Das Mutmachbuch für unsichere Hunde -  Madeleine Franck,  Rolf C. Franck

Das Mutmachbuch für unsichere Hunde (eBook)

Mit positiven Erlebnissen zu mehr Selbstbewusstsein und weniger Stress
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
96 Seiten
Cadmos Verlag
978-3-8404-6720-2 (ISBN)
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Für unsichere, ängstliche Hunde ist oft schon die Bewältigung des Alltags eine Herausforderung. Angesichts von Problemen und Überforderung treten positive Erlebnisse in den Hintergrund - dabei können genau die dabei helfen, einem Angsthasen mehr Selbstvertrauen zu geben! Dieses Buch erklärt die Zusammenhänge ­zwischen Wohlbefinden, Gesundheit, Selbst­wirksamkeit und emotionaler Stabilität. Es gibt Anregungen für Spiele und Trainingsansätze, mit denen schüchterne Hunde Erfolgserlebnisse sammeln können, sich insgesamt sicherer fühlen und die Beziehung zwischen Mensch und Hund gestärkt wird. Die vorgestellten Trainingsansätze werden anschaulich erklärt und sind einfach umsetzbar. So kommt neue Aktivität in den Hundealltag, die den Teufelskreis aus Angst und reduziertem Wohlfühlbudget durchbricht. Damit es Hund und Mensch besser geht!

Dipl.-Psych. Madeleine Franck und Rolf C. Franck, Dipl. CABT (Verhaltensberater COAPE), bieten unter dem Namen Blauerhund® Kurse, Seminare und Onlinekurse für Hundebesitzer:innen und Trainer:innen an, bei denen es immer vorrangig darum geht, Hunde emotional zu verstehen und zu trainieren. In ihren positiven Trainingsmethoden verbinden sie langjährige praktische Erfahrungen mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Gemeinsam haben Rolf und Madeleine in­zwischen zwölf Hundefachbücher geschrieben, die alle im Cadmos Verlag erschienen sind. Ihre dreiköpfige Hundefamilie besteht aus zwei Border Collies und einem Mini Aussie, die sich den Platz auf dem Sofa mit zwei Main Coons teilen müssen.

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MUT, RESILIENZ, SELBSTBEWUSSTSEIN

Es gibt Hunde, die bleiben von unangenehmen Erlebnissen scheinbar völlig unbeeindruckt. Der typische „Der-tut-nix“-Hund geht beispielsweise in Hundebegegnungen mit der unerschütterlichen Erwartung, dass jeder andere Vierbeiner ihm wohlgesinnt ist. Reagiert der andere unwirsch, verbucht der „Der-tut-nix“ das als Ausnahme und versucht sein Glück beim nächsten Hund trotzdem noch mal. Jede freundliche Begegnung und jeder nette Spielkontakt verstärken seine Begegnungsstrategie, wogegen er eine Abfuhr im wahrsten Sinne des Wortes einfach „abschüttelt“ und weiterläuft. Für einen ängstlichen Hund ist jede schlechte Begegnung dagegen eine zu viel. Warum verarbeiten verschiedene Hunde ihre Erfahrungen so unterschiedlich?

Die Persönlichkeitseigenschaften von Hunden entwickeln sich aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zum einen den Hund selbst und zum anderen seine Umwelt betreffen. Dieser Prozess ist dynamisch und kann an vielen Stellen beeinflusst werden. Auf die Entstehung von Angstproblemen wirken sich beispielsweise verschiedene biologische Faktoren aus, allen voran der genetisch bedingte Anteil von Ängstlichkeit. Auch das Stresserleben der Mutterhündin während der Trächtigkeit hat hormonelle Auswirkungen auf die Welpen; Krankheiten und Schmerzen sind lebenslang ein Risikofaktor für die Entwicklung von Ängsten. Auf der anderen Seite stehen Umweltfaktoren, wobei die Erlebnisse der Welpen in den ersten Lebenswochen von entscheidender Bedeutung sind.

