Die Schuld - Samuel W. Gailey

Die Schuld

**** 3 Bewertungen

Buch | Hardcover
312 Seiten
2024 | 1. Erstauflage
Polar Verlag
978-3-948392-96-3 (ISBN)
26,00 inkl. MwSt
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Seit dem tragischen Unfall, der ihre Kindheit brutal beendete, wird Alice O'Farrell von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Im Jahr 2005 musste sie auf ihren vierjährigen Bruder Jason im Haus ihrer Eltern aufpassen. Er bemalte ihr Schlafzimmer mit Fingernagellack und sie schrie ihn an, sodass er sich verzog. Während sie die Spuren zu beseitigen versuchte, machte er sich auf den Weg in den Keller und schaffte es, sich im Trockner einzuschließen, wo er starb.

Von Schuldgefühlen geplagt, rannte Alice von zu Hause weg. Sie lebte auf der Straße unterm Radar, ertränkte ihre Schuld in Alkohol und zog häufig weiter, um nicht gefunden zu werden.

Sechs Jahre später ist sie Alkoholikerin und arbeitet als Barkeeperin in einem heruntergekommenen Striplokal in Harrisburg. Als sie nach einer weiteren betrunkenen Nacht neben der Leiche ihres Chefs aufwacht, findet sie eine Tasche mit Drogen und 91.000 Dollar in bar. Das Geld könnte ein Ausweg sein.

Es folgt eine gnadenlose Hetzjagd, angeführt von Sinclair, einem mächtigen Drogenhändler, der unerbittlich und brutal ist. Doch Alice klammert sich an die Hoffnung, dass sie ihr Leben ändern kann. Dass die Dinge besser werden. Dass sie sich eines Tages mit ihren Eltern versöhnen kann und sie ihr vergeben werden.

Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher‘s Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien menschlicher Schicksale.

„Gailey hat eine meiner Lieblingsfiguren der letzten Zeit geschaffen ...tragisch, fehlerhaft, niedergeschlagen, aber zäh und widerstandsfähig genug, um zu überleben. Ein Roman, der nicht aufhört zu brennen.“ - Willy Vlautin
„Eine fesselnde Geschichte der Erlösung ... Gailey gelingt es hervorragend, seine fehlerhaften Hauptfiguren sympathisch zu machen.“ - Publishers Weekly
„...das Breaking Bad der Buchwelt.“ - New York Journal of Books

„Gailey hat eine meiner Lieblingsfiguren der letzten Zeit geschaffen ...tragisch, fehlerhaft, niedergeschlagen, aber zäh und widerstandsfähig genug, um zu überleben. Ein Roman, der nicht aufhört zu brennen.“ - Willy Vlautin

„Eine fesselnde Geschichte der Erlösung ... Gailey gelingt es hervorragend, seine fehlerhaften Hauptfiguren sympathisch zu machen.“ - Publishers Weekly

„...das Breaking Bad der Buchwelt.“ - New York Journal of Books

Sie starrte auf die Tasche, die aus einem Army-Shop stammen musste. Olivgrün, auf den Stoff mit schwarzer Farbe eine Seriennummer aufgedruckt. Dann sah sie wieder zu Terry, dessen Kopf nach links geneigt war, als wollte er seine Tasche im Auge behalten. Sie musste das Letzte gewesen sein, was er gesehen hatte, bevor er starb. Alice blickte erneut zu der verschlossenen Tasche. Sie wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und schob sich näher heran, plötzlich wollte sie wissen, was darin war. Ich sollte die Cops rufen. Das konnte sie allerdings gerade nicht brauchen. Dem war sie im Moment einfach nicht gewachsen. Die Cops würden Fragen stellen. Sie würden in ihrer Vergangenheit graben und unschöne Dinge zutage fördern. Lieber nicht. Lieber nie. Wie gebannt starrte sie auf die Tasche – als wäre sie ein Kunstwerk. Etwas an dieser fest verschlossenen Army-Tasche wollte, dass sie sie öffnete. Sie würde die Polizei benachrichtigen müssen. Das war Alice klar. Was blieb ihr sonst auch übrig? Vielleicht könnte sie wenigstens einen kurzen Blick in die Tasche werfen? Terry war tot, was sollte er dagegen haben? Alice rieb sich übers Gesicht. Sie brauchte noch ein paar Minuten, um einen klaren Kopf zu bekommen, einen Schluck Orangensaft zu trinken, oder was Terry im Kühlschrank hatte, und zu versuchen, die Nacht zu rekonstruieren. Und ja, auch um einen Blick in die Tasche zu werfen. Das würde sie nämlich tun. Die Tasche war wie ein Glas Whiskey, das jemand einem Alkoholiker spendiert hatte und das darum bettelte, in einem Zug ausgetrunken zu werden. Es war keine Frage des Ob, sondern des Wann. Alice strich sich die Haare hinters Ohr, hob die Tasche auf ihren Schoß und zog den Reißver-schluss auf. Der Inhalt war keine Überraschung. Keine Socken oder Decken, keine Schuhe, kein Survival-Kit. Nichts dergleichen. Stattdessen Tütchen mit Koks. Viele Tütchen. Alice konnte nicht genau abschätzen, wie viel es war und welchen Marktwert es hatte, aber sie vermutete, dass es Schnee im Wert von zehn-, vielleicht zwanzigtausend Dollar war. Aber das war nicht alles. Alice grub tiefer und stieß auf ein paar Pillenäschchen. Amphetamine, Quaaludes, Vicodin. Und ein Fläschchen Rohypnol. „Ach du Scheiße.“

