Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.
Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel?
Daniel Glattauer packt große Fragen in seinen neuen Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.
Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Bücher (u. a.): Die Ameisenzählung (2001), Darum (2003), Der Weihnachtshund (Neuausgabe 2004), Theo (2010), Mama, jetzt nicht! (2011), Ewig Dein (2012), Geschenkt (2014). Mit seinen Romanen Gut gegen Nordwind (2006) und Alle sieben Wellen (2009) schrieb er Bestseller, die auf der ganzen Welt gelesen werden. Die Komödie Die Wunderübung (2014) ist als Buch, am Theater und als Film sehr erfolgreich. Auf der Bühne sind auch die Komödien Vier Stern Stunden und Die Liebe Geld zu sehen. Und 2019 kam die Verfilmung von Gut gegen Nordwind ins Kino.
Entlarvt die Doppelmoral der Gesellschaft
„Wenn Glattauer hinter die Masken schaut, tut sich das pure Leben in seiner Tragik und amüsanten Absurdität auf." Björn Hayer, Die Zeit
"Was Glattauer auszeichnet, ist sein Witz, aber auch sein Sinn für außergewöhnliche Ansichten." Tanja Kummer, Schweizer Radio und Fernsehen
Erscheinungsdatum | 14.03.2023 |
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Verlagsort | Wien |
Sprache | deutsch |
Maße | 135 x 210 mm |
Gewicht | 389 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 21. Jahrhundert • Alle sieben Wellen • Asyl • Bestseller • Ferien • Flucht • Flüchting • Gut gegen Nordwind • Italien • Katastrophe • Kolumnen • Komödie • Liebe • Meer • Mittelmeer • Mogadischu • Österreich • Politik • postings • Prosecco • Somalia • Toskana • Unfall • Unglück • Urlaub • Wien |
ISBN-10 | 3-552-07333-7 / 3552073337 |
ISBN-13 | 978-3-552-07333-3 / 9783552073333 |
Zustand | Neuware |
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5 Der Wert eines Kinderlebens
von hundeliebhaberin, am 20.06.2023
Daniel Glattauer thematisiert in "Die spürst du nicht" vor allem die Privliegien unserer wohlhabenden Gesellschaft in Relation zu der Ungerechtigkeit und dem zweierlei Maß, mit dem gegenüber Flüchtlingen und Migrant*innen gemessen wird. Ausschlaggebend für das abgebildete Sittenbild ist der tödliche Poolunfall und der anschließende Umgang damit - innerfamiliär, politisch, gesellschaftlich, medial und juristisch. Glattauer lässt sämtliche Perspektiven und Figuren zu Wort kommen, unter anderem Journalist*innen in Form von Zeitungsartikeln und die breite Masse der Bevölkerung in Form von Kommentarspalten. Dass es sich darin um populistische Äußerungen handelt, dürfte niemanden wundern. Über allem schwebt die Frage nach Schuld und nach dem Wert eines (Flüchtlings-)Kinderlebens.
Die gewählten Stilmittel, die sprachliche Umsetzung und die vielfältige und pointierte Figurendarstellung haben mich beeindruckt. Es handelt sich hier um schwere Kost, die ein erschreckendes Abbild unserer Gesellschaft ist. In diesen Spiegel mag sicherlich nicht jede*r (gleich) gern schauen.
5 Was ist das Leben eines Menschen wert?
von Test-LR, am 20.06.2023
Bisher hatte ich von Daniel Glattauer viel gehört, aber noch nichts von ihm gelesen. Besonders angesprochen fühlte ich mich von Beginn an durch den allwissenden Ich-Erzähler, der das Geschehen mit teils sarkastischen Kommentaren dem Leser nahe bringt. Im Handlungsverlauf erzählt er die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, sowohl aus Sicht der Beteiligten als auch aus Sicht von Medien und Social-Media. Dabei hält er dem Leser als Teil der Gesellschaft unentwegt einen Spiegel vor, in den man nicht immer gerne hineinblickt.
Die Tatsache, wie ein solches Unglück politisiert und von vielen aufgegriffen wird, um ihre Meinung kundzutun, wie sich Dinge verselbstständigen und besonders das Thema Flüchtlinge und ihre Migration hochgepuscht wird, ist leider sehr erschreckend, weil sehr realistisch wiedergegeben. Auch die scheinbare Freundschaft der Familien wird dadurch zerklüftet und man merkt, wie oberflächlich viele Beziehungen heutzutage doch sind.
Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Sog gezogen, und obwohl ich bereits eine Ahnung hatte, wer sich hinter Sophie Luises Internetbekanntschaft verbirgt, war ich voller Spannung, welches Ende die beiden erwartet. Am Schluss des Romans gibt es noch einen überraschenden Twist. Die Geschichte hat mich sehr berührt und sehr nachdenklich zurückgelassen.
Fazit: Ein packender gesellschaftskritischer Roman über Migranten, das Rechtssystem, soziale Beziehungen und (Social) Media
3 konnte mich nicht überzeugen
von Anita, am 12.06.2023
Der Beginn ist eher zum schämen, wenn man beim Lesen miterleben muss, wie die beiden Familien mit Aayana umgehen, wie über sie und ihre Familie geredet wird. Die österreichischen Personen werden dabei überspitzt und karikaturhaft gezeigt, was natürlich unterhaltsam ist, aber eben auch Fremdscham auslöst.
Aayana hingegen tritt kaum in Erscheinung und so wird es auch den größten Teil des Weiteren Buches bleiben: Im Mittelpunkt stehen ständig die beiden Familien und ihr Umgang mit dem Ereignissen, ihre (überzeichneten) Sorgen und ihre kleinen unfassbaren Probleme, ihre Arroganz.
Aayanas Familie hingegen ist bis auf wenige Ausnahmen passiv und bleibt im Hintergrund, meist wird über sie und nicht mit ihnen geredet.
Während ich den Schreibstil mag und mir die überspitzen Protagonist*innen auch durchaus gefallen haben, frage ich mich aber, an welchem Punkt es denn zutrifft, dass hier "denen eine Stimme verliehen wird, die sonst keine haben". Ist es ein Stilmittel, dass genau das eben nicht passiert? Oder reicht eine kurze Erklärung der Fluchtgeschichte aus, damit man sehen soll, dass die Familie ja auch Menschen sind?
Der weitere Verlauf der Handlung orientiert sich dann an vielen Klischees und unglaubwürdigen Zufällen. Auch hier ist mir die Intention nicht klar. Soll das wirklich eine überraschende Entwicklung sein? Ist es ein nicht erkanntes Stilmittel?
Eventuell begreife ich einfach nicht, was mir der Autor damit vermitteln möchte. Denn schlussendlich kann ich eigentlich nur sagen, dass genau die hier im Mittelpunkt stehen und eine Stimme bekommen, die es auch sonst bekommen: Reiche, in westlichen Ländern geborene, weiße Menschen.
4 Hörbuch mit Mehrwert
von gagamaus, am 19.05.2023
Die Geschichte sollte wohl ganz explizit den Leser zum Nachdenken animieren. Die Charaktere und ihre Entwicklung standen nicht im Vordergrund. Vielmehr wurden sie als Platzhalter für verschiedene gesellschaftliche Standpunkte genommen. Die Themenbreite reichte von den Problemen bei der Migration und Vorurteilen gegenüber Einwanderern bis hin zu allgemeinen Fragen über den Wert eines Lebens und die Ehrlichkeit, die man auch sich selbst gegenüber haben sollte.
Bei mir hat es das Buch geschafft, dass ich viel nachgedacht habe über die Fragen, die aufgeworfen werden. Mir hat das ganze Konstrukt gut gefallen.
2 durchgequält
von FräuleinKlein29 (Wuppertal), am 15.05.2023
Ich habe mich wirklich durch dieses Buch gequält. Eines meiner Lieblingsbücher ist gut gegen Nordwind und auch der zweite Teil hat mir sehr gut gefallen. Ebenso sind mir die anderen Bücher des Autor nicht fremd. Allerdings ist dieses für mich wirklich sehr langweilig und langatmig.
Die Schrift ist so klein und so schlecht zu lesen, das kommt noch erschwerend hinzu. Der Preis ist auch absolut nicht gerechtfertigt.
Leider nur 2 von 5 Sterne, für die eigentlich interessante Story.
