Die Borribles - Michael de Larrabeiti

Die Borribles

Band 1-3
Buch | Softcover
799 Seiten
2007 | 1. Aufl. 2007
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-93787-9 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt
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Die Borribles, die sich dem unbeschwerten anarchistischen Leben verschrieben haben, kämpfen gegen ihre Feinde, die rattenähnlichen Rumbels, und vor allem gegen das Monster bürgerlicher Ordnung und Langeweile.

Normale Kinder werden ganz langsam zu Borribles, beinahe ohne es zu bemerken. Aber eines Tages wachen sie auf und es ist geschehen. Es ist gleichgültig, wo sie herkommen, wenn sie nur das haben, was man »schlechte Voraussetzungen« nennt.
Ein Kind verschwindet aus der Schule, und es spricht sich herum, dass es einfach unbelehrbar war. Oder es gibt Geschrei im Supermarkt, und ein Kind, auf frischer Tat als Ladendieb ertappt, wird vom Hausdetektiv abgeschleppt. Solch ein Kind wird vielleicht ein Borrible; es versteckt dann seine spitzen Borribleohren unter einer Mütze und lässt sich nie mehr erwischen. Denn erwischt zu werden, ist das Ende für einen Borrible.
Borribles sind Ausgestoßene, die in verlassenen Häusern und Fabriken Unterschlupf finden. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Ausgestoßenen genießen sie ihr Leben und würden mit niemandem anderen tauschen.

Michael de Larrabeiti wurde 1934 in London geboren und wuchs im Stadtteil Battersea auf, genau in der Gegend also, wo die Borribles leben.Er arbeitete als Englischlehrer in Casablanca, als Fremdenführer in Frankreich, als Kameramann in Asien, als Schafhirte in der Provence und studierte zwischendurch in Paris, Oxford und Dublin. Er ist Autor mehrerer Romane und Erzählbände.Mit den Borribles erlangte er Ruhm bei jungen und erwachsenen Lesern.

