickung der Elemente sehr originell." Marlen Hobrack, taz am Wochenende, 28.08.22

"Weniger leichtgängig, dafür an tiefschürfender Rasanz schwer zu überbieten ist 'Auf See' - das seit Langem erwartete Zweitwerk von Theresia Enzensberger." Olaf Przybilla, Süddeutsche Zeitung, 23.08.22

"Es steckt unglaublich viel in diesem Roman." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.22

"'Auf See' blickt nach vorne, aber was sich hier angesichts des ökologischen Zusammenbruchs Sektenhaftes zusammengebraut hat, lehrt einen auch das Fürchten." Frankfurter Rundschau Weihnachtstipps, 20.12.22

"Melancholisch und doch nicht ohne Hoffnung, die unsere Erde verdient hat." Angela Wittman, Brigitte, 12.10.22

"Theresia Enzensbergers neuer Roman ist eine brillante Zukunftsvision, so unterhaltsam wie klug konstruiert und schnörkellos geschrieben. Die Geschichte oder eher diese Welt darf einem ruhig auf die Pelle rücken." Corinne Orlowski, WDR3 Lesestoff, 29.08.22

"Ein komplexer Roman, der viele Fragen stellt und die eine große: Wie kann die Zukunft aussehen? Haben wir eine? Das bewegt und liest sich trotzdem leicht, denn Enzensberger findet einen direkten, manchmal fast sachlichen, einfachen Ton. Trotzdem ist sie ohne Umschweife ganz bei ihren Figuren. Ein Kunst-Stück. Doch die Welt, die sie entwirft, lässt schaudern." Katja Weise, NDR Kulturjournal, 29.08.22

"Ein unterhaltsamer und auch lehrreicher dokumentarischer Roman, der die Idee von freien, solidarisch organisierten Lebensformen und deren Pervertierung durch den Neoliberalismus auf unterschiedlichen Ebenen durchspielt. … Doch in erster Linie ist es der Roman einer klugen Schriftstellerin, die die Historie und die Fiktion gleichermaßen als Chance begreift, sich nicht mit den Verhältnissen abzufinden." Christoph Schröder, SWR2 lesenswert, 28.08.22

"Enzensbergers Szenario ist in der Verquickung der Elemente sehr originell." Marlen Hobrack, taz am Wochenende, 28.08.22

"Weniger leichtgängig, dafür an tiefschürfender Rasanz schwer zu überbieten ist 'Auf See' – das seit Langem erwartete Zweitwerk von Theresia Enzensberger." Olaf Przybilla, Süddeutsche Zeitung, 23.08.22

"Es steckt unglaublich viel in diesem Roman." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.22

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 135 x 208 mm
Gewicht 380 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • action • Ahern • Berlin • Coming • Debütantin • Deutschland • Dystopie • Gegenwart • Gegenwartsdiagnose • Gothic • Krise • Kunst • Kunstmilieu • Liberalismus • libertär • Longlist Deutscher Buchpreis 2022 • moshfegh • Mutter-Tochter • Netflix • Ostsee • politisch • prekär • Prekariat • Rand • Schauerroman • Shelley • Spannung • Teenager • Thiel • Utopien • Weiblich • Zuckerberg
ISBN-10 3-446-27397-2 / 3446273972
ISBN-13 978-3-446-27397-9 / 9783446273979
Zustand Neuware
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4 gut lesbar und leider nicht unrealistisch

