Unter dem Radar -

Unter dem Radar (eBook)

Ausgewählte Artikel und Interviews zu Datenschutz, Informationstechnologie, Netzpolitik und Hacking (PB)
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
408 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9892-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Unter dem Radar - Ausgewählte Artikel & Interviews zu Datenschutz, Informationstechnologie, Netzpolitik und Hacking. Taschenbuchausgabe. Eine Einführung in die Welt der Informationstechnologie mit folgenden Sektionen: - Überwachung & Tarnkappen - Encryption: Verschlüsselung & Kryptographie - McEliece-Messaging: Smoke Crypto Chat Messenger - Open Source & Fähigkeiten für die Community - Werkzeuge für die Online-Sicherheit: VeraCrypt, Tor-Browser, Spot-On Encryption Suite, Proxies, VPNs etc. - Schutz der Verbraucher:innen: Daten vermeiden, löschen und schützen - Entertainment-Szene: Hacker:innen, Piraterie & das Recht der Urheber:innen - FileSharing, Echo-Server sowie Streaming & IPTV - Ikonen, Clubs & Fußvolk - Netzpolitik - oder was sonst noch so "rumspinnt" ... ... sowie zahlreiche Interviews mit vielen Größen & Insider:innen der IT & Szene.

Vorwort zur Taschenbuchausgabe


Aus dem Alltag eines Online-Journalisten – oder: Wie ich Ghandy wurde


Es begab sich, dass ich als Berufseinsteiger bei einem deutschen Unternehmen als freier Mitarbeiter einstieg. Beginnen nicht alle Märchen so? Leider ist die Geschichte wahr, selbst wenn es nur meine Sicht der Dinge ist, die ich hier darlegen kann. Zu einem Erfolg nach all den Jahren und einem Rückblick auf zahlreiche Online-Artikel gehört auch der Blick auf ehemalige Arbeitgeber und andere Katastrophen.

Ehemalige Arbeitgeber und andere Katastrophen

Ich hatte das Blog schon seit längerer Zeit in meinem RSS-Feedreader. Der Ruf des Internet-Portals hatte in meinen Augen nach dem Betreiberwechsel keinen sichtbaren Schaden genommen. Viele der Artikel dort waren für mich als Leser nicht wirklich relevant. Ich hoffte aber, dass ich dort vielleicht einige meiner Kernthemen unterbringen könnte, eben weil es dort nur selten etwas darüber zu lesen gab. Nach meiner Bewerbung stellte ich schnell ein paar Unterschiede zu anderen Arbeitgebern fest. Es gab schon im Vorfeld einen Vertrag, selbst wenn er in manchen Punkten zu meinen Ungunsten formuliert war. Und es gab auch eine Verpflichtung im Voraus zu planen, bis zu welcher Uhrzeit die eigenen Artikel fertig sein sollten. Das war professionell. Auch die Bezahlung war für mich okay.

Privatsphäre bei diesem Arbeitgeber? Ein Fremdwort!

Ich fand es aber merkwürdig, dass man selbst als freier Autor zwingend die firmeneigene E-Mail-Adresse auf dem Server vom Arbeitgeber benutzen sollte. Einer meiner damaligen Kolleg:inn:en hat später sogar seinen Gmail-Account komplett aufgegeben und ist seitdem nur noch über die Adresse des Unternehmens erreichbar. Die Nachteile liegen auf der Hand: Es sind deren Server. Bei unverschlüsselten E-Mails können diese auch Jahre später noch gelesen werden. Privatsphäre ist in dieser Form nicht möglich. Scheidet ein Mitarbeiter freiwillig aus oder wird er gekündigt, verliert er seine einzige Kontaktmöglichkeit. Er ist dann für alle früheren Geschäftspartner:innen und Interviewpartner:innen auf einen Schlag nicht mehr erreichbar. Das fördert meines Erachtens die Abhängigkeit vom Arbeitgeber. Bei Festangestellten ist eine betriebliche E-Mail nachvollziehbar. Bei Freiberuflern, die für diverse Portale schreiben, hingegen nicht. Der Zwang ging so weit, dass mir wichtige Informationen absichtlich an die firmeneigene E-Mail-Adresse geschickt wurden. Per Googlemail bekam ich lediglich den Hinweis, ich müsse bei ihnen nachschauen, wenn ich die Information haben will. Sorry, das fand ich äußerst merkwürdig.

