Schlaganfall - Das Übungsbuch -  Cornelia Cox

Schlaganfall - Das Übungsbuch (eBook)

Mobil werden mit gezieltem Bewegungstraining aus der Physiotherapie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11821-5 (ISBN)
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<p><strong>Gemeinsam stark für eine erfolgreiche Rehabilitation</strong><br></p><p>Ein Apoplex, landläufig als Schlaganfall bekannt, kommt oft ohne Vorwarnung, jedoch mit schwerwiegenden Folgen: Störungen in der Neurologie wie Sprach-, Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Schluckstörungen schränken die Lebensqualität stark ein. Eine frühzeitige Therapie ist dabei entscheidend für die erfolgreiche Genesung. Cornelia Cox, Therapiedirektorin der Rehaklinik Zihlschlacht, begleitet in diesem Ratgeber Angehörige und Betreuende von der Stroke Unit bis zur Rückkehr in den Alltag.</p><ul><li><strong>Übungen aus der Physiotherapie: </strong>Fördern Sie gezielt die Wiedererlangung sprachlicher und motorischer Fähigkeiten.</li><li><strong>Praktische Tipps</strong> zu Raumgestaltung, Lagerung, Transfers und Hilfsmittelversorgung.</li><li><strong>Verständliches Fachwissen:</strong> Kennen Sie die Risikofaktoren und beugen Sie einem erneuten Schlaganfall vor.</li></ul><p>Holen Sie sich Unterstützung, um Betroffene auf dem Weg zur größtmöglichen Selbstständigkeit zu begleiten.</p>

Cornelia Cox ist Physiotherapeutin mit einem M.Sc. in Neurorehabilitation. Seit Januar 2024 ist sie Therapiedirektorin der Rehaklinik Zihlschlacht, die hochspezialisiert ist auf die Rehabilitation von Menschen mit Hirn- und Nervenverletzungen. Davor leitete sie die Physiotherapie im Neurozentrum des Luzerner Kantonspitals. Durch ihre langjährige praktische Erfahrung in der Physiotherapie und speziell der Rehabilitation von neurologischen Störungen verfügt Cornelia Cox über spezialisiertes Fachwissen und kombiniert dieses mit den neuesten Forschungsstandards. Mit der Gründung ihrer Firma BodyMindFusion (www.bodymindfusion.ch) hat sie es sich zum Ziel gesetzt, Coachings und Kurse für Angehörige von Schlaganfallbetroffenen anzubieten. In ihrer Freizeit entspannt Cornelia Cox gerne beim Lesen von historischen Romanen oder aktiv in der Natur, sei es beim Wandern, Rad fahren oder Wellensurfen.

Motorisches Lernen


Durch motorische Rehabilitationsmaßnahmen können die Symptome oft ausgeglichen werden. Jedoch sollte man möglichst schnell damit beginnen.

Wann haben Sie als gesunder Mensch zuletzt etwas Neues gelernt, z. B. ein Instrument, eine Sportart oder eine Sprache? Erinnern Sie sich noch, wie schwierig das am Anfang war? Wie steif und konzentriert Sie sich gefühlt haben? Und wie es nach mehreren Übungseinheiten viel einfacher wurde oder sich zunehmend automatisierte?

Anfänglich mussten Sie noch jede Information in kleine Häppchen gliedern. Später konnten Sie komplexere Bewegungen wahrnehmen und durchführen. Mit jeder Wiederholung hat das Gehirn angefangen, einen konkreten Programmentwurf zu kreieren und zu festigen. Man kann sich das vorstellen, wie wenn neue Bahnen im Gehirn angelegt werden, die anfangs ganz schmal sind, mit der Zeit jedoch dicker und stärker werden, bis sich das neu Gelernte natürlich und leicht anfühlt.