von , am 19.11.2022

Lesenswert? Ja, man liest hier über eine interessante dystopische Welt. Die aber leider gar nicht so unrealistisch ist, wie man es sich wünschen würde. Zu Beginn gibt es nur Yadas Perspektive, das Leben auf dem Meer und ihre Beschäftigung mit dem eigenen Dasein. Sie beginnt ihre Gedanken und Grundsätze zu hinterfragen und wie zunehmend neugierig und betreibt heimliche Recherchen.
Eine weitere Sichtweise von jemandem auf dem Festland wird ebenfalls erzählt, dazu noch kurze Auszüge aus historischen Archiven.
Alle drei Einblicke fand ich spannend und gut erzählt mit sehr gut vorstellbaren Persönlichkeiten.
Mir hat sehr gefallen, wie gut lesbar dieses Buch war und auch wie verständlich die Handlung war. Bei Nominierungen zum Buchpreis habe ich oft Sorge, nicht „gut genug“ dafür zu lesen oder nicht folgen zu können. Diese Sorge war hier absolut unbegründet und ich wurde positiv überrascht. Schreibstil ist angenehm und der Aufbau der Handlung meist gut nachvollziehbar.
Sehr schön auch die philosophischen Ansätze und politischen Gedanken, die rund um diese schwimmende Stadt entstehen und die Art, wie man Yada beim Erwachsenwerden begleitet. Sie war eine sympathische Protagonistin und die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze finde ich sowohl für junge Erwachsene als auch für ältere Lesende spannend. Dennoch macht die eigentliche Handlung nachdenklich, weil sie sie Frage aufwirft, wie sich unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Leider ist die hier dargestellte Situation nicht so unrealistisch, wie man es manchmal gerne hätte.
Ich würde dieses Buch empfehlen, wenn man eine Art literarische Dystopie lesen möchte oder einfach mal in ein neues Genre eintauchen will.

4 Roman trifft Essay

von , am 19.10.2022

Ort: Das Meer, in unmittelbarer Nähe zum Festland. Zeitpunkt: Ein nicht näher spezifizierter Zeitraum in der Zukunft. Yada, fast achtzehn Jahre alt, lebt mit ihrem Vater und einigen anderen Bewohnern auf einer Seestatt, denn das Festland ist aufgrund von Naturkatastrophen in einem chaotischen Zustand. An ihre Mutter kann Yada sich kaum erinnern, es heißt, sie wäre ihrer psychischen Krankheit unterlegen. Um die Tochter vor demselben Schicksal zu bewahren, wird Yada von ihrem Vater beschützt – oder sollte man lieber sagen: überwacht? Denn die Ungereimtheiten häufen sich und als Yada eines Tages die Flucht aufs Festland gelingt, stellt sie fest, dass ihr Vater nicht nur in Bezug auf die Zustände in Deutschland, sondern auch in Bezug auf ihre Mutter gelogen hat. Ein über Jahre hinweg sorgfältig aufgebautes Kartenhaus an Lügen stürzt zusammen und Yada findet sich in einer Realität wieder, in der sie erst lernen muss, sich zurechtzufinden. Womit sie am wenigsten gerechnet hat: Yada findet ihre totgeglaubte Mutter wieder, die als freischaffende Künstlerin in Berlin lebt. Sie ist eine Berühmtheit, weil sie einst Prophezeiungen über die Zukunft verkündete, von denen viele in Erfüllung gingen. Seitdem wird sie als „das Orakel“ bezeichnet, wogegen Helena unermüdlich ankämpft – doch ohne Erfolg. Als wieder eine ihrer Verkündungen wahr wird, beschließt sie gemeinsam mit ihrer Tochter und ein paar engen Freunden ihre Stimme für eine gute Sache zu nutzen.

