Sophokles Antigone

Sophokles Antigone

Übersetzung von Friedrich Hölderlin
Buch
136 Seiten
2009 | 1., Aufl.
Lehmanns Media (Verlag)
978-3-86541-282-9 (ISBN)
19,95 inkl. MwSt
In der Figur der Antigone hat Sophokles ein Urbild menschlicher Haltung überliefert. Antigone verkörpert die innere Stimme, die Gewissensstimme, die Gegenstimme. Keine Staatsräson und keine Parteidisziplin kann die Unbeirrbare an die Kandare nehmen, sie folgt keinem Lockruf der Konformität. Im Ja zum Sterben bekräftigt sie ihr Nein zum pervertierten Verlauf der Welt.

Als Sinnbild der Gewissenshaltung durchzieht der Kaiserdom in Königslutter Kucks Antigone-Buch. Das Vexierbild einer Teufelsfratze auf dem Jagdfries an der Hauptaußenapsis des Kaiserdoms symbolisiert den (vorübergehenden) Sieg des teuflisch-dämonischen Prinzips über die Gotteszugewandtheit - und genau hier liegt für Kuck der Berührungspunkt, die analogische Beziehung zum Antigone-Drama, in dem Kreon dem Dämon seiner weltlichen Herrschaft blindwütig verfällt, während Antigones Unbedingtheit in Beziehung zur göttlichen Absolutheit steht.

Im Epilog wird als aktualisierende Dimension des Antigone-Dramas der Kulturattaché Hans Bernd von Haeften (1905-1944) wachgerufen, der als Mitglied der Bekennden Kirche und als Sympathisant des Kreisauer Kreises eine christliche Widerstandhaltung gegen den Nationalsozialismus einnahm und 1944 hingerichtet wurde.

Im Übrigen zielt Kucks Visualisierung auf eine zeitübergreifende und mithin zeitlose Gegenwärtigkeit des Geschehens. Moderne Anzüge und Brillengesichter der Chorgestalten symbolisieren nähere Gegenwart, die kreatürliche Nacktheit der Hauptfiguren streift jedes Zeitkolorit ab. Dieses Schillern der Zeitbezüge korrespondiert mit dem Changieren der künstlerischen Stile und Verfahrensweisen, die Kuck wählt. Von Seite zu Seite wartet eine andere ästhetische Überraschung - oder Schockierung. Der Betrachter betritt einen vielstufigen Imaginationsraum; ihn überfällt und bereichert die wuchtige Trias des sophokleischen Daseinsbildes, der Hölderlinschen Sprachbilder und der Kuckschen Bildfantasie.

Sophokles wurde 496 v. Chr. im attischen Demos Kolonos als Sohn eines wohlhabenden Unternehmers geboren. Er genoss eine sehr gute Erziehung und Ausbildung, verkehrte in Intellektuellenkreisen, übernahm bald verschiedene politische Ämter und wirkte im kulturellen und politischen Leben Athens mit. Bereits als 25-jähriger gewann Sophokles die Dionysien, ein Wettstreit zwischen Dichtern im Dionysostheater, mit seiner Tetralogie Triptolemos . Auch seine weiteren Stücke wie Antigone , Philoktet und Ödipus wurden zu großen Erfolgen. Von seinem äußerst umfangreichen Werk sind leider nur sieben Tragödien überliefert. Sophokles gilt als Neuerfinder der attischen Tragödie: er führte den dritten Schauspieler ein, die Schauspieler für seine Stücke wurden passend zur Rolle ausgewählt, er erhöhte die Zahl der Chorsänger von 12 auf 15 und integrierte den Chor in das Stück, und außerdem wurde zum ersten Mal die Handlung durch Bühnenbilder verdeutlicht. Durch diese Neurungen wurde das Schauspiel lebendiger, spannender und dramatischer. Erstmals bei Sophokles wird der Mensch als Individuum mit all seinen Fehlern und die Götter nicht mehr nur verehrend dargestellt. Er gilt als Meister der tragischen Ironie, der gedanklichen Tiefe und sprachlichen Ausdruckskraft. Im Alter von etwa neunzig Jahren ist Sophokles 406 oder 405 v. Chr. gestorben. Kurz nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren eine Statue im Dionysostheater aufgestellt.

Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters und des Stiefvaters besuchte er in seiner Jugend eine Klosterschule, ab 1778 begann er am Tübinger Stift ein Theologiestudium. Dort lernte er Hegel, Schelling und Isaac von Sinclair kennen, mit denen ihn bald schon eine enge Freundschaft verband. Einige Jahre später traf er auch auf Goethe und Schiller, wobei er besonders in Schiller einen Gönner und Berater für seine dichterische Tätigkeit fand. Ab 1791 veröffentlichte er erste Gedichte und arbeitete als Hofmeister in Walterhausen, Frankfurt und Hauptwil. Von dort musste er allerdings nach der Entdeckung seiner Liebesaffäre mit der Hausherrin Susette Gotard nach Bordeaux reisen. Er kehrte aber bald schon wegen einer Nervenerkrankung ins Haus seiner Mutter nach Nürtingen, später zu Isaac von Sinclair zurück. Nach der Nachricht vom Tod seiner Geliebten Susette verschlimmerte sich sein Leiden, so dass Hölderlin in eine Klinik eingewiesen wurde. Nach seiner Entlassung galt er als unheilbar wahnsinnig und wurde für den Rest seines Lebens in die Obhut der Tischlerfamilie Zimmer in Tübingen gegeben, die ihm eine zur Pflege hergerichtete Turmstube bereitstellte. Er starb dort am 7. Juni 1843.

Erscheint lt. Verlag 24.1.2009
Übersetzer Friedrich Hölderlin
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 405 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Antigone • Bildergeschichte • Hardcover, Softcover / Belletristik/Dramatik • Illustration • Kuck, Jürgen B. • Sophokles
ISBN-10 3-86541-282-3 / 3865412823
ISBN-13 978-3-86541-282-9 / 9783865412829
Zustand Neuware
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