Auch das Wiedererlangen diverser Funktionen nach einem Schlaganfall erfolgt in einzelnen Phasen:

  • 1. Phase: Zunächst existiert noch kein spezifisches Bewegungsgefühl. Vielmehr beinhaltet die Bewegung überflüssige, grobe Mitbewegungen, dabei sind die Bewegungsabläufe oft noch fehlerhaft. In dieser Phase des motorischen Lernens müssen sehr viel Energie und Konzentration aufgebracht werden. Dabei hilft das Langzeitgedächtnis, aus dem Muster oder Teilhandlungen abgerufen werden, die für die zu erlernende Bewegungsabfolge unterstützend wirken können. In dieser Phase ist eine große Wiederholungszahl zentral. Wenn beispielsweise die linke Hand gelähmt war und nun die Finger und der Arm sich wieder, auch wenn noch etwas unbeholfen, bewegen können, sollten diese so häufig wie möglich trainiert werden. Das Schreiben fühlt sich in dieser Phase eher an wie bei den ersten Versuchen zum Schulbeginn und es wäre verlockend, dies zu vermeiden, aber das repetitive Training ist zentral, um über diese erste Phase des motorischen Lernens hinauszukommen. Starten Sie mit einzelnen Formen, wie dem Zeichnen einer Spirale oder einzelner Buchstaben. Als Motivation und gute Übungsgrundlage kann das Schreiben des eigenen Namens dienen.

  • 2. Phase: Wenn lange genug geübt wird, entstehen Teilentwürfe einer Bewegung und das Gefühl für die Aktivität wird verbessert. In dieser Phase kommen Adaptionen hinzu. In unserem Beispiel bedeutet dies, dass die Bewegungen fließender werden und die Handschrift wieder etwas leichter und individueller. Das Schreiben des Namens gelingt besser und die eigene Unterschrift kommt ihrem ursprünglichen Aussehen näher. Nun sollten verschiedene Wörter und Texte geschrieben werden. Förderlich ist auch, unterschiedliche Stifte zu verwenden, um ein Gefühl für den aufzubringenden Druck zu gewinnen. Um dem Üben einen weiteren Sinn zu geben, kann das Schreiben beim Lösen von Kreuzworträtseln geübt werden.

  • 3. Phase: Schließlich setzt eine Automatisierung ein. Dabei entwickelt sich ein sehr differenziertes Bewegungsgefühl, die Koordination wird flüssig und leicht und der Energie- und Konzentrationsaufwand wird geringer. Es bedarf eines ausdauernden Übens, um in dieser Phase anzukommen und sich nicht mit den ersten Erfolgen zufriedenzugeben. Dafür ist ein konsequentes Üben notwendig. Üben Sie mit verschiedenen Stiften, auf unterschiedlichen Unterlagen und schaffen Sie ein normales Umfeld. Wenn man in der 3. Phase angekommen ist, lenken das Radio im Hintergrund oder das Spielen und Rufen von Kindern nicht mehr von der Aufgabe ab.

Die Gehirnstrukturen sind plastisch, also lernfähig, sodass durch intensives Training die Repräsentation der geübten Funktion im Gehirn gestärkt wird (z. B. die Handregion durch Fingerübungen). Diese Fähigkeit des Gehirns nennt man »Neuroplastizität«.

Nach einem Schlaganfall können solche gespeicherten Informationen und Abläufe durch die Verletzung der entsprechenden Gehirnareale ausgelöscht werden, sodass man sie wieder neu erlernen muss. Für die betroffenen Personen sind rehabilitative Maßnahmen für eine erfolgreiche Erholung entscheidend, denn in den ersten Stunden und Tagen ist das Gehirn am besten in der Lage, die Funktionen des betroffenen Gewebes wiederzuerlangen. Sogar die Hirnareale der gesunden Hirnhälfte spielen für das Wiedererlangen der Kraft oder der Sprache eine Rolle, weil sie die verlorenen Funktionen zum Teil übernehmen können. Ein Teil der Erholung wird durch die schnelle medizinische Betreuung erfolgen, da dadurch das betroffene Hirnareal wieder durchblutet wird und die Wundheilung einsetzen kann. Es ist jedoch möglich, dass ein Teil unwiderruflich zerstört wurde. Das bedeutet, dass sich einige Funktionen nicht mehr erholen. Durch intensives Training, basierend auf den Prinzipien der Neuroplastizität, ist es jedoch möglich, dass Umwege und Synergien in den Gehirnstrukturen genutzt und gewisse Funktionen wiedererlangt werden.

Die Betroffenen gelangen zuerst auf eine Stroke-Unit, eine spezialisierte Akutstation zur optimalen und interdisziplinären Behandlung von Schlaganfallbetroffenen. Oft erschweren Kontextfaktoren wie Alter, Vorerkrankungen (z. B. Demenz) oder eine fehlende Motivation (häufig direkt durch die Schädigung verursacht) die Rehabilitation zusätzlich. Deshalb ist ein ganzheitlicher, multiprofessioneller Behandlungsansatz besonders wichtig.

