Das AMDP-System (eBook)

Fachbuch-Bestseller
Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde
eBook Download: EPUB
2018 | 10. Auflage
206 Seiten
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
978-3-8444-2885-8 (ISBN)

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Das AMDP-System -
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Das AMDP-System zur Dokumentation psychiatrischer Befunde und anamnestischer Daten hat eine weite Verbreitung in der klinischen Anwendung und in Forschungsprojekten gefunden. Es ist Teil vieler klinikinterner Dokumentationssysteme und dient vor allem aber zur Ausbildung in Psychopathologie. Bei der nun vorliegenden 10. Auflage handelt es sich um eine korrigierte Ausgabe der 9. Auflage, in der sowohl der Psychische Befund als auch der Somatische Befund insbesondere in Bezug auf Unklarheiten und Inkonsistenzen, die Präzisierung der Definitionen und die Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit überarbeitet sowie mit Zusatzmerkmalen ergänzt wurde. Ziel des Manuals ist es, die Vereinbarungen, Definitionen und Kommentare zum AMDP-System übersichtlich darzustellen und so eine standardisierte Anwendung des Systems zu ermöglichen. Das Manual kann erfolgreich zur Aus- und Weiterbildung von Medizin- und Psychologiestudierenden eingesetzt werden und in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen als Nachschlagewerk dienen.

|28|2 Psychischer Befund


2.1 Vorbemerkungen


Im nachfolgenden Glossar finden sich die näheren Bezeichnungen der Merkmale des Psychischen und Somatischen Befundes. Alle Merkmale sind nach einer einheitlichen Struktur aufgebaut:

  • Begriff (inkl. SF-Einstufung),

  • Definition,

  • Erläuterungen und Beispiele,

  • Hinweise zur Graduierung,

  • abzugrenzende Merkmale.

Die Definition enthält eine prägnante Kurzbeschreibung der Merkmale. Erläuterungen und Beispiele sollen zur weiteren Präzisierung dienen.

Die Hinweise zur Graduierung sollen helfen, den Beurteilungsprozess zu erleichtern und damit auch, die Interrater-Reliabilität zu erhöhen. Da das AMDP-System weiterhin primär ein klinisches Beurteilungsverfahren bleiben soll, wurden, um den Urteilsprozess nicht zu stark zu reglementieren, nur für die Skalenstufen „leicht“ und „schwer“ Graduierungsbeispiele vorgegeben. Bei den Beispielen für die Skalenstufe „schwer“ ist darauf hinzuweisen, dass nicht die maximal mögliche Ausprägung gemeint ist, sondern die Überschreitung so genannter „Schwellenwerte“ für diese Kategorie. Das heißt, „schwer“ kann und soll auch dann kodiert werden, wenn man einen Patienten erinnert, der das Merkmal noch schwerer ausgeprägt hatte. Auch kann sich ein Symptom bei einem Patienten bessern und dennoch immer noch schwer ausgeprägt sein.

Bei den abzugrenzenden Merkmalen finden sich Hinweise auf andere Merkmale, die mit den zu beurteilenden Merkmalen im Zusammenhang stehen können oder leicht mit ihnen verwechselt werden können.

|29|2.2 Bewusstseinsstörungen


Vorbemerkungen

Eine allgemein anerkannte Definition des Bewusstseins steht nicht zur Verfügung, deshalb vermeidet man es in der klinischen Praxis vielfach, Bewusstsein positiv zu definieren. Statt dessen nähert man sich dem Begriff von seiner negativen Seite, dem psychopathologischen Erfahrungswissen über den Abbau oder Zerfall des Bewusstseins bei psychischen Störungen.

Mit Bewusstseinsstörungen sind im AMDP-System immer Störungen des gesamten Erlebens und Verhaltens gemeint. Teilaspekte davon sind Störungen der Aktivität, der Klarheit (Eindeutigkeit der eigenen Perzeption und Intention) und Zielgerichtetheit in der Zuwendung zur Umwelt, der Aufmerksamkeit, des sensoriell-sensiblen Auffassens, der Ansprechbarkeit, der Fixierbarkeit im Gespräch, der Reagibilität auf Umweltreize, der Orientierung, des Denkens, Wollens und Handelns. Mit diesen Formulierungen werden Organisationsprinzipien der Bewusstseinsstruktur beschrieben, die den Zusammenhang einzelner psychopathologischer Merkmale kennzeichnen. Dadurch nehmen sie eine Sonderstellung im AMDP-System ein.

Zur Erfassung von Bewusstseinsstörungen stehen ein quantitatives (Bewusstseinsverminderung) und drei qualitative Merkmale (Bewusstseinstrübung, Bewusstseinseinengung, Bewusstseinsverschiebung) zur Verfügung.

Einige der hier aufgeführten Begriffe werden in der Medizin zum Teil unterschiedlich verwendet. Im Folgenden werden die im AMDP-System bewährten Operationalisierungen der Merkmale beibehalten.

|30|1. Bewusstseinsverminderung (F)

Definition

Störung der Wachheit.