5 Keine leichte Kost
von Leseratte (Stolberg), am 08.05.2023
So zeichnet der Autor insgesamt ein gelungenes, aktuelles Bild der Gesellschaft, das definitiv nachdenklich stimmt. Ein sehr berührendes Buch, das unter die Haut geht und länger nachwirkt, indem es den Menschen, die unter Lebensgefahr ihre Heimat verlassen haben auf eine besondere Art Gehör verschafft, die weit von der üblichen Berichterstattung abweicht.
4 Der Wert eines Menschen
von kuddel, am 05.05.2023
Glattauer hat hier sehr spezielle Charaktere gestaltet, die anders reagieren, als man es erwarten würde. Das führt zu Konflikten, sowohl für jeden mit sich selbst, aber auch mit den Mitmenschen, den Medien und dem Gesetz.
Normale Regungen gegenüber der Familie, die ihre Tochter verloren hat, finden nicht statt, statt dessen werden Anwälte bemüht.
Durch die Klischees, Stereotype und Überspitzungen gelingt es Glattauer, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Das ist ihm gut gelungen. Es geht eben nicht um die Flüchtlinge, sondern um die Befindlichkeiten der Anderen.
Dennoch störten mich ein paar Punkte in der Mitte: Die jüngeren Kinder wurden nach der Toskana durch Verschickung aus der Geschichte verbannt, dafür durften die älteren Kinder sich ausleben.
Insgesamt ein tolles Buch, das zum Nachdenken anregt.
5 Ein Roman, der zum Nachdenken anregt
von Barbara (Remscheid), am 30.04.2023
Dabei tritt die eigentliche Hauptperson, nämlich Aayana, ebenso wie ihre Familie komplett in den Hintergrund. Stattdessen erleben wir den Umgang der beiden Familien mit der Tragödie, die eigentlich einen entspannten Urlaub in der Toskana verbringen wollten. Allen voran Elisa, gestresste Politikerin, unglücklich in ihrer Ehe. Sie kann kaum mit ihrer Schuld leben, sieht aber ihre Karriere und ihr Seelenheil in Gefahr. Ihr Mann Oskar, ein dominanter Besserwisser und Unsympath, sieht sich als unschuldiges Opfer und Unbeteiligter. Die Tochter Sophie Luise bricht völlig zusammen unter der Last der Schuld, dabei unbesehen von ihren Eltern oder Lehrern. Nur Melanie, die mitgereiste Freundin, möchte die Wahrheit sagen und sich nicht irgendwie aus der ganzen Sache herauswinden.
Was zunächst in lockerem und fast fröhlichem Text beginnt steigert sich im Laufe der Geschichte immer mehr in einen zynischen Ton. Indem der Autor immer wieder Zeitungsberichte und Kommentare von Lesern einstreut stellt er ein schreckliches Abbild der Gesellschaft gegenüber Asylanten auf. Und die Anonymität des Internet lässt alle Meinungen zu, auch wenn sie unsachlich, übergriffig und radikal sind. Die Gefahren des Internet für Teenager werden hier auch ganz deutlich aufgezeigt, von Mobbing bis Identitätsverschleierung.
Zum Ende hin steigert sich das Tempo noch einmal ordentlich, ich konnte dieses Buch bis zum Schluß nicht aus der Hand legen.
Ein toller Roman mit einem zutiefst traurigen Thema, der zum Nachdenken anregt. Unbedingt empfehlenswert, für junge und alte jeden Geschlechts.
5 Mitreißend
von Mabla59 , am 23.04.2023
Daniel Glattauer scheut sich nicht, brisante Themen anzusprechen. Was, bzw. wieviel ist ein Menschenleben wert? Er erzählt trotz des ernsten Themas mit Sprachwitz, spannend und mit starken Dialogen. Er beschreibt ein eindrückliches Bild einer privilegierten Gesellschaft und deren Doppelmoral.
Unfassbares Thema unfassbar gut umgesetzt.
4 die spürst du nicht
von brauchnix, am 22.04.2023
Der Erzählstil ist trotz aller Dramatik eher leicht und angenehm lesbar. Der Autor versucht durch differse unterschiedliche Perspektiven möglichst viele Standpunkte und Probleme zu beleuchten. Das Buch ist nicht teilweise sehr intensiv. Es regt zum Nachdenken und Debattieren an. Sicher nicht für jederman aber eine Leseempfehlung für aufgeschlossene Leser allemal.
