Alles muss man selber machen (eBook)

Spiegel-Bestseller
(K)ein Frauen-Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3169-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alles muss man selber machen -  Ellen Berg
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Legal, illegal - total egal! Drei Freundinnen auf der Suche nach Gerechtigkeit und Liebe.

Für Kosmetikerin Nele kommt es ganz dicke: Erst lässt sie der Ex im Stich, dann läuft's auch noch beruflich mau, zusätzlich reißen die explodierenden Preise tiefe Löcher ins Budget. Als auch ihre Freundinnen Fiona und Hermine unverschuldet in existenzielle Nöte geraten, ist Schluss mit lieb und nett. Tatkräftig, unerschrocken und mit einem kleinen bisschen krimineller Energie versuchen die drei Frauen, ihre Familien über Wasser zu halten. Dumm nur, dass Nele ausgerechnet jetzt den Polizisten Nick kennenlernt - und dass sie ihn eigentlich verdammt anziehend findet ... 

Ein wunderbar komischer Roman über drei Frauen, denen keine andere Chance bleibt, als sich zu nehmen, was sie zum Leben (und Lieben) brauchen - typisch Ellen Berg!



Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu. Schon immer hatte sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn - und erzählt jetzt von drei starken Frauen, die ebenso vergnügt wie unbeirrt um ihre Existenz kämpfen.

Kapitel 1


Sechs Wochen zuvor

»Verzicht«, haucht die sehr blonde, sehr sorgfältig geschminkte Dame im beigefarbenen Kaschmirkleid und betrachtet den dicken Brillantring an ihrem linken Mittelfinger. »Verzicht ist der Schlüssel zum Glück.«

Verdutzt schaue ich sie an. Habe ich mich vielleicht verhört? Seit einer halben Stunde maniküre ich die Hände meiner Stammkundin Elisabeth Steinhövel, gerade bin ich beim Nägel lackieren angelangt. Da muss man sich konzentrieren. Nicht auszudenken, wenn etwas von dem leuchtend roten Nagellack auf die weißen Designersessel oder den cremefarbenen Teppich tropft.

»Entschuldigung, was sagten Sie gerade?«

»Weniger ist mehr.« Mit einem verträumten Lächeln lässt Frau Steinhövel den Blick durch ihr riesiges topgestyltes Wohnzimmer mit den voluminösen weißen Couchen und den kostbaren Gemälden wandern, bis er an einem großen Strauß weißer Lilien hängenbleibt. »Mein Therapeut sagt immer: Alles, was du besitzt, besitzt irgendwann dich. Deshalb ist Verzicht so wichtig. Man gewinnt ungeheuer viel, wenn man alles weglässt, was man nicht unbedingt braucht.«

Stumm tauche ich den winzigen Pinsel in das Nagellackfläschchen. Also wirklich, deine Sorgen möchte ich haben. Ich muss nämlich verzichten, und zwar auf so ziemlich alles, was ich richtig dringend bräuchte. Zum Beispiel anständige Schuhe für Ben, meinen Jüngsten, eine neue wetterfeste Regenjacke für Alisa, die jeden Tag gefühlt drei Zentimeter wächst, oder eine funktionierende Lichtmaschine für meine Uraltgurke von Auto. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Jeder hat halt sein Päckchen zu tragen. Wenn man Elisabeth Steinhövel heißt, ist man mehrfach reich geschieden, residiert in einer schicken Altbauetage mit erlesenen Designermöbeln und führt seine Luxusprobleme Gassi. Heißt man Nele Tremper, ist man einfach arm getrennt, haust mit zwei Kindern in einer winzigen Wohnung, fährt mit einem klapprigen alten Mitsubishi durch die Gegend und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Hausbesuchen.

