Eichmann in Jerusalem (eBook)

Ein Bericht von der Banalität des Bösen

(Autor)

Thomas Meyer (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
560 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60175-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eichmann in Jerusalem -  HANNAH ARENDT
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»Das Erschreckende war seine Normalität« Der Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der in der internationalen Öffentlichkeit als einer der Hauptverantwortlichen für die »Endlösung der Judenfrage« in Europa war, fand 1961 in Jerusalem statt. Unter den zahlreichen Prozessbeobachtern aus aller Welt war auch Hannah Arendt. Ihr Prozessbericht - zunächst in mehreren Folgen im New Yorker veröffentlicht - wurde von ihr 1964 als Buch publiziert und brachte eine Lawine ins Rollen: Es stieß bei seinem Erscheinen auf heftige Ablehung in Israel, Deutschland und in den USA - und wurde zu einem Klassiker wie kaum ein anderes vergleichbares Werk zur Zeitgeschichte und ihrer Deutung.   

Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 im heutigen Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte unter anderem Philosophie bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte Arendt nach Paris, 1941 nach New York. Von 1946 bis 1948 arbeitete sie als Lektorin, danach als freie Autorin. Sie war Gastprofessorin in Princeton und Professorin an der University of Chicago. Ab 1967 lehrte sie an der New School for Social Research in New York.

Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 im heutigen Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte unter anderem Philosophie bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte Arendt nach Paris, 1941 nach New York. Von 1946 bis 1948 arbeitete sie als Lektorin, danach als freie Autorin. Sie war Gastprofessorin in Princeton und Professorin an der University of Chicago. Ab 1967 lehrte sie an der New School for Social Research in New York. Thomas Meyer wurde an der LMU München promoviert und habilitierte sich auch dort. Nach zahlreichen Stationen im In- und Ausland lehrt Meyer Philosophie in München. Schwerpunkt seiner Forschungen und Publikationen bildet das 20. Jahrhundert. Er hat mehrere Schriften Hannah Arendts ediert, darunter »Wir Flüchtlinge« (2015) und »Die Freiheit, frei zu sein« (2018).

Zu diesem Band


Die Zeitschrift The American Archivist bestätigte in ihrer Oktober-Ausgabe des Jahres 1965 sozusagen offiziell, was die amerikanische Presse zuvor schon über Hannah Arendts Besuch in der Library of Congress in Washington, D. C., berichtet hatte: nämlich die Übergabe von Briefen, die im Zusammenhang mit Diskussionen über die Staatsgründung Israels standen, Manuskripte gedruckter und ungedruckter Vorträge und Aufsätze sowie die Typoskripte zweier Bücher, der Aufsatzsammlung Between Past and Future von 1961 und der zwei Jahre später erschienenen Studie On Revolution. Der Anlass für das öffentliche Interesse ging allerdings nicht in erster Linie von diesen Materialien aus, sondern von dem, was die für »News« zuständige Archivarin Dorothy Hill Gersack in der Fachzeitschrift ganz nüchtern so aufführte: »The papers also include five separate volumes of Dr. Arendt’s Eichmann in Jerusalem.«[1] 1967 wird Arendt der Library of Congress eine weitere Lieferung von Materialien zu dem Buch übergeben.[2]

Hannah Arendt schien klar zu sein, dass die beiden mit weitem Abstand heftigsten Diskussionen, die ihr Werk ausgelöst hatte, über ihr eigenes Leben hinaus andauern würden. Und falls es so käme, sollten jede und jeder nachlesen können, wie sie ihre Positionen entwickelt hatte und in welchen Zusammenhängen sie entstanden waren. Offensichtlich verfügte Hannah Arendt über ein ausgeprägtes »Nachlassbewusstsein« (Lothar Müller).

