Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten (eBook)

Spiegel-Bestseller
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01375-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten -  Katharina Herzog
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Betty Andrews ist nicht nur Hollywoodschauspielerin, sie schreibt auch erfolgreich Kinderbücher. In den Unterlagen ihrer Großmutter stößt sie auf farbenfrohe Zeichnungen, die wunderbare Illustrationen für ihre Bücher wären. Doch ihre Oma ist nicht bereit, darüber zu sprechen, woher sie stammen, und über den Künstler E. Smith ist nur bekannt, dass er oder sie in einem Dorf an der Südwestküste von Schottland lebt. Kann dieses Dorf Swinton-on-Sea sein? Gerade hat Betty eine Einladung für das dortige Book Festival erhalten, und obwohl sie normalerweise öffentliche Auftritte meidet, reist sie nach Schottland, um Nachforschungen anzustellen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft wird sie enttarnt und von Fans verfolgt. Der Buchhändler Eliyah hilft ihr und bringt sie ins B&B seiner Oma Nanette. Bei den Recherchen über den geheimnisvollen Künstler kommen die Schauspielerin und der zurückhaltende Bücherwurm sich näher. Dann macht Eliyah in der Bibliothek eine Entdeckung, die ihm zeigt, dass seine tragische Familiengeschichte eng mit der Bettys verknüpft ist. 

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Kapitel 2 Betty


«Betty! Hallo! Darf ich rüberkommen?», schallte eine helle Stimme aus dem Nachbargarten auf die Terrasse herüber.

Betty, die sich gerade wieder mit ihrem Laptop auf die Hollywoodschaukel verzogen hatte, spürte, wie ihre Gesichtszüge sich entspannten, und sie musste lächeln.

«Natürlich! Ich habe schon den ganzen Morgen auf dich gewartet!», rief sie und sprang auf.

Ihr Garten war von dem der Nachbarn durch einen Zaun getrennt. Aber ganz hinten, am Ende des Grundstücks, war vor drei Jahren bei einem Sturm ein Baum darauf gefallen. Jamie, der kleine Sohn der Nachbarn, hatte zugeschaut, als die Arbeiter den Stamm in Stücke gesägt und abtransportiert hatten. Der Kleine hatte in seinem Rollstuhl, der viel zu groß für seinen schmächtigen Körper wirkte, so verloren ausgesehen, dass Betty ihn gefragt hatte, ob er zu ihr herüberkommen wollte, um mit ihr einen Cupcake zu essen und eine Tasse Kakao zu trinken. Die kaputten Latten im Zaun hatte Betty nach diesem Besuch nie ersetzen lassen, und über die letzten Jahre war zwischen ihr und dem mittlerweile achtjährigen James eine Freundschaft entstanden.

Jamie war auch der Einzige, der von der Mutmachgeschichte wusste, an der sie gerade arbeitete. Schließlich war er es gewesen, der sie zu Pete Pinguin möchte fliegen lernen inspiriert hatte. Denn seine Eltern Sue und Michael kümmerten sich zwar rührend um ihren Sohn und erfüllten ihm jeden Wunsch, der mit Geld zu erfüllen war. Aber Beine, mit denen er springen und mit anderen Kindern um die Wette laufen konnte, die konnten sie ihm nicht schenken.

In der Geschichte, die sie Jamie widmen wollte, wurde der kleine Pinguin Pete von den anderen Tieren in seiner Polarkindergartengruppe geärgert, weil er als einziger Vogel nicht fliegen konnte. Deshalb machte Pete sich zusammen mit dem Schneehasen Rudi auf die Suche nach jemandem, der ihm dabei half, es zu lernen. Auf der Reise erkannte Pete, dass er – genau wie Rudi – ganz eigene Talente hatte, und dass er gar keine Flügel zum Fliegen brauchte. Er konnte es auch mit dem Herzen tun.

«Hey!», begrüßte sie Jamie, der auf sie zurollte, trat hinter ihn und legte die Hände an die Griffe des Rollstuhls. Wenn das Gras etwas höher war, so wie jetzt, hatte der Junge Schwierigkeiten, sich ohne Hilfe vorwärtszubewegen. Sie schob ihn zur Hollywoodschaukel. «Rate mal, was heute in meinem E-Mail-Postfach war!»

