Fritz Bauer

oder Auschwitz vor Gericht

(Autor)

Buch | Hardcover
352 Seiten
2013
Piper (Verlag)
978-3-492-05590-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fritz Bauer - Ronen Steinke
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»Eine der großen Gestalten, die dem unsäglichen Geist der NS-Zeit trotzten und widerstanden.« Ralph Giordano über Fritz Bauer
Fritz Bauer zwang die Deutschen zum Hinsehen: Inmitten einer Justiz, die in der jungen Bundesrepublik noch immer von braunen Seilschaften geprägt war, setzte er den großen Frankfurter Auschwitz-Prozess durch. Er kooperierte mit dem israelischen Geheimdienst, um Adolf Eichmann vor Gericht zu bringen. Aber wer war der kämpferische Einzelgänger wirklich? Jetzt schreibt der Jurist und Journalist Ronen Steinke die Biografie des Mannes, der in der Nachkriegszeit angefeindet wurde wie kaum ein Zweiter, unter Verwendung zahlreicher bislang unbekannter Quellen. "Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht", das ist die Biografie eines großen Juristen und Humanisten, dessen persönliche Geschichte zum Politikum wurde. Und es ist die Biografie eines deutschen Juden, der selbst nur knapp der NS-Verfolgung entkam.

Ronen Steinke, Dr. jur., geboren 1983 in Erlangen, studierte Rechtswissenschaft und Kriminologie in Hamburg. Seine Promotion über die »Entwicklung der Kriegsverbrechertribunale von Nürnberg bis Den Haag« wurde von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als »Meisterstück« gelobt. Für die Jüdische Allgemeine begleitete er den Demjanjuk-Prozess in München. Seit 2011 schreibt er als Journalist für die Süddeutsche Zeitung hauptsächlich über völkerrechtliche Themen und Prozesse.

Vorwort von Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts

1 Der Deutsche, der Eichmann vor Gericht brachte: Sein Geheimnis

2 Ein jüdisches Leben: Worüber der umstrittenste Jurist der Nachkriegszeit nie spricht

Ein Feuerkopf verstummt: Dr. Bauers gesammeltes Schweigen - Eine Familie, die dazugehören will: Kindheit in der Kaiserzeit - Chanukka und Bar Mitzwa: Erziehung zum Selbstbewusstsein

3 Bildungsjahre 1921 - 1925: Die Talente erwachen

23 Freunde - Eine jüdische Studentenverbindung - "Bekenntnis zum Deutschtum": Zwist mit Zionisten - Tübingen, die Höhle des Löwen - Eine Doktorarbeit, über die sich Industriebarone freuen

4 Richter in der Weimarer Republik: Im Kampf gegen das aufziehende Unheil

Es pocht am Dienstzimmer - Ein Roter unter Schwarz-Weiß-Roten: Parallelwelt Justiz - "Deckt das Justizministerium das Verhalten des Juden Bauer?" - Im Duo mit Kurt Schumacher: Straßenkampf gegen die SA

5 Konzentrationslager und Exil bis 1949

Im Konzentrationslager - Dänemark 1936: Wie ein Delinquent auf Bewährung - Qualen der Abgeschiedenheit - Die Deutschen rücken näher - Schweden 1943: An der Seite Willy Brandts - Wie Fritz Bauer seine Doktorarbeit zerreißt - "Inopportun": Als Jude in der Politik nach 1945 nicht erwünscht

6 Die Rehabilitierung der Männer des 20. Juli: Sein Verdienst

Der Emigrant gegen die Nazi-Wiedergänger: Der Remer-Prozess 1952 - Generalstaatsanwalt in Braunschweig 1950 - "Die Frage wirkt sofort elektrisierend": Ein Land diskutiert den Widerstand - "Mein Mitschüler Stauffenberg": Ein Plädoyer, das Geschichte schreibt

7 "Mörder unter uns": Psychogramm eines Anklägers

Wozu Strafe? - "Ich habe gewusst, wohin ich gehören möchte": Der Traum vom humanen Strafrecht - Die Speerspitze des Fortschritts: Jugendrichter 1928 - Das Nürnberger Tribunal 1945, leuchtendes Vorbild und abschreckendes Beispiel - "Ihr hättet Nein sagen müssen": Ein Staatsanwalt, der den Rechtsbruch verlangt

8 Der große Auschwitz-Prozess 1963 - 1965: Sein Hauptwerk

Eine Cola in der Verhandlungspause - Eine Bühne für das, was die Welt nicht erfahren sollte: Bauers Leistung - Warum der Atheist mit Jesus argumentiert (und nie wieder mit Moses) - Ein Querschnitt durchs Lager: Bauers Strategie - Anfeindungen als vermeintlich unobjektives NS-Opfer - Ein Regisseur, der sich in der Kulisse versteckt: Bauers eigene Rolle

9 Verteidigung des Privaten: Sein Dilemma

Der Bohemien: Bauer privat - Reaktionärer Muff im Strafgesetzbuch und die Pflichten eines Generalstaatsanwalts - Freund der Schwulen: Bauer in der Debatte um den Paragrafen 175

10 Der Weg in die Einsamkeit: Seine Tragik

Angst vor der Nähe: Der Jurist und die Juden -"Mit ihm konnte man nicht reden": Fritz Bauers junges Ankläger-Team - "Die Linken kommen immer mit ihren Utopien": Enttäuschungen am Lebensende

11 Der Tote in der Badewanne 1968

Anhang

Dank

Quellen und Literatur

Anmerkungen

Personenregister

Bildnachweis

"Aus der scheinbar trockenen Justiz-Materie macht Steinke ein spannendes und bewegendes Buch, das eine ungeheure Sogwirkung entfaltet.", Offenbach-Post, 17.01.2014

