Reingegrätscht -  Patrick Herrmann

Reingegrätscht (eBook)

Die Patrick Herrmann Biografie
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
182 Seiten
Sibost Verlag
978-3-9826264-3-7 (ISBN)
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Auf einmal war ich Fußballgott... Fußball ist ein einfaches Spiel. Es gibt Künstler, die die Zuschauer faszinieren und begeistern. Es gibt Arbeiter, die sich unermüdlich in jeden Ball werfen und sich für ihre Mannschaft aufopfern. Dann gibt es Spieler, die bei den Fans so beliebt sind, dass sie ihnen Namen geben. Wie ihm, wenn im Norden der Republik vom 'Fußballgott' die Rede ist, weiß jeder, wer gemeint ist. Patrick Herrmann, der gerade in seiner Zeit bei Holstein Kiel zum Liebling der Fans wurde. Seine Art zu spielen, ähnelt seiner Art zu schreiben: gerade, ehrlich und direkt. Kein Drumherum und keine Tändelei. Patrick Herrmann bringt es auf den Punkt! Die Aufstiege und Triumphe beschreibt er dabei genauso wie die schmerzlichen Niederlagen und die zahlreichen Verletzungen seiner Karriere. Er ist mit dem Kopf dahin gegangen, wo ich mir zwei oder dreimal überlegen würde, mit dem Fuß hinzugehen. Hauke Wahl

Patrick Herrmann erzählt in seiner im Winter erscheinenden Biografie, wie es ist, wenn man in acht Jahren als Spieler bei Holstein Kiel zum Publikumsliebling wird. Wie es ist, wenn Tausende Menschen die Nennung deines Nachnamens durch den Stadionsprecher, mit einem lang gezogenen »Fußballgott« bei jedem Heimspiel, begleiten. Patrick Herrmann erzählt vom Siegen und Verlieren. Von der Relegation, die 2015 eine ganze Stadt in ein Tränenmeer tauchte und vom Aufstieg zwei Jahre später, der die gleiche Stadt in einen Ausnahmezustand versetzte. Davon, wie es ist, wenn der andere »Fußballgott« es will, dass du zwei Tage bei deinem neuen Verein bist und ausgerechnet gegen Holstein Kiel spielst und zu all dem auch noch zwei Tore machst und das als Verteidiger.

Mit dem Fußballspielen habe ich im Alter von sieben Jahren angefangen. Das war beim TSV Wipshausen, aber es war offen gesagt nicht so, dass ich da unbedingt hinwollte und Bock auf Fußball hatte. Der Hintergrund war eher der, dass ich zu der Zeit ein sehr aktives Kind war und auch Probleme hatte, abends ins Bett zu kommen. Ich war einfach nicht ausgelastet und meine Eltern haben sich dann überlegt, wie ich mich sportlich am besten entladen bekomme, und so hat mich meine Mutter mit zum Fußball genommen. Ich war schüchtern, hatte sogar Angst und wollte das gar nicht. Beim ersten Training musste meine Mutter Hand in Hand mit mir auf den Platz gehen, sonst wäre das vielleicht nichts geworden. Ich habe dann schnell Freundschaften geschlossen und wollte bald gar nicht mehr runter vom Platz, weil mir das Riesenspaß machte.

Wenn wir im Training etwas Spezielles trainierten, saßen auch mal Mitspieler auf der Wiese und pflückten Gänseblümchen. Das habe ich nicht so ganz verstanden. Ich war dann schnell derjenige, der die Spiele für uns entschieden hat. Es ging so weit, dass ich dann auch die Ecken reingebracht habe, weil die bei den anderen Jungs meistens flach reinkamen und man damit wenig anfangen konnte. Dass ich die Ecken schoss, hatte aber den Nachteil, dass dann in der Mitte keiner stand, der mit dem Kopf ähnlich gut war, um die Dinger ins Netz zu befördern. Zu Hause war es so, dass ich mit meinem Bruder viel draußen war und wir Fußball spielten. Das hatte den Vorteil, dass meine Mutter, die oft Nachtschicht arbeitete, in Ruhe schlafen konnte und wir trotzdem laut sein konnten, ohne sie zu stören. Nur gegen unsere Hauswand, die zuweilen unser Tor war, durften wir nicht schießen, weil es dann ganz schön schepperte. Das gab auch schon mal Ärger. Mit Stoffbällen spielten wir sogar drinnen, weil wir einen langen Flur hatten und die Türen oder der Schrank auf der jeweiligen Endseite die Tore bildeten. Je älter wir wurden, desto härter konnten wir eben auch schießen, was sich auf Vasen oder Gegenstände auf Kommoden schon mal schlecht auswirkte. Dann bekamen wir ein Fußballverbot im Haus auferlegt. Wir hielten uns so lange daran, bis es draußen mal wieder regnete und wir dennoch nicht auf Fußball verzichten wollten und wieder im Flur standen. Einmal ging dabei sogar unsere Haustür zu Bruch, die leider auch einen gläsernen Teil hatte. Wir haben uns natürlich, bis meine Mutter nach Hause kam, eine schöne Ausrede zurechtgelegt und behauptet, wir hätten draußen gespielt. Als sie dann nach Hause kam, hat sie wirklich anders reagiert, als wir dachten, denn sie meinte, das könnte eben auch mal passieren. Was sie natürlich wunderte, war, dass die Scherben draußen lagen, was technisch schwierig ist, wenn man von draußen nach drinnen schießt. Daran hatten wir leider nicht gedacht.