Erläuterungen und Beispiele

Es handelt sich um ein quantitatives Merkmal. Der aus der Neurophysiologie stammende Begriff Vigilanz wird ähnlich wie Wachheit gebraucht. Die Störungen der Wachheit reichen von Benommenheit über Somnolenz und Sopor bis zum Koma. Die Patienten sind in unterschiedlichem Maße schläfrig und insgesamt verlangsamt.

Hinweise zur Graduierung
„leicht“

Der Patient ist benommen oder schläfrig, reagiert aber prompt auf Ansprache.

„schwer“

Der Patient ist nur durch Schmerzreize oder andere starke Reize weckbar.

Abzugrenzende Merkmale

2 Bewusstseinstrübung

3 Bewusstseinseinengung

2. Bewusstseinstrübung (F)

Definition

Qualitative Beeinträchtigung der Bewusstseinsklarheit. Die Fähigkeit ist gestört, verschiedene Aspekte der eigenen Person und der Umwelt zu verstehen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden, sich entsprechend mitzuteilen und sinnvoll zu handeln.

Erläuterungen und Beispiele

Eine Bewusstseinstrübung führt zu einer Beeinträchtigung des gesamten Erlebens und Verhaltens und beschränkt sich nicht auf |31|einzelne Bereiche. Teilsymptome der Bewusstseinstrübung sind z. B. Abkehr von der Außenwelt, schlechte Auffassungsgabe, Ablenkbarkeit oder Schwerbesinnlichkeit. Eine Bewusstseinstrübung kann beispielsweise im Rahmen eines Delirs, einer akuten psychotischen Symptomatik oder einer Intoxikation auftreten.

Hinweise zur Graduierung
„leicht“

Der Zusammenhang des Erlebens ist unsicher geworden.

„schwer“

Der Zusammenhang des Erlebens ist erheblich gestört.

Abzugrenzende Merkmale

1 Bewusstseinsverminderung

3 Bewusstseinseinengung

3. Bewusstseinseinengung (SF)

Definition

Einengung des gesamten Erlebens und Verhaltens mit verminderter Ansprechbarkeit auf Außenreize.

Erläuterungen und Beispiele

Für das Verständnis dieses qualitativen Merkmals bietet sich die Metapher vom „Lichtkegel des Bewusstseins“ an. Danach ist von einem engen und zugleich wenig beweglichen Lichtkegel zu sprechen. Der Patient wirkt wie fixiert auf oder fasziniert durch bestimmte innere Erlebnisse oder äußere Gegebenheiten.

Das Merkmal wird nicht nur bei psychischen Störungen wie Dämmerzuständen oder akuten Belastungsreaktionen gefunden, sondern auch bei Hypnose oder äußerster Konzentration auf ein bestimmtes Thema, etwa die Lösung einer schwierigen Problemstellung.

|32|Hinweise zur Graduierung
„leicht“

Die Einengung des Patienten kann leicht durchbrochen werden. Nach einem Verkehrsunfall erscheint ein Patient wie betäubt; den hinzugekommenen Polizeibeamten gelingt es im Gespräch aber rasch, nähere Umstände der Ereignisse zu erfahren.

„schwer“

Die Einengung des Patienten kann nur mit Mühe beeinflusst werden. Ein Patient z. B. lauscht seinen Stimmen; Versuche, ihn auf andere Themen zu leiten, beantwortet er nicht, oder er lässt nur eine angedeutete Reaktion erkennen, bevor er sich wieder seinen inneren Erlebnissen zuwendet.

Abzugrenzende Merkmale

 1 Bewusstseinsverminderung

 2 Bewusstseinstrübung

18 eingeengt

20 grübeln

4. Bewusstseinsverschiebung (S)

Definition

Es handelt sich um eine qualitative Form der Bewusstseinsstörung, bei der die Patienten berichten, ihr gesamtes Erleben sei erweitert.

Erläuterungen und Beispiele

Die Patienten erleben sich als insgesamt wacher, lebendiger und offener. Gefühle oder Sinneswahrnehmungen werden als besonders intensiv erlebt. Bewusstseinsverschiebungen können unter Drogen oder bei psychotischen und manischen Syndromen auftreten. Meditative Zustände können ebenfalls zu einer Bewusstseinsverschiebung führen.

|33|Hinweise zur Graduierung
„leicht“

Eine Bewusstseinsverschiebung wird berichtet, macht sich aber in der Untersuchungssituation nicht bemerkbar.

„schwer“

Es wird eine starke Bewusstseinsverschiebung berichtet, die auch das Gespräch...

Erscheint lt. Verlag 5.3.2018
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete
Schlagworte AMDP-System • Befunddokumentation • Begutachtung • Diagnose • Klinische Psychologie • Medizinerausbildung • Psychiatrie • Psychische Störung • Psychopathologie • Psychopathologische Befunderhebung • Psychopathologischer Befund • Psychosomatik • Symptom • Syndrom
ISBN-10 3-8444-2885-2 / 3844428852
ISBN-13 978-3-8444-2885-8 / 9783844428858
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