Rebellion (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
624 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30046-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rebellion -  Simon Scarrow
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Die unter großer Mühsal eroberte Provinz Britannien ist ein Stachel im Fleisch des römischen Imperiums. Einheimische Rebellengruppen hören nicht auf, erbitterten Widerstand zu leisten, und schmieden Allianzen gegen ihren gemeinsamen Feind. Zugleich bereichern sich auf römischer Seite gierige Verwalter auf Kosten der darbenden Bevölkerung. In dieser aufgeheizten Stimmung entsendet das Imperium zwei seiner erfahrensten Soldaten: Erneut stehen Präfekt Cato und Centurio Macro den Rebellen Seite an Seite gegenüber. Können sie den Herrschaftsanspruch Roms behaupten oder wird es ihre letzte Schlacht?

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

PROLOG


Britannien, im November 60 n. Chr.

Der König starb kurz vor Tagesanbruch.

Vor seiner Hütte saßen seine Gefolgsleute still an einem großen Feuer. Normalerweise hätten sie bei einer solchen Zusammenkunft getrunken und sich gut gelaunt unterhalten, zwischendurch auch ein Lied gegrölt. Doch in dieser letzten Nacht des Königs war die Stimmung düster gewesen. Die leisen Gespräche hatten sich allein mit der Frage beschäftigt, wie es in ihrem Königreich weitergehen sollte, wenn Prasutagus nicht mehr bei ihnen war. Es war allgemein bekannt, dass er erst kurz vor seinem Tod sein Testament geändert und den römischen Kaiser Nero als Miterben neben seiner Gemahlin, der Königin, eingesetzt hatte. Für viele im Stamm kam das einem Verrat gleich.

Mit welchem Recht hatte Prasutagus die Hälfte des icenischen Königreichs einem Despoten vermacht, der in einer fernen Stadt jenseits des Meeres lebte? Dazu kam, dass Nero der Herrscher des Reichs war, dessen Legionen erst vor wenigen Jahren einen Aufstand einer Gruppe von Icenern blutig niedergeschlagen und viele Stammeskrieger getötet hatten, als Scapula noch Statthalter der Provinz gewesen war. Römische Soldaten hatten Dörfer geplündert und Frauen vergewaltigt. Römische Veteranen aus der Kolonie in Camulodunum hatten gutes Ackerland und die Anwesen des einheimischen Adels in Besitz genommen, die im Grenzgebiet des Territoriums lagen, das die Veteranenkolonie von Camulodunum für sich beanspruchte. Ein schwerer Schlag für den stolzen Stamm der Icener. Sie bemühten sich, mit dieser Demütigung fertigzuwerden, indem sie sich nicht mit römischen Händlern abgaben und den Kontakt mit den Invasoren auf das Allernötigste beschränkten.

Die engsten Berater des Königs teilten zwar den Widerwillen der Stammesleute gegen dieses Testament, doch sie hatten sich ebenso wie Prasutagus damit abgefunden, dass die Icener eine tragfähige Übereinkunft mit Rom brauchten, um ihr Schicksal noch einigermaßen in der Hand zu haben. Das Problem war das Abkommen, das sie im Zuge der römischen Invasion vor siebzehn Jahren hatten schließen müssen. Darin hatten sie Rom als Schutzmacht akzeptiert, die das Recht hatte, den Nachfolger des Königs der Icener zu krönen. Die Römer hatten ihm versichert, dass es sich um eine reine Formalität handle, doch im Laufe der Jahre hatten Prasutagus und seine Berater einsehen müssen, dass die Macht dieser Klientelkönige, wie die Römer sie nannten, äußerst begrenzt war und Rom die Herrschaft über deren Reiche nach einer kurzen Übergangsphase meist direkt übernahm.