5 Die Ungleichheit spüren
von gaia, am 15.04.2023
Wir bekommen zu Beginn die Familienmitglieder zweier gehobener, österreichischer Familien geschildert, welche zusammen in die Toskana in den Urlaub gefahren sind. Fast wie in der Regieanweisung zu einem Theaterstück oder - wenn man es heftiger formulieren möchte - wie in einer Versuchsanordnung zu einem Experiment, wird die Ausgangssituation mit all ihren Elementen und Variablen eingangs geschildert, nur um dann alle in einer Villa in der Toskana aufeinandertreffen zu lassen. Was herauskommt ist ein dramatisches Unglück, welches den Fortgang des gesamten Buches bestimmen wird.
Was verwundert: Dieses Unglück geschieht schon ziemlich zügig im Verlauf des Buches und in der Hauptsache sind wir nun Rezipienten der Auswirkungen dieses schweren Unglücks. Mit verschiedenen Stilmitteln arbeitet sich nun Glattauer an der Reaktion einer (Medien-)Gesellschaft auf die Geschehnisse vom Beginn des Buches ab. Mit präziser Sprache und authentisch wirkenden Medienreaktionen entwirft der Autor ein Sittengemälde unserer modernen Welt, in dem so gut wie niemand gut dasteht und alle letztlich Verlierer sind. Er scheint zunächst die Personalliste mit stereotypen Figuren zu bestücken, nur um sie im Verlaufe des Buches mitunter (nicht immer) die antizipierten Annahmen der Leser:innen über den Haufen zu werfen und sie ganz anders als erwartet handeln zu lassen. So einfach die Sprache wirkt, so brillant nutzt sie Glattauer, um in wahnwitzigen Dialogen große Fragen nach Moral und ethisch richtigem Handeln zu stellen. Der Text liest sich dabei leichtfüßig und kurzweilig, obwohl er inhaltlich keinesfalls ein Leichtgewicht darstellt. Denn es handelt sich um eine eindeutige Gesellschaftskritik, die recht offensichtlich das haarsträubende Verhalten von selbstsüchtigen Personen herausstellt, soziale Ungerechtigkeiten anprangert aber auch zwischen den Zeilen und manchmal in einem kurzen Internetkommentar verpackt die Abgründe heutiger Einstellungen aufzeigt. Letztlich geht es darum, denen eine Stimme zu geben, die unserer Sprache nicht mächtig sind und sich dadurch in unserer westlichen Gesellschaft nicht wahrnehmbar machen geschweige denn ihr Recht durchsetzen können.
So sagt eine von Glattauers Figuren an einer der vielen mitreißenden Stellen: "Sie sind darunter. Unter unserer Wahrnehmung. Unter unserem Interesse. Ihre Geschichte will hier keiner hören. Und sie können sie auch nicht erzählen. Sie werden nicht danach gefragt. Und von sich aus schaffen sie es nicht, sich zu Wort zu melden. Ihnen fehlen die Mittel. Ihnen fehlt unsere Kultur. Ihnen fehlt unsere Bildung, auf die wir uns so viel einbilden. Und es fehlt ihnen vor allem an unserer Sprache. Ohne Sprache kein Verständnis. Ohne Sprache keine Geschichte. "
Dadurch, dass die somalische Familie von Aayana im Buch über weite Strecken nicht zu Wort kommt, sie gar nicht gespürt wird und untergeht, spielt der Autor genau das durch, was auch in der realen Welt millionenfach geschieht. Mit seinem zunächst locker daherkommenden, dann aber schnell zunehmend berührenden Drama frisst sich das Anliegen einer scharfen Gesellschaftskritik tief in das Denken und Fühlen der Lesenden. Mich hat der Roman ergriffen und lange nicht wieder losgelassen, weshalb ich ihn nur eindringlich für eine Lektüre weiterempfehlen kann. Um eine Urlaubslektüre handelt es sich keinesfalls, hier sollte man sich nicht täuschen lassen. 5/5 Sterne
4 Kurzweilige Gesellschaftskritik
von Annis, am 12.04.2023
Ich mochte sehr, dass hier einmal eine Flüchtlingsfamilie zu Wort kommen darf und ihre Geschichte bringt einem nochmal ins Gedächtnis, dass hinter jedem Flüchtenden ein Einzelschicksal steckt und niemand grundlos sein Heimatland verlässt.