Dem Roman „Auf See“ liegt nicht nur eine äußerst interessante Idee zugrunde, sondern auch ein ungewöhnliches Konzept. Wir tauchen abwechselnd in die Perspektive der Tochter, Yada, und der Mutter, Helena, ein – gegen Ende des Romans kommen noch weitere Stimmen hinzu. Die Passagen, die Yada und Helena gewidmet werden, werden von Essays zu historischen Themen unterbrochen. Sie gehören romanintern zu dem von Helena erarbeiteten und sukzessive erweitereten Archiv, sind aber gleichzeitig Themen, die die Autorin selbst brennend interessieren – die, so lässt sich vermuten, sie zu ihrem dystopischen Werk inspiriert haben – und die sie für uns, die Leser, in ansprechender und spannender Form interpretiert und zusammengefasst hat. So erfahren wir über den Betrüger Gregor MacGregor, der sein Geld damit verdiente, dass er Land einer von ihm erfundenen Insel verkaufte; wir lernen Ernest Hemingways jüngeren Bruder Leicester kennen; wir erhalten Geschichtsunterricht für die Insel Nauru und wie deren reiche Phosphatreserven – nichts anderes als Vogelscheiße – das Leben seiner Einwohner über Jahrzehnte hinweg bestimmen sollte; wir erhalten einen groben Überblick über die Entstehung der Sekte Scientology und dürfen zusammen mit der Autorin zu dem Geburtsort des modernen Neoliberalismus reisen – um nur einige Beispiele zu nennen. Wir haben hier somit einen utopischen Roman vorliegen, der um eine Essaysammlung bereichert wurde. Mit anderen Worten, uns liegt mit „Auf See“ ein fiktional-wissenschaftliches Konglomerat vor – wenn das mal keine innovative und spannende Idee ist! Ich habe die Lektüre von „Auf See“ sehr genossen und habe mich gerne auf derartig anregende Weise weiterbilden lassen. Allerdings gerät zugunsten der historischen Einschübe die fiktive Ebene teilweise zu kurz, was mich zu der Schwachstelle des Romans kommen lässt, und zwar löst sich die Geschichte gegen Ende etwas zu schnell und abrupt in Wohlgefallen auf, wodurch einige Fragen unbeantwortet und einige Nebenhandlungen unaufgelöst bleiben. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Auf See“ um einen wertvollen und nachdenklich stimmenden Roman, den ich allen Lesern, die ich sich sowohl für utopische/dystopische Ideen als auch für historische Themen interessieren, aufs Wärmste empfehlen kann.

2 2 Sterne

von (An der Nordseeküste), am 09.10.2022

Mein erstes Buch von Theresia Enzensberger war nun „Auf See“. Ihre Geschichte, mit utopischen/dystopischen Ausschweifungen, spielt in Seestatt, einer Stadt auf dem Wasser, fern ab vom Festland und der restlichen Zivilisation. Das Meer frisst alles auf, der Untergang droht und die Welt steht sowieso am Abgrund - alles Parts die direkt oder indirekt von Enzenberger beleuchtet werden. Unrecht hat sie mit ihrer Sicht ja nicht unbedingt aber die Umsetzung in ihrem Roman war schon arg an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig verschwurbelt. Ihre Protagonistin Yada führt uns, wie einst Arielle die Meerjungfrau nur eben mit recht viel Moss behaftet, durch diese Geschichte. Sie „erschien“ aus dem Meer und irgendwann war der Drang nach etwas Neuem da. Sie blieb für mich bis zum Schluss unnahbar, wobei auch dies bei der zweiten Protagonisten Helena der Fall war. Die Geschichte mit dem Orakel war dann einfach zu übertrieben für meine Begriffe. Einerseits liest der Leser hier Yadas Geschichte auf dem Wasser und eben Helenas Geschichte auf dem Festland. Beide Figuren sind völlig unterschiedlich von ihren Charakteren her und ähneln sich in keinster Weise außer jedoch diese eine Sache: dieses Insel-Ding bewegt beide Figuren immer wieder nur eben auf unterschiedlichste Weise. Enzensberger erzählt uns die beiden Leben eindringlich und letztlich sollen wir zum Schluss des Buches die Erleuchtung bzw. Zusammenhänge von beiden sehen. Die Geschichte zieht sich in die Länge und es braucht schon Durchhaltevermögen dafür um zu erfahren was es mit Yada und Helena auf sich hat. Ganz ehrlich, diese Sinnsuche war für meine Begriffe einfach nur mau.
Mein Fazit: Hier war mir einfach zu viel Melodramatik verpackt und diese ganze Untergangsstimmung zu viel des Guten. Die Idee der Seestatt ist dagegen vielleicht irgendwann Zukunft, wer weiß. 2 von 5 Sterne.

3 Beschwerliches Leseerlebnis

von (Ilsenburg ), am 22.09.2022

Der neue Roman von Theresia Enzensberger beschäftigt sich mit zwei Frauen, Yada und Helena. Yada wohnt auf einer künstlichen Insel auf See. Diese sogenannte Seestatt wurde einst von ihrem Vater als Abgrenzung zur Welt im Chaos gegründet, die anfängliche Euphorie dafür ist längst verflogen. Die vollständige Selbstversorgung funktioniert nicht, einseitiges Essen ist die Folge. Als Gründertochter mit Zugang zu optimaler Ausbildung wird Yada kritisch beäugt.