Jamies Augen leuchteten. «Die Illustrationen?»

«Ja! Aber ich bin noch nicht so richtig glücklich damit.» Betty öffnete den Laptop und drehte ihn so, dass er die Bilder von Pete und Rudi sehen konnte, mit denen sie eine Grafikerin beauftragt hatte. «Was meinst du?»

Jamie betrachtet die Zeichnungen eine Weile konzentriert, bevor er antwortete: «Sie sind schön, aber ich weiß, wieso sie dir noch nicht so richtig gefallen: Pete und Rudi sehen irgendwie aus wie jeder Pinguin und jeder Schneehase.»

«Genau.» Betty seufzte. Die Illustrationen waren handwerklich gut – die Grafikerin Caroline, mit der sie schon seit Jahren zusammenarbeitete, verstand ihr Metier –, aber es fehlte ihnen das gewisse Etwas. Dabei wusste Betty ganz genau, wie ihre Figuren aussehen sollten! In ihrem Kopf sah sie sie deutlich vor sich. Doch bisher hatte sie es einfach noch nicht geschafft, diese Bilder für Caroline durch Worte greifbar zu machen. Dies war jetzt schon ihr dritter Versuch, und noch immer überzeugte er Betty nicht. «Pete und Rudi sehen einfach zu normal aus. Dabei sind sie doch etwas ganz Besonderes. Wie die Geschichte. Unsere Geschichte.» Sie lächelte Jamie an, und er lächelte zurück.

«Wie weit bist du denn?», erkundigte er sich, und sie zeigte es ihm.

«Fast die Hälfte habe ich jetzt geschrieben. Pete ist gerade im Zirkus und bittet den Zirkusdirektor, ihn in eine Kanone zu stecken und abzufeuern, um zu sehen, ob er sich irgendwie in der Luft halten kann. Was meinst du? Soll der Direktor das machen?»

«Ja!» Jamie gluckste.

Während der Junge las, was sie seit seinem letzten Besuch geschrieben hatte, schaute Betty sich noch einmal die Illustrationen an. Nein! Zwar waren sie schon viel besser als die ersten, aber für diese Geschichte mussten sie perfekt sein. Sie hatte sich nämlich dazu entschlossen, sie Katherine unter einem Pseudonym anzubieten. Wenn Katherine ablehnte, würde sie sich damit an andere Literaturagenturen und Verlage wenden. Betty hoffte so sehr, dass sich jemand dafür begeistern konnte! Für diese Geschichte, die Jamie und anderen Kindern immer vor Augen halten sollte, wie einzigartig sie waren, wünschte sie sich einen großen Verlag mit all seinen Marketingmöglichkeiten.

Dass sie den ohne Weiteres bekommen würde, wenn sie Pete, den Pinguin, unter ihrem Namen Betty Andrews verkaufte, war ihr klar. Aber sie musste einfach wissen, ob die Geschichte auch dann gut genug war, wenn kein berühmter Name auf dem Buchcover stand! Sie musste wissen, ob sie als Schriftstellerin gut genug war, um es auch ohne diesen Namen zu schaffen!

Ein Geräusch, das vom Haus kam, ließ Betty zusammenzucken: Es war ein Schrei – und das Geräusch von zersplitterndem Glas.

Grandma! Betty sprang auf und rannte hinein. Ihre Großmutter lag inmitten von Glasscherben im Wintergarten und hielt sich mit blassem Gesicht den linken Knöchel.

«Was ist denn passiert?» Betty kniete sich neben sie.

«Ich habe gesehen, dass Jamie da ist.» Die sonst so kräftige, resolute Stimme ihrer Grandma klang dünn und zittrig. «Da wollte ich ihm ein Glas von meiner selbst gemachten Limonade bringen. Und dabei muss ich gestolpert sein.»

Wahrscheinlich wegen ihrer hohen Absätze, dachte Betty und stöhnte leise. Wieso konnte Grandma nicht Hausschuhe anziehen wie andere Leute auch?

Inzwischen war auch Jamie herbeigerollt und sah ihre Grandma aus großen Augen an.

«Hallo Jamie!», sagte Helena. «Ich hoffe, ich habe dich durch meinen Schrei nicht zu sehr erschreckt!»

