Was fehlt? (eBook)

Leerstellen der katholischen Theologie in spätmodernen Zeiten: ein Experiment
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2015 | 1. Auflage
296 Seiten
Echter Verlag
978-3-429-06247-7 (ISBN)

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Was fehlt? -
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In einer wirklich existentiellen Krise scheint die wissenschaftliche Theologie in unseren Breiten nicht zu sein. Sie funktioniert kirchlich wie universitär ebenso gut wie weitgehend geräuschlos. Gerade dieser Normalbetrieb lässt fragen: 'Was fehlt?' Was fehlt, bezogen auf ihren Gegenstand und ihre grundlegende Aufgabe? Dieser Frage gingen zu Ehren des emeritierten Eichstätter Philosophen und Theologen Alexius Bucher im Herbst 2014 Schüler, Freunde und Kollegen beider Fächer nach. Es geht darum, wie man sich Theologie auch anders vorstellen könnte und welche Themen dann anstünden. Es geht darum, über das gegebene Design der Theologie hinaus zu denken und einen Möglichkeitsraum zu eröffnen, der sich nicht an dem orientiert, was ist, sondern an dem, was sein könnte und begründet sein sollte. Dass der Blick in den Rücken der eigenen Arbeit nur versuchsweise, exemplarisch und mit großem Risiko möglich ist, ist offenkundig. Der vorliegende Band zeigt, dass er sich dennoch lohnt.

Rainer Bucher, Dr. theol., ist Professor und Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Renate Oxenknecht-Witzsch, Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Erlangen und Würzburg, 1987 Promotion zum Dr. jur. utr., seit 1991 Professorin für Recht an der Fakultät für Soziale Arbeit an der Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Rainer Bucher, Dr. theol., ist Professor und Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Renate Oxenknecht-Witzsch, Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Erlangen und Würzburg, 1987 Promotion zum Dr. jur. utr., seit 1991 Professorin für Recht an der Fakultät für Soziale Arbeit an der Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Was fehlt?
Leer- und Lehrstellen der Theologie in und für spätmoderne Zeiten


Philosophisch-theologische Anmerkungen aus der Beratungsperspektive


Ferdinand Rohrhirsch, Eichstätt/Esslingen am Neckar

1.Zurichtung der Frage durch Rahmensetzung


‚Die Statements können auch essayistisch, experimentell, gewagt angelegt sein‘ – so die Formulierung von Rainer Bucher in einer E-Mail an die Teilnehmer des Symposions.

Obgleich „gewagt“ und „experimentell“ nur in einem sehr geringen Maße mein Naturell beschreiben, war die Formulierung äußerst hilfreich in Hinsicht auf meine Beitragsausrichtung.

Ich habe aus ihr die Ermutigung destilliert, die Symposionsfrage von Form-, Formulierungs- und Erwartungszwängen zu befreien, um sie so aus ihrer, für mich riesenhaft, beinahe anmaßenden Dimension herauszuholen. Ich möchte also auf die Symposionsfrage aus einer deutlich tiefer gelegten – biographisch-beruflichen – Perspektive und Warte einen für mich verantwortbaren Antwortversuch vorlegen.

„Etwas fehlt“ – mit diesen Worten ist ein Text überschrieben, der ein Gespräch von Ernst Bloch und Theodor W. Adorno dokumentiert, das von Glück und Utopie handelt. „Etwas fehlt“, dieser Satz, den Bloch von Brecht übernimmt, verliert auch dort nichts von seiner Bedeutsamkeit, wo es, vermeintlich weit entfernt von Glück und Utopie, um Alltägliches geht. Um einen Alltag, in dem vorgeschützte Sachzwänge häufig zu Handlungsimperativen führen, in deren Schlepptau dann regelmäßig die Vokabeln „unumkehrbar“ und/oder „alternativlos“ zu finden sind. Das gilt nicht nur im Zusammenhang von Bahnhofsneubauten im Südwesten Deutschlands.