2 bis 3 Euro Stundenlohn bei Interviews

Echt krass wurde es bereits wenige Tage später. Ich bekam die Anfrage des Redaktionsleiters, der damals noch zusätzlich für ein anderes News-Portal des Betreibers verantwortlich war.

Er könne mir eine Flugreise für ein Interview in Südeuropa anbieten. Ich fragte freundlich zurück, wie denn die Konditionen aussehen. Es kam keine Antwort. Zwei Tage später fragte ich nach, was denn aus den Reiseplänen geworden sei. Er antwortete mir, ich hätte nicht nach den Konditionen fragen dürfen. Er hätte das Interview einem Kollegen vermittelt. Aha, denkt man sich dann. Ich fand es schade, weil mich das Gespräch schon gereizt hätte. Dann etwa 3 Tage vor dem Termin bekam ich eine Mitteilung, der Kollege habe es sich anders überlegt. Ob ich nicht doch fliegen könne. Ich fragte abermals nach den Konditionen. Bei einem Arbeitsaufwand von etwa 3,5 bis 4 Tagen inklusive dem Übersetzen und Mitschreiben des englischsprachigen Interviews, mit An- und Abreise, plus Formulierung eines allgemeinen Artikels über die Führung durch das Unternehmen – für all das sollte ich brutto 70 Euro bekommen. Man räume mir „ausnahmsweise“ das Recht zur Zweitverwertung ein.

70 EUR für 1 Woche Arbeit

Also nochmal zum Mitschreiben: 4 von 5 Wochenarbeitstage soll ich aufwenden und kriege 70 zu versteuernde Euro, wobei für den Auftraggeber wahrscheinlich keinerlei Reisekosten entstanden sind. Ich dachte, mich kriegen sie. Kalkuliere ich wirklich mit 4 Tagen und somit 32 Stunden Zeitaufwand, komme ich auf einen Stundenlohn von 2,1875 Euro brutto. Bei 3 Tagen bin ich bei knapp 3 Euro pro Stunde. Da mein Ausweis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich abgelaufen war, und ich wegen eines Wasserschadens die Handwerker:innen im Haus hatte, habe ich dankend abgelehnt.

Ich weiß selbst zu genau, dass im Online-Bereich die Einnahmen der Betreiber nicht in den Himmel wachsen. Aber wieso ist es nicht nachvollziehbar, wenn ich bei rund 2,20 Euro pro Stunde keine Luftsprünge mache? Mein Vorgesetzter war weniger begeistert, hat das Thema aber auch nicht weiter angesprochen. Das war auch gut so, ich hätte bei so viel Freizügigkeit ansonsten bei nächster Gelegenheit in seine Tischkante gebissen.

Übrigens hat sich das Szenario munter wiederholt, das war keine Ausnahme. Wir wurden häufiger dazu aufgefordert, auf eigene Kosten zu irgendwelchen Firmenmeetings zu fahren, die sonst wo stattfanden. Kurz vor Ende kam eine Anfrage wegen eines Interviews mit Microsoft. Das gleiche Spiel, ein vergleichbarer Aufwand, die gleiche Bezahlung. Ich hätte gerne mehr als die angebotenen 70 Euro für insgesamt zwei Artikel, schrieb ich zurück. Auf meine Nachfrage wurde ich vom Redaktionsleiter an den Geschäftsführer verwiesen. Der gab mir nach wenigen Minuten Bedenkzeit per E-Mail zu verstehen, dass man den Auftrag anderweitig „intern“ vergeben hätte, was auch immer das bedeuten mag.