Ich glaube, mir tat das richtig gut, dass ich einen Bruder hatte, der auch so Bock auf Fußball hatte und älter und dadurch auch stärker war. In der Jugend machen ja selbst ein paar Monate etwas aus, und da ich keine Lust hatte, gegen ihn zu verlieren, strengte ich mich immer doppelt an. So wurde ich früh schneller und kraftvoller und habe da schon gelernt, dass man auch mit seinem Körper spielen kann. Das hat mich dann mein Leben lang begleitet, und mal ehrlich: Ich bin ja nun nicht gerade für meine Übersteiger bekannt. Sonst hieße das Buch ja nicht „Reingegrätscht“, sondern „Übersteiger“.

Ich wurde schnell physisch so stark, dass ich technische Fähigkeiten nicht gebraucht habe. Aber Fußball war dann nicht die einzige Sportart, für die ich mich begeistern konnte. Handball, Leichtathletik, Tischtennis – auch das weckte mein Interesse, und so kam es, dass meine Nachmittage gut ausgefüllt waren und ich bald ruhiger wurde. Irgendwann wurde die Zeit natürlich knapper, und der Aufwand wurde auch für meine Eltern groß, mich immer und zu jedem Training von den verschiedenen Sportarten zu fahren. So blieben dann nur noch Handball und Fußball. In beiden Sportarten war ich gleich gut, würde ich sagen.

Es gab sogar Tage, wo ich von meinen Eltern am selben Tag erst zum Handball- und dann zum Fußballtraining gefahren wurde. Daher musste ich wieder eine Entscheidung treffen, bei welchem Sport ich bleiben wollte.

Meine Handballtrainerin hat wirklich alles versucht, dass ich beim Handball bleibe. Sie hat nicht darauf bestanden, dass ich zu jedem Training erscheine, und mir angeboten, dass ich nur zu den Spielen komme. Sie hat sogar den Handballprofi Stefan Kretzschmar eingeladen, mit dem wir dann trainieren durften. Der zeigte uns, wie man von außen zur Mitte reinläuft, abspringt und dann mit dem Handgelenk um den Torwart herum den Ball quasi auf den Boden legt. Das war ein sehr schöner Tag.

Ich war wie gesagt gleich gut, bekam aber natürlich in dem Alter auch schon mit, welche Ablösesummen und Gehälter da bezahlt wurden. Ich habe mich dann gefragt, warum ich das nicht auch verdienen könnte, und blieb dann beim Fußball.

Beim Fußball war es jedoch schnell so, dass ich sogar der Beste in meiner Mannschaft war und sehr viele Tore schoss. In der zweiten Saison hatten wir dann aus irgendwelchen Gründen keinen Trainer mehr, und weil wir nicht wollten, dass der Verein uns abmelden musste, wurden wir dann ein Jahr lang von meiner Mutter und einem der Väter trainiert.

Unser nächster Trainer Uwe war es, der schnell merkte, dass ich besser war als andere, nicht nur in meiner Mannschaft, auch bei den Mannschaften, gegen die wir spielten.

Uwe war es dann, der mit mir zu einem Probetraining bei Eintracht Braunschweig fuhr. Das war für mich wirklich etwas ganz Besonderes. Auch da gelang es mir, im Training so aufzufallen, dass sie mich wirklich für ihre Jugendmannschaft haben wollten.

Bei der Eintracht war es so, dass ich als jüngerer Jahrgang immer bei dem nächstälteren Jahrgang mittrainierte. Damals spielte ich noch in der Offensive, wobei ich glaube, dass jeder kleine Junge, der mit Fußball anfängt, den Traum hat, möglichst viele Tore zu schießen.