Helena hat einst als Experiment versucht, eine Sekte zu gründen, was ihr durch zutreffende Vorhersagen überraschend gut gelungen ist. Das Interesse an ihr ist groß, finanzielle Probleme scheinen ihr fremd zu sein. Trotzdem wirkt sie gelangweilt und irgendwie abgestumpft. In diesem Kontext schlingert die Geschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren hin und her. Hin und wieder ist ein Archiv-Kapitel eingefügt, das zu den Geschehnissen einigermaßen passend Wiki-mäßige Abhandlungen zur tiefergehenden Auseinandersetzung beinhaltet.

Diese mäandernde Herangehensweise hat mir das Lesen erschwert. Ich habe überdurchschnittlich lange gebraucht, um diesen Roman eher übersichtlichen Umfangs zu Ende zu lesen. Der stetige Wechsel hat meinen Lesefluss gestört. Die beiden Charaktere waren mir auch nicht wirklich sympathisch, so dass in dieser Hinsicht kein Ausgleich erfolgen konnte. Zudem habe ich nicht verstanden, was die Autorin uns tatsächlich sagen will. Natürlich habe ich wahrgenommen, dass, wenn man es geschickt anstellt, Menschen leicht beeinflussbar sind und einem ggf. überall hin folgen. Darüberhinaus wird auch in diesem Roman die zwangsläufige Erhebung von Eliten über den Rest der eigenen Welt in allen Gesellschaftsformen deutlich. Die gesetzten Regeln und Vorgaben gelten für sie nicht oder nur eingeschränkt. Grundsätzlich hätte ich mir zur Botschaft der Autorin mehr Leserführung gewünscht.

Im Übrigen wird im Roman zeitweise gegendert und obwohl ich mich diesbezüglich anders eingeschätzt hatte, hat es mich gar nicht gestört. Kommt also immer mal wieder auf einen Versuch an.

In Summe konnte ich leider kein richtiges Lesevergnügen empfinden. Die Lektüre war mir einfach zu anstrengend und auch ein stückweit langatmig.

3 tolle Ansätze, die leider nicht auserzählt werden

von , am 14.09.2022

Die Grundidee des Buchs ist eigentlich sehr vielversprechend, inspiriert von der Sage Vinetas und der Geschichte versuchter Staatsneugründungen, Kommunen und fiktiver Staaten wirft die Autorin einen Blick in die Zukunft, auf die Seestatt VINETA vor der deutschen Ostseeküste. Dort wächst Yada heran. Durch ihren Vater, den Gründer der Seestatt, weiß sie, dass die restliche Welt durch klimatische Katastrophen im Chaos versunken ist und sie nur in der Seestatt sicher ist. Doch mit der Zeit beginnt sie das ihr über Jahre vermittelte Weltbild und ihr abgeschirmtes Leben immer mehr zu hinterfragen...
Während Yada die ersten Recherchen anstellt, erfährt der Leser bereits durch einen zweiten auf dem Festland angesiedelten Erzählstrang, dass die Welt keineswegs im Chaos versunken ist, sondern die gesellschaftlichen und politischen Strukturen noch intakt sind. Helena lebt in Berlin und führt ein unstetes Leben als Künstlerin, Orakel und Sektengründerin, ihr Ruhm ist aber eher zufällig und durch die sozialen Medien herbeigeführt. Sie treibt ziellos durch ihr Leben, lediglich ihr durch eigene Recherchen zusammengestelltes Archiv von Visionären und Utopien scheint ihr Halt zu geben.