Die Borribles 1 Auf zur großen Rumbeljagd! Die wirbelnden Regenwolken jagten weiter, und der helle Mond leuchtete auf. Die beiden Borribles duckten sich hinter die Büsche und hielten so still wie möglich. Gefahr lag in der Luft, und sie spürten es. Vorsicht war geboten. "Schau dir das an", sagte Poch, der wichtigste Späher und Grenzkämpfer des Battersea-Stammes, "eine unglaubliche Frechheit, kommen hier einfach ungefragt rüber." Grabscher, Pochs Gefährte, nickte. "Sagenhafte Unverfrorenheit ... aussehen tun sie hübsch hässlich, alles Pelz, wie ein Nylonläufer ... Die Schnauzen haben genau die Form von diesen rot-weißen Warnkegeln. Wie die Ratten, hm?" "Der Große, der da ins Auto einsteigt, wie der die anderen anbrüllt. Ganz der Chef. Harter Bursche, was?" "Tjaja", sagte Grabscher. "Die tun, was man ihnen sagt. Alles spurt, siehste?" Schließlich sahen die zwei Borribles den großen Wagen im Mondlicht davonfahren, über den glänzenden Asphalt, der zwischen den Baumreihen hindurch zum Ende des Battersea Parks führte. Einen Augenblick lang hielt das Auto an den Parktoren inne, dann bog es links in die Albert Bridge Road ein und verschwand südwärts in die ruhigen Straßen der äußeren Vororte von London. Die beiden Borribles standen auf und sahen sich um. In Parks fühlten sie sich nicht besonders wohl, sie waren eher im Gedränge der Straßen zu Hause und in verfallenen Häusern. Nur gelegentlich kontrollierten die Späher der Borribles die Grünzonen, und nur um sich zu überzeugen, dass alles noch da war und dass alles stimmte. Als Poch sicher war, dass sie allein waren, sagte er: "Wir schaun besser mal nach, was die da drüben getrieben haben. Irgendetwas spielt sich da ab, und das gefällt mir gar nicht." Ganz plötzlich erzitterte der Boden vor seinen Füßen, Grasbüschel schwankten, lösten sich von ihren Wurzeln. Ein Geräusch wurde hörbar, ein Kratzen und Krabbeln, und eine gedämpfte Stimme fluchte und murmelte vor sich hin. Die Grasdecke schwankte wild auf und ab, bis sich zwischen Gras und Erdboden eine stumpf aufragende Form gebildet hatte. Die Form zögerte, als ob sie nicht recht wüsste, ob sie weiter nach oben vordringen oder sich nach unten zurückziehen sollte. Sie brummte, fluchte wieder und bewegte sich dann wie unentschlossen in der Horizontalen weiter, die Grasnarbe im Dahinkriechen nach oben zwängend. Beim ersten Anzeichen der Gefahr hatten Poch und Grabscher sich hinter einen Busch zurückgezogen, aber als die Gestalt sich weiter weg bewegte, kamen sie hervor und folgten ihr. "Das kann nur eins sein ...", sagte Poch, "da gibt's nur eine Möglichkeit, und hier unten in Battersea, das ist schlimm, doppelt schlimm." Die Wölbung hielt nun an und rüttelte, kämpfte, wurde größer. Sie wuchs empor, und Grasbüschel, die Wurzeln voll Erde, fielen von ihr ab. "Aufgepasst", flüsterte Poch. "Gleich kommt's. Den schnappen wir uns." Grabscher und Poch kauerten wartend, geduldig; tausend Pläne rasten ihnen durch den Kopf. Der Rasenteppich hob sich höher und höher, bis er so groß war wie die Borribles selbst, dann zerplatzte er, und das Gras fiel wie ein abgestreifter Mantel ab und enthüllte eine dunkle, bedrohliche Gestalt, etwa in ihrer Größe. Sie sah aus wie eine große Ratte, ein Riesenmaulwurf oder ein verwachsenes Kaninchen, aber es war nichts von alldem, denn sie stand auf den Hinterbeinen und hatte eine lange Schnauze und rote Knopfaugen, wie die Dinger, die im Auto davongefahren waren. Poch pfiff schrill, und bei diesem Signal sprangen er und Grabscher vor. Poch warf einen Arm um den Kopf des Dings und zog es zu Boden, und Grabscher umklammerte die haarigen Beine und bog eins so über das andere, dass bei einer falschen Bewegung das Kniegelenk draufgehen musste. Das Ding brüllte so laut, dass es die ganze Nachbarschaft aufgeweckt hätte, falls der Battersea Park eine besitzen würde. Poch drückte ihm die Kehle zusammen und flüsterte: "Sei still, du Idiot, oder ich erwürg dich." Das Ding war still. Poch setzte den Gefangenen aufrecht hin und kroch um ihn herum, sodass er ihm die Arme mit einem Stück Strick auf den Rücken binden konnte, das er um die Hüften gewickelt getragen hatte. Er und Grabscher gingen sehr vorsichtig mit dem Tier um, weil nicht klar war, was es für Kräfte besitzen mochte. Grabscher manövrierte sich in eine Position, dass er auf den Beinen des Dings hockte und ihm in die Augen sah, die wie Murmeln am breiten Ende der Schnauze hin- und herrollten. "Also dann", sagte Poch, als er fertig war, "bürsten wir unseren Freund mal ab." Grabscher griff ihn am Nackenfell und zog die Schnauze nach vorn. "Name", sagte er grob. Die Schnauze bewegte sich ein wenig, und sie hörten eine distinguierte Stimme sagen: "Timbucktu." "Tim Wie viel?", fragte Grabscher und schüttelte die Schnauze kräftig. "Timbucktu." "Und wo kommst du her, du alter Staubfänger?", fragte Poch, obwohl er wusste, wie die Antwort lauten würde. Timbucktu schüttelte die beiden Borribles ab und erhob sich; seine Hände waren gefesselt, aber er starrte arrogant auf sie herab. Die roten Augen über seiner langen Schnauze leuchteten. "Ich bihn natührlich aus dem Rumbelreich, ihr dreckigen kleinen Strahßenköter. Ihr solltet mich lieber freilassen, bevohr ihr ernsthaft in Schwierigkeiten kommt." "Ich wusst's doch", sagte Poch und wandte sich aufgeregt zu Grabscher. "Ein Rumbel aus dem Rumbelreich. Komisch, wie die durch die Nase sprechen, hm?" "Das ist also ein Rumbel", sagte Grabscher interessiert. "Ich hab mich oft gefragt, wie