Es ist eine Art Zwischenlösung. Seit Jahren spare ich auf meinen eigenen Kosmetiksalon, ein ehrgeiziges Projekt, zugegeben. Mir schwebt eine echte Wohlfühloase in hübschen Pastellfarben vor, ausgestattet mit Zen-Zimmerspringbrunnen und zartlila Orchideen, wo ich meine Kundinnen nach Strich und Faden verwöhnen kann. Immerhin habe ich einiges zu bieten. Durch diverse Fortbildungen bin ich für Fruchtsäurepeelings und Kryo-Treatments qualifiziert, nach einem mehrwöchigen Visagistenkurs stehe ich auch für raffinierte Abend-Make-ups zur Verfügung.

Dumm nur, dass finanzielle Fortune nicht gerade mein Fachgebiet ist. So wenig wie Menschenkenntnis.

In letzter Zeit schmelzen meine Rücklagen wie Butter in der Sonne, weil alles so furchtbar teuer geworden ist. Allein die hochwertigen Kosmetikprodukte, mit denen ich arbeite, verschlingen mittlerweile Unsummen, hinzu kommen die rasant gestiegenen Kosten für den täglichen Bedarf. Wäre das vor drei Jahren abzusehen gewesen, niemals hätte ich damals dem Vater meiner Kinder eine hübsche Stange Geld geliehen. Nun ja, sprechen wir lieber von ihrem dauerabwesenden Erzeuger. Donatus – er heißt wirklich so – wollte ein superlukratives Business mit Massagesesseln aufziehen, eine todsichere Sache, klar, die Lizenz zum Gelddrucken und so weiter. Auch ich könnte davon profitieren, so sein vollmundiges Versprechen. Vierfach verstellbare Massagesessel mit sechsfach variierbaren Vibrationen seien der Burner für ein Kosmetikstudio.

Warum ich einem Mann vertraut habe, der seinen Handywecker allabendlich auf Punkt sechs Uhr morgens stellte, beim Zubettgehen aber meist nur noch zwei Prozent Akku hatte, ist mir bis heute ein Rätsel. Nachdem Donatus mein geborgtes Geld eingesackt hatte, trennte er sich von mir, tauchte ab und hat seitdem keine einzige Unterhaltszahlung für Alisa und Ben geleistet. Deshalb dümpelt mein Kontostand im nicht messbaren Bereich, womit mein Wunschtraum vom eigenen Kosmetiksalon in noch weitere Ferne gerückt ist.

Aber hey, Träume haben kein Verfallsdatum, auch wenn die Fakten leise »unbezahlbar« flüstern und mein Realitätssinn »vollkommen unmöglich!« ruft. Man soll ja nie aufgeben.

Einstweilen bringe ich meine Künste mobil an die Frau. Das Leben ist nicht perfekt, aber Ihre Nägel können es sein, lautet ein Werbespruch auf meiner Website Beauty to go. Wäre mein Leben nur halb so perfekt wie die Hände meiner Kundinnen, ich könnte einen hüftwackelnden Freudentanz nach dem anderen aufführen.

»Apropos Verzicht.« Mit der freien linken Hand greift Frau Steinhövel zum Proseccoglas, das neben ihr auf einem Beistelltischchen aus weißem Marmor steht. »Nächste Woche fliege ich nach Marbella, in eine exklusive Fastenklinik. Kostet mich drei Tausender pro Woche, aber glauben Sie mir, es ist herrlich, unter ärztlicher Aufsicht zu fasten.«

Jetzt bleibt mir doch tatsächlich die Spucke weg. Wer legt denn bitte mehrere Tausender pro Woche hin, um nichts zu essen?

»Interessant«, nuschele ich.

»Und die Gäste erst!« Nachdem Frau Steinhövel einen Schluck Prosecco genommen hat, verdreht sie genussvoll die Augen. »Man soll dort tolle Leute treffen, die oberen Zehntausend sozusagen. Fasten verbindet ungemein, spätere Heirat nicht ausgeschlossen.« Zufrieden kichert sie in sich hinein. »Ich habe sechs Wochen gebucht, damit ich mir in Ruhe einen passenden Kandidaten aussuchen kann.«

In meinen Ohren schrillen die Alarmglocken los. Einmal pro Woche besuche ich einen überschaubaren Kreis von Stammkundinnen und kann auf keine einzige verzichten. Jeder Euro ist fest verplant.