Dass die Kritik an der Gründung Israels und die Kritik in ihrem Buch »Eichmann in Jerusalem« auf das Engste miteinander zusammenhingen, davon waren und sind seit dem Erscheinen der fünf Artikel in der Wochenzeitschrift The New Yorker im Februar und März 1963 nicht wenige der weit über eintausend Interpreten überzeugt, die sich seither dem Werk gewidmet haben. Ob das stimmt und ob es sogar Hannah Arendts eigener Position entspricht, darüber wird bis heute weltweit engagiert diskutiert. Der Titel eines Sammelbandes über Hannah Arendts Eichmann in Jerusalem bringt diesen weithin geteilten Eindruck auf den Punkt: The trial that never ends.[3]

 

Die vorliegende Edition bietet dreierlei: Auf eine Skizze der Entstehung von Eichmann in Jerusalem und der Publikationsgeschichte folgen der Text der deutschen Ausgabe und schließlich ein umfassendes »Nachwort« des Aachener Politikwissenschaftlers Helmut König. Das Ziel der Edition lässt sich knapp so zusammenfassen: die Aufmerksamkeit auf das Werk Hannah Arendts zurückzulenken.

I.


Der vorliegenden Ausgabe von Hannah Arendts erstmals im September 1964 im Münchner Piper Verlag erschienenem Buch Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen liegt die letzte zu ihren Lebzeiten erschienene Ausgabe von 1965 zugrunde. Für diese Edition stand das im Archiv des Piper Verlages aufbewahrte Exemplar der Erstauflage zur Verfügung. Die darin befindlichen Korrekturen wurden ebenso eingearbeitet wie jene, die Arendt von einem Leser erhalten und an den Verlag weitergeleitet hatte. Darüber hinaus wurden die Fehlerhinweise des Frankfurter Germanisten und Historikers Werner Renz berücksichtigt, die er freundlicherweise dem Verlag und dem Herausgeber zukommen ließ. Schließlich fand durch den Herausgeber ein Abgleich zwischen den erhaltenen Fahnenkorrekturen und den drei Druckausgaben statt, die zu Hannah Arendts Lebzeiten erschienen sind, woraufhin sich weitere Änderungen ergaben. Die insgesamt wenigen Eingriffe beziehen sich auf Druckfehler, drucktechnische Details und Falschschreibungen von Eigennamen.[4] In einem Fall wurde ein Übersetzungsfehler korrigiert, da er einen Sachverhalt verfälschte: Statt von »Belastungszeugen« muss von »Entlastungszeugen« gesprochen werden (432). Zahlreiche weitere, zum Teil schon von zeitgenössischen Kritikern benannte sachliche Fehler wurden natürlich nicht korrigiert.

Die von Hannah Arendt in ihrem Text aufgeführte, aber seinerzeit nicht in die Bibliografie übernommene Literatur wurde jetzt in eine gesondert ausgewiesene Bibliografie aufgenommen.

Die Erstauflage wird in den Verlagsunterlagen mit 10 000 Exemplaren angegeben. Noch im Oktober des gleichen Jahres erschien eine weitere Auflage, die mit 11. – 16. Tausend ausgewiesen wurde. In dieser »Zwischenauflage« (Klaus Piper) wurden Korrekturen vorgenommen, die Hannah Arendt bei einem Besuch in München übermittelt hatte. Die vermeintlich zweite Auflage von 1965 war mit der Auflagenhöhe »17. – 20. Tausend« angegeben. »Gut 10 500« Exemplare seien bis zum 31. Dezember 1964 verkauft worden, gibt der Verleger an. Die Zahlen bezogen sich auf die Standard-Ausgabe, die als »piper paperback«[5] in den Handel kam. Zugleich wurde eine Hardcover-Ausgabe in sehr geringer Auflage herausgebracht. Davon waren zum 31. Dezember 1964 laut Verlag etwa 600 Exemplare abgesetzt worden. Die Ausgaben waren druck- und seitengleich, sogar der Hinweis »piper paperback« blieb im Hardcover erhalten.[6] Arendt hatte sich zuvor enttäuscht darüber geäußert, dass Piper ihr Buch nur als kartonierte Ausgabe herausbringen wolle, und so geht es vermutlich auf ihre Initiative zurück, dass ein Hardcover aufgelegt und gelegentlich auch beworben wurde.

