Bertelsmannrepublik Deutschland

Eine Stiftung macht Politik

(Autor)

Buch | Hardcover
304 Seiten
2010
Campus (Verlag)
978-3-593-39097-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bertelsmannrepublik Deutschland - Thomas Schuler
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Das Schattenkabinett in Gütersloh

Die Bertelsmann Stiftung ist einflussreich und mächtig. Allseits beliebt und anerkannt ist die größte operative Stiftung in Deutschland eng verzahnt mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ganz gleich wer in Berlin oder Brüssel regiert, die Bertelsmann Stiftung regiert immer mit. Die Experten aus Gütersloh sind immer dabei in der öffentlichen Verwaltung, in der Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Gesundheits- oder Außenpolitik. Doch dient die Arbeit der Stiftung wirklich dem Allgemeinwohl? Oder wird das Vertrauen durch verdeckten Lobbyismus und Vetternwirtschaft leichtfertig verspielt? Thomas Schuler zeigt, wie Bertelsmann sein Personal im politischen Betrieb platziert, wo die Gemeinnützigkeit untergraben und Politik im Sinne eigener Interessen gesteuert wird. Dies wirft
wichtige Fragen auf über die Stftungslandschaft insgesamt.
Die Bertelsmann Stiftung ist einflussreich und mächtig. Allseits beliebt und anerkannt ist die größte operative Stiftung in Deutschland eng verzahnt mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ganz gleich wer in Berlin oder Brüssel regiert, die Bertelsmann Stiftung regiert immer mit. Die Experten aus Gütersloh sind immer dabei in der öffentlichen Verwaltung, in der Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Gesundheits- oder Außenpolitik. Doch dient die Arbeit der Stiftung wirklich dem Allgemeinwohl? Oder wird das Vertrauen durch verdeckten Lobbyismus und Vetternwirtschaft leichtfertig verspielt? Thomas Schuler zeigt, wie Bertelsmann sein Personal im politischen Betrieb platziert, wo die Gemeinnützigkeit untergraben und Politik im Sinne eigener Interessen gesteuert wird. Dies wirft wichtige Fragen auf über die Stiftungslandschaft insgesamt.

Thomas Schuler, geboren 1965, Absolvent der Columbia Journalism School in New York, lebt und arbeitet als freier Journalist in München. Er schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung und Berliner Zeitung. Er ist Autor der erfolgreichen Familienbiografien »Die Mohns« (2004) sowie »Strauß« (2006) und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Medienimperium Bertelsmann.