Dass im Alternativlosen etwas fehlt, das ist unverkennbar – es ist die Alternative. Wie die zu denken ist, oder was da fehlt, das ist – zugegeben – nicht immer unmittelbar offenkundig. „Etwas fehlt.“ Was das ist, was da fehlt, weiß man nicht immer. Es darf nach Bloch auch „nicht ‚ausgespinselt‘ werden“1. Auch das Symposionsthema setzt voraus, dass etwas fehlt, und lädt ein, genauer zu fragen bzw. darüber nachzudenken, was es ist, das da fehlt.

Im Rahmen der ausgesprochenen Einladung von Rainer Bucher und der Ermahnung von Ernst Bloch bedeutet das für mich, um im Bild zu bleiben, mein Augenmerk auf die Leinwand zu richten. Sie soll daraufhin geprüft werden, ob es ihr möglich ist, Farben aufzunehmen, Farben abzugeben und erneut Farben anzunehmen. Und es bedeutet vor allem nachzusehen, ob überhaupt und welche Farben zur Verfügung stehen.

Damit ich am Bild der Theologie mitzuarbeiten vermag, teile ich meine bisherigen Erfahrungen mit der Theologie in universitäre und nachuniversitäre ein, wobei die universitären Erfahrungen auch meine Studienzeit umfassen.

2.Studienzeit und Universität: Zu Beginn Übermaß – Am Ende Mangel


Denke ich aber an den Beginn meiner Studienzeit, dann war nirgendwo ein Fehlen festzustellen. Aus der Perspektive eines Studierenden war von allem reichlich und manchmal viel zu viel vorhanden. Viele Fächer, viele Daten, viele Ansätze – und das alles unter dem Dach einer Theologischen Fakultät.

Vor einiger Zeit fand sich in der Zeitschrift der Katholischen Akademie in Bayern (zur debatte) der Abdruck eines interdisziplinären Gesprächs, das dem Thema „Glaube und Bildung“ verpflichtet war. Einstiegszitat war ein Satz des 2013 verstorbenen Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher. Was schuldet das Christentum einer Gesellschaft? Stechers Antwort: Bildung und Dialog. Und Bildung, so Kardinal Marx in diesem Gespräch, ist „mehr als ein Anpassungsprozess an die Wirtschaft“2. Lehrer der Religion, und damit waren für Marx nicht nur Religionslehrer gemeint, haben „Universalgenies“3 zu sein. Mit Bezug auf Johannes Röser wurde gefragt: „Wo sind die naturwissenschaftlich und technisch gebildeten Priester?“4, „Wo die Bildungspfarrer?“5.

Den Geist, der hinter diesen Sätzen steht – Welt in vielfältigster Weise verstehen zu wollen, damit ihr freundlich begegnet werden kann, um sie dann, und dann auch erst möglich, gern haben zu können –, meine ich in seinen Ausläufern in meiner Studienzeit in Eichstätt noch verspürt zu haben. In der Theologie gab es noch den Behringer-Lehrstuhl, also Naturwissenschaft und Technik explizit für Theologen. Verpflichtend waren auch die Vorlesungen bei Prof. Norbert Knopp (nicht Guido) – einem Kunstgeschichtler von Rang. „Die Architektur der Gotik“, so lautete der Titel einer seiner Vorlesungen. Wer sie besuchte, der wusste danach, dass man für die Frage, was Menschen von ihrem Gott gehalten haben, nicht auf Traktate angewiesen ist, sondern dass auch Steine vom Lobe Gottes künden können. Wenn man bereit ist, Sehen zu lernen.

Und die Philosophie kam ja noch hinzu. Auch sie war Teil des Theologiestudiums – für mich begeisternd, für nicht so wenige Priesteramtskandidaten eher eine unnötige, beschwerliche und wenig sinnvolle, wenngleich qualifizierte Behinderung auf ihrem „fokussierten“ und sehr geraden Weg zum Geistlichen.

Nein, nichts hat zu Beginn gefehlt – am Ende schon. Das Ende meiner Bekanntschaft mit der universitären Theologie war identisch mit der Streichung des Lehrstuhls für „Praktische Philosophie und Geschichte der Philosophie“, der innerhalb der Theologischen Fakultät verortet war.

