Die Liebe der Anne Elliot - Das Buch zu der Netflix Verfilmung 'Überredung'! (eBook)

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2022 | 1. Auflage
300 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3026-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Liebe der Anne Elliot - Das Buch zu der Netflix Verfilmung 'Überredung'! -  Jane Austen
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Das Buch zu der Netflix Verfilmung 'Überredung'!

Acht Jahren sind vergangen, seit Anne Elliot auf Anraten ihres Vaters den Heiratsantrag des jungen Heisssporns Frederick Wentworth ausschlug und sich für ein ruhiges Leben auf dem Familiengut entschied. Doch fad schmeckt der Alltag in den Kreisen des Landadels, der in leerem Standesdünkel verharrt. Als sie dem inzwischen gereiften Frederick überraschend wiederbegegnet, bahnt sich eine zarte Romanze an.



Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) als Tochter eines Landpfarrers geboren. Sie gilt als die herausragendste Vertreterin des englischen Gesellschaftsromans. Mit ihrem ersten großen Werk Sense and Sensibility (1811) wandte sie sich gegen die zeitgenössische empfindsame Literatur, statt dessen schilderte sie das alltägliche, scheinbar ausgeglichene Leben des Bürgertums sowie des niederen Adels. Weitere wichtige Werke von Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813, Dt. 1948), Emma (1818, dt. 1961) und Mansfield Park (1814, Dt. 1968).Jane Austen starb 1817 im Alter von einundvierzig Jahren an Tuberkulose. Erst nach ihrem Tod wurde sie als Schriftstellerin anerkannt.

Erstes Kapitel


Sir Walter Elliot, der Schloßherr zu Kellynch in Somersetshire, brauchte zu seiner Unterhaltung nie ein anderes Buch als den Adelskalender. Diese Lektüre bot ihm Beschäftigung für seine Mußestunden und Trost in Zeiten der Not; sie erweckte ihn zu nachdenklicher Bewunderung und Ehrfurcht vor den wenigen, die noch dem ältesten Adel entstammten; sie verwandelte jedes unangenehme Gefühl, das seine eigenen Familienangelegenheiten hervorriefen, in Mitleid und Verachtung, sobald er die nahezu endlosen Adelsverleihungen des letzten Jahrhunderts überflog; und falls wirklich einmal keine andere Seite auf ihn zu wirken vermochte, so konnte er doch seine eigene Geschichte mit stets gleich bleibender Aufmerksamkeit lesen. Jedesmal wurde in dem Lieblingsbuch folgende Seite aufgeschlagen:

ELLIOT VON KELLYNCH HALL

Walter Elliot, geboren 1. März 1760, vermählte sich am 15. Juli 1784 mit Elisabeth, Tochter des James Stevenson, Esq. von South Park in der Grafschaft Gloucester. Elisabeth starb im Jahre 1800.

Kinder dieser Ehe:

Elisabeth, geboren 1. Juni 1785

Anne, geboren 9. August 1787

ein Sohn, totgeboren 5. November 1789,

Mary, geboren 20. November 1791

So hatte der Abschnitt ursprünglich gedruckt ausgesehen. Sir Walter hatte ihn jedoch vervollständigt, indem er zur Belehrung für sich und seine Familie gewissenhaft Tag und Monat eintrug, an dem er seine Frau verloren hatte, und indem er hinter Marys Geburtsdatum einfügte: »… vermählte sich am 16. Dezember 1810 mit Charles, dem Sohn und Erben von Charles Musgrove, Esq. von Uppercross in der Grafschaft Somerset.«

Darauf folgten die üblichen Angaben über Geschichte und Aufstieg der alten, angesehenen Familie. Sie war ursprünglich in Cheshire ansässig, und im Dugdale steht, daß sie das Amt des Obersheriffs versah, dreimal hintereinander ins Parlament gewählt wurde und daß Karl II. ihre königstreue Gesinnung gleich im ersten Jahre seiner Regierung mit der Baronetswürde belohnte; dazu führte Dugdale noch all die Marys und Elisabeths an, die in die Familie heirateten. Das Ganze füllte zwei zierliche Duodezseiten, die abschlossen mit dem Wappen und der Bemerkung: »Stammsitz: Kellynch Hall in der Grafschaft Somerset.«

Darunter fand sich noch einmal Sir Walters Handschrift: »Präsumtiver Erbe: William Walter Elliot, Esq., Urenkel des zweiten Sir Walter.«