Inhalt Prolog 111.Ein Modell für Deutschland - Vorläufer und Grundprinzipien der Bertelsmann Stiftung 18Die Grundprinzipien der Stiftung 21Vorläufer der Stiftung: Die Carl Bertelsmann Stiftung und der Bertelsmann Universitätsverlag 23Das Modell der Mitarbeiterbeteiligung 262.Auf geduldige Art Felsen sprengen - Gründung und Aufbau der Stiftung 31Das Vorbild in den USA: Die Ford Foundation 34Horst Teltschik macht die Stiftung unter Politikern bekannt 373.Auf dem Sofa des Bundespräsidenten - Das Staats-oberhaupt als wichtigster Verbündeter der Bertels-mann Stiftung 44Bundespräsident Karl Carstens schreibt das erste Grußwort 49Wie ein Buchprojekt der Stiftung Zugang zu Bundespräsident Roman Herzog verschafft 52Durch Deutschland muss ein Ruck gehen 56Spice-Boys um Herzog 63Eine Forschungsarbeit als Deckmantel für politische Einflussnahme? 64Liz Mohn berät Roman Herzog 66Die ultimative Sinnstiftungs-Stiftung 68Die Ära Schröder: Die Bertelsmann Stiftung mächtiger als je zuvor 694.Eine Medienreform im Dienste der Allgemeinheit - Oder des Unternehmens? 73Ein Bericht zur Lage des Fernsehens 76VOX - Ein neuer Sender für die Info-Elite 81Die Stiftung prämiert anspruchsvolles Privatfernsehen 85Die Kommunikationsordnung 2000 87Ein Gutachten zur Rundfunkordnung mit Sprengkraft 90Vom Adler zum Suppenhuhn 945.Hartz?IV: Rezepte aus dem Hause Bertelsmann - Die Stiftung als Wegbereiter einer Arbeitsmarkt-reform 101Die Neubestimmung der deutschen Arbeits- und Beschäftigungspolitik 102Arbeitslosigkeit ist kein Schicksal - Die Vorarbeiten der Stiftung zur Arbeitsmarktreform 104Benchmarking Deutschland 105Wie die Stiftung die Hartz-Kommission beeinflusst 112Die Hartz-Kommission 118Die Stiftung als Zuarbeiter und Weichensteller 120Wie die Stiftung Ergebnisse der Kommission gezielt in die Medien bringt 125Fragwürdige Erfolge: Das Modellprojekt Köln 127Lessons learned? 1316.Gute Hochschulen arbeiten wie gute Unternehmen - Hochschulreform nach Gütersloher Art 138Ein gekaufter Titel? Die Promotion Brigitte Mohns 144Die Stiftung entwickelt ein Soll-Modell für Hochschulen 146Das heimliche Bundesbildungsministerium 150Studiengebühren - Sozialverträglich oder teuflisch? 155Die Freiheit, auf Freiheit zu verzichten: Das Hochschul-freiheitsgesetz in Nordrhein-Westfalen 160Hochschulberatung als Geschäft 167Uni-Rankings: Ein Dienst für die Allgemeinheit? 1687.Dem Bürger stets zu Diensten? Die Privatisierung der öffentlichen Verwaltung 176Das Einstiegsprojekt in England: Die Government Services von Arvato 177Expansion auf den deutschen Markt: Würzburg integriert 179Bereitet die Stiftung den Nährboden für neue Geschäfts-felder? 181"Wir tun das Richtige" - Kritik an der Stiftung und ihre falsche Verteidigung 185Neue Datenautobahn endet in Sackgasse 1898.Interessenkonflikte erwünscht - Fragwürdige Doppelfunktion von Stiftungspersonal 192Spitzenmedizin für jedermann? 195Wie die Stiftung mit der Politik kooperiert 198Elmar Brok: "Mr. Bertelsmann in Brüssel" 2019.Von außen ein Schönheitsfehler - Lässt sich die Bertelsmann Stiftung von innen reformieren? 204Ein Stiftungstag hat mehr als 24 Stunden: Die Staats-anwaltschaft ermittelt gegen Werner Weidenfeld 206Eine vorzeitige Vertragslösung 210Die Effizienz der Stiftung: Öffentlich predigt sie Wasser und heimlich trinkt sie Wein 21210.Auf ewig Diener der Familie - Warum die Stiftung nicht erhält, was ihr zusteht 214Der "wahre" Wert des Vermögens 217Wie Familie Mohn mit der Stiftung Erbschaft-steuer spart 223Die BVG-Stiftung - Das heimliche Machtzentrum von Liz Mohn 224Machterhalt per Satzungsänderung 22911.Angriff auf die Stiftung - Der Versuch einer Stiftungsreform 233Von der Reform zum Reförmchen 23712.Mohn stiftet Demokratie - Die erste Bürgerstiftung Deutschlands 248Der Streit um die Bürgerbank 252Die Stadt Stiftung als verlängerter Arm der Bertelsmann Stiftung? 25613. "Licht aus" im Showroom der Reichen? Der Druck von innen und außen steigt 262Es rumort im Inneren der Stiftung 272Epilog: Unbequeme Wahrheiten 279Dank 286Anmerkungen 287Glossar 293Register 297