Genauer und womöglich erhellender: der Lehrstuhl wurde nicht gestrichen, er wurde innerhalb der Universität umgewidmet – zugunsten eines Lehrstuhls für Informatik.

Da meinte ich zu spüren, über alle privat-berufliche Betroffenheit hinaus, dass mit der Aufgabe dieses Lehrstuhls nicht nur ein großer Teil der Philosophie aus dem theologischen Haus zieht, sondern dass sich mit diesem Auszug auch die Architektur des theologischen Hauses verändert. An seiner Fassade war das kaum zu sehen.

Anders formuliert: gerade durch den philosophischen Teilauszug zeigte sich für mich überdeutlich, dass der Geist der Philosophie zur Identität der Theologie gehört. Und nicht nur im Sinne einer Leitplanke, die es zum Beispiel verhindert, dass die Theologie eine von Spezialfragen geleitete, historische Wissenschaft wird.

Nun aber, seit über einem Jahrzehnt im Beratungsgewerbe, in Gesprächen mit Leitenden in Profit- und Non-Profit-Organisationen, mit Mittelständlern, Autobauern, Leitern von kommunalen Einrichtungen, Heimverantwortlichen, ist weder die Theologie noch die Theologische Fakultät ein Thema. Die Universität Eichstätt wird immer dann zum Thema, wenn Artikel, Pressemeldungen oder eine E-Mail aus der Verwaltung der Katholischen Universität Eichstätt an mich mir signalisieren, dass ein weiteres Kapitel der unendlichen Geschichte der Präsidentensaga aufgeschlagen worden ist.

Zusammengefasst: Ich weiß nicht, was und ob überhaupt der Eichstätter Theologie heute etwas fehlt. Noch viel weniger aber weiß ich, was einer süddeutschen, einer deutschen, einer europäischen oder südamerikanischen oder Eine-Welt-Theologie fehlt.

Wenn ich zudem Theologie grundsätzlich fasse, als wissenschaftliche und, nicht notwendig, aber durchaus wünschenswert, universitäre Unternehmung, die die Reflexion einer gewesenen, aktuellen oder einer möglichen zukünftigen Glaubenspraxis betreibt, und ich damit Theologie von der Glaubenspraxis trenne, die ich in meinem Umfeld wahrnehme und deren Teil ich bin, dann fehlt der Theologie nichts, weil sie selbst fehlt, das heißt in meinem gesellschaftlichen Umfeld nicht vorfindbar ist.

An dieser Stelle kann ich Johanna Rahner nicht widersprechen, die in ihrer Einführung in die katholische Dogmatik schreibt: „So gehört es wohl zu den Grundbedingungen der christlichen Gottesrede, dass ihr niemand zuhört. Man steht mit einem Angebot da, für das keine Nachfrage besteht“6.

3.Die nachuniversitäre Phase: Zu viele Philosophien – Zuwenig Reflexion


Ein wenig anders ist es mit den Fragen, die landläufig philosophische Fragen genannt werden können, und die nicht nur in Gesprächen mit Führungskräften zur Sprache kommen, aber eben auch bei ihnen in Zusammenhängen aufleuchten, in denen von Freiheit, Verstrickung, Schuld, Befreiung, Sehnsucht, nicht anders handeln können – aber anders handeln wollen – die Rede ist.

Im Rahmen dieser Gespräche ist häufig festzustellen, wie stark der Einfluss von gesellschaftlich dominierenden Annahmen ist, bzw. popularisierten Ableitungen aus aktuell hochgeschätzten Wissenschaften zur persönlichen Orientierung genutzt und als Grundlage zur persönlichen Lebens- und Handlungsgestaltung eingesetzt...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2015
Verlagsort Würzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Weltraum / Astronomie
Geisteswissenschaften
Technik
Schlagworte Theologen • Theologie • Wissenschaft
ISBN-10 3-429-06247-0 / 3429062470
ISBN-13 978-3-429-06247-7 / 9783429062477
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