Die Autorin hat viele Ideen und Einfälle, mit denen sie ihre utopische Welt fühlt und ihr im Hinblick auf politische und gesellschaftliche Strukturen Tiefe verleiht. So ist das Leben auf dem Festland zwar nicht im Chaos versunken, aber die heute schon bestehenden Probleme haben sich weiter verschärft: der Klimawandel führt dazu, dass es im Sommer schneit, man kann sich trotz eines gut bezahlten Jobs keine Wohnung in Berlin mieten, es gibt Zeltstädte und Slums in heruntergekommenen Hochhäusern, die sozialen Medien haben die Kraft jemand zu großem Ruhm zu verhelfen oder ihn für ewig zu verstoßen. Der Kapitalismus regiert die Welt, letztlich auch die Seestatt mit ihren steuerlichen Vorteilen und der Ausbeutung der Mitarbeiter.
Leider nimmt sich die Autorin nicht die Zeit, diese Ideen auszuerzählen und die Geschichte erhält dadurch eine gewisse Oberflächlichkeit, die bei mir ein Gefühl der Unzufriedenheit hinterlässt. Vor allem die Archivkapitel wirkten auf mich teilweise sprachlich unnötig komplex und wenn die Geschichte mal ein bisschen in Fahrt kam, folgte meist ein Kapitel, dass sie wieder etwas ausbremste. Die Unvollständigkeit sehe ich auch bei den Figuren, so nimmt beispielsweise Yadas Vater eine zentrale Rolle in der Geschichte ein und man erfährt viel über ihn, aber nur wenig von ihm, es wäre interessant und für die Geschichte bereichernd gewesen, wenn seine Perspektive auf die Seestatt und ihre Probleme mehr Raum gekriegt hätte.

4 Anders als erwartet

von , am 02.09.2022

Yada ist 17 und lebt auf einer schwimmenden Stadt in der Ostsee. Ihr Vater hat die Seestatt entworfen, um dem Chaos und Untergang der Zivilisation auf dem Festland zu entgehen. Yada lebt mit der (von ihrem Vater geschürten) Angst, ähnlich psychisch labil zu sein wie ihre verstorbene Mutter, deshalb wird vieles von ihr ferngehalten. Doch immer mehr fragt sie sich, ob die Welt da draußen wirklich im Chaos versinkt und dann macht sie auch noch eine Entdeckung, die alles bisher Geglaubte in Frage stellt…

So ein bisschen ratlos hat mich „Auf See“ zurückgelassen. Einerseits habe ich die Lektüre sehr genossen, sie war unterhaltsam und auch fesselnd. Auf der anderen Seite hatte ich zunächst das Gefühl, vielleicht den Sinn dahinter nicht ganz verstanden zu haben.

Das Buch ist abwechselnd aus Sicht von Yada (in Ich-Form) und Helena, einer charismatischen und eher durch Zufall zum Orakel erklärten Künstlerin, die in Berlin lebt, geschrieben. Dazwischen gibt es immer wieder Kapitel mit Geschichten aus Helenas „Archiv“, historische Fakten (die mir bis dato völlig unbekannt waren) über utopische Zukunftsfantasien, Gründungen von neuen, autarken Staaten, (versuchte) Territorialübernahmen etc. die es scheinbar immer schon gegeben hat.

Der Aufbau hat mir wirklich gut gefallen, auch die Überschriften zu den einzelnen (größeren) Teilen, das Zusammenspiel mit den historischen Fakten, das war alles sehr stimmig und durchdacht und gepaart mit dem Schreibstil der Autorin für mich spannend zu lesen.

Insbesondere die Charakterisierung von Helena fand ich sehr gut gelungen (wogegen Yada für mich so ein bisschen blass blieb, allerdings passiert auf der Seestatt vielleicht auch nicht so viel wie im trubeligen Berlin und Yada ist viel auf sich allein gestellt, obwohl das sicher nicht als (alleiniger) Grund herhalten kann). Obwohl sie ganz anders ist als ich habe ich mich ihr irgendwie nahe gefühlt.

Zuletzt muss ich noch erwähnen (und das habe ich in einer Rezension noch nie gemacht), dass ich das Cover, besonders in natura, einfach umwerfend finde. Es erinnert mich so ein bisschen an die alten Science-Fiction-„Schinken“ meines Vaters, deren Cover ich früher auch immer schon bewundert habe (mit deren Inhalt ich allerdings weniger anfangen konnte).

Mit ein paar Tagen Abstand kann ich sagen, dass mir „Auf See“ wirklich gut gefallen hat und ich mich mit dem Gedanken angefreundet habe, dass es vielleicht auch gar keinen tieferen Sinn (zumindest für mich) geben muss. Tatsächlich könnte ich mir sogar vorstellen, das Buch später noch einmal zu lesen, was ich über nicht allzu viele Bücher behaupten kann.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Es lohnt sich wirklich, sich auf die Geschichte (und die Geschichten dahinter) einzulassen.

