Wer ist Jude? - Arthur Hertzberg, Aron Hirt-Mannheimer

Wer ist Jude?

Wesen und Prägung eines Volkes
368 Seiten
2002
dtv (Hersteller)
978-3-423-30839-7 (ISBN)
13,50 inkl. MwSt
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Seit den Zeiten ihres Stammvaters vor etwa viertausend Jahren ist der Charakter des jüdischen Volkes im wesentlichen derselbe geblieben. Die Juden sind Abraham nachgefolgt, indem sie anders waren und auf ihrem Anderssein beharrten. Und dies, so deuten es die Autoren durchaus provokativ, beruht auf dem Selbstbewußtsein, erwählt zu sein, nicht als Anspruch auf Superiorität, sondern als Verpflichtung zu einer universellen Ethik. Als die Erfahrung, immer und überall ausgeschlossen zu sein und sich beständig gegen eine sozial und kulturell andersartige Umwelt neu bestimmen zu müssen.

Das Buch ist ein Panorama. Es folgt der geschichtlichen Entwicklung, zeigt die großen Umbrüche und Konflikte in der jüdischen Geschichte und porträtiert bedeutende Gestalten von den Propheten und den Schriftgelehrten des Talmud bis zu den Schriftstellern, Künstlern, Wirtschaftsführern, Politikern und Gelehrten der Neuzeit und Moderne.

Aus der Einleitung "Die Juden sind ein merkwürdiges Volk. Zu allen Zeiten hat man damit gerechnet, daß sie verschwinden, und trotzdem gibt es sie noch. Zu allen Zeiten waren sie klein an Zahl, und trotzdem sind sie sich selbst -und ihren Feinden- groß erschienen. Zu allen Zeiten haben die Überzeugungen und Wertvorstellungen der Juden die Mehrheitsgesellschaft herausgefordert und immer wieder deren Missfallen erregt. Zu allen Zeiten wurden Juden in großer Zahl umgebracht, haben ihren Glauben unter Zwang oder aus freien Stücken aufgegeben, doch es blieben genügend übrig, die sich dafür entschieden, ihr jüdisches Anderssein beizubehalten, um den Weg weiterzugehen. Niemand bezweifelt -nicht einmal ihre Feinde-, daß die Juden das kreativste aller kleinen Völker in der menschlichen Geschichte waren. Von den Propheten der Bibel über die Rabbiner des Talmuds, die Dichter und Philosophen des Mittelalters bis zu den Schriftstellern, Komponisten und Gelehrten der Neuzeit haben die Juden in der G eistesgeschichte der Menschheit stets eine herausragende Rolle gespielt. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel. Manche haben die Antwort in dem Schicksal gesucht, das Gott für die Juden bestimmt hat. Andere sahen den Grund in dem unablässigen Druck, dem die Juden fast ununterbrochen durch Antisemiten ausgesetzt waren. Wir, die Autoren, finden die Antwort in der Kontinuität des Charakters der Juden. Zweifellos waren der jahrhundertelange Glaube an ihre Erwähltheit und der jahrhundertelange Widerstand gegen ihre Feinde die Hauptkräfte bei der Herausbildung dieses Charakters, doch das jüdische Wesen hat inzwischen eine Eigendynamik angenommen. Was wir in diesem Buch beschreiben, sind die näheren Umstände, unter denen dieser Charakter geformt wurde und wie er sich änderte, auch wenn er seit der Zeit des Stammvaters Abraham vor etwa viertausend Jahren im wesentlichen derselbe geblieben ist. Von einer Generation zur nächsten sind die Juden Abraham nachgefolgt - indem sie anders waren, inde m sie auf ihrem Anderssein beharrten. Deshalb ist dies ein Buch, das Anstoß erregt. Es schlägt allen höflichen und politisch korrekten Porträts der Juden ins Gesicht. Es untersteht sich, den unwandelbaren jüdischen Charakter zu definieren... Die Befürchtung, in Klischees zu verfallen, stellt sich merkwürdigerweise nicht ein, wenn es um die Charakterisierung anderer nationaler Gemeinschaften geht. Die Beobachtung Alexis de Tocquevilles aus dem Jahr 1835, die Nordamerikaner seien im großen und ganzen ein praktisch denkendes und auf die Lösung von Problemen ausgerichtetes Volk, wird nach über einhundertsechzig Jahren noch immer in Darstellungen des amerikanischen Nationalcharakters regelmäßig zitiert. Ebenso üblich ist es, sich ohne Hemmungen über den französischen, deutschen oder italienischen Nationalcharakter zu äußern. Vor über dreißig Jahren wurde sogar Luigi Barzinis Buch Die Italiener, in dem er die "großen Leitmotive" und "unveränderlichen Merkmale" des italienischen Volkes sei t undenklichen Zeiten darstellte, zu einem internationalen Bestseller. Niemand erhob Einwände gegen seine Feststellung, dass die Italiener eine unwiderstehliche Neigung hätten, von Julius Cäsar bis zu Benito Mussolini der Faszination von Diktatoren zu erliegen. Doch sobald man von einem unwandelbaren jüdischen Charakter spricht, spüren viele Juden ein spontanes Unbehagen. Man könnte sagen, das Problem liege in den Schwierigkeiten, Judentum zu definieren. Je nach den Umständen wurden die Juden als Religionsgemeinschaft, Gesellschaft, Nation, Klasse, Rasse oder als eine Kombination mehrerer dieser Kategorien definiert. In Wirklichkeit haben die Ängste, die dieses Buch auslöst, mit den endlosen Debatten darüber, was einen Juden ausmacht oder wer ein Jude ist, nichts zu tun. Sie reichen tiefer. Wenn wir öffentlich und in vielen Sprachen darauf beharren, dass es einen bestimmbaren jüdischen Charakter gibt, so steht dies im Widerspruch

Reihe/Serie dtv Kultur & Geschichte ; 30839
dtv Sachbuch ; 30839
Übersetzer Udo Rennert
Gewicht 306 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Juden • TB/Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
ISBN-10 3-423-30839-7 / 3423308397
ISBN-13 978-3-423-30839-7 / 9783423308397
Zustand Neuware
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