Grundprinzipien der motorischen Rehabilitation


Um das motorische Lernen so erfolgreich wie möglich zu gestalten, gilt es einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen:

Hohe Erwartungen Die Betroffenen sollten mit hohen Erwartungen in die Rehabilitationsphase gehen. Dafür ist ein gesundes Selbstvertrauen hilfreich. Geben Sie der betroffenen Person viele positive Rückmeldungen, ermutigen Sie sie und achten Sie darauf, dass die Aufgaben zwar anspruchsvoll, aber machbar sind und nicht demotivierend wirken.

Autonomie Es ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, sich unabhängig und selbstbestimmt zu fühlen. Darauf sollte beim Training so viel wie möglich geachtet werden. Lassen Sie die betroffene Person mitbestimmen oder geben Sie ihr zumindest eine Auswahl an Möglichkeiten. Das hilft zudem, dass das Selbstvertrauen in die eigenen Leistungen gefördert und der Stress reduziert wird.

Externer Aufmerksamkeitsfokus Damit ist gemeint, jemandem ein Ziel zu nennen, anstatt ihm einen Bewegungsauftrag zu erteilen. Das bedeutet, dass ich den Auftrag »Greife das Glas« anstelle von »Hebe den Arm« geben könnte. Das Ziel, in diesem Beispiel das Glas zu greifen, hat eine ganz andere Wirkung, als wenn ziellos eine Bewegung ausgeführt würde.

Wenn diese drei Grundprinzipien beachtet werden, kann ein langfristiges, echtes Lernen stattfinden.

Welche Elemente beim Wiedererlangen der Funktionen besonders wirksam sind, wurde unter anderem von den Physiotherapeutinnen Janet H. Carr, Roberta B. Shepherd sowie Anne Shumway Woollacott erläutert. Über die Wirkungsweise wird weiterhin intensiv geforscht. Meiner Erfahrung nach sind folgende Elemente beim motorischen Lernen nach einem Schlaganfall sehr effektiv, sie werden auch von der DGN empfohlen:

  • aufgaben-/zielorientiertes Üben: Ein konkretes Ziel wirkt motivierend, vor allem wenn es in den Alltagskontext passt. So ist es etwa motivierender, einen Schlüssel im Türschloss zu drehen, um die Tür zu öffnen, als eine fiktive Drehbewegung am Tisch sitzend, ohne Ziel und Erfolgserlebnis, auszuführen.

  • Repetition: Um eine strukturelle Veränderung in den Gehirnstrukturen zu erreichen, sind sehr viele Wiederholungen notwendig.

  • Shaping: Damit ist ein systematisches Üben bis an die Leistungsgrenze gemeint. Die Übung sollte also immer wieder so angepasst werden, dass die lernende Person gefordert wird.

  • Motivation: Wenn wir motiviert sind, lernen wir einfacher. Es hilft, ein »Fernziel« zu haben, also zu überlegen, wofür man trainiert. So kann die Übung, einen Schlüssel zu drehen, um die Feinmotorik zu trainieren, bedeuten, dass die betroffene Person die Autonomie erlangen kann, wieder selbstständig das Haus verlassen zu können.

  • mentales Training: Bewegungsbeobachtung, Visualisierung: Die Vorstellung von einer Bewegung oder Handlung wirkt aktivierend auf die Nervenzellen. Eine Übung könnte so aussehen, dass man sich auf dem Sofa sitzend vorstellt, wie man den Schlüssel in das Schloss steckt, diesen umdreht und die Tür öffnet.

  • rhythmische Unterstützung: Rhythmisches Klatschen kann zum Beispiel beim Gehen helfen, den Fuß nach vorne zu bringen.

  • Abwechslung: Ein abwechslungsreiches Training macht mehr Spaß und ist motivierender.

  • Pausen, Schlaf: Genügend Pausen und ausreichender, erholsamer Schlaf können sich direkt auf den Trainingserfolg auswirken.

  • positives Feedback: Wir lernen weder gerne noch erfolgreich, wenn wir aufgezeigt bekommen, was nicht gut ging. Betonen Sie die Erfolge und das Gute, das motiviert!

  • Selbstbestimmung: Wir...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Allgemeinmedizin
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Neurologie
ISBN-10 3-432-11821-X / 343211821X
ISBN-13 978-3-432-11821-5 / 9783432118215
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