Bis zu dem Zeitpunkt, wenn das Gefahrenvermeidungsverhalten einsetzt, reagieren Welpen auf neue Dinge eher mit Neugier als mit Vorsicht. Je mehr unterschiedliche Reize wie Geräusche, Anblicke und Berührungen sie in dieser Zeit kennenlernen, desto besser. Offenbar gibt es hier rasseabhängige Unterschiede, die jedoch noch wenig erforscht sind. Signifikate Unterschiede wurden beim Vergleich von Deutschen Schäferhunden (früherer Einsatz) mit Cavalier-King-Charles-Spaniels (späterer Einsatz des Gefahrenvermeidungsverhaltens) gefunden. Umso mehr müssten sich Züchter*innen von Schäferhunden ins Zeug legen, um ihren Welpen viele Reize zur Umweltsozialisation und Gewöhnung zu bieten, wogegen Welpenkäufer*innen eines Cavaliers ein gewisses Zeitfenster hätten, um mögliche Versäumnisse der Züchter*innen auszugleichen.

Mit einer optimalen Aufzucht und Förderung in den ersten Lebensmonaten, lässt sich die Persönlichkeitsentwicklung auch bei Rassen positiv beeinflussen, die eher zu Unsicherheiten neigen.

Foto © Madeleine Franck

Biologische und Umweltfaktoren spielen also von Anfang an zusammen, wenn es um die Entstehung von Ängstlichkeit geht. Genetische Anlagen, vorgeburtliche und frühe Erfahrungen, lebenslange Erlebnisse – sie prägen die Persönlichkeit eines Hundes auch im Hinblick auf die von uns erwünschten Eigenschaften, wie Gelassenheit, Selbstbewusstsein oder Mut. Dabei wirken sich nicht nur traumatische Erfahrungen negativ aus, sondern auch schlicht zu wenig (positive) Erfahrungen. Veränderungen sind glücklicherweise ein Hundeleben lang möglich. Neben dem Wissen darüber, wie du deinen Hund vor schlechten Einflüssen schützt, seine Lebensbedingungen optimierst und ihn durch gutes Training in seiner Entwicklung fördern kannst, ist Zeit der wichtigste Faktor für Veränderungen. Um eine individuelle Prognose zu wagen, wie schnell und wie sehr sich das Verhalten deines Hundes (noch) verändern kann, musst du berücksichtigen, wie lange er schon in seiner Unsicherheit feststeckt. Einzelne traumatische Erlebnisse wirken sich im jungen Alter stärker aus als im späteren Leben, können aber auch schneller wieder ausgeglichen werden als eine über Jahre bestehende Ängstlichkeit. Typischerweise nehmen Angstprobleme mit der Zeit eher zu, wenn man ihnen nicht aktiv entgegenwirkt. Damit das deinem Hund nicht passiert, ist es wichtig, seine Resilienz zu stärken.

Was ist Resilienz?

Der anfangs beschriebene „Der-tut-nix“-Hund verfügt über eine Eigenschaft, die man Resilienz nennt. Gemeint ist die innere Stärke, Belastungen an sich abprallen zu lassen, ohne davon Schaden zu nehmen. Oft wird Resilienz deshalb als eine Art „Immunsystem der Seele“ bezeichnet.

Es gibt verschiedene Konzepte, die einzelne Faktoren definieren, welche gemeinsam eine gute Resilienz ausmachen. In fast allen spielen Optimismus, Selbstwirksamkeit, soziale Beziehungen, Lösungsorientierung und eine gewisse Selbstregulation eine wichtige Rolle. Resilienz ist also eine sehr komplexe Eigenschaft, und es gibt an vielen Stellen Möglichkeiten, um etwas zu verbessern.

Optimismus

Ein optimistischer Hund erwartet, dass ihm in seinem Leben Gutes passiert. Sein Fokus ist auf Erfolge gerichtet, Misserfolge stören ihn nicht weiter. Das ist genau die Einstellung, die du deinem Hund mit positivem, also belohnungsbasiertem Training vermitteln kannst. Vielleicht ist es dafür nötig, auch deine eigene Sicht auf die Dinge zu ändern: Statt darauf zu warten, dass dein Hund bei einer konkreten Übung oder bei seinem Verhalten im Alltag einen (vermeintlichen) „Fehler“ macht, solltest du dich darauf fokussieren, was dein Hund alles richtig macht. Dabei lautet das Motto: „Erfolge wollen organisiert werden.“ Sorge also mithilfe von Management dafür, dass dein Hund viele Gelegenheiten hat, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Verhindere falsche Entscheidungen proaktiv, anstatt darauf reagieren zu müssen.