Der ungewöhnlichen Schreibstil hat mir von Anfang an gefallen, immer wieder hatte ich das Gefühl, ein Theaterstück zu lesen. Insgesamt liest sich das Buch wirklich flüssig und ich konnte es kaum aus der Hand legen, die Aussage finde ich sehr wichtig (schon allein deswegen sollte man das Buch gelesen haben) und den Schreibstil ansprechend. Was mir hingegen gar nicht gefallen hat, war das Ende; es kam mir doch zu konstruiert vor, es gab zu viele Zufälle, war mir zu rund und dadurch leider wenig glaubwürdig.
4 Ein messerscharfes Portrait unserer aktuellen (Meinungs-) Kultur
von moe (Köln), am 02.04.2023
Worauf es zutrifft: Menschen, die inmitten einer Gesellschaft unserer Gesellschaft leben und trotzdem unsichtbar sind. Weil sie es sein wollen, weil unsere Gesellschaft es so will, weil sie es sein müssen.
"Die spürst du nicht" erzählt eine dieser Geschichten. Die Geschichte eines jungen Mädchens, das seiner Heimat entrissen wurde, um sich in einer völlig fremden österreichischen Welt zu arrangieren. Und durch einen Unfall in der Obhut einer angesehenen österreichischen Familie ums Leben kommt.
Das Buch ist ein Kommentar auf Internet-Kommentare (und, typisch Glattauer, wahnsinnig dialog-authentisch), ein Spiegel unserer Gesellschaft und der Medienlandschaft und ein gut gemeinter Hinterntritt an all jene, die wegschauen, einfach, weil es einfacher und bequemer ist. Und jene, die sich ein Urteil bilden, weil das sehr viel leichter ist, als sich mit Fakten und anderen Perspektiven auseinanderzusetzen.
Leichtigkeit, Wortgefechte und die alles bereichernde Prise Humor wird man auch hier finden, allerdings nicht so einnehmend, wie in anderen Werken des Autors. Der Tod des Mädchen verändert das Leben der Figuren schlagartig und die beobachtenden Menschen haben alle eine Meinung, die anhand von Internetkommentaren widergegeben werden. Jeder nutzt seine Strategien, um das Geschehene zu verarbeiten oder zu verdrängen; wie auch immer ausgeartete Flucht, das unbedingte Verlangen nach irgendeiner Art von Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, Ignoranz, Beschönigung, Trauer, Wut, Depression.
Glattauer schreibt wieder zwar kurzweilig und sehr (!) unterhaltsam, aber inhaltsschwer. Er würzt das Geschriebene mit Humor, ohne es darin einzubetten und zeichnet ein messerscharfes Portrait unserer modernen Gesellschaft und (Internet-) Kultur. Mit sehr viel Spannung und Freude habe ich auch sein aktuelles Werk genossen und bin gespannt auf alles, was da noch kommen mag!
5 Salzwasserfische
von Anno, am 02.04.2023
Die aktuelle Flüchtlingskrise wird hierbei auf eine Weise aufgegriffen, die zum Nachdenken anregt und zum Umdenken aufruft. Und so lässt mich der Roman nach seiner Beendigung begeistert und sehr nachdenklich zurück.
5 Die Geschichte spürst du sehr
von tk, am 01.04.2023
Der wahrgenommene Wert eines Menschen, eines Lebens, die kühle Bewertung von angenommenen Fluchtgründen aus einem privilegierten, sicheren Leben heraus, und damit die Einteilung in "schlechtere" und "bessere" Geflüchtete, Gutmenschentum in seiner ursprünglichen und seiner instrumentalisierten Bedeutung, die Unsichtbaren und Unhörbaren einer Gesellschaft... - wichtige und aktuelle Themen des Umgangs mit der Flüchtlings"krise" in Europa sind hier schmerzhaft spürbar gemacht. Wirklich großartig beobachteter und erzählter, berührender und bedrückender Roman!
