Eresh (eBook)

Und die zwei Planeten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
CCLXXVI Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7554-6818-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eresh - Jasmin Engel
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 Würdest du dein vertrautes Leben für eine ungewisse Zukunft in einer fremden Welt aufgeben? Sumerischer Stadtstaat Uruk, etwa 2500 v. Chr. Die 16-jährige Eresh ist eine Außenseiterin, denn während ihre Mutter eine Sumererin aus wohlhabender Familie ist, gehört ihr Vater jenen Wesen an, die von den Menschen als Götter verehrt werden. Bei seinem zweiten Besuch stellt er seine Tochter vor die schwierige Wahl, ein Jahr später mit ihm zu seinem Heimatplaneten Nibiru zu kommen oder für immer auf der Erde zu bleiben. Als Eresh jedoch unfreiwillig ein Geheimnis mit ihrer Halbschwester Dara teilen muss und auch noch der junge Schuri in ihr Leben tritt, überschlagen sich die Ereignisse und Eresh gerät in große Gefahr. 

3. Brot und Träume


3. Brot und Träume

 

 

 

„Was soll nur aus ihr werden?“, hörte Eresh ihren Stiefvater ihre Mutter fragen – und in welch einem mahnenden Tonfall! „Deine Tochter müsste eigentlich längst verheiratet sein, ein Baby auf dem Schoß und das andere in ihrem Bauch haben.“ Er schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Ein bodenständiger Gatte, am besten wohlhabend und schon etwas reifer, würde ihr guttun, glaube mir, Namtilla.“

Trotz des ständigen Schwatzens von Ereshs Halbbrüdern ihr gegenüber hatte sie die Worte ihres Stiefvaters klar und deutlich vernommen.

Nicht zum ersten Mal, doch zum ersten Mal wieder nach einer längeren Zeit. Alles an und in Eresh verkrampfte sich.

Eine Antwort von ihrer Mutter drang hingegen nicht mehr zu ihr. Wahrscheinlich hatte ihre Erwiderung allein aus einem begütigenden Blick bestanden, wie meist in so einer Situation.

Vielleicht war das auch die günstigste Reaktion, obgleich Eresh selbst ihrem Stiefvater am liebsten die Meinung gesagt hätte. Aber das war undenkbar, wenn sie noch eine Weile unter seinem Dach leben wollte. Wie wenig erwünscht sie hier war, ließ er Eresh ohnehin seit ihrer Kindheit spüren. Seit ein paar Jahren sprach ihr Stiefvater zudem so gut wie gar nicht mehr direkt mit ihr, lediglich über ihre Mutter, ihre Geschwister – oder wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ.

Eines der letzten Dinge, die er sie gefragt hatte, war, ob sie sich denn ständig so geben müsse, als sei sie etwas Besseres. Bei der Erinnerung daran, wie sehr sie sich vor den Kopf gestoßen gefühlt hatte, ballte Eresh unwillkürlich die Fäuste. Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handballen.

„Deine Tochter träumt zu viel vor sich hin“, brummte ihr Stiefvater dann auch noch.

Eresh schnaubte leise. Ich träume nicht vor mich hin, ich schmiede einen Plan!, dachte sie. Auf diesen Plan konzentrierte sie sich nun, nicht länger auf das Gemecker ihres Stiefvaters.

Heute beim Tempelbesuch mit ihrer Mutter würde Eresh einen passenden Moment abwarten und es endlich noch einmal ansprechen, das heikle Thema. Das Tabu, über das sie nur offen reden konnten, wenn ihre Mutter und sie allein miteinander waren. Was nicht häufig zutraf.

Der Vorfall mit dem Kriegsgefangenen auf dem Markt letzte Woche, hatte Eresh nur wieder daran erinnert und erneut etwas in ihr aufgewühlt. Sie brauchte endlich ein paar Antworten auf Fragen, die sie schon lange umtrieben, besonders seit dem letzten Besuch ihres leiblichen Vaters. Ereshs Mutter durfte ihren Fragen nicht länger geschickt ausweichen.