Der Arbeitgeber als Kommunikationszentrale

Spannend auch der Umgang mit internen Absprachen. Ich schlug dem Vertreter des Redaktionsleiters zwei Themen vor und versuchte ihm per Messenger klarzumachen, wie wichtig mein präferiertes Social-Media-Thema sei. Nein, keine Chance, Social Media wollte er nicht. Das war an sich nichts Neues. Meine Artikelvorschläge wurden häufiger abgelehnt, das ging aber nicht nur mir so. Das ist so weit nachvollziehbar, das kann einem überall passieren. Wir machten aus, ich solle das andere Thema bearbeiten und um ca. 11 Uhr würden wir uns nochmals kurzschließen. Dazu kam die Ansage, später sei das Social-Media-Thema möglicherweise schon zu alt. Gut, okay. Damit konnte ich leben.

Eher zufällig schaute ich um kurz vor 11 Uhr im Blog meines Arbeitgebers vorbei und sah, dass meine vorgeschlagene Social-Media-News mittlerweile von einem anderen Freiberufler veröffentlicht wurde. Ich muss also davon ausgehen, mein Vorgesetzter hat sich die Sache kurz nach dem Chat anders überlegt und gab das Thema ohne jede Info an mich an andere weiter. Oder aber mein Kollege war selbst darüber gestolpert und er bekam dafür die Zusage. Auch wenn ich keine verbindliche Zusage erhalten hatte, so hatte ich dennoch schon zu Schreiben angefangen. Ich war echt schockiert über dieses Verhalten. Für mich steht fest: Wer einen Mitarbeiter so behandelt, schätzt ihn nicht! Ein einziger Satz per E-Mail oder Messenger hätte gereicht, und alles wäre prima gewesen. Aber nein, das war ja offensichtlich nicht nötig.

Weniger Honorar als Belohnung?

Wenig überraschend konnten die Herren meine Aufregung nicht nachvollziehen. Auch weil ich mit der angekündigten Reduzierung des Honorars um 6 Euro nach Ende der Probezeit nicht einverstanden war, telefonierte ich tags darauf mit dem Geschäftsführer. Ich solle mir doch nicht so viel Mühe bei der Erstellung meiner Artikel machen, dann würde auch der Stundenlohn wieder passen, sagte er mir. Solche Aussagen habe ich aber noch nie zu hören bekommen. Er könne es verstehen, dass die Reduzierung nicht motivierend wirke. Aber das anfängliche Honorar könne er auf Dauer nicht bei den Gesellschaftern realisieren. Daraufhin folgten die für trainierte Manager üblichen Fragen, um mich zu verunsichern. Er wolle mir helfen. Wo denn meine Probleme liegen würden, warum ich so lange für einen Artikel brauche und vieles mehr. Na klar! Wenn ich einfach den Text von anderen Quellen umformuliere, statt eine Anfrage bei der zuständigen Pressestelle durchzuführen, weil ich eine zitierfähige Aussage haben will, geht alles schneller. Aber dann ist es exakt das Geschmiere, welches die Firma haben will und jetzt auch bekommt. Dann wurde mir noch gesagt, eine Absprache wegen der Social-Media-News hätte nicht stattfinden müssen. Sie seien doch „keine Kommunikationszentrale“.

Aktion und Reaktion

Zwischenzeitlich erfolgte eine wirklich ausgefallene Weihnachtsfeier, wo man es den Mitarbeiter:innen an wirklich nichts mangeln ließ. Sogar die Kinder der Angestellten wurden bestens versorgt. Unterhaltung, Speisen und Getränke vom Feinsten. Es gab sogar für die Freien ein dickes Weihnachtsgeschenk, was mich an dem Tag deutlich milder stimmte.

Doch das dicke Ende kommt noch. Ich habe Anfang dieses Jahres gekündigt, weil ich das Gefühl hatte, ich kann bei diesem Unternehmen nichts lernen. Texte einfach im Eiltempo herunterschreiben, das kann ich überall. Ich möchte im...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Informatik Netzwerke Sicherheit / Firewall
ISBN-10 3-7583-9892-4 / 3758398924
ISBN-13 978-3-7583-9892-6 / 9783758398926
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