Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Blendwerk (eBook)

Roman

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2024 | 1. Auflage
672 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-31216-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Blendwerk -  Jim Butcher
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Er ist gezwungen, seinem schlimmsten Feind zu helfen - und würde lieber sterben, als diesen triumphieren zu sehen. Der 15. dunkle Fall des Harry Dresden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin der Winterritter der Herrscherin des Winterhofs der Elfen. Aber nur, weil ich in dieses Amt gezwungen worden war, musste ich ja nicht so grausam werden wie meine Vorgänger. Was ich allerdings nicht verhindern konnte, war, dass Königin Mab meine Dienste an meinen schlimmsten Feind auslieh: Nicodemus vom schwarzen Denar. Mit ihm und seinen Schergen musste ich in die am besten gesicherte Schatzkammer der Welt eindringen. Zum Glück war ich nicht auf mich selbst gestellt, sondern hatte Freunde, auf die ich mich verlassen konnte. Denn lieber würde ich sterben, als Nicodemus triumphieren zu sehen!


Die dunklen Fälle des Harry Dresden: spannend, überraschend, mitreißend. Lassen Sie sich kein Abenteuer des besten Magiers von Chicago entgehen!

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

1. Kapitel


In meinem Kopf tickte eine Zeitbombe, und die einzige Person, der ich weit genug über den Weg traute, um in meinen Kopf zu spazieren und sie herauszuholen, hatte sich mehr als ein Jahr lang weder blicken lassen noch mit mir gesprochen.

Das war eine ganze Menge Zeit, um sich allerlei Fragen zu stellen. Wer war ich? Was hatte ich mit meinem Leben eigentlich angefangen? Wem konnte ich trauen?

Die letzte dieser Fragen war ein Prachtexemplar. Sie plagte mich in Momenten des Zweifels. Manchmal wachte ich mitten in der Nacht auf und fragte mich, ob ich mein Vertrauen in die richtigen Leute gesetzt hatte. Manchmal, wenn ich mich aus welchen Gründen auch immer mutterseelenallein fühlte, nahm ich jede noch so kleine Kleinigkeit, die ich über jemand anderen wusste, ganz genau in Augenschein. Ich durchforstete jede Erinnerung auf winzige, subtile Hinweise darauf, ob mir etwas am Wesen des anderen entgangen war.

Das machte mir Angst und veranlasste mich, mir vorzuwerfen, in der letzten Zeit einige schreckliche Fehler gemacht zu haben. Es trieb mich dazu, etwas zu tun, zu handeln – nur ist man, wenn man auf einer Insel in der Mitte des Michigansees festsitzt, hinsichtlich der Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, um Dampf abzulassen, ein wenig eingeschränkt.

Ich hatte mich für meine übliche Vorgehensweise entschieden. Ich rannte durch die langen Tunnel, die mit Dämonen, Monstern und anderen Wesen aus Albträumen bevölkert waren, weil diese verfügbarer waren als ein Fitnessstudio.

Diese Tunnel sind so breit wie die unterirdischen Straßen für den regen Pendlerverkehr unter Chicago, mit Wänden aus Erdreich und Gestein, durch die sich Dinge winden, die wie Wurzeln aussehen, doch unmöglich zu einem Baum gehören können, da sie sich einfach zu tief unter der Erdoberfläche befinden. Alle paar Meter ist da eine Ansammlung leuchtender, blassgrüner Quarzkristalle. In einigen dieser Haufen sind Gestalten eingeschlossen, die kaum größer sind als ein durchschnittlicher Hund, andere haben die Größe von Häusern.

Ich war gerade über einen der riesigen Quarzhaufen gekraxelt und schickte mich an, auf den nächsten zuzusprinten. Es war einer von dreien, eine Kristallansammlung von der ungefähren Größe meines verblichenen Volkswagens.

»Parkour!«, brüllte ich dem nächsten Haufen entgegen, stieß mich mit einer Hand ab, um mit meinem Körper auf Kopfhöhe über den Kristall zu gleiten, brachte auch den nächsten Kristallberg hinter mich, landete wieder auf den Füßen und blieb in Bewegung.

