Gespenster-Krimi 122 (eBook)

Leichenfresser in London
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5152-0 (ISBN)

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Gespenster-Krimi 122 - Chris Steinberger
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Simon Hollyworth öffnete die Tür zum Schlafzimmer, in dem seine Frau Agnes im Sterben lag. Der Weihwassersprengel in Reverends Francis' Hand funkelte im Licht der Öllampe. Simon schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.
Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion. Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.
In diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte. Agnes Hollyworth stöhnte auf. Mit einem Ruck zog der Reverend die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.
Erschrocken taumelte der Priester zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein umgedrehtes Kreuz in den Leib geschnitten!


Leichenfresser
in London

Von Chris Steinberger

Simon Hollyworth öffnete die Tür zum Schlafzimmer, in dem seine Frau Agnes im Sterben lag. Der Weihwassersprengel in Reverends Francis' Hand funkelte im Licht der Öllampe. Simon schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.

Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion. Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.

In diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte. Agnes Hollyworth stöhnte auf. Mit einem Ruck zog der Reverend die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.

Erschrocken taumelte der Priester zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein umgedrehtes Kreuz in den Leib geschnitten!

Reverend Francis saß an seinem wuchtigen Schreibtisch und schrieb an der Predigt für den kommenden Tag. Die Schreibfeder kratzte geräuschvoll über das Papier. Der ruhige Kerzenschein gab den gestochen scharfen Buchstaben ein gespenstisches Aussehen.

Plötzlich schien es, als würden die Buchstaben einen bizarren Tanz aufführen. Verwirrt blickte der Geistliche auf, bis er begriff, dass die Kerzenflamme jetzt flackerte. Sein Blick wanderte weiter zur Tür. Erst jetzt registrierte er, dass seine Haushälterin im Türrahmen stand.

»Bitte verzeihen Sie die Störung, Hochwürden. Mr. Hollyworth lässt nach Ihnen schicken. Es geht um seine Gattin Agnes.«

»Ich verstehe«, murmelte der Reverend fahrig. »Danke, Mrs. Day.«

Die matronenhafte Frau zog sich zurück und schloss vorsichtig die Tür.

Der Reverend seufzte. Er setzte seine Brille ab und kniff sich in die Nasenwurzel.

Agnes Hollyworth lag im Sterben. Erst vor wenigen Wochen hatte sie den brutalen Mord an ihrer einzigen Tochter Joyce hinnehmen müssen. Es schien, als hätte der furchtbare Verlust der gläubigen Frau sämtliche Lebenskraft entzogen. Nicht nur, dass sie sichtlich um Jahre gealtert war. Auch hatte sie jeglichen Lebensmut verloren.

Auf der Beerdigung hatten alle die tiefen Wunden der Trauer gesehen, die sich wie Parasiten in das Gesicht von Agnes Hollyworth gefressen hatten. Reverend Francis selbst hatte die Trauerpredigt gehalten.

Ungelenk erhob sich der Gottesmann von seinem Stuhl und streckte sich. Er machte drei Schritte durch sein kleines Arbeitszimmer und öffnete eine reich verzierte Schranktür. Dort lag eine große schwarze Ledertasche.

Früher hatte die Tasche einem Arzt gehört, der sie Francis überlassen hatte, als dieser noch ein junger Mann gewesen war. Der Reverend hatte so großen Gefallen an ihr gefunden, dass sie ihn seitdem begleitete, wenn er außer Haus gerufen wurde, und stets gute Dienste leistete.

Da die Tasche jederzeit fertig gepackt bereitlag, konnte er sofort aufbrechen.

Er nahm einen Mantel vom Haken und setzte das schwarze Birett mit einer routinierten Bewegung auf den Kopf. Keine Minute später befand er sich bereits auf der dunklen Straße und stieg in die Droschke, die dort für ihn bereitstand.

Eine Viertelstunde später hielt der Einspänner vor einem älteren Backsteinhaus. Die Gaslampen gaben nur spärliches Licht und erhellten kaum die Straße.

Als der Reverend aus der Kutsche stieg, wurde schon die Haustür geöffnet. Eine hochgewachsene, hagere Gestalt mit einer Öllampe in der linken Hand winkte den Geistlichen herein.

»Bei allem gebotenen Respekt, Reverend, ich wünschte, ich könnte behaupten, dass es mich freut, Sie zu sehen.«

»Das wäre auch mein Wunsch, Simon. Aber der Herr hat uns beiden einen anderen Weg beschieden. Gräme dich nicht und verschließe nicht deine Augen vor der unendlichen Güte des Herrn.«

Für den Bruchteil einer Sekunde meinte der Reverend, in den Augen von Simon Hollyworth ein hasserfülltes Blitzen gesehen zu haben. Aber das diffuse Licht musste ihm wohl einen Streich gespielt haben. Die Familie Hollyworth gehörte seit Generationen zu den treuen Stützen der Kirchgemeinde. Ein Gefühl wie Hass konnte sich der Priester bei Simon nicht einmal ansatzweise vorstellen.