Erscheinungsdatum
Nachwort Carsten Germis
Übersetzer Andrea Stumpf
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Original-Titel The Guilt We Carry
Maße 135 x 195 mm
Gewicht 500 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ausreißer • Drogen • Hetzjagd • Schuld • Vergebung
ISBN-10 3-948392-96-X / 394839296X
ISBN-13 978-3-948392-96-3 / 9783948392963
Zustand Neuware
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4 Schuld und kann ich mir selber vergeben?

von (Stuttgart), am 10.02.2024

Das recht unscheinbare Cover kann mich nicht gerade überzeugen, doch ich halte mich sowieso lieber an Klappentext und Leseprobe. In Samuel W. Gailey Buch haben wir es mit einem ganz speziellen Krimi zu tun. Dabei geht es weniger um Ermittlungen und Ermittler, sondern eher um Verbrechen und dessen Auswirkungen. Der Schreibstil ist recht angenehm, unterhaltsam und das, obwohl er mitunter eine derbe, vulgäre Sprache an den Tag legt. Doch ich finde das nicht weiter schlimm und irgendwie gehört es zu so einer Gangstergeschichte. Der Plot selbst wird in zwei Handlungssträngen erzählt, was alles noch interessanter macht. Während wir im einen Strang mehr über Alice Vergangenheit erfahren, spielt die andere Handlung in der Gegenwart. Der Krimi selbst beginnt schon recht heftig mit dem Tod von Jason und dem Aufeinandertreffen von Gut und Böse. Der Autor geht hier teilweise extrem ins Detail, doch das stört mich selbst eher weniger. Mitunter habe ich beim Lesen sogar den Eindruck, in einem alten Gangsterfilm zu stecken. Was mich dagegen mehr stört, ist Jasons Unfall. Weil ich nicht glauben kann, wie ein 4-jähriges Kind einen Trockner schließen und einschalten kann, während er selbst drinsteckt. Allerdings als ich im Netz recherchiere, finde ich dann doch ein paar Einträge mit Trocknerunfällen von Kindern ähnlich wie hier beschrieben. Bei unserem Gerät jedoch würde das niemals funktionieren. Etwas übertrieben fand ich außerdem das Buchende. Hier gibt es einige Ungereimtheiten, die ich mir einfach von Alice schmächtiger Statur her nicht vorstellen kann. Doch ansonsten hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Ich finde dafür, dass es sein erster Krimi gewesen ist, hat es der Autor hervorragend geschrieben. Sehr gut durchdacht sind im Übrigen seine Charaktere. In erster Linie faszinierend finde ich Alice mit ihrer belasteten, misstrauischen Art und dem Drang nach Alkohol tut sie mir schon extrem leid. Das Schicksal um ihren Bruder hat sie nie wirklich losgelassen, weshalb sie versucht, ihre Albträume in Alkohol zu ertränken. Ein weiterer imposanter Charakter ist der Drogenboss Sinclair, der schon alleine mit seiner kleinen Statur und der arroganten, klugscheißerisch Art extrem auffällt. Seine Hände selbst macht er sich nie schmutzig, dafür hat er ja Phillip, seinen kräftigen Fahrer und Handlanger. Doch noch beeindruckende finde ich Alice älterer Freund Elton, der für sie mehr wie ein Vater ist. Seine Liebe zu Alice und seine weisen Ratschläge finde ich wirklich signifikant. Zwar bleiben am Ende noch ein paar Fragen offen, die ich gerne gewusst hätte, doch ansonsten gebe ich dem Buch gute 4 von 5 Sterne.

