Grüner Star -  Dr. Ronald D. Gerste

Grüner Star (eBook)

Leben mit dem Glaukom. Früherkennung und neue, minimalinvasive Therapien. Geleitwort von Prof. Dr. Lutz E. Pillunat. Direktor der Universitätsaugenklinik der Universität Dresden. Präsident des Initiativkreises zur Glaukom-Früherkennung
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
136 Seiten
Humboldt (Verlag)
978-3-8426-3123-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,00 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das Glaukom, der 'Grüne Star', ist eine der häufigsten Ursachen für eine Erblindung. Dabei kann die Erkrankung gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Neben den konventionellen Maßnahmen zum Senken des Augeninnendrucks steht eine ganz neue Therapieoption zur Verfügung: die minimal-invasive Glaukomchirurgie. In seinem Ratgeber gibt Dr. med. Ronald Gerste einen Überblick über die modernen Therapiemöglichkeiten sowie altbekannte, aberauch neu identifizierte Risikofaktoren. Er porträtiert die Augenerkrankung, erklärt das Diagnoseverfahren und auch, warum ein ganzheitlicher Ansatz bei der Behandlung sinnvoll sein kann. In kompakter Form zeigt er, wie das Glaukom in den Griff zu bekommen ist, ohne dass die Sehfähigkeit Schaden nimmt.

Dr. med. Dr. phil. Ronald D. Gerste ist Spezialist für Augenheilkunde und erfolgreicher Sachbuchautor. Er leitet seit vielen Jahren zusammen mit weiteren Glaukomexperten die deutsche Glaukom- Früherkennungskampagne und hält regelmäßig Patientenveranstaltungen ab, wobei er eng mit dem Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe e.V. zusammenarbeitet. Als Experte für das Fachgebiet Ophthalmologie sowie andere medizinische Disziplinen ist er für Fachzeitschriften wie das Deutsche Ärzteblatt tätig. Als promovierter Historiker schreibt er zudem für Publikumsmedien wie 'Die Zeit' und die 'Frankfurter Allgemeine' zu Themen der amerikanischen Geschichte und zur Geschichte Großbritanniens.

Dr. med. Dr. phil. Ronald D. Gerste ist Spezialist für Augenheilkunde und erfolgreicher Sachbuchautor. Er leitet seit vielen Jahren zusammen mit weiteren Glaukomexperten die deutsche Glaukom- Früherkennungskampagne und hält regelmäßig Patientenveranstaltungen ab, wobei er eng mit dem Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe e.V. zusammenarbeitet. Als Experte für das Fachgebiet Ophthalmologie sowie andere medizinische Disziplinen ist er für Fachzeitschriften wie das Deutsche Ärzteblatt tätig. Als promovierter Historiker schreibt er zudem für Publikumsmedien wie „Die Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine“ zu Themen der amerikanischen Geschichte und zur Geschichte Großbritanniens.

GLAUKOM – PORTRÄT EINER KRANKHEIT


Das Glaukom ist eine sogenannte neurodegenerative Erkrankung. Das heißt: Es gehen Sinneszellen kaputt, im Sehnerv und in der Netzhaut des Auges. In diesem Kapitel erfahren Sie, was sich dabei abspielt, wer besonders gefährdet ist, welche Krankheitsformen es gibt und wie wichtig es ist, den Grünen Star rechtzeitig zu erkennen und damit auch möglichst frühzeitig zu behandeln.

Zwei Patientengeschichten


Auch wenn mir sein Name nach all den Jahren entfallen ist, sehe ich den Patienten noch vor mir: ein älterer, freundlicher Herr mit wallendem grauen Haar, der stets von seiner Frau ins Sprechzimmer geführt wurde. Die Würde, die er ausstrahlte, litt nicht unter seinen vorsichtigen Bewegungen: Er tastete nach dem Stuhl, streckte unsicher seine Hand aus, um die meinige zu schütteln. Die Pupillen in seinen Augen waren eng, enger als der sprichwörtliche Stecknadelkopf. Es waren Augen, die immer noch Lebensfreude ausstrahlten – obwohl sie praktisch blind waren.

Dieser Patient war ein in seiner Tragik beinahe klassischer Fall. Er litt an Glaukom, am Grünen Star, und hatte es über viele Jahre versäumt, sich augenärztlich untersuchen zu lassen – nicht ganz unerklärlich bei einem Leiden, das oft zunächst und über lange Zeit keine oder nur wenige Symptome zeigt. Als die Krankheit endlich und spät, zu spät bei ihm diagnostiziert wurde, war der Untergang der Nervenzellen in Netzhaut und Sehnerv zu weit fortgeschritten, um noch aufgehalten zu werden. Von den damals vergleichsweise wenigen zur Verfügung stehenden Augentropfen zur Glaukombehandlung vertrug er nur den seit den 1870er Jahren eingesetzten „Oldtimer“ Pilokarpin, der die Pupillen verengt und heute praktisch nicht mehr zur Glaukombehandlung eingesetzt wird. Ihm nicht mehr helfen zu können war eine der erschütterndsten Erfahrungen in meinem ärztlichen Berufsleben.