»Das heißt, die nächsten sechs Termine fallen aus?«, hake ich mit einem mulmigen Gefühl nach.

»So ist es.« Frau Steinhövel zögert, dann formt sie einen schuldbewussten Schmollmund. »Da ist übrigens noch etwas, was ich Ihnen mitteilen wollte. In der Innenstadt hat ein neuer Beauty-Tempel eröffnet: das Jamali, sehr eleganter Laden, alles in Weiß und Grau gehalten, mit exzellentem Maniküre-Pediküre-Service, Laser-Gesichtsbehandlungen und Hydro-Facials.«

O nein. Ich spüre, wie sich mein Magen ausbeult und gegen die Herzgegend drückt.

»Aber, aber … Sie waren doch immer zufrieden mit mir, wollen Sie jetzt etwa …«

»Nicht, dass Sie mich falsch verstehen«, fällt mir Frau Steinhövel ins Wort. »Ich bin sogar sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit, Sie machen das top, wirklich, aber im Jamali herrscht so eine ungemein kultivierte Atmosphäre. Alle meine Freundinnen gehen jetzt dahin, auch Konstanze, Miriam und Gundula. Sie baten mich, Ihnen mitzuteilen, dass sie Ihre Dienste ebenfalls nicht mehr brauchen.«

Nur mit Mühe kann ich verhindern, dass mir der Pinsel ausrutscht und hässliche blutrote Spuren auf dem Brillantring meiner Kundin hinterlässt.

»Verzeihung, Sie wissen aber schon, dass ich auf das Geld angewiesen bin, und …«

Mit einer ungeduldigen Kopfbewegung bringt mich Frau Steinhövel zum Schweigen.

»Nun machen Sie bitte kein Drama daraus. Sie können sich ja im Jamali bewerben, die benötigen bestimmt noch Servicekräfte. Das Ambiente wird Ihnen gefallen.«

Klar, wem würde so ein edler Schuppen denn nicht gefallen. Aber welcher Chef stellt eine alleinerziehende Mutter ein, die flexible Arbeitszeiten braucht, maximal bis Schulschluss arbeiten kann und ausfällt, wenn Alisa einen ihrer Asthmaanfälle bekommt?

Beklommen trage ich den farblosen Überlack auf, Fingernagel für Fingernagel, während ich im Kopf durchrechne, wie viel Geld mir künftig fehlen wird. Eindeutig zu viel.

Allein die Sache mit dem Wagen wird langsam brenzlig. Manchmal springt er nicht an, dann wieder ruckelt die Kupplung, außerdem ist der TÜV seit Wochen überfällig. Als ich in der Werkstatt nachfragte, ob noch was zu retten sei, hat der Mechaniker nur mit den Schultern gezuckt: »Im Prinzip ja, aber dafür müsste ich Ihnen schon ein neues Auto zwischen die Nummernschilder schrauben.«

Grandiose Aussichten. Ein neuer Wagen ist absolut nicht drin, nur der Umstieg auf mein rostverziertes Fahrrad, was den Arbeitsalltag einer mobilen Kosmetikfachkraft nicht gerade einfacher machen wird. Wo ruft man eigentlich an, wenn das...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Armut • Comedy • Das bisschen Kuchen • Familie • Familienroman • Fiona • Frauen • Frauenbuch • Frauenroman • Gaby Hauptmann • Geldnot • geschenk für frau • Geschenk für Mutter • Gisy Pauly • Hermine • Humor • Ich koch dich tot • Ich küss dich tot • Ildiko von Kürthy • Kinder • Krimi • Kriminalkomödie • Later in life • Liebe • Nele • Romantik • Verbrechen • Verbrecherinnen • weibliche Verbrecher • Willst du Blumen, kauf dir welche
ISBN-10 3-8412-3169-1 / 3841231691
ISBN-13 978-3-8412-3169-7 / 9783841231697
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