Prolog Im Februar 2010 haben Liz Mohn und ihr Sohn Christoph einen Termin im Stadtmuseum in Gütersloh. Auf Initiative von Ulrike Naim, die bei der Bertelsmann Stiftung für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, hat das Museum zwei Jahre zuvor eine Dauerausstellung "Stiften und Schenken" eingerichtet. Nun besichtigt Liz Mohn mit ihrem Sohn zusammen eine Bronzeplastik ihres am 3. Oktober 2009 verstorbenen Mannes. "Das ist ein guter Platz", sagt sie über den Ehrenplatz, wie die Lokalzeitungen Neue Westfälische und Die Glocke berichten. "Die Büste passt hier wunderbar hin." Die Plastik ist eine Arbeit des Bildhauers Hubert Hartmann aus ihrem Heimatort. Der Wunsch, die Büste öffentlich im Museum auszustellen, kam von Bertelsmann. "Es ist unser Anliegen, die Erinnerung an meinen verstorbenen Mann wachzuhalten", sagt Liz Mohn.Der Name der Ausstellung ist kein Zufall. Das Begriffspaar "Stiften und Schenken" gehört im Verständnis der Bertelsmann Stiftung zusammen. Dass sie eine Schau mit diesem Titel anregt und das Unternehmen dem Museum dafür eine Büste von Reinhard Mohn schenkt, ist alles Teil der Botschaft: Reinhard Mohn hat die Allgemeinheit mit seiner Stiftung beschenkt. Stiften ist schenken. Diese Botschaft verbreiten die Mohns und Stiftungsmitarbeiter seit vielen Jahren. Dieses Buch zeigt, dass die Wirklichkeit komplizierter ist. Gemeinnutz im Verständnis von Reinhard Mohn ist erstaunlicherweise oft gerade das, was seinem Unternehmen nutzt. Das ist das eine Problem. Das andere ist, dass die Stiftung sich ungeniert der Politik annähern kann. Der Öffentlichkeit wird diese Verbindung abwechselnd als normal, harmlos oder gemeinnützig vermittelt. Aber ist sie das wirklich? Am 1. Juli 2010 feierte Bertelsmann den 175. Geburtstag des Unternehmens. Es sollte am Unternehmens- und Stiftungssitz in Gütersloh eine große Feier geben und im September wird Bertelsmann auch in Berlin mit Politikern, Künstlern und Prominenten feiern. Ein Jahr nach dem Tod von Nachkriegs-Unternehmensgründer und Stifter Reinhard Mohn wird man dann sein Lebenswerk rühmen. In seinen eigenen Augen und Worten war das die Stiftung. Mit ihr wollte er den Erfolg seines Unternehmens, den er vor allem mit seinem Führungsstil begründete, auf Staat und Gesellschaft übertragen. Aber Mohns erster Gedanke bei der Gründung der Stiftung galt nicht der Gesellschaft, sondern seinem Unternehmen. Er wollte es über seinen Tod hinaus erhalten, ohne dass die Erben einen Teil verkaufen müssen, um die Erbschaftsteuer bezahlen zu können. Gegründet hat Mohn die Stiftung 1977. Im Laufe der Jahre wuchs sie zu einem Institut mit 330 Mitarbeitern und 60 bis 70 Millionen Euro Jahresbudget. Man könnte sie als eine private Forschungsuniversität mit exklusivem Zugang zur politischen und gesellschaftlichen Elite bezeichnen. Teilweise operiert sie als Thinktank, der Diskussionen und Entwicklungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen lenkt und beeinflusst: von Europa- und Bildungspolitik bis zur Gesundheits-, Kommunal-, Verwaltungs- und Arbeitsmarktpolitik. Die Grundlagen für Hartz IV wurden von der Stiftung ebenso entwickelt wie die Studiengebühren und Hochschulräte durchgesetzt. Doch was legitimiert sie dazu? Mit welcher Berechtigung werden einem halb privaten Institut, das sich in Politik und Staat einmischt, die Steuergelder erlassen? Agiert sie wirklich so selbstlos, wie sie behauptet? Was ist ihre Agenda? Wie setzt sie sie durch? Wie erfolgreich und effizient ist sie? Um diese Fragen geht es in dem vorliegenden Buch. Die Bertelsmann Stiftung ist ein Zentrum der Macht, mit dem die Familie Mohn (die noch 23 Prozent der Bertelsmann AG besitzt, aber sowohl das Unternehmen als auch die Stiftung vollständig kontrolliert) Nähe zur Politik schafft, Einfluss nimmt und ihr Unternehmen erhält. Warum ist die Nähe zur Politik so heikel? Die Stiftung versammelt die Entscheidungsträger des Staats. Sie lädt ein und übernimmt selbstlos die Rechnung, wie sie sagt. Aber es wäre zu einfach, ihr das zu glauben

Erscheint lt. Verlag 9.8.2010
Sprache deutsch
Maße 140 x 215 mm
Gewicht 540 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Bertelsmann • Bertelsmann-Stiftung • Deutschland • Gesellschaft • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft • Liz Mohn • Medien • Politik • Random House • Regierung • Reinhard Mohn • Stiftung • Unternehmen
ISBN-10 3-593-39097-3 / 3593390973
ISBN-13 978-3-593-39097-0 / 9783593390970
Zustand Neuware
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