Vier Wahrheiten über die Liebe (eBook)

Der buddhistische Weg zu einer erfüllten Beziehung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-25369-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vier Wahrheiten über die Liebe -  Susan Piver
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Affären, Scheidungen und gebrochene Herzen. Warum fällt es vielen von uns so schwer, eine glückliche Beziehung zu führen? Verwundungen aus der Kindheit und falsche Überzeugungen sorgen dafür, dass unsere Neurosen statt unsere Herzen eine Verbindung eingehen, sagt Achtsamkeits-Coach Susan Piver. Anhand zeitloser buddhistischer Prinzipien wie achtsamer Kommunikation und Wertschätzung zeigt sie, wie wir uns öffnen und unsere Fähigkeit zu lieben zurückerobern können. Es gibt nichts zu verlieren und viel zu gewinnen: unermessliche, wahre Liebe - für sich selbst und den Partner.

Die US-Amerikanerin Susan Piver ist Autorin, Coach, buddhistische Lehrerin und Gründerin des Open Heart Projects, der größten virtuellen Achtsamkeits-Community der Welt. Sie unterrichtet in zahlreichen Seminaren und Workshops und spricht dabei über Themen wie Achtsamkeit, Kommunikation, Beziehungen und Kreativität. Die Autorin ist ein häufiger Gast im amerikanischen Fernsehen, u. a. in der Tyra-Banks-Show oder bei Oprah Winfrey.

Die erste Wahrheit

Beziehungen stabilisieren sich nicht

Für mein Empfinden hat mein Mann eine fürchterliche Art zu streiten. Bei Auseinandersetzungen halte ich mich genau an die Einsatzregeln, während er eher der Straßenkämpfer ist, der reflexhaft vorgeht. Er verliert dann völlig die Beherrschung, läuft rot an, bringt Themen aufs Tapet, die mit der eigentlichen Angelegenheit gar nichts zu tun haben, und beißt sich darin so richtig fest.

Das ist ein echtes Problem. Seine Art zu streiten ist nicht in Ordnung, gar keine Frage, selbst wenn andere das Gegenteil meinen sollten. Im Lauf der Jahre bin ich von der Einstellung »Gut, wir können damit umgehen« umgeschwenkt zu der Haltung »Ich werde das auf keinen Fall hinnehmen; wenn das noch mal vorkommt, dann war’s das für mich«. Wenn er die Beherrschung verliert, ist das wirklich sehr, sehr unerquicklich für mich. Zum Glück hat er in den vergangenen Jahren ernsthaft an diesem Problem gearbeitet, und die Situation ist bei Weitem nicht mehr so krass wie zu Beginn unserer Beziehung. Für ihn war es sehr schmerzhaft, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen, aber das galt auch für mich.

In den meisten langjährigen Beziehungen mag das Leiden an Situationen wie diesen irgendwann gigantische Ausmaße annehmen, die das Aus für die Beziehung bedeuten können. So genau weiß man das nie.

Doch das Leiden an fehlender Beständigkeit beschränkt sich ja nicht auf langfristige Beziehungsprobleme. Ob Sie sich bei einem Blind Date bang fragen, ob Ihr Gegenüber Sie nun mag, oder ob Sie zwanzig Jahre verheiratet sind und wieder mal entnervt aufseufzen: »Wieso machst du das, wenn ich dich schon tausendmal gebeten habe, es zu lassen?« Das unbehagliche Gefühl ist da.

Sich das erste Mal mit jemanden zu treffen sorgt für Verunsicherung. Was, wenn Ihr Date Sie mag? Und was, wenn nicht? Schon vorher lassen Sie vielleicht frühere Beziehungen vor Ihrem geistigen Auge Revue passieren, ganz zu schweigen von den Verletzungen, die Sie dabei davongetragen haben. Sie erstellen gedanklich Listen von Warnsignalen, auf die Sie achten müssen, fragen Freundinnen oder Freunde, ob Sie noch begehrenswert sind. Bevor Sie den anderen Menschen überhaupt kennenlernen, hat sich schon so viel Hoffnung und Angst aufgebaut, dass es schier unerträglich scheint.