4 In zu grossen Fußstapfen?

von , am 28.08.2022

Das Cover finde ich auf Anhieb genial. Vintage oder Retrolook. Erinnert an Science Fiction der 70er Jahre. Fast schon klassisch.
Enzensberger? Verwandt mit Hans Magnus Enzensberger? Nach Recherche die Tochter. Da hat sich Theresia Enzensberger ja in ganz große Fusßstapfen vorgewagt. SF Klassiker und ein Autor, der es zu Lebzeiten in der Schulunterricht geschafft hat.
Wenn man das alles im Hinterkopf hat und dann das Buch liest, arme Autorin.
Ein erster Schmunzler: das Inhaltsverzeichnis erinnert an den englischen Grammatikunterricht.
Ich habe zudem den Eindruck, dass Theresia Enzensberger von einer ganz anderen Position aus schreibt, Leser müssen da erst einmal hinkommen. Ihr Postskriptum unter dem Titel Lektüre ist eine Ansammlung von Autoren, Veröffentlichungen und Querverweisen, die ich nicht einmal dem Namen nach kenne. Und auch Lord Byron als Anfangszitat im Buch ist hoch gegriffen.
Ansonsten ein ganz lesenswertes Buch, bei dem ich immer den Eindruck hatte, als Leser nicht zu genügen.

4 Ungewöhnlich und interessant – aber keine wirkliche Dystopie

von , am 21.08.2022

Das war wirklich ein ungewöhnliches Buch und definitiv eine interessante und stellenweise lehrreiche Lektüre. Dem Klappentext nach habe ich eine Dystopie mit dem Fokus auf eine schwimmende und selbstversorgende Insel erwartet. Das war es tatsächlich nicht.

Im Buch haben wir zunächst drei Erzählstränge. Da ist zum Einen der Teenager Jada, die sich recht isoliert auf einer Insel vor Deutschland befindet. Warum und wieso – so genau erfährt man das anfänglich nicht. Ich fand das Ganze sehr mysteriös und empfand diese Kapitel als sehr spannend.

Dann gibt es noch Helena, die auf dem Festland lebt. Das es den Menschen dort nicht unbedingt so gut geht wie aktuell, wird schnell klar. Von einer dystopischen Welt scheint man aber noch weit entfernt zu sein. Dieser Gegensatz zwischen den Geschichten von Jada und Helena haben mich zwar irritiert, aber auch immer dazu angeregt weiter zu lesen, um herauszufinden, was denn nun wirklich passiert ist.
Im dritten Erzählstrang (Archiv genannt) erfahren wir historische Begebenheiten, in denen es immer um kuriose Gründungen von Staaten geht – in der Regel auf kleinen Inseln. Diese Kapitel fand ich am Besten, zudem es sich um wahre Begebenheiten handelte.
Wie diese drei Perspektiven zusammenhängen, wird in der zweiten Buchhälfte aufgeklärt und ich war stellenweise überrascht.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn die Verwendung von (recht unbekannten) Fremdwörtern ungewöhnlich zahlreich war. Da musste ich ab und zu auch mal Google bemühen. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, so dass ich es mit vier Sternen bewerten möchte.

3 Nicht überzeugende Dystopie

von , am 19.08.2022

Als ich das erste mal von dem Roman "Auf See" von Theresia Enzensberger gelesen habe, war ich direkt voller Vorfreude, da ich sehr gerne dystopische Romane lesen und davon viel zu wenige, vor allem gelungene, erscheinen.

Zuerst zur Aufmachung des Romans: Das Cover mit der großen Wasserblase auf der Front sowie dem großen Text hat mich sofort angesprochen, wenn man das Buch das erste Mal in der Hand hat fühlt es sich sehr hochwertig an, ein Hardcover allerdings ohne Schutzumschlag, gefällt mir wirklich sehr gut.

