Bindung ohne Burnout -  Nora Imlau

Bindung ohne Burnout (eBook)

Spiegel-Bestseller Fachbuch-Bestseller
Kinder zugewandt begleiten ohne auszubrennen

(Autor)

Nora Imlau (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
205 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86812-1 (ISBN)
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Bindung ist nicht nur kuschlig und schön, sondern auch extrem anstrengend - nah an den Eltern wie kaum eine andere Autorin spricht Nora Imlau ein Tabu an. So ist Schätzungen zufolge heute jede fünfte Mutter akut ausgebrannt. ?n ihrem neuen Buch bietet die erfolgreiche Ratgeberautorin nicht nur Lösungen für Eltern, die im Familienalltag am Limit sind, sondern auch für die Mütter und Väter, die gar nicht erst in Überforderung oder gar einen Burnout hineingeraten wollen. Sie zeigt: Bindung ist robust, sie verträgt eine Menge elterliche Unvollkommenheit. Eltern dürfen sich auch mal ausruhen und großzügiger sein mit der Medienzeit - denn je weniger hart sie gegen sich selbst sind, desto leichter wird es ihnen fallen, sanft und freundlich mit ihren Kindern umzugehen, wenn es wirklich drauf ankommt. Lieber glücklich als perfekt - lösungsorientiert und praxisnah zeigt Nora Imlau, auch anhand vieler persönlicher Beispiele und Informationen aus Psychologie und Wissenschaft, wie es gelingt, das Leben mit Kindern sowohl bindungs- und bedürfnisorientiert als auch entspannt und gelassen zu gestalten. Weil auch mangelnde politische und gesellschaftliche Unterstützung zur Erschöpfung von Eltern beiträgt, formuliert Nora Imlau außerdem Forderungen an eine Gesellschaft, die endlich dazu beitragen muss, den Druck abzubauen, unter dem so viele Familien leiden.

Nora Imlau ist Autorin mehrerer »Spiegel«-Bestseller, gefragte Speakerin und Journalistin für Familienthemen in Print- und Online-Medien. Sie ist Kolumnistin in der Süddeutschen Zeitung, hat eine weitere Familienkolumne in der Zeitschrift ELTERN, ist die Familienexpertin im ARD Familienmagazin sowie die Erziehungsexpertin in der MDR-Sendung »Hier um 4« und bildet im von Jesper Juul gegründeten Ausbildungsinstitut familylab Deutschland angehende Familienbegleiter*innen aus. Darüber hinaus folgen ihr etwa 100 000 Menschen auf ihren Social-Media-Kanälen. Seit vielen Jahren engagiert sie sich für die Rechte von Eltern und Kindern. Ein weiterer Schwerpunkt ist ihre Arbeit mit Schwangeren und Hebammen. Die vierfache Mutter gilt als eine der wichtigsten Stimmen einer neuen Elterngeneration, die ihren Kindern mit Vertrauen und Respekt begegnen will und nach Wegen sucht, die Bedürfnisse der Großen und Kleinen in einer Familie auf liebevolle Weise unter einen Hut zu kriegen. www.nora-imlau.de

Vorwort

Warum ich gerade jetzt dieses Buch schreibe


Neulich wollte mein Kleinkind partout nicht einschlafen. Es strampelte und zappelte in unserem Familienbett und stand irgendwann einfach wieder auf, nachdem ich schon über eine halbe Stunde neben ihm gelegen hatte. Da war es bereits nach 22 Uhr. Mein Kind lief in die Küche und kam dort auf die Idee, sich selbst Spiegeleier braten zu wollen. Als ich hinterherkam, lagen bereits drei zermatschte rohe Eier auf dem Fußboden. Daneben stand das Kind und weinte.

»Sag mal, geht’s noch?«, hob ich zu einer Schimpftirade an. Doch dann hielt ich inne. Kniete mich hin. Und nahm mein Kind in den Arm.

»Hast du gemerkt, dass du nicht schlafen kannst, weil du noch Hunger hast?«, fragte ich mit leiser Stimme.

Eifriges Nicken.

»Und dann wolltest du dir ein Spiegelei braten?«

»Ja«, weinte mein Kind. »Und dann sind mir die Eier einfach auf den Boden geflutscht.«

»Verstehe«, sagte ich. »Dann wischen wir die kaputten Eier jetzt mal auf und machen dir neue, ja?«

Mein Kind hörte auf zu weinen und sah mich erleichtert an. Ich hatte verstanden, was es brauchte.

Ich wischte die Eier auf und briet zwei neue. Da war es schon fast halb elf. Mein Kind aß, ging dann bereitwillig mit mir zurück ins Bett und schlief in meinen Arm gekuschelt blitzschnell ein. Ich lag neben ihm und fühlte mich dankbar und zufrieden – und völlig erschöpft. Die Emotionen meines Kindes in diesem Moment genauso zu sehen und ernst zu nehmen wie meine eigenen, das Bedürfnis hinter seinem Verhalten zu erkennen und trotz eigener Müdigkeit noch freundlich und zugewandt zu bleiben – all das war mir nicht leichtgefallen. Und es gibt durchaus Situationen, in denen ich das nicht so gut schaffe.