»Parkour!«, johlte ich dem dritten zu und hechtete in einem langen Satz darüber hinweg. Der Gedanke dahinter war völlig klar. Auf den Händen landen, geschmeidig abrollen und elegant im Laufen wieder auf die Beine kommen. Aber es sollte nicht so kommen. Ich hatte den Sprung falsch eingeschätzt, mein Fuß blieb am Kristall hängen, ich legte eine wunderschöne Bauchlandung hin und knallte auf der anderen Seite des Hügels mit der Visage voran in den Dreck.

Ich lag einige Zeit einfach nur da und rang nach der Luft, die es mir gerade aus der Lunge getrieben hatte. Auf die Nase zu klatschen, war beileibe nicht schlimm. Weiß Gott, das hatte ich in der Vergangenheit schon oft getan. Ich rollte mich auf den Rücken und stöhnte: »Du hast einfach viel zu viel Freizeit!«

Meine Stimme hallte durch Tunnel sieben von dreizehn.

»Parkour!«, antwortete ein entferntes Echo.

Ich schüttelte den Kopf, stemmte mich hoch und machte mich wieder auf den Weg. Sich durch einen der Tunnel unter der Insel Demonreach zu bewegen, ist immer wieder ein Erlebnis. Wenn ich rannte, kam ich recht schnell an den Kristallhügeln vorbei. Wenn ich aber ging, verschaffte es den Gefangenen darin genug Zeit, zu mir zu sprechen.

»Lass mich jede deiner Begierden befriedigen«, gurrte eine seidige Stimme in meinem Kopf, als ich an einem vorbeimarschierte.

»Blut und Macht, Reichtum und Stärke, all dies kann ich dir schenken«, versprach die nächste.

»Eines Tages, Sterblicher, werde ich frei sein und dir das Mark aus den Knochen saugen«, knurrte eine weitere.

»Wirf dich in Angst und Schrecken vor mir in den Staub!«

»Verachte mich, lass mich dich verschlingen, und ich werde deine Träume wahr werden lassen.«

»Befreie mich, oder ich werde dich zerschmettern!«

»Schlaf ein. Schlaf ein. Schlaf ein, und lass mich in dich hinein …«

»Blutgehirnmassakerblutgehirnmassakerblutgehirnmassaker …«

»Blräg Slorg Noth Harghll Fthagn!«

Das Übliche eben.

Ich umkurvte einen eher kleinen Kristall, dessen Insasse mir bei meinem letzten Besuch so mir nichts, dir nichts ein einfaches Bild in den Kopf gesetzt hatte, das mich einige Nächte lang wachgehalten hatte, und trabte an einem der letzten Hügel vor dem Ausgang vorüber.

Als ich vorbeilief, stieß der Bewohner des Kristallhügels einen mentalen Seufzer aus, und durch meine Gedanken geisterte das Bild, wie er seine Augen verdrehte. Ah, ein Neuer.

Ich blieb stehen und musterte den Kristallhügel. In der Regel kommuniziere ich nicht mit den Gefangenen. Wer in Demonreach hinter Schloss und Riegel sitzt, ist einem Albtraum entsprungen, den sich nur die wenigsten Sterblichen auch nur ansatzweise vorstellen können – wild und wahrscheinlich mit Schaum vor dem Mund und bis in die letzte Gehirnwindung durchgeknallt.

Andererseits … war ich fast ebenso wie die Gefangenen über Monate auf der Insel und in den Höhlen darunter eingesperrt gewesen. Mir blieb kaum eine Wahl, bis ich das Ding wieder aus meinem Kopf bekam, denn nur die Insel hatte die Macht, es in Schach zu halten. Manchmal bekam ich Besuch, doch in den Wintermonaten war der Michigansee aufgrund des Wetters und des Eises mordsgefährlich, und der Frühling hatte erst zaghaft begonnen, die Welt wieder zu streifen. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich zum letzten Mal jemand gesehen hatte.

Also beäugte ich den etwa sarggroßen Hügel und fragte: »Was ist denn dein Problem?«

»Sie ganz offensichtlich«, erwiderte der Insasse. »Haben Sie überhaupt die geringste Vorstellung davon, was das Wort Stasis bedeutet? Es bedeutet, dass nichts passiert. Wenn Sie hier herumstehen, vorbeischleichen oder mit mir sprechen, ruiniert das die Grundstimmung vollständig. Um Gottes willen! Aber so ist es bei Novizen doch immer. Wie war die Phrase doch noch gleich? Ah ja. Verpissen Sie sich.«

Ich zog eine Augenbraue hoch. Bis jetzt hatte jeder Gefangene, der mit mir in Verbindung getreten war, alles versucht, um mich gewogen zu stimmen, ihn herauszulassen. Wenn es sich nicht um sabbernde Irre gehandelt hatte. Aber dieser Kerl hörte sich so … britisch an.