Leider konnte mich die Dystopie von Theresia Enzensberger nicht voll überzeugen. Die Handlung folgt den Charakteren Yada und Helena und der Roman wechselt in wirklich sehr kurzen Kapiteln die Erzählperspektive zwichen den beiden. Für meinen Geschmack waren die Abschnitte einfach zu kurz und der Wechsel kommt so schnell, dass der Lesefluss immer wieder unterbrochen wird. Die Erzählstränge der beiden Charaktere bleibt lange Zeit getrennt und somit ist lange unklar, was die beiden überhaupt miteinander verbindet.

Unterbrochen wird der Roman immer wieder durch Geschichten aus dem Archiv. Diese haben mal mehr und mal weniger mit der Thematik des Romans zu tun. Diese Abschnitte sind wirklich sehr gut recherchiert und haben mir am Buch am besten gefallen. Wirklich interessante Fakten, die ich so noch nicht kannte. Am Ende des Buches werden dazu auch die Quellen angegeben.

Durch die gelungenen Archiv Auszüge erhält "Auf See" von mir noch 3 von 5 Sternen.

5 Fesselnde und erschreckend realistische Zukunftsvision

von , am 19.08.2022

Theresia Enzensberger zeichnet in „Auf See“ ein spannendes und sehr realistisches Zukunftsszenario. Erzählt wird abwechselnd aus Yada’s und Helena’s Perspektive, wodurch sich auch die Unterschiede zwischen den beiden Lebenswelten wunderbar herausstellen. Gespickt wird die Erzählung mit Archiv Einträgen, die uns helfen Teile der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Entwicklungen und Hintergründe besser nachzuvollziehen.

Nicht jeder Beweggrund oder jede Entscheidung der Protagonistinnen wird bis aufs letzte Detail erklärt oder erschien mir immer sofort nachvollziehbar - und dennoch hat mich „Auf See“ in kürzester Zeit in seinen Bann gezogen und begeistert. Enzensberger schafft es die Spannung fortwährend hochzuhalten und ihre ganz eigene Mischung auf Dystopie und Gesellschaftskritik zu finden. Dabei bedient sie sich neoliberaler und libertäre Theorien und Strukturen ebenso wie Utopieerzählungen, Sekten und ihren gefährlichen Dynamiken und zeichnet aus ihnen eine glaubhafte, wenn auch wenig erstrebenswerte Zukunftsvision.
Die Welt in „Auf See“ ist eine andere wie heute und dennoch scheint sie schon übermorgen möglich.

Für mich war „Auf See“ sowohl fesselnde Unterhaltung, die ich in einem Rutsch verschlungen habe, als auch eine wichtige Abrechnung mit libertären Theorien, die auch in der heutigen (Tech-) Start Up Szene leider wieder großen Anklang finden. Ein Buch was vor allem im Nachgang in mir weiterarbeitet hat - von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

4 Ungewöhnlich

von (Schönwölkau), am 17.08.2022

Bei dem Cover musste ich direkt daran denken, dass es auch irgendwann in der 80ern geschrieben sein könnte und die Zukunft heutzutage beschreiben möchte. Es hebt sich auf jeden fall ab und daher hatte es mich auch interessiert. Die Story passt dann auch dazu. Es geht um Yada, die als Bürgerin einer schwimmenden Stadt in der Ostsee aufwächst. Doch auch Helena lernen wir kennen. Zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und Leben.

Die Idee fand ich spannend, doch so richtig mitreißen konnte es mich am Ende leider nicht. Die Figuren bleiben recht flach und auch die Geschichte hat zwar eine solide Grundlage, doch das Ende hat es für mich etwas zerstört. Da hätte man vermutlich einiges mehr rausholen können.

Die Aufteilung der Kapitel ist ok, doch die Einschübe durch das "Archiv" (Beschreibungen aus der Vergangenheit und Informationen) haben den Lesefluss doch immer mal gestört. Es war interessant, aber hat nicht so gut direkt in den Roman gepasst. Dennoch war es alles in allem ein kurzweiliges Lesevergnügen.

