Professionsentwicklung durch systematische Bearbeitung von Konfliktfällen (eBook)

Thema: Gegenstand ist die Professionsentwicklung des Berufsstandes der Zahnärzte. Der 40-jährige Fachbuchautor Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer M.A., der als praktizierender Zahnarzt und Oralchirurg in einer zahnmedizinischen Einrichtung leitend tätig ist und seit vielen Jahren als Sachverständiger für Zivilgerichte fungiert, sieht das Gutachterwesen als einen zentralen Professionalisierungsmechanismus. Damit greift der Autor das Forschungsdesiderat einer grundlegenden sozialwissenschaftlichen Bearbeitung der Bedeutung der Begutachtungsmedizin für die Entwicklung von Professionen auf.
Aufbau: Das vorliegende Buch umfasst 284 Seiten und enthält 43 Abbildungen und 16 Tabellen. Es ist übersichtlich in 5 Kapitel gegliedert: 1. Einleitung, 2. Theoretische Grundlagen, 3. Konflikte als Anlass zur Professionsentwicklung, 4. Methodologische und methodische Aspekte und Ergebnisse der empirischen Studien und 5. Diskussion und Ausblick.
Inhalt und Diskussion: In den einleitenden Kapiteln werden die professionstheoretischen Grundlagen vermittelt und die Zahnärzteschaft als besondere Berufsgruppe eingeführt. Im 3. Kapitel wird die Arzt-Patienten-Beziehung mit der zentralen Kategorie des Vertrauens besprochen. Geeignete Instrumentarien dieses im Konfliktfall verloren gegangene Vertrauen zurück zu gewinnen, werden geschildert. Sehr ausführlich wird dabei das zahnärztliche Gutachterverfahren besprochen und der aktuelle Stand der Begutachtungszahnmedizin in Deutschland vorgestellt. Dabei wird klar, dass es schon teilweise erfolgreiche Ansätze gegeben hat das Gutachterwesen zu verbessern. Es wurde jedoch bisher versäumt die Binnenperspektive der Gutachter einzuholen. Im 4. Kapitel wird genau dieser Ansatz verfolgt. Dies erfolgt anhand mehrerer empirischer Befragungen, umgesetzt in einer sequenziellen Mixed-Methods-Studie. Das Ziel bleibt die Perspektive der Sachverständigen auf das Gutachterwesen abzubilden und so zur Professionsentwicklung beizutragen. Das empirische Herzstück sind 5 Gruppendiskussionen, die sehr umsichtig zusammengestellt und akribisch ausgewertet werden. Letztlich lassen sich aus dem Datenmaterial 81 Ideen ableiten. Diese werden in der Ergebnisdiskussion vom Autor mit der wissenschaftlichen Brille distanziert und gleichzeitig in hohem Maße erfahrungsgesättigt kommentiert. Insgesamt implementieren die Ansätze (bspw. der flächendeckende gutachterliche Qualitätszirkel) mehr Reflexivität. Spätestens im 5. Kapitel wird deutlich, dass der reflektierende Mundspiegel auf dem Cover weniger Bezug auf die Situation bei der zahnärztlichen Begutachtung nimmt, sondern mehr auf die Rückspiegelung der Begutachtungsergebnisse in den Berufsstand fokussiert.
Fazit: Das Buch rekonstruiert klug das gegenwärtige Gutachterwesen in Deutschland und weist einige neue Wege. Eindrucksvoll gelingt Dr. Dr. Brauer immer wieder der Spagat zwischen einer sozialwissenschaftlichen Abhandlung und einem zahnmedizinischen Standardwerk zur Begutachtung.

Gratulation zu diesem wirklich eindrucksvollen Werk zur zahnmedizinischen Begutachtung! Auf 284 Seiten werden die Entwicklungsmöglichkeiten des Gutachterverfahrens in der Zahnmedizin ausgelotet. Dabei erfährt man einiges Wissenswertes zur Begutachtung selbst. Als Zahnarzt wie auch als Gutachter bekommt man quasi den Spiegel vorgehalten.