ZWEI — Spirituelles Gesetz und heiliges Sammeln

Wir sind eine Kultur von spirituellen Suchern, geheimen Mystikern und heiligen Sammlern. Diese Kultur, werden Sie sagen, gibt es schon seit Äonen. Ja, das stimmt – aber nicht, wie wir sie heute sehen. Das Wassermann-Zeitalter bringt eine Energie mit, die uns dazu zwingt, unsere persönliche Energie zu verändern und zu heben, um das Bewusstsein der universellen Geschwisterlichkeit zu leben. Bewusstseinswandel ist die eigentliche Neuigkeit. Dieses Bewusstsein ist für jeden von uns eine Reise unserer Emotionen, unser Heiliger Bund, der zwischen Seele und Geist geschmiedet wird, denn die Emotionen sind der Weg zum Spirituellen.

In der antiken Astrologie wurde unser Geist, der zeitlose göttliche Funke, der in der Materie des menschlichen Körpers eingeschlossen ist, durch einen Punkt innerhalb eines Kreises symbolisiert, und dieses Symbol verwenden die Astrologen bis heute. Verschiedene esoterische Lehren erzählen uns, dass unser Geist einen Vertrag mit unserer Seele eingegangen sei und ein Prinzip dieses Vertrages uns gebiete, einem Pfad zu folgen, der innerhalb eines Rahmens kosmischer Gesetze genau abgestimmt sei, zu denen Wiedergeburt, Karma, Gelegenheiten, Ausgleich und Entsprechung gehören können. Auf dieser Reise macht unsere Seele, unser spirituelles Herz, fortlaufend genaue Aufzeichnungen von unseren Erlebnissen und Lektionen; diese Aufzeichnungen stehen uns zur Verfügung und dienen uns als Quelle. Wenn wir die Gesetze der Wiedergeburt, des Karmas, der Gelegenheiten, des Ausgleichs und der Entsprechung als unsere Ressource zur weiteren Entwicklung nutzen, haben wir Möglichkeiten, unsere Weisheit zu vertiefen und können Fortschritte im Sinne unseres Wachstums machen. Das Gesetz der Wiedergeburt, ein zentraler Grundsatz in der Sichtweise der evolutionären Astrologie, bestimmt, dass ein jeder in dem natürlichen Kreislauf von Geburt, Tod und irdischer Wiedergeburt bleibt, bis wir eines Tages einen Zustand höchster Transzendenz jenseits dieses Zyklus erreichen. Diese Transzendenz kann erst eintreten, wenn wir unseren Pfad des Seelen-Gewahrseins, der Entdeckung unserer persönlichen geistigen Wahrheit und der Bestimmung unserer Seele vollendet haben.

Worum geht es also? Es geht darum, dass wir gezwungen sind, unsere notwendigen Seelenlektionen durch den Körper zu lernen, denn um die Wahrheit und die Bestimmung unserer Seele zu entdecken, müssen wir fühlen. Um den Zyklus menschlicher Leben schließlich hinter uns zu lassen und zu beenden, müssen wir im Körper sein, so dass wir alle Aspekte und Bereiche der Emotionen erleben können und damit – fühlen.

Spirituelle Lehren betrachten die Seele als den weiblichen Aspekt des Selbst. Durch diesen Aspekt beabsichtigt das Göttliche, dass wir uns mit unserem Emotionalkörper verbinden. In jedem Erdenleben bringt uns das Erleben unserer Körperlichkeit die Extreme von Freude und Schmerz. Durch diese emotionalen Erfahrungen erhält jeder Mensch die Gelegenheit, auf seinen weiblichen Aspekt zuzugreifen. Darüber hinaus bereichert das Spektrum der uns zur Verfügung stehenden Emotionen das Wachstum unserer Seele und die Stärkung unseres Selbst.

Emotionen sind der Schlüssel zur Entwicklung unserer Intuition, die wir manchmal auch als unseren »sechsten Sinn« bezeichnen; sie ist ein wichtiger Weg der Kommunikation und des Verständnisses. Wenn wir einen kleinen Schritt zurücktreten, um mit etwas Abstand eine umfassendere Sicht zu gewinnen, können wir leicht sehen, dass unsere Einstellungen in Vergangenheit und Gegenwart nicht nur unser Leben und das Leben der anderen beeinflussen, sondern auch eine direkte Verbindung zu der embryonalen Ebene unseres Gewahrseins und unserer Empfänglichkeit für die Seelen-Ressource Intuition aufweisen.

Im Laufe jedes Lebens erlebt jeder von uns bewusst und unbewusst seine emotionale Landschaft, sowohl äußerlich als auch innerlich. Diese Landschaften sind in ständiger Bewegung, sie sind interaktiv und haben einen tiefgreifenden Einfluss darauf, wie wir in der alltäglichen Welt funktionieren. Noch wichtiger ist, dass diese emotionalen Landschaften zu einer Widerspiegelung unserer Beziehung zum kosmischen Gesetz werden und uns herausfordern, die Konsequenzen zu bedenken für den Fall, dass wir uns nicht mit unserem emotionalen Selbst verbinden.

Das Karma-Gesetz führt uns in jeder Inkarnation gezielt in Umstände und Beziehungen, in denen und durch welche wir säen und ernten – nämlich die zukünftigen Folgen unserer emotionalen und physischen Interaktion mit anderen, denen wir Unrecht getan oder die wir missbraucht haben. Wir stellen auch fest, dass wir in jeder Inkarnation denjenigen wiederbegegnen, die wir einst geliebt haben oder die uns geliebt haben. Das sind die Begegnungen, die uns mit Freude erfüllen. Wichtiger für uns ist jedoch zu erkennen, dass früheres Unrecht nicht korrigiert oder Freude an Beziehungen wertgeschätzt werden kann, wenn wir uns nicht bewusst mit unseren eigenen Emotionen auseinandersetzen. Deshalb drängt uns unsere Seele durch diese Erfahrungen und Beziehungen voran, damit wir gewahr werden, was es bedeutet, zu fühlen.