3 Ungewöhnlich und herausfordernd

von , am 16.08.2022

Es gibt selten ein Buch, wo ich allein wegen dem Cover zugegriffen habe. Denn das Cover dieses Romans hat mich sehr an die Science Fiction Romane der 70er und 80er erinnert. Diese Romane habe ich dank dem Einfluss meiner Mutter in meiner Jugend verschlungen. Aus diesem Grund hatte ich als ich das Cover gesehen habe, sofort nostalgische Gefühle.
Der Roman hat mich dann doch sehr überrascht. Er hatte wenig gemein mit meinen damaligen Romanen. Dieser Roman ist anders, jedenfalls anders als meine sonstigen Lesegewohnheiten. Es gibt 3 Erzählstränge, obwohl der dritte eigentlich kein wirklicher Erzählstrang ist. Zum einen die 17jährige Yada, die mit ihrem Vater auf einer künstlichen Insel, wo sie sich vor den Katastrophen auf dem Festland schützen wollen. Was genau passiert ist bleibt wage und auch um Yadas Leben gibt es Geheimnisse. Daneben gibt es Helena, Künstlerin, die ihren Erfolg nicht so recht traut und lieber sehr zurück gezogen lebt. Aus künstlicheren Gründen hat sie eine Sekte gegründet, die ihr entgleitet. Neben diesen zwei Biographien gibt es immer wieder Einschübe, die „Archiv“ genannt werden. Interessante Anekdoten aus der Geschichte über Betrüger oder Utopien, die gescheitert sind.
Ein ungewöhnlicher Roman, der mich auch herausgefordert hat. Sprachlich hat er sich gut gelesen, die Abschnitte waren kurz und es gab wenig Längen. Die Sprache war zum Teil sehr nüchtern, was es mir schwermachte, den Zugang zu den doch etwas schwierigen Charakteren zu finden. Die Archiveinschübe waren interessant, haben mich aber auch aus der Handlung und aus der, von der Autorin geschaffenen Welt, herausgerissen. Ich war gefordert diese 3 verschiedenen Stränge in Einklang zu bringen. Das Ende ließ mich enttäuscht zurück, mir fehlte ein wirklicher Höhepunkt des Geschehens. Insgesamt ein neuer und intellektueller Roman, der mich am Ende unbefriedigt zurückließ.

5 Bedrückend und aufrüttelnd

von , am 15.08.2022

Ein bedrückendes, dunkles Buch, das vom Aufbruch aus der Enge der Gemeinschaft erzählt. Spannend zu lesen. Interessant verschränkt die Autorin Theresia Enzensberger die Geschichte von Yada, die auf einer heruntergekommenen Aussteigerplattform Seestatt mit ihrem Vater lebt und Helena einer jungen Frau, die durch die Veröffentlichung von ausgedachten Prophezeiungen in der Hierwelt zu gewissem Ruhm gefunden hat. Es geht in beiden parallellaufende Geschichten darum, wie Gemeinschaften eine merkwürdige Eigendynamik bekommen, wie Utopien und Heilsversprechen sich in ihr Gegenteil verkehren und die Frage, ob es eine Rettung für die Welt gibt. Mich hat das Thema des Romans an einen Ausspruch erinnert: Immer wenn Menschen auf der Erde versucht haben das Himmelreich zu errichten, ist daraus die Hölle geworden. Also ein fiktiver aber auch ganz und gar aktueller Roman.

4 Visionär

von , am 10.08.2022

„Auf See“ heißt dieser Roman, der einerseits ein fiktionales Zukunftsszenario entrollt, was sich aber bei genauerem Hinsehen als ein verrücktes Hirngespinst eines neoliberal denkenden Wissenschaftlers, der den Blick für die Realität verloren hat, entpuppt. Interessant ist der stete Wechsel der Perspektiven, deren Zusammenhang sich dem Leser erst nach längerer Zeit erschließt.
Die Anlage der Charakterere konnte mich nicht immer überzeugen. So wirkt die jugendliche Yada etwas konstruiert und ihr Leben auf der vom Festland angeschnittenen Insel Seestatt sehr unglaubwürdig.
Aber auch weitere auftretende Personen bleiben eher blass und in ihren Handlungen unmotiviert wie z.B. Rebecca, die plötzlich auf der Insel auftaucht und in die sich Yada verliebt.
Das Buchcover wirkt ein wenig antiquiert -wie aus den 70er Jahren.
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