Sich zu verlieben ist eine ganz eigene Spielart von Instabilität. Obwohl dieser Zustand wahrhaft himmlisch ist, heißt Instabilität hier, dass Sie unfähig sind, andere Dinge oder Menschen auch nur wahrzunehmen. Die Wogen der Emotionen, von denen Sie erfasst werden, schlagen hoch. Manche sind unglaublich schön, andere dagegen schrecklich. Man hat das Gefühl, die eigene Wahrnehmung, die eigenen emotionalen Fähigkeiten, die eigene geistige Stabilität stünden ständig auf Messers Schneide. Sie verbringen vielleicht eine schlaflose Nacht, weil sie oder er Sie so angesehen hat, und sinnieren darüber, was dieser Blick nur zu bedeuten hatte. Jede Begegnung ist eine Offenbarung. Jeder Augenblick fühlt sich voller Leben an (ist er ja auch), aber gleichzeitig ist er brennend intensiv. Sie können jeden Moment ins Schleudern geraten.

Sollte sich daraus eine längere Beziehung entwickeln, werden Sie aneinander Seiten entdecken, die Ihnen nicht gefallen. Das ist unvermeidlich. Die Magie, frisch verliebt zu sein, beginnt, sich ein Alltagsgewand zuzulegen. (Den einen bricht deshalb das Herz, die anderen atmen erleichtert auf.)

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich nach einer ganzen Nacht voller ekstatischem Sex nach unten in die Küche ging und dort meinen Freund antraf, der gerade das Geschirr, das ich in die Spülmaschine gestellt hatte, wieder herausnahm, um es »richtig« einzuräumen. Dieses unvermittelte Nebeneinander von transzendenter Liebe und – in meinen Augen – spießiger Pedanterie machte mir das Herz schwer. Wie konnte aus diesem ungestümen Liebhaber solch ein Prinzipienreiter werden? Sollte das etwa heißen, ich müsste mir ein neues System angewöhnen, wie ich das Geschirr einzuräumen hätte? Und wenn ich das gar nicht wollte? Und was sollte ich sonst noch alles an mir ändern?

Bei der Vorstellung, künftig auf solche Kleinigkeiten achtgeben zu müssen, wenn wir harmonisch zusammenleben wollen, fühlen wir uns unbehaglich. Trotzdem müssen wir ihnen Achtung zollen. Langsam, aber sicher stellen sich die ersten kleinen Machtkämpfe ein, und ganz ehrlich, meiner Beobachtung nach sind es genau diese vollkommen belanglosen Differenzen, die eine hundertprozentig gute Beziehung am Ende unterminieren. Dass es zu solchen Scharmützeln kommt, ist lächerlich, aber so ist es nun mal.

Warum das passiert, ist eine höchst interessante Frage. Wenn wir uns verlieben, sind unser Herz und unser Geist ganz weit und hochgestimmt. Wir sehen unser Leben nur vom höchsten beziehungsweise tiefsten Sinn erfüllt. Die kleinen Nickligkeiten des Alltags empfinden wir als nebensächliche, leicht aus der Welt zu schaffende Irritation, die völlig unbedeutend ist angesichts unserer eben entdeckten Fähigkeit, Glück und Freude zu empfinden, so wie dieses unglaubliche Gefühl der Fraglosigkeit.

Aber wie es scheint, schleppen wir Menschen neben dieser starken Fähigkeit zu lieben ebenso große Selbstzweifel mit uns herum. Die wenigsten sind von Natur aus von ihrem grundsätzlichen Wert überzeugt. (Der Buddhismus geht davon aus, dass diese Überzeugung Teil einer umfassenden Erleuchtungserfahrung ist.) Wahrscheinlicher ist, dass wir uns zyklisch niedermachen und dann wieder aufplustern. Beides sind Formen der Aggression, in denen wir gefangen sind. Wir lassen kein gutes Haar an uns, und unser Blick auf andere fällt stets ebenso unfreundlich aus. Halten wir uns umgekehrt für über die Maßen cool, so ist dies nur die Kehrseite desselben gedanklichen Musters.

Gehen wir dann eine Liebesbeziehung ein, wird diese unfreundliche Haltung uns selbst gegenüber allmählich Teil der Beziehung. Während wir uns emotional mit dem Partner verbinden, schließt sich der energetische Raum zwischen uns. Und während er enger und enger wird, verlieren wir immer mehr die Fähigkeit, unseren Partner als getrennt von unserem Bewusstseinsstrom wahrzunehmen. Je näher wir uns kommen, desto weniger sind wir fähig, den anderen tatsächlich zu sehen. Und dann fangen wir an, den anderen so zu behandeln, wie wir mit unserem Geist umspringen, weil wir nicht mehr auseinanderhalten können, wer jetzt wer ist. Die Freundlichkeit beziehungsweise Unfreundlichkeit, die wir unserem Gegenüber entgegenbringen, ist Spiegelbild der Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen. Der Geist der Großzügigkeit, der in den Anfangsgründen einer Beziehung so stark ist, beginnt zu schwinden.