Er schüttelte den Kopf. «Hast du dir was gebrochen?»

«Nein, nein, ich steh schon gleich wieder aufrecht.» Sie stützte sich mit der Hand ab und machte Anstalten, sich nach oben zu drücken, aber Betty hielt sie davon ab.

«Es ist doch alles voller Glassplitter!» Sie griff ihrer Großmutter unter die Achseln und zog sie hoch, doch als Helena ihren Fuß aufsetzen wollte, stöhnte sie vor Schmerz auf.

«Es geht nicht», sagte sie kläglich.

 

Der Fuß war gebrochen! Und nicht nur das: Beim Sturz hatte sich Grandma auch noch zwei Bänder gerissen. Nachdem Betty sich vergewissert hatte, dass ihre Oma im Krankenhaus gut versorgt wurde, war sie nach Hause zurückgefahren, um ein paar Sachen für sie zusammenzupacken.

Die Operation fand am nächsten Morgen statt, und danach würde Grandma noch mindestens zwei Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Kosmetika, Unterwäsche, zwei, drei Nachthemden, einen Morgenmantel – was brauchte man sonst noch für einen Aufenthalt im Krankenhaus? Etwas zum Lesen und ein Kreuzworträtsel oder Sudoku vielleicht. Und das iPad mit Kopfhörern.

Betty betrat das Badezimmer ihrer Großmutter und packte Hautcreme, Zahnbürste und Zahncreme in einen Kulturbeutel. Dann öffnete sie die Tür zum Ankleidezimmer. Es war ziemlich eng, aber lang wie ein Schlauch und gut bestückt, was jedoch nicht daran lag, dass Grandma sich ständig neue Kleider kaufte, sondern daran, dass sie einfach nichts wegwerfen konnte.

Wo ihre Großmutter wohl ihre Unterwäsche und die Nachthemden aufbewahrte? Wahllos öffnete Betty eine Schranktür und eine Schublade nach der anderen und stieß dabei auf eine Menge alter Bekannte. Als kleines Mädchen hatte sie es nämlich geliebt, sich Grandmas Kleider anzuziehen, sich ihre Hüte aufzusetzen, ihre Schuhe anzuprobieren und auf diese Weise in verschiedene Rollen zu schlüpfen: Dann spielte sie eine arrogante Dame auf dem Weg zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung oder eine gestresste Mutter, die sich gerade zu einer Yogastunde fertig macht, nachdem sie ihre beiden Kinder in den Kindergarten gebracht hat. Sie schlüpfte in die Rolle einer Gärtnerin, Köchin, Büroangestellten … Grandmas Kleiderschrank bot für ziemlich viele Charaktere die nötige Verkleidung.

Betty nahm ein langes dunkelrotes Samtkleid mit Spitzenkragen heraus und ließ versonnen den weichen Stoff durch ihre Finger gleiten. In diesem Kleid hatte sie damals ein adliges Mädchen gespielt, das sich im feudalen Landhaus seiner Eltern furchtbar langweilte und viel lieber ein einfaches Mädchen gewesen wäre, das mit anderen Kindern auf der Straße spielen konnte.

Für diese Rolle hatte Betty nicht groß schauspielern müssen. Es war nicht so, dass Grandma sie eingesperrt hätte, aber sie war lange Jahre überfürsorglich gewesen. Stets war sie mitgekommen, wenn Betty zum Spielplatz oder in den Park ging, und wenn sie mit einer Freundin zum Spielen verabredet war, brachte Grandma sie bis vor deren Haustür und holte sie dort auch wieder ab. Die Welt der Fantasie war damals ihre Zuflucht...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2023
Reihe/Serie Das schottische Bücherdorf
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller 2023 • Bestsellerautorin • Bestseller-Autorin • Bibliophil • Bücherliebe • Bücher über Bücher • Buchladen • Cozy • cozy romance • Dorf • Dorfbewohner • Familienroman • Freundschaftsroman • Friends to Lovers • Highlands • kleiner Buchladen • Kleinstadtroman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane deutsch • Romane für Frauen • Schottland • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller 2023 • Spiegel Bestsellerliste aktuell • wholesome romance • wigtown
ISBN-10 3-644-01375-6 / 3644013756
ISBN-13 978-3-644-01375-9 / 9783644013759
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