Das konnte sie ihr nicht antun.

„Und du“, begann ihr Stiefvater erneut.

Eresh wurde aus ihren Gedanken gerissen. Meinte er etwa sie? Sprach er sie nach Monaten einmal persönlich an und gerade da hatte Eresh nicht hingehört? Unbewusst hielt sie den Atem an, drehte sich jedoch zu ihm und ihrer Mutter um.

„Du könntest das Kochen und Backen doch ruhig unserer Dienerin überlassen“, beendete ihr Stiefvater den Satz in wohlmeinendem Tadel.

Eresh atmete erleichtert auf. Er hatte nicht sie gemeint, blickte ihre Mutter an.

„Ich danke dir für deine Fürsorge, mein Gatte“, erklang mild die Stimme ihrer Mutter, „aber es macht mir Freude.“

Ihr Stiefvater seufzte mit Unmut. „Ach Namtilla, ich verstehe nicht, dass es dir Freude macht, in der Hitze zu sitzen und dich mit Ruß zu beschmutzen. Du hast unsere Dienerin doch selbst für 30 Shekel auf dem Markt gekauft!“

Wieder ein begütigender Blick seitens ihrer Mutter? „Ja, und sie ist mir eine große Hilfe im Haushalt. Für alles, was ich nicht so gerne selbst erledige.“

Eresh aß die letzte Dattel und sah aus den Augenwinkeln, wie ihr Stiefvater den Innenhof wieder verließ. Sicher hatte er sich nebenbei von Mutter sein Mittagessen für die Arbeit einpacken lassen. Ihr Stiefvater war in der Palastverwaltung tätig. Dadurch genoss ihre Familie einen gewissen Status und Wohlstand.

Eresh nahm sich einen weiteren Brotfladen zu ihrem restlichen Schafskäse auf den Tonteller.

„Hey, lass uns auch noch etwas übrig!“ Einer ihrer beiden Halbbrüder, die ihr gegenüber auf dem Boden saßen, zog den Teller mit dem Brot nahe zu sich heran. Entschlossen hob Galsal – kurz Gal genannt - das Kinn. Eresh rollte mit den Augen. „Das brauchst du gerade zu sagen! Wer hat denn fast die ganzen Datteln allein verdrückt?“

Zornig funkelte Gal sie an. Hingegen sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Nuesh konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Dafür bekam er Gals Ellbogen in die Seite.

„Hört auf zu streiten! Es ist genug für alle da“, rief ihnen ihre Mutter von ihrem Platz neben dem Tonofen, dem Tinnuru, aus zu. Eresh drehte sich zu ihr um und lächelte sie dankbar an. Tatsächlich rollte ihre Mutter gerade einen neuen Teigfladen aus. „Ich muss ohnehin weitere Brote für eure Schwestern ausbacken. Wie viele möchtet ihr noch?“

„Danke Ama, wir haben genug“, meinte Gal für sie drei antworten zu dürfen.

Eresh warf ihm einen wütenden Blick zu. „Musst du dich immer so aufspielen?“, zischte sie ihn an. Nun, in diesem Punkt verhielt er sich nicht allein ihr gegenüber so. Mit seinem jüngeren Bruder und mehr noch mit seinen drei Schwestern, sprang er auch nicht anders um. Ihre Geschwister konnten es lediglich besser akzeptieren, da er nach Eresh der Älteste war.

„Ich spiele mich nicht auf“, verteidigte Gal sich. „Ich bin Addas Stellvertreter. Da trage ich Verantwortung und besitze auch Autorität.“ Überdies war er Vaters Liebling.

„Du scheinst regelmäßig zu vergessen, dass ich die Ältere von uns beiden bin.“ Und außerdem edlerer Herkunft als du, fügte Eresh mit einem gewissen Stolz in Gedanken hinzu. Ja, mit trotzigem Stolz. Aber letztlich wollte sie nicht so überheblich sein wie ihre Anunnaki-Halbschwestern ihr gegenüber.