Eitelkeit war Sir Walter Elliots einzige Charaktereigenschaft: er war stolz auf sein Aussehen und stolz auf seine gesellschaftliche Stellung. In seiner Jugend war er bemerkenswert hübsch gewesen, und auch mit vierundfünfzig war er immer noch eine sehr ansehnliche Erscheinung. Kaum eine Frau machte sich mehr Gedanken um ihr Äußeres, und der Kammerdiener irgendeines neugebackenen Lords hätte sich nicht mehr auf seine gesellschaftliche Stellung einbilden können. Adelswürde und Schönheit betrachtete Sir Walter Elliot als die höchsten Gaben, und da er diese beiden in seiner Person vereinigte, so war er sich selber dauernd der Gegenstand höchster Bewunderung und Verehrung.

In einer Beziehung durfte Sir Walter wirklich stolz auf diese Gaben sein, ihnen verdankte er nämlich die Gattin, die ihn in ihrem Charakter weit übertroffen hatte. Lady Elliot war eine treffliche, verständige, liebenswürdige Frau gewesen, der man in ihrem Leben nichts weiter nachzusehen brauchte als eben die jugendliche Verblendung, die sie zur Lady Elliot gemacht hatte. Siebzehn Jahre lang hatte sie das Ansehen ihres Gatten gefördert, indem sie seine Launen entweder ertrug oder besänftigte oder verheimlichte. Und obgleich sie nicht gerade das glücklichste Geschöpf der Welt gewesen war, so hatte sie doch in ihren Pflichten, ihrem Freundeskreis und ihren Kindern den Sinn ihres Lebens gefunden, und es war ihr nicht leicht gefallen, sich von den Ihren zu trennen, als sie heimgerufen wurde. Auf der Mutter lag es wie eine schwere Last, ihre drei Töchter, von denen die beiden ältesten erst sechzehn und vierzehn Jahre alt waren, verlassen zu müssen, sie der Erziehung und Obhut eines eitlen, törichten Vaters anzuvertrauen. Sie besaß jedoch eine sehr gute Freundin, die ein feinfühliger, edler Mensch war und die sich aus lauter Zuneigung zu ihr in ihrer Nähe, im Dorf Kellynch, niedergelassen hatte. Auf den wohlwollenden Rat dieser Freundin baute Lady Elliot in erster Linie und erhoffte sich von ihm die beste Stütze für all die guten Lehren, die sie ihren Töchtern zu erteilen sich bemüht hatte.

Diese Freundin und Sir Walter heirateten einander nicht, mochten ihre beiderseitigen Bekannten es auch erwartet haben. Als seit dem Tode von Lady Elliot schon dreizehn Jahre vergangen waren, verkehrten die beiden immer noch als gute Nachbarn und Freunde miteinander, aber im übrigen blieb jeder für sich.

Daß Lady Russell, die gesetzten Alters und Charakters und außerdem sehr gut versorgt war, nicht an eine zweite Ehe dachte, bedarf keiner Rechtfertigung vor den Leuten, die sich in ihrem Unverstand sowieso eher mißfällig über eine Frau äußern, wenn sie wieder heiratet, als wenn sie Witwe bleibt. Aber daß Sir Walter allein blieb, bedarf der Erklärung. Es muß also gesagt werden, daß er, nachdem er bei einigen höchst unvernünftigen Werbungen im stillen seine Enttäuschungen erlebt hatte, sich damit tröstete, als guter Vater um seiner lieben Töchter willen unverheiratet zu bleiben. Für die eine Tochter, die älteste, hätte er wirklich auf alles verzichtet, doch wurde er hierin kaum auf die Probe gestellt. ›Elisabeth hatte mit sechzehn Jahren die Stelle und die Rechte ihrer Mutter eingenommen, soweit dies überhaupt möglich war. Sehr hübsch und ihrem Vater sehr ähnlich, hatte sie immer großen Einfluß auf ihn gehabt, und die beiden waren recht gut miteinander ausgekommen. Seine zwei anderen Töchter schätzte Sir Walter viel weniger. Es schien nur so, als ob Mary ein bißchen mehr Bedeutung für ihn gewonnen hätte, indem sie Mrs. Charles Musgrove geworden war; Anne jedoch, die wegen ihrer vornehmen Gesinnung und ihres freundlichen Wesens von jedem wirklich verständnisvollen Menschen sicher hochgeschätzt worden wäre, galt bei Vater und Schwester nichts. Ihr Wort hatte kein Gewicht; sie mußte sich immer fügen und nachgeben; sie war eben nur Anne.