Die Begegnung mit diesem Patienten liegt nun über ein Vierteljahrhundert zurück. Sie scheint wie aus einem fernen Zeitalter – was mir deutlich wurde, als Prof. Dr. Fritz Hengerer vom Bürgerhospital in Frankfurt am Main mir vor Kurzem seine Patientin Karin S. vorstellte. Die im Ruhestand befindliche Lehrerin hatte sich regelmäßig in augenärztlicher Kontrolle befunden, seit das Glaukom vor gut zehn Jahren bei ihr entdeckt wurde und ihr Augeninnendruck mit konservierungsmittelfreien und damit gut verträglichen Augentropfen behandelt worden war.

Als sich bei ihr wie bei vielen älteren Menschen eine Linsentrübung (ein Grauer Star, eine Katarakt) entwickelte und damit eine Operation anstand, entschloss sie sich nach Beratung durch Professor Hengerer, bei diesem rund 15-minütigen Eingriff sozusagen in einer Sitzung auch zwei kleine Stents zur Augendrucksenkung implantieren zu lassen. Es war ein Kombinationseingriff, der zwei Probleme erfolgreich behandelte. Nicht nur kann Karin S. aufgrund der Operation des Grauen Stars, bei der eine Kunstlinse implantiert wird, wieder hervorragend sehen; auch ihr Augeninnendruck, der wichtigste Risikofaktor des Glaukoms, ist reguliert und sie kommt inzwischen ganz ohne Augentropfen aus. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei ihrem Augenarzt sind selbstverständlich.

Diese beiden Patientenschicksale verdeutlichen die Bandbreite dessen, was die so heimtückische, weil meist schleichend verlaufende Krankheit Glaukom bedeuten kann – vom schweren Sehverlust bis zu gutem Management dank rechtzeitiger Erkennung und moderner Therapien. Auch der zwischen diesen beiden Fällen liegende Zeitabstand spielt eine Rolle: Seither hat sich unser Wissen um die Krankheit, ihre Schadensmechanismen und ihre Risikofaktoren (der erhöhte Augeninnendruck, aber auch andere Faktoren) vervielfacht. Es gibt eine Vielzahl von innovativen diagnostischen Verfahren und vor allem eine erfreulich große Auswahl an Therapieoptionen. Glaukom ist nicht heilbar – aber es ist beherrschbar und in den Griff zu bekommen, ohne dass die Sehfähigkeit Schaden nehmen muss.

Was sich dagegen nicht geändert hat, ist die Bedeutung des Wissens um den Grünen Star, wie die Krankheit im Volksmund heißt. Die Kenntnis um die vom Glaukom drohende Gefahr ist essenziell, um dank einer augenärztlichen Untersuchung das Leiden rechtzeitig zu erkennen oder, besser noch, es auszuschließen. Ebenso wichtig ist für die Betroffenen, ihre Angehörigen, aber auch für alle Interessierten das Wissen um die vielfältigen Möglichkeiten der Therapie und der Diagnostik.

Dieses Buch enthält praktisch alles Wesentliche, was Sie über Glaukom wissen müssen, in kompakter Form und ergänzt die vielfältigen anderen Informationsquellen, unter denen heute neben Gesundheitsmagazinen vor allem das Internet mit Webseiten wie www.glaukom.de die höchste Bedeutung hat.

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie alles, was man über eine der gefährlichsten Augenerkrankungen wissen sollte. Kein Buch kann das vertrauensvolle Gespräch mit Ihrer Augenärztin, Ihrem Augenarzt ersetzen. Aber es kann Sie vorbereiten – wenn Sie betroffen sind, wenn in Ihrem Familienkreis jemand an Glaukom leidet oder wenn Sie sich einfach nur informieren wollen. Denn für Glaukom gilt wie für viele Erkrankungen und mit steigendem Alter immer mehr: Es kann jeden von uns treffen.

Ein komplexes Augenleiden


Eine landläufige Definition des Glaukoms, des Grünen Stars, setzt die Augenerkrankung mit einem erhöhten Augeninnendruck gleich. Doch ganz so einfach ist es – leider – nicht. Das Glaukom ist ein sehr komplexes Leiden und lässt sich nicht über einen einzigen Faktor erklären. In den heute aktuellen Definitionen des Leidens taucht der Augendruck zunächst gar nicht auf.