5 Eine Geschichte, die noch lange nachwirkt
von Readaholic, am 24.03.2023
Mich hat dieser Roman, der sich spannend wie ein Krimi liest und gleichzeitig der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, fasziniert. Manche Bücher vergisst man sofort, nachdem man die letzten Seiten gelesen hat, dieser Roman hat mich noch lange gedanklich beschäftigt.
5 absolut lesenswert!
von Der Blaue Mond, am 21.03.2023
Es geht um zwei privilegierte Familien, die mit ihren Kindern den Urlaub in der Toskana verbringen wollen. Dabei war Bedingung der älteren Tochter ihre Schulfreundin (ein Flüchtlingskind aus Somalia) mitnehmen zu dürfen.
Dort passiert es...
Dann tritt mit den Eltern der Schulfreundin eine weitere Familie aufs Parkett.
Das Werk hält unserer Gesellschaft quasi den Spiegel vor und das Erschreckende ist, dass es in der Realität genau so möglich ist.
Daher nimmt man einiges mit, es lässt einen auch Tage später nicht los.
Die sozialen Medien nehmen mit vielen Kommentaren Platz ein, das war mir persönlich manchmal zu viel. Wobei das sicherlich auch ein gut gewähltes Stilmittel ist und für einiges an "Augenrollen" gesorgt hat.
Überhaupt hat der Schreibstil des Autors das gewisse "etwas". Daher unbedingte Leseempfehlung!
5 Bestes Buch seit Langem
von Hummelfreund, am 21.03.2023
Die Geschichte ist dramatisch, hochaktuell und kurzweilig.
Es geht um zwei Familien, die während ihrem Luxusurlaub einen dramatischen Todesfall erleben, der sich auf das Leben aller in unterschiedlichster Form auswirkt.
Unterbrochen wird die Geschichte durch Foreneinträge, die das derzeitige Niveau im Netz wiederspiegelt.
Besonders gut haben mir auch die unterschiedlichen Charaktere gefallen. Daniel Glattauer hat eine ganz eigene Art die Feinheiten der Personen zu beschreiben. Nach und Nach bröckelt die Fassade und die Häßlichkeiten kommen ans Tageslicht.
Das Buchcover zeigt ein Ausschnitt eines Pooles und die Beine eines Menschen, der gerade beabsichtigt ins Wasser zu steigen.
Ich kann das Buch wirklich jedem nahelegen es zu lesen!
5 Los
von Ute54, am 21.03.2023
Das Cover ist kein Hingucker, und auch der Titel läßt den Leser im Unklaren. Allerdings ist man im ersten Kapitel mitten in der Aktion. Nach diesem Höhepunkt entwickelt der Autor einen neuen Spannungsbogen, der mit einem weiteren Höhepunkt endet. Man ist von der vielschichtigen Handlung gebannt, in die Glattauer Gesellschaftskritik sehr massiv einarbeitet.
Der Inhalt ist durch die situationsangepaßte Sprache, den Erzählton und die Vielfalt der stilistischen Mittel unterstützt. Er verwendet viel Ironie, Perspektivwechsel, Kommentare in wörtl. Rede, Auszüge aus sozialen Netzwerken und Zeitungsberichte. Zu Anfang nimmt er den Leser durch die Wir Perspektive für sich ein, aber der Ton verändert sich mit zunehmender unterschwelliger Kritik. Die reichen Familien werden in ihrer vorgefaßten Meinung vorgeführt, Egoismen und Streit bestimmen die Handlungsweisen etlicher Charaktere, die jeweils auf ihre eigene Art mit diesem Schicksalsschlag umgehen. Verantwortung und Schuld stehen im Zentrum und alle Figuren sind auf ihre Art realistisch und authentisch entworfen. Glattauer bedient sich etlicher Klischees, z. B. der taktierende Staranwalt und der hochintellektuelle Universitätsdozent treten hervor. Besonders frappiert hat mich die pubertierende Tochter, die sehr realistisch, aber auch angsteinflößend gezeichnet ist.
Äußerst bewegend finde ich die Familiengeschichte der Ahmeds und die Reaktion der Verantwortlichen sowie der Opfer.
Das Werk hat mich sehr stark emotionalisiert, denn es stellt die Fragen nach Toleranz, Impertinenz und mangelnder Empathie.