Der König und sein Rat hatten gehofft, Nero zu beschwichtigen, indem sie ihn als Miterben einsetzten und ihm damit zeigten, dass die Icener treue Verbündete der Römer waren. Manche hatten dem König prophezeit, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllen würde, und darauf hingewiesen, wie es anderen Stämmen ergangen war, die ihr Schicksal zu eng mit Rom verknüpft hatten. Die Sorge der Icener wuchs durch eine Nachricht, die Prasutagus vom römischen Statthalter erhielt; dieser wies darauf hin, dass das Silber, das der König beim Vertragsabschluss bekommen hatte, kein Geschenk gewesen sei, sondern ein Kredit. Rom werde das Geld mit Zinsen zurückfordern, sobald Prasutagus sterbe. Ein großer Teil des Geldes war für Getreidekäufe verwendet worden, damit die Icener nicht hungern mussten, nachdem in den letzten beiden Jahren die Ernte ausgefallen war. Es war nicht mehr viel da, was man den Römern zurückgeben konnte.

Das alles lastete schwer auf den Gemütern derer, die sich um die Bahre mit dem Leichnam des Königs versammelt hatten. In den letzten zehn Tagen war Prasutagus schon zu geschwächt gewesen, um von seinem Krankenbett aufzustehen. Seine Gemahlin Boudica war nicht mehr von seiner Seite gewichen und hatte ihn nach Kräften gepflegt. Es war eine schmerzliche Zeit gewesen. Prasutagus war ein Krieger von imposanter Statur gewesen, mit einem breiten, gutmütigen Gesicht und wachen blauen Augen; ein Mann von überschäumender Lebensfreude, die alle mitriss, die das Vergnügen hatten, ihm zu begegnen. Die meisten Stammesangehörigen hatten ihn geliebt oder zumindest respektiert. Etwas über ein Jahr lang hatte ihn eine schwere Krankheit aufgezehrt, bis ihn selbst diejenigen, die ihm am nächsten standen, kaum noch wiedererkannten. Zuletzt war er nur noch Haut und Knochen gewesen, von entsetzlichen Schmerzen gepeinigt.

Boudica hatte nichts unversucht gelassen, doch auch die Druiden des Stammes hatten ihn nicht zu heilen vermocht. Sie hatte sogar ihre Abneigung gegen die Römer beiseitegeschoben und für teures Geld einen römischen Arzt aus Londinium in die Hauptstadt der Icener kommen lassen. Auch er war gegen die Krankheit machtlos gewesen. Am Ende hatte Boudica nur noch versuchen können, ihren sterbenden Gemahl zu trösten und den Göttern Opfer darzubringen, damit sie ihn im Jenseits gut aufnehmen würden.

Auch in dieser letzten Nacht hatte sie an seiner Seite ausgeharrt, bis sein flaches Atmen kaum noch zu hören war und schließlich ganz verstummte. Sie wartete einen Augenblick, dann drückte sie das Ohr an seine knochige Brust, doch es war kein Herzschlag mehr zu vernehmen. Mit einem Seufzer hob sie den Kopf und küsste zärtlich seine schlaffe Hand, ehe sie sie auf seine Brust legte und sich den anderen zuwandte – ihren Töchtern, ein paar anderen Angehörigen sowie einigen Aristokraten und Mitgliedern des königlichen Rats.

Sie richtete sich auf und verkündete: »König Prasutagus ist tot.«

Niemand sprach ein Wort, keiner rührte sich von der Stelle. Bis ihre jüngere Tochter Merida die Augen schloss, die Hände vors Gesicht schlug und zu schluchzen begann. Ihre zwei Jahre ältere Schwester war mit ihren sechzehn Jahren bereits mit einem Angehörigen des Stammesadels verlobt, der ein Anwesen an der Küste besaß. Sie trat zu ihrer Mutter und umarmte sie.

»Oh, meine liebe Bardea«, flüsterte ihre Mutter ihr ins Ohr. »Was soll jetzt aus uns werden? Was wird aus den Icenern?«

»Die Icener werden überleben, Mutter. Wir haben immer irgendwie überlebt.«

Boudica drückte ihre Tochter noch fester an sich, tief bewegt von ihrer Überzeugung und ihrem Glauben. »Gewiss.« Wenn sie wüsste, dachte die Königin. Unser Stamm steht kurz vor der Vernichtung. Wir haben unser Schicksal nicht mehr selbst in der Hand. Irgendwo im fernen Rom wird über unsere Zukunft entschieden. Das Königreich der Icener ist von den Launen des jugendlichen Kaisers Nero abhängig.