»Hm«, sagte ich.

»Haben Sie mich nicht verstanden, Wächter? Verpissen. Sie. Sich.«

»Wer sind Sie?«, fragte ich stattdessen.

Lange herrschte Stille. Dann erfüllte mich ein Gedanke mit einer schrecklichen Erschöpfung und purer seelischer Pein, wie ich sie nur an den absoluten Tiefpunkten meines bisherigen Lebens durchgemacht hatte. Doch für dieses Wesen war solcher Schmerz beileibe kein Tiefpunkt – er war ein Dauerzustand. »Jemand, der sich hier befinden muss«, antwortete das Wesen. »Verschwinde endlich, Junge!«

Eine Welle aus Übelkeit schlug über mir zusammen. Es war plötzlich viel zu hell, und das sanfte Glimmen der Kristalle stach mir in den Augen. Ich ertappte mich, wie ich einige Schritte zurücktaumelte, bis sich diese schreckliche Sturzflut aus reiner Emotion wieder gelegt hatte, doch die Kopfschmerzen, die diese Gefühle hervorgerufen hatten, sprangen mir gnadenlos in den Nacken, und ich hatte für einen kurzen Moment zu starke Schmerzen, um mich auf den Beinen zu halten.

Ich sackte auf ein Knie und versuchte mit zusammengebissenen Zähnen, einen Schrei zu ersticken. Trotz meiner lebenslangen Übung darin, mit Schmerzen umzugehen, doch trotz des Amts des Winterritters waren meine Kopfschmerzen beständig schlimmer geworden, und seit ein paar Wochen gab es Phasen, da sie mich regelrecht aus den Latschen kippen ließen.

Eine Zeitlang bestand meine Welt nur aus Schmerz und einer qualvollen Übelkeit, unter der sich mein Magen zusammenkrampfte.

Schließlich ließ der Schmerz nach, und ich blickte auf, nur um zu sehen, wie sich eine riesenhafte Gestalt in einem dunklen Umhang vor mir auftürmte. Sie war drei bis vier Meter hoch und erinnerte von den Proportionen her an einen muskelbepackten Menschen, auch wenn ich keinen Blick auf das Wesen unter dem Kapuzenumhang erhaschen konnte. Die Gestalt starrte auf mich herab, und ein Paar flackernder grünlicher Lichter, die dem Wesen als Augen dienten, strahlten mich wie zwei Stecknadeln aus den Tiefen seiner Kapuze heraus an.

»WÄCHTER«, sagte es mit einer tiefen, grollenden Stimme, »ICH HABE DEN PARASITEN FÜR DEN AUGENBLICK UNTERDRÜCKT

»War auch Zeit, Alfred«, murmelte ich. Ich setzte mich auf und machte erst mal Bestandsaufnahme. Ich hatte wohl eine ganze Weile dagelegen, denn der Schweiß auf meiner Haut war inzwischen getrocknet. Das war schlecht. Der uralte Geist der Insel hatte das Ding in meinem Schädel über ein Jahr lang daran gehindert, mich umzubringen. Noch ein paar Wochen zuvor hatte er, wenn mein Kopf zu schmerzen begann, nur auftauchen und ein Wort sagen müssen, und die Qualen waren wie fortgeblasen gewesen.

Diesmal hatte es über eine Stunde gedauert.

Was auch immer in meinem Kopf war, irgendeine psychische Kreatur oder ein Geistwesen, das mich als Wirt...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2024
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Dominik Heinrici
Sprache deutsch
Original-Titel Skin Game (The Dresden Files 15)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2024 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Chicago • Denarier • Dresden Files • eBooks • Elfen • Fantasy • Fantasy Bestseller • fantasy neuerscheinung 2024 • Feen • Hades • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Schatzkammer • Schatzsuche • Serie • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-31216-7 / 3641312167
ISBN-13 978-3-641-31216-9 / 9783641312169
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