Dieses ist mein erstes Werk von Daniel Glattauer. Es hat mich in vielerlei Hinsicht geflasht, aufgerüttelt und zum Nachdenken angeregt. Ich kann es für Jugendliche besonders empfehlen, die in ihren Handlungen und ihrer eventuellen Ignoranz noch nicht "eingerostet" sind. Aber es ist für alle verantwortungsbewussten Leser*innen sehr zu empfehlen, da es inhaltlich und sprachlich sehr ausgereift herüberkommt.
5 Wenn gute Absichten in die Katastrophe führen
von bedard (Hamburg), am 21.03.2023
Hier ändert sich der Erzählstil, auch wenn die Charaktere immer noch etwas überzeichnet und gelegentlich auch klischeehaft dargestellt werden. Mittels Auszügen aus Pressemitteilungen und Kommentaren in Sozialen Medien wird die Geschichte vorangetrieben. In deren Mittelpunkt steht Elisa Strobl-Marinek, die als erfolgreiche Grünen-Politikerin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zieht. Hinter den Kulissen beginnt die Fassade allerdings zu bröckeln. Unterschiedliche Interessen und Werte treffen aufeinander: Statuserhalt, Sorge um das eigene Ansehen, Moral und Gewissen. Die Risse in den Partner- und Freundschaften sind nicht mehr zu übersehen. Während die Erwachsenen mit sich selbst beschäftigt sind, gerät Sophie Luise aus deren Blickwinkel.
Im Hintergrund bleibt lange Zeit die Geschichte von Aayana und ihrer Familie. Erst gegen Ende erhält die Familie die Möglichkeit, von sich zu erzählen. Dieser Teil ist sicher der am schwersten zu ertragende.
Mir hat "Die spürst du nicht" gut gefallen, auch wenn ich einiges zu konstruiert und überzeichnet fand. Die eingesetzten Stilmittel haben sehr zur Auflockerung des eigentlich ernsten und tragischen Themas beigetragen. Leicht lesbar gilt daher für dieses Buch im doppelten Sinne.
Trotz der Kritikpunkte ein lesenswerter und zu empfehlender Roman!
5 Das was bleibt
von Karina (Wiesbaden), am 20.03.2023
Es beginnt alles im Toskana Urlaub zweier gutgestellter Familien. Die große Tochter der Familie der angesehen Grünen Politikerin Elisa Strobl-Marinek darf ihre Schulfreundin Aaryana mitnehmen. Aaryana, das Flüchtlingsmädchen aus Somalia, muss schwimmen lernen, so die Meinung Sophie Luise Strobl-Marinek. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
Das was folgt ist so authentisch geschrieben und dargestellt das man es für eine wahre Begebenheiten hält. Die Kapitel begleiten meist Elisa oder Sophie Luise und zwischendurch werden Berichterstattungen der sozialen Medien inklusive der Kommentare der User gezeigt. Erschreckend realistisch. Man hat sowas schon öfter gelesen, auch so manch pietätlosen Kommentar, aber eingebettet in so einem Roman liest es sich ganz anders und egal wie abgestumpft man mittlerweile schon ist... es regt zum nachdenken an.
Super Buch und von mir eine klare Leseempfehlung.
5 Stilistisch und erzählerisch großartig
von morlin (Darmstadt), am 19.03.2023
Und auch inhaltlich hat mich der Autor mit seiner Geschichte gepackt und überzeugt. Den Umgang der Medien, der Gesellschaft und der einzelnen Beteiligten mit der Situation fand ich absolut nachvollziehbar.
Der Roman führt einem vor Augen, dass in unserer Gesellschaft Menschen leben, die "man nicht spürt". Menschen "unter unserer Wahrnehmung, unter unserem Interesse". Und doch ist es wichtig, dass diese Menschen ihre Geschichte erzählen können und wir Ihnen zuhören und sie wahrnehmen. Und dieses Buch ist ein kleiner Beitrag dazu. Daher einen großen Dank an den Autor, der mich wieder wachgerüttelt hat.
5 Meisterhaft
von Gavroche, am 15.03.2023
Sophie Luise Strobl-Martinek kommt aus einem "guten Elternhaus" wie man es so umgangssprachlich nennt. Geld ist zuhauf vorhanden, aber Sophie ist in der Klasse eine Außenseiterin und hat sich mit Aayana angefreundet, die aus ihrem Heimatland Somalia geflüchtet ist und ebenfalls eine Außenseiterin in der Klasse ist.