Mit »Großzügigkeit« ist hier eine Haltung gemeint, die in der Erkenntnis wurzelt, dass wir eine Schatzkammer unendlicher Reichtümer besitzen, die sich nie erschöpft. Unter dieser Voraussetzung fällt das Geben leicht, ist es eine selbstverständliche und freie Geste. Ein segensreicher Akt. Verstimmungen lassen sich so leichter aus der Welt schaffen. Doch ohne diese Gewissheit ist es ziemlich schwer, sich anderen gegenüber großzügig
zu zeigen. Wir sind schnell beleidigt, weil der andere mit seinen Bedürfnissen, Ansichten und Lebensgewohnheiten unser »Territorium« verletzt. Ich zum Beispiel bin sehr lärmempfindlich, besonders morgens, wenn ich versuche, still in meine Morgenroutine hineinzugleiten. Mein Mann beginnt den Tag gern damit, dass er nach Videos seiner Lieblingsmusiker googelt. Wenn Sie Musik am frühen Morgen nicht ausstehen können und dann dudeln plötzlich Aufnahmen von Yellowman beim Reggae Sunsplash von 1982 durchs Haus, dann wird man schon mal bissig, selbst wenn man Yellowman eigentlich mag … und den Gatten natürlich. Was man im ersten Monat der Beziehung noch süß fand, kann nach zehn Jahren Ehe einfach nur nervig sein, und zwar aus dem schlichten Grund, weil für Sie (wie für mich und alle anderen Menschen) der Normalzustand der Existenz etwas ist, was im Buddhismus als »alles durchdringendes Leiden« bezeichnet wird. (So wie die indigenen Völker des Nordens angeblich für Schnee tausend Begriffe kennen, haben Buddhisten tausend Bezeichnungen für das Leid.) Bei dieser Form des Leidens können Sie nicht wirklich sagen, dass es von etwas Bestimmtem verursacht wurde. Es durchzieht wie ein Schatten jede Erfahrung – entweder in Gestalt der Hoffnung, irgendwann das zu bekommen, was Sie sich im Moment wünschen, oder in der Angst, es eben nicht zu erhalten. Es handelt sich dabei um eine Art freischwebende Furcht, mit der wir Menschen leben. Je näher wir einander kommen, desto mehr vermengen sich unsere Zustände innerer Unruhe, die wir nicht klar benennen können. Da ist es nur folgerichtig, dass jederzeit irgendetwas auf diese Angstauslöser drücken kann, sei es zu laute Musik, falsch eingeräumtes Geschirr oder das x-te Mal, dass der Partner mal wieder zwanzig Minuten zu spät für was auch immer dran ist.

Irgendwann in der Frühzeit unserer Ehe wandten wir uns an einen Eheberater, um herauszufinden, warum wir einander so auf die Nerven gingen. Zu unserem Glück ist dieser Mann ein wahres Ass, und wir sind ihm zu ewigen Dank verpflichtet. (Ein Hurra auf Rich Borofsky!) Unter den vielen einfachen, aber profunden Einsichten, zu denen er uns verholfen hat, war auch diese: »Beziehungen sind ein reicher Quell an Irritationen.« Wie wahr! Die ständige Nähe zu einem anderen Menschen hat durchaus etwas Irritierendes. Er legt seinen Mantel über den Stuhl, statt ihn an die Garderobe zu hängen. Er kauft die falsche Pasta im Supermarkt. Er findet seinen Schlüssel nicht,...

Erscheint lt. Verlag 21.4.2020
Übersetzer Elisabeth Liebl
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Four Noble Truths of Love
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte achtsame Kommunikation • achtsame Liebe • Achtsamkeit • Beziehung • Beziehungsratgeber • Buddhismus im Alltag • eBooks • Ehe, Liebe, Partnerschaft • Gesundheit • Partnerschaft • Ratgeber
ISBN-10 3-641-25369-1 / 3641253691
ISBN-13 978-3-641-25369-1 / 9783641253691
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