Ich bin dann später Schritt für Schritt nach hinten durchgerutscht. Bei der Eintracht waren wir so erfolgreich, dass wir fast jedes Spiel gewannen, und gerade beim Schreiben dieser ersten Zeilen kommt mir die erste Niederlage in den Sinn. Ich weiß nicht mehr, gegen wen wir spielten und wie hoch wir verloren, aber dass ich danach aus Wut geweint habe, weiß ich auch heute noch sehr genau.

Was ich noch schlimmer fand, als das Spiel zu verlieren, war, dass meine Mitspieler nicht weinten. Die sind nach dem Spiel einfach zu ihren Eltern, die rund um das Spielfeld standen, und haben so getan, als hätten wir nicht gerade verloren. Das war auch eine von den Situationen, die bezeichnend dafür waren, dass ich damals schon Ehrgeiz hatte und nicht verlieren wollte. Das war übrigens nicht nur beim Sport so, sondern grundsätzlich. Auch bei Karten- und Brettspielen legte ich mir im Vorfeld eine Taktik zurecht, wie ich möglichst erfolgreich spielen konnte. Deswegen habe ich jede Form von Glücksspielen gehasst, weil man da nichts beeinflussen konnte. Klar war der Spaßfaktor auch wichtig, aber Spaß und Gewinnen gehörten für mich zusammen.

Bei Braunschweig habe ich in der Jugend mit Justin Eilers gespielt, der es auch in den Profibereich geschafft hat und da unter anderem für Eintracht Braunschweig, Dynamo Dresden und Werder Bremen die Schuhe schnürte. Sein Vater hat uns dann trainiert und ging jeden Jahrgang mit uns mit.

So ging das immer weiter bei der Eintracht, vom Klein- dann irgendwann auf das Großfeld und in den höchsten Jugendligen. Von der Kreis- in die Bezirksklasse und für diverse Auswahlmannschaften wurde ich ebenfalls berufen. Bei der Niedersachsenauswahl tat ich mich allerdings schwer. Der Kreis der eingeladenen Kinder war groß, achtzig Kinder verteilt auf zwei Gruppen. Da war ich auch nicht einer von denen, die rausstechen konnten. Das hatte sicher auch mit meiner Schüchternheit zu tun. Ich konnte mich nie in den Vordergrund drängen, das konnten andere besser.

Als die beiden Gruppen zusammengelegt wurden, habe ich es gerade so geschafft, weiter dabeizubleiben. Ich hatte allerdings das große Glück, dass einer der Co-Trainer auf mich setzte. Er war schon mein Auswahltrainer der Bezirksliga gewesen und nun der Co-Trainer der Niedersachsenauswahl. So habe ich es dann sogar in die Startelf der Auswahl geschafft, nicht mehr im Sturm, sondern in der Innenverteidigung.

Wir hatten dann tolle Vergleiche gegen andere Bundesländer, und auch da konnte ich mich behaupten, was wiederum dazu führte, dass ich an DFB-Lehrgängen teilnehmen durfte.

Da war es dann aber so, dass es nicht mehr ausschließlich um Talent ging. Da ging es dann um die Größe und die Voraussetzungen, die man hatte und mitbrachte. Zudem hatte ich einen Bombenjahrgang auf meiner Position mit Mats Hummels und Jérôme Boateng, nur um mal zwei zu nennen. Die waren mir alleine von der Statur schon deutlich überlegen. Das führte unter anderem dazu, dass ich es in den DFB-Lehrgängen nicht weiter schaffte. Für mich war das kein Problem, ich war schon stolz darauf, überhaupt eingeladen worden zu sein.

Bleiben wir chronologisch. Ich konnte mich in der Stammformation festspielen und wurde eine gestandene Größe.

In der Braunschweiger Jugend habe ich neben Justin Eilers auch mit Toni Kierakowitz zusammengespielt, der, als ich bei Holstein Kiel unter Vertrag stand, mein Spielerberater war. Die Fußballwelt ist eben doch klein.

In der Zeit war schon ausgeprägt, dass ich körperliche Vorteile hatte, was Schnelligkeit und Power anging. Ich konnte immer noch ohne eine Finte oder einen Übersteiger meine Gegner ausdribbeln. Das prägte meinen Stil für meine spätere Karriere als Profifußballer.

Ich war...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-9826264-3-9 / 3982626439
ISBN-13 978-3-9826264-3-7 / 9783982626437
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