Glaukom ist eine Erkrankung des Sehnervs, die unerkannt und unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Glaukom wird von Fachgesellschaften als eine Gruppe von Krankheiten definiert, die durch den Untergang von Sinneszellen in der Netzhaut und vor allem des Sehnervs des Auges charakterisiert ist. Die Mediziner bezeichnen das Glaukom auch präzise als eine Optikusneuropathie, eine krankhafte Schädigung des Sehnervs (lateinisch Nervus opticus).

Glaukom zeichnet sich ferner dadurch aus, dass es progressiv ist, dass es also fortschreitet, wenn es nicht durch eine Therapie aufgehalten wird. Die funktionelle Folge des Glaukoms ist, dass das Gesichtsfeld Einschränkungen erleidet, die, falls der Krankheitsprozess nicht gestoppt wird, zu hochgradigem Sehverlust und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Eine Gruppe von Krankheiten? Das ist richtig, und später stelle ich Ihnen verschiedene Glaukomformen vor. Der Einfachheit halber spreche ich in diesem Buch aber meist in der Einzahl von „dem Glaukom“. Gemeint ist damit die bei uns in Europa bei Weitem häufigste Form der Krankheit, die mit vollem Namen „primär chronisches Offenwinkelglaukom“ heißt. In der internationalen Fachliteratur wird es als POAG abgekürzt: primary openangle glaucoma.

Es ist jene Glaukomform, bei der das Auge meist äußerlich und anatomisch völlig unauffällig aussieht und erst die Untersuchung des Augenhintergrunds Hinweise darauf liefert, dass etwas nicht in Ordnung ist: der Verlust von Zellen in Netzhaut und Sehnerv wird dem Arzt oder der Ärztin mit verschiedenen Untersuchungsmethoden auffallen. Die Patienten hingegen merken oft über lange Zeit nichts von diesen Veränderungen, denn das chronische Offenwinkelglaukom ist schleichend und weitgehend symptomlos wie sonst kaum eine Krankheit des menschlichen Körpers.

Die deutsche Sprache ist eine der wenigen, die einen von „Glaukom“ oder „Glaucoma“ unabhängigen weiteren Namen für die Krankheit hat. Der traditionelle volkstümliche Begriff ist der „Grüne Star“. Eine wahrscheinliche Erklärung dafür ist, dass er vom „Starren“ der zahlreichen Erblindeten in früheren Zeitaltern stammt. Die grüne Farbe dürfte auf heute kaum noch zu beobachtenden schweren Veränderungen an der Iris und anderen Teilen des vorderen Augenabschnitts beruht haben.

Der Begriff „Grüner Star“ lädt geradezu zu Verwechslungen mit dem „Grauen Star“ ein, einer anderen wichtigen Augenerkrankung. Den Unterschied erläutere ich später, hier sei das Wesentliche herausgehoben: Der Graue Star, die meist altersbedingte Trübung der Linse, kann durch eine Operation restlos geheilt werden. Das geht bei Glaukom leider nicht – bestenfalls kann das Fortschreiten der Krankheit, ihre Progression, gestoppt werden.

Glaukom ist die häufigste irreversible Erblindungsursache weltweit.

Glaukom – oder präziser: die Glaukome – ist nach den Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit und die häufigste irreversible Blindheitsursache. Die häufigste insgesamt ist global übrigens der gerade erwähnte Graue Star, die Katarakt, und zwar vor allem aufgrund der traurigen Tatsache, dass es vielen ärmeren Ländern nicht genügend Augenchirurgen gibt, die eine notwendige Operation durchführen könnten. Im Jahr 2020 hatten nach Schätzungen der WHO 80 Millionen Menschen Glaukom. Die Zahl der...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2022
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Allgemeinmedizin
Schlagworte Augenerkrankung • Augeninnendruck • Augenkrankheit • Erblindung • gerötet • Schleier • Sehen • Sehnerv
ISBN-10 3-8426-3123-5 / 3842631235
ISBN-13 978-3-8426-3123-6 / 9783842631236
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 9,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Diagnostik - Epidemiologie - Therapie

von Sebastian Schulz-Stübner; Markus Dettenkofer …

eBook Download (2023)
Springer-Verlag
46,99
Erste Anzeichen erkennen. Die Fülle der Therapien nutzen. Dauerhaft …

von Ulrich Hegerl; Svenja Niescken

eBook Download (2022)
Trias (Verlag)
19,99