4 - aufwühlend und raffiniert geplottete Road Novel mit melancholischen Zwischentönen -

von (Fischbachtal), am 25.01.2024

Im amerikanischen Original bereits im Jahre 2019 unter dem Titel "The Guilt We Carry" erschien, geht "Die Schuld" von der Startzeile an straight forward. Das sarkastisch-humorige Sprachvermögen, dem sich der US-amerikanische Schriftsteller Samuel Gailey zu Beginn seines Zweitwerks bemächtigt, verfliegt im weiteren Verlauf der 312-seitigen Road Novel immer mehr, zugunsten eines weit tiefgründigeren und anspruchsvolleren erzählerischen Stils. Trotz melancholischer Zwischentöne trägt "Die Schuld" in der Darstellung der Charaktere oder der Gewaltszenen anfangs dick auf, dafür sorgt Gailey innerhalb seiner nervenaufreibenden, gleichwohl rasanten Dynamik aber auch für ordentlich Spannung und Action. Dabei wagt der Autor, der in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias aufwuchs und heute auf der abgelegenen Orcas Island lebt, immer wieder emotionale Rückblicke in Alices herzzerreißende Vergangenheit, sowie in die Gedanken- und Gefühlswelt der Borderlinerin. Mitleid kommt mit der gebeutelten Alice auf und man beginnt mit ihr mitzufühlen. Enttäuscht von sich selbst, dem Leben an sich, ihrem Umfeld und ihren Mitmenschen im Allgemeinen, hat sie den Glauben an Freundschaft und Gerechtigkeit, in einem moralisch verkommenen Amerika in den Anfängen des 21. Jahrhunderts, schon früh verloren. Ihre ausgeprägte Alkoholsucht ist da nicht gerade förderlich. Nicht alle, der leicht skurril gehaltenen Akteure, meinen es schlecht mit ihr. So lernt Alice auf ihrer Flucht vor der Vergangenheit und den eigenen Dämonen, den großväterlichen Rattenfänger Elton oder die ebenfalls von zu Hause ausgerissene Delilah kennen, die sich ihr unaufgefordert anschließt.

Doch Alice, die aufgrund ihres Wesens, ständig mit ekelhaften Junkies, bemitleidenswerten Außenseitern und strohdoofen Hillbillys aneinander zu geraten scheint, zieht den Ärger nun mal an, wie die Scheiße Fliegen. Und da sie eine Menge Kohle mit sich herumträgt, die ihr nicht gehört, sitzt ihr alsbald der wortgewandte, kleinwüchsige und brutale Drogenboss Sinclair, samt seines proportional überdimensionierten "Mädchen für alles" krampfhaft im Nacken. Während sich Alice und ihre neu erworbene Freundin Delilah immer weiter in die Scheiße reiten, wird Sinclair auf der Suche nach seinem Geld regelrecht investigativ.

Von subtilem Heimweh und einer ungewissen Sehnsucht geplagt, ist Alices Leidensweg eine gewisse Selbstkasteiung. Die aufwühlend und raffiniert geplottete Road Novel "Die Schuld", die sich ausnimmt wie ein cinematischer Rausch, erinnert entfernt an den, im letzten Jahr verstorbenen Cormac McCarthy. Sie ist auch ein trauriges Psychogramm über Einsamkeit, Angst, Verletzbarkeit, Alkoholsucht, Mobbing, Hilflosigkeit, Missbrauch, Ausweglosigkeit, Rassismus, Schutzbedürftigkeit, Mord, Totschlag und letzten Endes natürlich auch über die jeweilige Schuld, die jeder einzelne als strafende Bürde mit sich trägt.

Meine Altersempfehlung: ab 16 Jahren (aufgrund der Kausalitäten und der relativ expliziten Gewalt)

4 Vor Schuld kann man nicht davonlaufen

von , am 15.01.2024

Eine junge Frau wacht verkatert neben einem toten Mann und dessen Drogengeld auf. Das gibt Ärger und so gibt es schon früh im Buch Action. Später wird es ruhiger, aber eine latente Bedrohung bleibt.
Dieser Plot ist nicht neu, aber funktioniert ein weiteres mal. Es fehlt ein wenig das Überraschende. Man bekommt, was man erwarten kann. Hinzu kommt aber das Trauma der Protagonistin Alice, die vor einigen Jahren als Babysitter nicht auf ihren kleinen Bruder aufpasste, der dann ums Leben kam.
Die Kombination der Themen Schuld und Überlebenskampf machen den Plot aus. Die Handlung wechselt zwischen 2005 und 2011.
Dann begegnet Alice der jugendlichen Delilah, die weggelaufen ist. Alice erkennt sich in ihr wieder und hilft ihr. Gemeinsam reise sie in Alice alte Heimat. Gleichzeitig kommen die Verfolger, die ihr Geld zurückwollen, immer näher.

Es wird ein spannendes Buch und ich mag die Figuren, insbesondere Alice, die mit ihren Schuldgefühlen mutig kämpft. Samuel W. Gailey schreibt geradlinig und kommt schnell auf den Punkt. Ich schätze das.
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