Jede Situation oder Interaktion mit anderen verlangt von uns eine Entscheidung, ob wir mit Bosheit oder Freundlichkeit, mit Hass oder Liebe reagieren. Bewusst oder unbewusst drängt unser emotionales Selbst zu diesen Entscheidungen. Wir können uns das Wirken dieser Gesetzmäßigkeit vorstellen wie eine karmische Waage. Die Art und Weise, wie wir mit unserem Denken und Tun auf unser inneres und äußeres Umfeld ansprechen, beeinflusst das Gleichgewicht der Waagschalen und damit die Richtung unseres weiteren Weges.

Mit göttlicher Weisheit führt uns unsere Seele in Lebensumstände, die uns nicht nur Gelegenheiten bieten, karmische Schuld zu tilgen, sondern auch, diese Schuld auf positive Weise durch Liebe und Güte auszugleichen. Hier wirkt das Gesetz der Gelegenheit, und innerhalb der Grenzen dieses Gesetzes ist uns freier Wille gegeben. Doch überraschenderweise gehen wir im Laufe unseres Menschenlebens unerwartete und unvermeidliche Umwege. Die Art und Weise, wie wir uns die Dinge vorgestellt haben, entspricht dabei nicht immer der Realität. Während wir uns im Lichte einiger Errungenschaften sonnen, so stellen wir fest, ist unsere Reise nur zu oft voller Enttäuschungen und zerbrochener Träume aufgrund nicht erfüllter Erwartungen. Der Grund dafür ist, dass sie nicht Teil des Plans unserer Seele für dieses Leben sind. Zwei Schlüssel zu unserem Seelenwachstum finden wir in unserem Handeln und Reagieren auf Umstände und Lebensereignisse. Mit anderen Worten: Unsere Reaktionen im Denken und Handeln beeinflussen das Gleichgewicht unserer karmischen Waagschalen.

Aus spiritueller Sicht verfolgt unsere Seele das Konzept des Ausgleichs, und so werden wir Leben um Leben in Umgebungen und Umstände gestellt, die sich sehr unterscheiden, ja vom einen Ende des Spektrums zum anderen pendeln können. Da mag ein Individuum zum Beispiel den Eindruck gewinnen, das Leben sei einfach und Wohlstand leicht zu erlangen – und sich in der nächsten Inkarnation obdachlos wiederfinden. Diese aus gegensätzlichen Elementen zusammengesetzten Leben helfen uns jedoch, unsere emotionalen Reaktionen auf Lebensereignisse sowie die Wirkung unseres Handelns auf andere zu erkennen. Unsere Erkenntnisse aus den von Leben zu Leben wechselnden Gegebenheiten sind Bausteine, die zu unserer Weisheit beitragen – nach dem Gesetz des Ausgleichs.

Nun kommen wir zum fünften Gesetz, dem Gesetz der Entsprechungen. Es vereint die Grundprinzipien der anderen vier Gesetze in sich. Heilung ist die Ausgeglichenheit von Gemüt, Körper und Geist für andere und für einen selbst durch bedingungslose Liebe. Doch die Arbeit bis zum Erlangen dieser Balance ist nicht einfach, selbst wenn wir uns des Zieles bewusst sind. In ihrer göttlichen Weisheit lässt uns unsere Seele durch das Wirken dieser fünf kosmischen Gesetze zeitlebens ständig Botschaften zukommen. Das Problem dabei ist: Wenn wir die Botschaft nicht erfassen oder die Gelegenheiten nicht erkennen, reagieren wir leicht frustriert, verärgert oder ängstlich auf das, was uns als Hindernis erscheint.

Getrieben von dem Wunsch, Antworten zu finden inmitten von Frustration, seelischem Druck, Unzufriedenheit und anderen Gefühlen, werden wir zu Suchenden, geheimen Mystikern und heiligen Sammlern. Wir lesen, wir üben Körperhaltungen, wir meditieren und beten. Wir studieren die Sterne und lassen uns von Medien, Ritualen und Steinen inspirieren. Wir folgen Gurus und Diäten. Wir schließen uns Gruppen und Ashrams an und finden doch niemals Antworten, die uns stimmig erscheinen. Auf unserer hektischen Suche nach dem Einen, was uns in dieser Inkarnation den Weg zu dem beabsichtigten Ziel unserer Seele weisen wird, werden unsere Emotionen genauso hektisch wie unser Suchen. Wir erinnern uns, dass irgendwo von der Erforschung unserer Emotionen die Rede war, doch den Gedanken an eine solche »Ausgrabungsarbeit« schieben wir auf die lange Bank. Er scheint zu beängstigend, und vielleicht wird uns nicht gefallen, was wir da finden. Es soll Drachen geben dort unten. So kehren wir in unserer Angst dorthin zurück, wo es sicher ist, an den Ort, an dem wir glauben, die Kontrolle über uns selbst und alles um uns herum behalten zu können – unser Denken.

Wenn ich früher über Dr. Bach und sein Werk referierte, gebrauchte ich oft die Metapher einer spirituellen Reise, einer Pilgerreise der Selbstfindung, auf die wir uns...