die wohl aussehen ... verdammt ordinär." "Ich hab zum ersten Mal einen so direkt vor der Nase, aber da gibt's keinen Zweifel, so wie dieser Unsympath ausschaut." "Ihr wihderlichen kleinen Strahßenläufer", explodierte der Rumbel, der sich nicht mehr beherrschen konnte, "wie könnt ihr es wahgen, mich so zu behandeln?" "Weil du auf unserem Terrain bist, du Arsch", sagte Poch zornig. "Wusstest du wohl nicht mal." "Ich weiß nur, was ihr seid", sagte Timbucktu, "und was ich bihn, und dass ich hingehe, wohin es mir pahßt, und tue, was ich will, ohne die Erlaubnis von ungewaschenen kleinen Ihgnoranten, wie ihr es seid, einzuholen. Und jetzt lässt du mich am behsten frei, Borrible, und wir vergessen diesen bedauerlichen Zwischenfall." "Der geht mir auf die Nerven", sagte Grabscher. "Komm, wir schmeißen ihn in den Fluss." Der Mond war wieder frei von Wolken, und sein Licht glitzerte ganz in der Nähe auf der Themse. Den Rumbel schauderte es unwillkürlich. "Das nützt nichts. Ich schwimme wie ein Fihschotter, müsst ihr wihssen." "Klar doch", sagte Poch, "so siehst du auch aus", und er gab dem Rumbel eine hinter die Ohren und befahl ihm, das Maul zu halten. Poch dachte angestrengt nach. Dann sagte er: "Eigentlich wär der Fluss wohl die beste Idee, damit er von unserem Terrain verschwindet, aber vielleicht sollten wir ihn mitnehmen und noch mehr rausfinden, was seine Bande da eigentlich vorhat. Gefällt mir nicht, das Ganze. Sehr verdächtig, Rumbels hier unten in Battersea. Zoff sollte sich die Sache am besten mal in Ruhe überlegen." "Ich glaube, da hast du recht, Bruder", sagte Grabscher, und sie zerrten den Rumbel auf die Füße und schoben ihn in Richtung Parktor. Als sie die schlafenden Straßen erreichten, hielten sie sich in den dunklen Schatten zwischen den Straßenlaternen und marschierten rasch zur Battersea High Street. Borribles sind im Allgemeinen mager und haben spitze Ohren, was ihrer Erscheinung etwas leicht Diabolisches gibt. Sie sehen ziemlich hart und zäh aus und kommen immer abgerissen daher, der Arsch hängt ihnen aus der Hose, aber abgesehen davon sehen sie aus wie gewöhnliche Kinder, auch wenn manche unter ihnen schon seit langen, langen Jahren Borribles sind. Sie haben scharf geschnittene Gesichter, und die Augen glühen hell und huschen hierhin und dorthin, sodass ihnen alles auffällt und nichts entgeht. Sie sind stolz darauf, immer rasch zu schalten. Ja, es ist unmöglich, dumm und gleichzeitig ein Borrible zu sein, weil es zur Definition eines Borribles gehört, dass er schlau ist. Nicht, dass sie einen Haufen nutzloser Sachen wüssten, sie kapieren nur schnell und neigen dazu, alle etwas Langsameren abzulehnen. Die Einzigen, die hie und da mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mit Borribles in Kontakt kommen, sind gewöhnliche Kinder, weil sich die Borribles unter sie mischen, um der Entdeckung seitens der "Autorität " zu entgehen, die immer versucht, sie einzufangen. Jedes Kind kann schon einmal neben einem Borrible gesessen oder sogar mit einem gesprochen haben, ohne dass es die Ohren bemerkt hat, weil die Borribles Mützen tragen, Wollmützen, die sie über die Ohren ziehen, und manchmal lassen sie sich die Haare lang wachsen, bis sie bis zu den Schultern herunterhängen. Normale Kinder werden ganz langsam zu Borribles, beinahe, ohne es zu bemerken. Aber eines Tages wachen sie auf, und es ist geschehen. Es ist gleichgültig, wo sie herkommen, wenn sie nur das haben, was man "schlechte Voraussetzungen" nennt. Ein Kind verschwindet aus der Schule, und es spricht sich herum, dass es einfach "unbelehrbar" war; vielleicht hat es genug gelernt, um davonzulaufen. Manchmal heißt es, dass ein Kind irgendwo aus der Straße in ein Heim gekommen ist und dort "versorgt" wird, weil die Wohnung immer leer war, wenn es aus der Schule nach Hause kam; zweifellos ist es unter die Borribles gegangen und versorgt sich selbst irgendwo. Oder es gibt eines Tages Geschrei im Supermarkt, und ein Kind, auf frischer Tat als Ladendieb ertappt, wird vom Hausdetektiv abgeschleppt. Wenn dieses Kind entwischt, wird es sicher ein Borrible und lässt sich nie mehr erwischen. Denn erwischt zu werden ist das Ende für einen Borrible. Borribles sind also Ausgestoßene. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Ausgestoßenen genießen sie ihr Leben und würden mit niemandem tauschen. Sie freuen sich daran, unabhängig und frei zu sein, und dieses Gefühl ist für sie das Wichtigste. Deshalb gibt es bei ihnen auch keine Anführer, obwohl ab und zu irgendeiner eine führende Stellung einnehmen mag, vielleicht, weil er eine gute Idee hat, der er nachgehen will. Sie kommen ohne Autorität aus und kommen ganz gut miteinander zurecht, obwohl sie sich, wie jedermann, streiten. Mit Erwachsenen kommen sie überhaupt nicht zurecht, oder ganz allgemein mit irgendjemand anderem, und sie sagen: warum auch? Niemand hat je versucht, mit ihnen zurechtzukommen, ganz im Gegenteil. Man ignoriert sie, und genauso wollen sie's auch haben, denn so können sie tun, was sie wollen, auf ihre eigene verstohlene und listige Art. [...]

Erscheint lt. Verlag 22.8.2007
Reihe/Serie Hobbit Presse
Übersetzer Joachim Kalka
Sprache deutsch
Original-Titel The Borribles
Maße 137 x 214 mm
Gewicht 950 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Fantasy • Parabel • Trilogie • Urban Fantasy
ISBN-10 3-608-93787-0 / 3608937870
ISBN-13 978-3-608-93787-9 / 9783608937879
Zustand Neuware
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