Vorwort
Mit Furchtlosigkeit und Beharrungsvermögen, mit Kampfesmut und einer schier unerschöpflichen Ausdauer stellte Fritz Bauer sein Leben in den Dienst der Humanität. Das leidenschaftliche Eintreten für eine im besten Sinne aufgeklärte Gesellschaft ist ein Leitmotiv seiner Biografie. Dieses Leitmotiv ist erkennbar in seinem Einsatz für eine rationale Strafrechtspraxis, den er als junger Stuttgarter Richter zeigte. Präsent ist es auch in seiner hartnäckigen Verteidigung der Weimarer Republik als der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Vor allem aber zeugt von seiner Parteinahme für die Aufklärung jener Kampf, den er in den Anfangsjahren der Bundesrepublik aufnahm und von dem er bis zu seinem frühen Tod im Epochenjahr 1968 nicht wieder abließ: Als Chef der Anklagebehörden zunächst in Braunschweig, später in Frankfurt am Main machte Fritz Bauer die nationalsozialistische Willkürherrschaft zu einem Gegenwartsthema in der jungen Bundesrepublik. Er zwang eine Gesellschaft zum Hinsehen, die weithin nicht willens war, ihre doch so offensichtlich gegenwärtige Vergangenheit in ihre Selbstbeschreibung einzuweben. Fritz Bauer führte die Bundesrepublik in die Auseinandersetzung mit einem zugleich bestürzenden und beschämenden Panorama des Unrechts. Im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965 fand der Kampf des Generalstaatsanwalts für die juristische Ausleuchtung der nationalsozialistischen deutschen Gesellschaft und die Ahndung ihrer Verbrechen seinen Höhepunkt.
Fortwährend sah sich Fritz Bauer Widerständen und Anfeindungen ausgesetzt. Er wurde ausgegrenzt, verfolgt und ins Exil gezwungen. Bekannt mit Willy Brandt, Kurt Schumacher und Theodor W. Adorno, blieb ihm der Standpunkt des Außenseiters doch ein vertrauter Ort. Man kann ermessen, welche Kraftanstrengungen ihm dieses rastlose Leben abverlangt hat.
Obwohl auch publizistisch tätig, wirkte Fritz Bauer in erster Linie in seiner Rolle als praktischer Jurist. Am Beispiel seiner Biografie lassen sich deshalb Freiräume zum couragierten Handeln gerade der Juristin und des Juristen vermessen. Alles Recht ist Menschenwerk, für seine Setzung, seinen Vollzug und seine Auslegung sind immer Menschen verantwortlich. Nie geschieht Recht von selbst. Stets ist es angewiesen auf Persönlichkeiten, die seine Verwirklichung zu ihrer Sache machen. In einer Zeit, in der eine juristische Aufarbeitung des Nationalsozialismus allenfalls sporadisch erfolgte, zeigte Fritz Bauer, was mit den Mitteln des Rechts möglich sein kann.
Besonders markant tritt Fritz Bauers Engagement durch und für das Recht hervor, kontrastiert man es mit einer in der damaligen Justiz weitverbreiteten Haltung. Gekennzeichnet durch eine große personelle Kontinuität über die Zäsur von 1945 hinweg, gründete die bundesrepublikanische Nachkriegsjustiz ihre moralische Selbstentlastung auf die kommode Legende, ihr habe letztlich bloß ihre richterliche Tugend zum Nachteil gereicht. Denn allein in ihrem treuen Gesetzesgehorsam, und damit völlig fremdbestimmt, sei sie der nationalsozialistischen Herrschaft verbunden gewesen. Ihre moralische Integrität sei darüber unbeeinträchtigt geblieben.
Nun sind die Bindungen, die das Gesetz dem Juristen auferlegt, diesem zwar eine alltägliche Erfahrung. Indessen veranschaulicht das Leben Fritz Bauers die Entfaltungsmöglichkeiten moralischer Freiheit gerade im Rahmenwerk des Rechts. Hier zeigt sich, was mit Mut, mit argumentativem Scharfsinn und nicht zuletzt mit einem unermüdlichen Arbeitseifer juristisch erreicht werden kann. Es liegt deshalb auf der Hand, dass man Fritz Bauers Biografie Vorbildhaftes entnehmen kann und nicht zuletzt auch Maßstäbe für eine Kritik, die sich das professionelle Wirken von Juristinnen und Juristen als ihren Gegenstand nimmt.
Der Demokrat und Patriot Fritz Bauer hat an der deutschen Geschichte mitgeschrieben und sie zum Guten hin beeinflusst. Es sollte uns ein gemeinsames Anliegen sein, die Erinnerung an se

Vorwort Andreas Voßkuhle
Zusatzinfo Mit 13 Abbildungen
Sprache deutsch
Maße 138 x 220 mm
Gewicht 588 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Zeitgeschichte ab 1945
Schlagworte Auschwitz • Bauer, Fritz • Biografisch • Der Staat gegen Fritz Bauer • Gehorsam • Generalstaatsanwalt • Holocaust • Judenvernichtung • Konzentrationslager • Kriegsverbrecher • Kriegsverbrechertribunale • Lars Kraume • Nationalsozialismus • NS-Prozesse • NS-Schergen • NS-Täter / NS-Verbrecher • NS-Verbrecher • Staatsanwalt • Tugend • Vergangenheitsbewältigung
ISBN-10 3-492-05590-7 / 3492055907
ISBN-13 978-3-492-05590-1 / 9783492055901
Zustand Neuware
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