Für Lady Russell allerdings war sie das am meisten geliebte und geschätzte Patenkind und die beste Freundin. Lady Russell liebte alle drei Töchter ihrer verstorbenen Freundin, aber nur in Anne vermochte sie Lady Elliot wieder leibhaftig vor sich zu sehen.

Noch vor einigen Jahren war Anne Elliot ein sehr hübsches Mädchen gewesen, doch sie hatte ihr blühendes jugendliches Aussehen bald verloren. Da sie mit ihren feinen Gesichtszügen und ihren sanften dunklen Augen ihrem Vater durchaus nicht ähnelte, hatte dieser nie viel an ihr zu bewundern gefunden und konnte sich jetzt, da sie blaß und schmal geworden war, erst recht nicht für sie begeistern. Die schwache Hoffnung, ihren Namen je auf irgendeiner anderen Seite seines Lieblingsbuches zu lesen, hatte er ganz verloren. Elisabeth war die einzige, die es zu einer standesgemäßen Verbindung bringen konnte; denn Mary hatte nur einen Landjunker geheiratet, dessen Familie zwar alteingesessen und angesehen und sehr vermögend war, dem aber durch diese Ehe auch alle Ehre zugefallen war, die Mary zu vergeben hatte. Also mußte sich Elisabeth eines Tages angemessen vermählen.

Manchmal ist eine Frau mit neunundzwanzig Jahren hübscher als mit neunzehn, wie sie überhaupt in diesen Jahren kaum etwas von ihren Reizen verliert, wenn sie nicht krank wird oder Kummer hat. Elisabeth war die ganzen dreizehn Jahre hindurch dieselbe hübsche Miss Elliot geblieben. So mochte es mindestens bis zu einem gewissen Grade verzeihlich sein, wenn Sir Walter ihr Alter vergaß und sich einbildete, er und Elisabeth genössen ewige Jugend, während alle anderen aus seiner Verwandtschaft und Bekanntschaft älter wurden und ihr gutes Aussehen verloren. Denn schon seit langem ärgerte er sich darüber, daß Anne so hager und Mary so plump wurde und sich die Krähenfüße an Lady Russells Schläfen immer deutlicher ausprägten.

Elisabeth war nicht ganz so selbstzufrieden wie ihr Vater. Schon dreizehn Jahre lang leitete sie den Haushalt von Kellynch Hall und hatte ihre Anordnungen immer mit solcher Entschiedenheit und Sicherheit erteilt, daß keinem je der Gedanke gekommen war, sie wäre zu jung. Seit dreizehn Jahren war sie die Dame des Hauses, die daheim den Ton angab, die als erste zum Wagen schritt, wenn man ausfuhr, und die überall, wo man Besuche machte, unmittelbar hinter Lady Russell erschien. Dreizehn Winter hindurch hatte sie jeden Ball eröffnet, der sich im engen Kreis ihrer Nachbarschaft bot, und dreizehnmal war sie im Frühjahr mit ihrem Vater nach London gefahren, um einige Wochen lang die große Welt zu genießen. Wenn sie das alles überdachte und sich ins Bewußtsein rief, daß sie neunundzwanzig war, dann kamen ihr Befürchtungen. Zwar war sie vollkommen überzeugt davon, daß sie noch genauso hübsch war wie eh und je, doch sie fühlte, daß sie sich den gefährlichen Jahren näherte, und sie wäre froh gewesen, wenn sie die Gewißheit gehabt hätte, daß innerhalb der nächsten ein oder zwei Jahre ein Mann adligen Geblüts um sie werben würde. Dann hätte sie das Buch der Bücher wieder mit derselben Freude zur Hand nehmen können wie in ihrer frühesten Jugend. Jetzt aber verabscheute sie es. Denn es hielt ihr immer nur ihr Geburtsdatum vor und zeigte kein anderes Hochzeitsdatum als das ihrer jüngsten Schwester. Und wenn ihr Vater das Buch in ihrer Nähe aufgeschlagen auf dem Tisch liegengelassen hatte, so hatte...

Erscheint lt. Verlag 5.8.2022
Übersetzer Gisela Reichel
Sprache deutsch
Original-Titel Persuasion
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Buch zum Film • Dakota Johnson • England • Erwachsene Tochter • Klassiker • Landadel • Netflix • Oberschicht • Persuasion • Romanze • Überredung
ISBN-10 3-8412-3026-1 / 3841230261
ISBN-13 978-3-8412-3026-3 / 9783841230263
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