Sie hielt Bardea eine Armlänge von sich und betrachtete anerkennend das beherrschte Gesicht ihrer Tochter, die ihre Trauer nicht zu zeigen gewillt war. Ebenso wie die Königin selbst würde Bardea die Tränen erst später zulassen, wenn sie allein war. Vorher gab es noch einiges zu tun. Boudica deutete auf Merida und flüsterte: »Du musst deiner Schwester beistehen. Sie war immer der Liebling ihres Vaters, so wie du mein Liebling bist. Geh mit ihr nach Hause und tröste sie.«

»Ja, Mutter.«

»Ich komme nach, sobald ich mit dem Rat gesprochen habe.«

Sie tauschten einen kurzen Blick, und Bardea nickte. Sie waren auf diesen Augenblick vorbereitet, hatten erst vor einigen Tagen darüber gesprochen, was zu tun sei, als bereits klar gewesen war, dass dem König nicht mehr viel Zeit blieb.

Boudica sah ihren Töchtern nach, als sie den Raum verließen, das Herz voll Sorge beim Gedanken daran, was die Zukunft den beiden bringen würde. Nichts war mehr sicher. Es konnte sein, dass alle Traditionen, die seit jeher von einer Generation zur nächsten weitergegeben worden waren, mit einem Schlag weggefegt wurden, falls die Römer sich dazu entschlossen, den Icenern mit brutaler Gewalt ihren Willen aufzuzwingen. Was sollte aus Bardea und Merida werden, in einer Welt, die für zwei junge Prinzessinnen keinen Platz mehr hatte? Wer würde sie beschützen, wenn der königliche Haushalt aufgelöst wurde?

Als die beiden draußen waren, nickte Boudica dem Kommandanten der königlichen Leibwache zu; der befahl daraufhin den beiden wachhabenden Kriegern, die Tür zu schließen. Einige drehten sich nach dem dumpfen Geräusch der Holztür um, ehe sie sich der Königin zuwandten. Sie war eine stattliche Erscheinung, hatte breite Hüften und Schultern und verfügte über eine körperliche Präsenz, die ihrer starken Persönlichkeit entsprach. Sie war bereits in mittleren Jahren, ihr Gesicht nicht mehr frei von Falten, doch ihr Blick war klar und durchdringend. Mit ihrem langen roten Haar, das mit einem schlichten Lederband zurückgebunden war, hob sie sich von den anderen Frauen des königlichen Hofs ab.

Dank ihrer scharfen Intelligenz und der Ausbildung, die ihr Vater ihr durch einen gallischen Lehrer hatte zuteilwerden lassen, war Boudica eine der wenigen in ihrem Stamm, die Latein sprechen und schreiben konnten. Auch dadurch war sie König Prasutagus während seiner gesamten Regentschaft eine wertvolle Stütze gewesen. Und als seine Kräfte allmählich geschwunden waren, hatte sie die königliche Autorität übernommen, um sicherzustellen, dass die Icener klug und gerecht regiert wurden.

Sie hatte das Vertrauen ihres Volkes und der Mehrheit des Königshofs erworben, doch nun, da der König tot war, würden sich einige aus der Deckung wagen, die seinen Platz einnehmen wollten. Boudica wusste, vor wem sie sich in Acht nehmen musste; es waren durchweg Männer, die ihr nicht fähig erschienen, mit einer solchen Macht klug umzugehen, schon gar nicht in so schwierigen Zeiten. Wenn ein ehrgeiziger Vertreter der icenischen Oberschicht sich an die Spitze des Stamms stellte und dessen Interessen allzu entschieden durchzusetzen versuchte,...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2023
Reihe/Serie Rom-Serie
Übersetzer Norbert Jakober, Martin Ruf
Sprache deutsch
Original-Titel Death of the Emperor
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2023 • Britannia • Centurio Cato • eBooks • Historische Romane • Historischer Roman Neuerscheinung 2023 • Legion • London • Neuerscheinung • Präfekt Macro • Römisches Reich • Spiegel Bestseller Autor
ISBN-10 3-641-30046-0 / 3641300460
ISBN-13 978-3-641-30046-3 / 9783641300463
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