Mit Management sind einerseits einfache organisatorische Mittel gemeint und auf der anderen Seite dein Übungsaufbau und dein Belohnungsmanagement. Ein Beispiel für Ersteres wäre, deinen Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen, wenn er auf dem Spaziergang ständig unerwünschte Dinge vom Boden aufnimmt. Anstatt dich also zu ärgern, weil er schon wieder etwas Ekeliges gefressen hat, kannst du mit ihm am Ignorieren oder Anzeigen von Fressbarem trainieren. Mit dem passenden Maulkorb kann dein Hund nichts ungewollt aufnehmen, aber du kannst ihm weiterhin gezielt Leckerchen durchs Gitter stecken.

Wenn es um Belohnungsmanagement und Übungsaufbau geht, ist ein bisschen mehr Technik gefordert. Stell dir vor, du möchtest deinem Hund „Sitz und Bleib“ beibringen. Dafür brauchst du zusätzlich zum Hörzeichen für „Sitz“ ein Auflösungswort wie „Okay“ oder „Lauf“, das dem Hund signalisiert, wann er wieder aufstehen darf. Oft kann man Hundemenschen dabei beobachten, wie sie ihrem Hund diese Übung ungefähr so vermitteln: Sie lassen ihn sitzen, entfernen sich schrittweise und sagen dabei „Bleib. – Bleeeeeib! – BLEIB!!!“ mit immer mehr Nachdruck, je weiter sie weggehen. Steht der Hund vor dem „Okay“ auf, wird er körpersprachlich oder mit einem „Nein“ korrigiert und zurück in die Position befördert. Lerntechnisch sinnvoller ist es, die Fehler des Hundes zu verhindern, indem man im Sitz sofort anfängt zu markern und zu belohnen. Der Hund lernt das Auflösungswort erst mal ohne Abstand, dann pendelt man schrittweise weg und immer sofort wieder mit der Belohnung zurück. Je schwerer dem Hund das Sitzenbleiben fällt, desto kleinschrittiger geht man vor und desto mehr Leckerchen und Lob gibt es im Sitz, also für das richtige Verhalten. Der Fokus liegt darauf, dem Hund zu vermitteln: „Wie toll, dass du die ganze Zeit sitzt“, anstatt: „Wie blöd, dass du zu früh aufgestanden bist.“ Passiert trotzdem ein Fehler, wird der in diesem Lernstadium einfach ignoriert. Vielleicht muss die Belohnung schneller oder exakter am richtigen Ort überreicht werden, vielleicht ist die Ablenkung zu groß – auf jeden Fall ist es ein Fehler im Belohnungsmanagement oder im Übungsaufbau des Menschen, denn der Hund weiß ja noch gar nicht, was er tun soll. Später steigen selbstverständlich die Anforderungen, aber auch dann bleibt der Fokus auf dem richtigen Verhalten.

Ein Hund, der auf diese Art alles lernen darf, was für den Alltag wichtig ist, wird mit jeder neuen Übung mehr Spaß am gemeinsamen Training haben. Er wird optimistisch im Hinblick auf die Interaktion mit seinem Menschen und die „Aufträge“, die er bekommt. Wenn dein Hund längst Sitz, Platz und Co kann, bring ihm einfach etwas Neues bei. Übe Steh und Bleib, ohne dass er eine Pfote versetzt (das wird dein exaktes Belohnungsmanagement verbessern), trainiere Tricks oder probiere verschiedene Hundesportarten aus, denn es geht darum, immer wieder neue Möglichkeiten für Erfolgsgefühle zu schaffen.

Selbstwirksamkeit

Auch ein Hund mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung lässt sich durch Misserfolge nicht groß verunsichern. Das liegt daran, dass er darauf vertraut, durch sein eigenes Verhalten etwas bewirken zu können. Selbstwirksamkeit beinhaltet „SELBST Einfluss nehmen“ und „WIRKSAMKEIT des gezeigten Verhaltens“. Dadurch entsteht das Gefühl, eine...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2023
Sprache deutsch
ISBN-10 3-8404-6720-9 / 3840467209
ISBN-13 978-3-8404-6720-2 / 9783840467202
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