Aayana darf mit in den Familienurlaub der Strobl-Martinek (allein dieser Name!). Doch der Urlaub in der Toskana, gemeinsam mit einer anderen Familie, gerät zur Katastrophe, als das Mädchen bereits am ersten Abend im Pool ertrinkt.
Aus immer wieder wechselnden Perspektiven und auch Presseberichten erzählt der Autor im folgenden wie mit dieser Katastrophe umgegangen wird. Schuld im juristischen Sinn, ja, aber auch die moralische Schuld spielt eine Rolle.
Eine neue Meisterleistung.
5 Ein Buch, das aufrüttelt
von mimi, am 14.03.2023
Wie so oft bei Glattauer, erschließt sich der Titel des Buches erst im Laufe der Geschichte und erklärt dann plötzlich die ganze schockierende Botschaft. Glattauer bedient sich vielen Perspektivwechsel. Manche Abschnitte erzählt er über Pressetexte und den dazugehörigen Kommentaren. Diese Stilmittel lassen den Roman sehr lebendig wirken, sodass man immer wieder das Gefühl bekommt, es handle sich um ein reales Geschehen, über das man in den Medien liest. Dabei wird dem Leser auf erschreckende Weise vor Augen geführt, wie oberflächlich und abgestumpft unsere Welt inzwischen geworden ist.
Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst! Klare Leseempfehlung!!!
5 Ein Meisterwerk!
von Bücherfreundin, am 06.03.2023
In die Handlung sind immer wieder aktuelle Berichte der sozialen Medien mit zahlreichen zynischen und bösartigen Internetkommentaren eingeflossen. Diese Kälte in den sozialen Medien habe ich als sehr erschreckend empfunden. Des weiteren zieht sich ein längerer Chatverlauf zwischen Sophie Luise und Pierre, einer Internetbekanntschaft, durch das Buch.
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mich derart berührt und nachdenklich gemacht hat. Für mich bereits jetzt ein Jahreshighlight - absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!
5 Ein Buch das nicht aus dem Kopf geht
von Bookwood, am 04.03.2023
Daniel Glattauer greift in seiner Geschichte exemplarisch das Flüchtlingsschicksal der somalischen Familie Ahmed auf. Diese hat ein Asylrecht in Österreich erhalten und lebt mit Sohn und Tochter Aayana in Wien. Aayana wird von ihrer Klassenkameradin Sophie Louise zum Familienurlaub in die Toskana eingeladen. Dort kommt es zu einem tragischen Unfall, der enthüllt, dass alle Beteiligten ihr wahres Ich bisher nur hinter Masken versteckt haben und Geld nicht alles kompensieren kann.
Ich war wirklich sehr beeindruckt von diesem Buch. Der Autor hat ein Werk geschaffen, in dem es ihm meisterhaft gelingt, die Finger schonungslos in die Wunden unserer Gesellschaft zu legen. Glauben wir nicht oft, mit Geld alles regeln zu können? Sind wir nicht bereits abgestumpft gegenüber dem Leid unserer Mitmenschen, egal ob es sich um abgestürzte Obdachlose oder um Flüchtlinge handelt? Lassen wir nicht nur allzu gern zu, dass sich solche Menschen nur am Rande der Gesellschaft bewegen können, um das schöne Gesamtbild unserer Gesellschaft nicht zu beeinträchtigen? Das sind Fragen, die man sich nach der Lektüre des Buches stellen wird. Dabei spricht der Verfasser nicht mit erhobenem Zeigefinger sondern schafft es mit seiner außergewöhnlichen Sicht und hintergründigem Humor auf die Missstände aufmerksam zu machen. Besonders gut gefallen haben mir die zu den Pressetexten zitierten Posts. So wird doch heute Meinung gemacht. Wirklich ein gelungenes Stilmittel, das mich teilweise sehr erheitert hat.
Für mich ist der Roman auf jeden Fall jetzt schon einmal eines meiner Lesehighlights von 2023!
5 Urlaub mit traumatischen Folgen
von Lymon, am 04.03.2023
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