Zusammen betraten sie das alte Haus, welches im Inneren einen weitaus besseren Eindruck machte als von außen. Sie ließen das Erdgeschoss hinter sich und stiegen eine Treppe hinauf.

Im Hausflur roch es nach Nässe und selbst im Licht der Öllampe konnte man die Feuchtigkeitsflecken an den Wänden erkennen. Oben angekommen schritt Simon Hollyworth voran und schob mit einer Hand langsam eine Tür am Ende des Flurs auf. Dann bat er den Priester hinein.

Das Vorzimmer roch muffig, so als wäre schon lange weder gelüftet noch sauber gemacht worden.

Der Priester legte Mantel und Kopfbedeckung ab. Dann zog er die Stola aus seiner Tasche und legte sie sich feierlich um die Schultern. Reverend Francis war jetzt bereit.

Simon Hollyworth nickte und öffnete nun die Tür zum Schlafzimmer. Dort lag seine Frau Agnes im Sterben.

Das Zimmer war offenkundig umgestaltet worden, damit die Ehegattin die letzte Ölung empfangen konnte. Neben dem Bett stand ein kleiner Tisch. Auf einer blütenweißen Decke standen ein Zinnbecher und drei Kerzen, die noch nicht entzündet worden waren. In der Mitte thronte ein silbernes Kruzifix.

Der Weihwassersprengel in der Hand des Reverends funkelte im Licht der Öllampe. Simon Hollyworth schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.

Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Danach stellte er eine gläserne Phiole mit dem heiligen Öl auf den Tisch und goss schließlich etwas Wein in den Zinnbecher.

Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion, als der Geistliche an das Bett herantrat. Die Frau lag mit geschlossenen Augen im Bett und schien kaum noch zu atmen.

Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.

Die Frau wollte offensichtlich etwas sagen, aber die Worte schienen nicht aus ihrem Mund dringen zu können. Ihr Flüstern war kaum hörbar. Reverend Francis glaubte, dass sie ein Gebet sprach, so wie es der Ritus des Sterbesakraments vorsah.

Als Agnes Hollyworth geendet hatte, hielt der Priester kurz inne und legte ihr dann die Hand auf. Kein Laut war mehr zu hören.

Der Gottesmann griff zur Phiole und salbte die Sterbende.

Er sprach: »Durch das Gebet der Kirche und durch diese Salbung stärke dich der barmherzige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, im Heiligen Geist. Er richte dich auf und schenke dir sein Heil. Amen.«

Aber in diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte.

Agnes Hollyworth stöhnte auf. Reverend Francis zog mit einem Ruck die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.

Ungläubig riss Francis seine Augen auf und erkannte, dass von Höhe des Brustbeins ein Schnitt senkrecht nach unten führte. Und am Bauch zog sich ein zweiter von rechts nach links.

Der Priester taumelte zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein auf dem Kopf stehendes Kreuz in den Leib geschnitten!

Das Blut quoll aus den Wunden, aber gegen alle Gesetze der Schwerkraft rann es nicht seitlich vom Körper auf das Laken, sondern nach unten, zwischen die Beine der Frau.

In seiner Panik stieß Francis den Tisch mit den heiligen Sakramenten um. Das Kruzifix fiel zu Boden.

Mit einer Kraft, die er der Frau nie im Leben mehr zugetraut hätte, begann Agnes Hollyworth nun zu schreien: »Im Angesicht der heiligen Kirche und ihres heuchlerischen Gottesdieners opfere ich meine Seele der Hölle. Möge sie auf immer verflucht sein und niemals eurem machtlosen Gott anheimfallen, der zugelassen hat, dass mir das Liebste geraubt wurde, was ich je besessen habe! Herr der Finsternis, nimm meine Seele und räche den Tod meiner Tochter, denn du bist der wahre Herrscher der Welt!«

Hellrotes Blut lief aus dem Mund der Frau, ihre Augen waren weit aufgerissen. Das Licht begann zu flattern und verglühte. Über dem Bett entstand ein blau fluoreszierender Nebel, der das gesamte Zimmer in eine eiskalte Farbe tauchte, und im Inneren dieses Nebels erschien eine dunkle Gestalt, deren Gesicht unter einer schweren Kapuze verborgen wurde.

Der Reverend schrie auf, als das Kruzifix auf dem Boden Feuer fing, in wenigen Sekunden zu einem stinkenden Klumpen zusammenschmolz, der sich in den Boden einbrannte.

Aus der Nebelwolke glitten zwei skelettierte Hände und griffen nach der blutüberströmten Frau. Sie stoppten wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht. Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann schossen blaue Strahlen aus den Knochenfingern und fuhren in den Kopf von Agnes Hollyworth. Die Frau wurde durchgeschüttelt, als stünde sie unter Strom. Ihr Blut spritzte an die Wände.

Dann versiegten die Strahlen, und Agnes Hollyworth schlug mit voller Wucht gegen das Kopfende des Bettes. Still lag sie da. Wie tot.

»So sei es!«, hallte eine Stimme tief...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2023
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5152-1 / 3751751521
ISBN-13 978-3-7517-5152-0 / 9783751751520
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