Markante Unterschiede gibt es dennoch: Während man bei der Standard-Ausgabe auf eine Vorstellung Hannah Arendts verzichtete, enthielt das Hardcover ausführliche Texte zu Autorin und Buch sowie Hinweise auf ihre bei Piper verlegten Schriften Rahel Varnhagen, Die ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus, Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten und schließlich die Ankündigung von »Krieg und Revolution«, wie Über die Revolution zunächst heißen sollte.

Die beiden Texte der Hardcover-Ausgabe sind hier erstmals seit 1964 wiedergegeben. Auf der Umschlagrückseite findet sich folgende Biografie:

Hannah Arendt wurde 1906 in Hannover geboren und wuchs in Königsberg auf. Sie studierte Philosophie, Theologie und Griechisch bei Heidegger, Bultmann und vor allem bei Karl Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. In den folgenden Jahren arbeitete sie als Stipendiatin der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft an ihrer Biographie über Rahel Varnhagen. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1940/41 weiter nach New York, wo sie seither lebt. Nachdem sie vorher eine leitende Tätigkeit bei der Jewish Cultural Reconstruction ausgeübt hatte, dann Cheflektor des Verlags Schocken Books war, arbeitet sie seit 1951 als freie Schriftstellerin. Jedoch wurde sie immer wieder von führenden amerikanischen Universitäten als Gastprofessorin und für Einzelvorlesungen eingeladen, die sich ebenso wie die meisten ihrer Bücher und Zeitschriften-Beiträge mit der philosophisch vertieften Analyse politisch-zeitgeschichtlicher Phänomene befaßten. 1961/62 wohnte sie als Beobachterin dem Eichmann-Prozeß in Jerusalem bei. Ihr analysierender Bericht über den Prozeß erschien zuerst in fünf Fortsetzungen in der Zeitschrift »The New Yorker«, dann, überarbeitet, als Buch in Amerika und wurde zum Gegenstand einer weltweiten Diskussion.

 

Der Klappentext lautet:

Indem Hannah Arendt über den Eichmann-Prozeß und seinen Verlauf referiert, werden nicht nur die Fakten rekapituliert, sondern auch die rechtliche Problematik von Anklageerhebung und Urteil erörtert. Im Zusammenhang mit der Analyse der Anklage wird Eichmanns Funktion innerhalb des nationalsozialistischen Staatsapparats untersucht. Die Aussagen der Zeugen sowie des Angeklagten werden mit den ausführlich zitierten historischen Dokumenten verglichen, und Hannah Arendt rekonstruiert das Bild der planvollen Deportation, die die jüdische Bevölkerung aus dem Reich, aus Westeuropa, aus den Balkanländern und der Tschechoslowakei in die Vernichtungslager führte. Der Bericht ist zugleich kritische Analyse – Hannah Arendt bringt dabei auch die soziologischen und psychologischen Gesichtspunkte ins Bild. Die Hauptbedeutung aber liegt in den philosophisch-moralischen Folgerungen. Der...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Nachwort Helmut König
Übersetzer Brigitte Granzow
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Zeitgeschichte ab 1945
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte Antisemitismus • Auschwitz • Drittes Reich • Ethik • Faschismus • Genozid • Hans Mommsen • Holocaust • hunters • Judenverfolgung • Massenmord • Massenmörder • Moral • Prozess • SS-Obersturmbannführer • Theresienstadt • Verbrechen der Nazi-Zeit • Verbrechen gegen die Menschheit • Wannseekonferenz • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-492-60175-8 / 3492601758
ISBN-13 978-3-492-60175-7 / 9783492601757
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