Vielleicht hätte Gal noch etwas gekontert, wenn ihre Mutter nicht „Schluss mit dem Gezanke!“, gerufen hätte. Gal sah seine Schwester mit zu Schlitzen verengten Augen an. Sollte er sich ruhig ärgern, nicht das letzte Wort gehabt zu haben. Demonstrativ genüsslich aß Eresh den Brotfladen mit Schafskäse. Danach trank sie das mittlerweile lauwarme Wasser in ihrem Tonbecher leer.

„Eresh, du musst dich jetzt zurechtmachen“, drang die Stimme ihrer Mutter zu ihr. „Wir brechen gleich zum Tempel auf.“

„Ja, gewiss, Ama.“ Eresh erhob sich und lief durch den Hof zurück ins Haus.

 

 

 

Heute gönnte sie es ihren drei Halbschwestern von Herzen, dass sie länger schlafen durften. Eresh wollte unbedingt als Einzige zum Tempel mitkommen. Sonst konnte sie wieder nicht mit ihrer Mutter allein sein, und das würde Ama nur erneut eine bequeme Ausrede liefern, weiter über das Tabuthema zu schweigen.

Ereshs Halbbrüder mussten in die Schule beim Palastkomplex, die Edubba, während die drei Langschläferinnen später von einem Hauslehrer unterrichtet wurden.

Eresh war für gewöhnlich ebenfalls dabei, und das mit einiger Freude. Sie liebte es, schreiben und lesen zu üben.

Nur hatte sie als älteste Tochter normalerweise vorher noch Pflichten im Haushalt, für gewöhnlich kleinere Arbeiten. Um die gröberen kümmerte sich die Hausbedienstete Aya, die gute Seele. Heute hingegen galt Ereshs Pflicht dem Tempelbesuch mit ihrer Mutter.

In dem Zimmer, das sie mit ihren Halbschwestern bewohnte, konnte es mitunter recht eng werden. Immerhin waren sie vier Mädchen. Der Raum, den sich ihre Halbbrüder teilten, war genauso groß und sie lediglich zu zweit.

Eresh stellte sich so hin, dass ein wenig Tageslicht von den zwei kleinen, hohen Fenstern auf sie fiel. Dann holte sie den schön verzierten Handspiegel hervor. Er gehörte den vier Mädchen ebenfalls gemeinsam. Sie wischte kurz mit einem Zipfel ihres Gewands über die spiegelnde Fläche, hielt ihn mit etwas Abstand vor sich und betrachtete sich prüfend.

Sie sah ihrer Mutter Namtilla ähnlich. Doch wie sehr ihrem leiblichen Vater, dem Anunnaki Enthar? Eresh war nicht sicher. Gewiss, sie war größer als andere Mädchen ihres Alters, ihr Haar nicht schwarz, sondern nussbraun und ihre Augen grau-blau. Aber ob ihr Gesicht, ihre Haltung, ihre Art zu reden und zu handeln auch etwas mit ihrem Vater gemeinsam hatten, konnte sie nicht bestimmen. Stets wenn sie versuchte, sich ihn vor das geistige Auge zu rufen, erblickte sie lediglich eine vage Gestalt. Ihr Vater war einfach nicht greifbar, noch nie.

Endlich richtete Eresh mit der freien Hand ihr weißes Haarband und zupfte ihr Gewand zurecht. Danach verwendete sie ein kleines Stäbchen aus Horn, um damit das schwarze Pulver aus Ruß und Mineralien rund um ihre grau-blauen Augen aufzutragen. Als Eresh fertig war, zog sie damit auch ihre Brauen nach. Beides entsprach, der Sitte gemäß, einem Minimum an Schminke. Für sumerische Frauen ebenso wie für...

Erscheint lt. Verlag 16.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • action • Ängste • Eltern • Familie • Fantasy • Freundschaft • Geheimnis • Geschwister • Gott • Götter • historisch • Liebe • Planet • Raumschiff • SciFi • Sumerien • Uruk • Verrat • Wüste
ISBN-10 3-7554-6818-2 / 3755468182
ISBN-13 978-3-7554-6818-9 / 9783755468189
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