»Jetzt hätte ich bitte gerne meinen Friedensnobelpreis«, schrieb ich im Dunkeln in meine Instagram-Story, und das war nur halb scherzhaft gemeint. Meine Community verstand den Auftrag sofort und schickte mir haufenweise Bilder von virtuellen Orden und Pokalen. Und mehr als einmal die Frage: »Wie schafft man das: liebevoll zu bleiben, ohne auszubrennen?«

Seit über 15 Jahren befasse ich mich genau mit diesem Thema – als Fachautorin für Familienthemen, aber auch als Mutter von mittlerweile vier Kindern, die sehr verschieden, aber allesamt sehr bedürfnisstark sind. Die Frage, wie es gelingen kann, all unsere widersprüchlichen Bedürfnisse – die der Kinder und der Erwachsenen! – zumindest einigermaßen unter einen Hut zu bekommen, war für mich deshalb nie eine theoretische Denksportübung, sondern gewissermaßen meine persönliche Lebensaufgabe. Manchmal ehrlicherweise auch: meine Überlebensaufgabe. Denn ich kenne sämtliche Aggregatzustände des Mutterseins: die höchsten Hochs wie die tiefsten Tiefs. Ich habe Zeiten erlebt, in denen mir das Muttersein ausgesprochen leicht von der Hand ging und ich gar nicht verstehen konnte, warum andere so damit kämpfen, weil ich so glücklich war. Es gab anstrengende, aber händelbare Phasen. Mittelgute Durchschnittsphasen. Schwierige, aber aushaltbare Phasen. Sehr müde, aber trotzdem ganz zufriedene Phasen. Und dann gab es immer wieder Phasen, in denen ich zutiefst ausgebrannt und erschöpft war vor lauter Bemühen, allen in unserer Familie zumindest ansatzweise gerecht zu werden – und das Gefühl hatte, trotzdem daran zu scheitern.

In meinen Vorträgen und Workshops, aber auch auf Social Media habe ich tausendfach die Rückmeldung von Eltern erhalten, dass sie sich gerade deshalb von mir und meiner Arbeit so verstanden, abgeholt und unterstützt fühlen: Weil ich nicht verschweige, wie es sich anfühlt, wenn Elternsein richtig schwer ist. Weil ich die Verzweiflung kenne und die Erschöpfung, die Selbstzweifel und die Zukunftsängste. Ebenso wie die bange Frage: Haben wir in unserer Erziehung nicht doch den falschen Weg eingeschlagen?

Wie so viele gehören auch mein Mann und ich zu einer neuen Elterngeneration, die mit ihren Kindern vieles anders machen will. Die auf Vertrauen und Verbindung setzt statt auf Druck und Strafen. Die nicht erpressen, sondern erklären will. Nähe schenken, statt aufs Zimmer schicken. Wir sind zugewandte, liebevolle, bindungsorientierte Eltern. Und stehen immer mal wieder vor unseren Kindern und fragten uns, ob unser Leben nicht erheblich leichter wäre, könnten wir einfach mal ein Machtwort sprechen, und unsere Kinder würden einfach – hören.

Man kriegt das ja manchmal im weiteren Umfeld so mit: dass es Kinder gibt, die sich um sieben Uhr klaglos ins Bett stecken lassen und die nicht brauchen, dass jemand neben ihnen liegt, bis sie schlafen. Die essen, was auf den Tisch kommt, und ihre Hausaufgaben erledigen, ohne zu meckern. Die nicht mit ihren Geschwistern streiten, brav ihre Zimmer aufräumen, im Haushalt helfen, nicht nach Fernsehen verlangen und freiwillig Blockflöte üben.

Ich gebe offen zu, dass ich mich schon oft gefragt habe, was das Geheimnis dieser Familien ist. Sind sie einfach deutlich kompetentere Eltern als wir? Und hätten wir wirklich strenger, härter sein müssen? Denn das ist es ja oft, was erschöpften Eltern vermittelt wird: Dass sie einfach mal durchgreifen und autoritärer werden müssten, Grenzen setzen, Strafen verteilen – dann liefe der Alltag auch wieder rund. Dabei schwingt stets der Vorwurf mit: Ihr seid doch selbst schuld, dass euch die Kinder auf der Nase rumtanzen. Hättet ihr nicht mit eurer Larifari-Erziehung angefangen, hättet ihr es jetzt auch nicht so schwer.

Heute weiß ich: Nein, das ist Quatsch. Wenn Kinder so klaglos wie beschrieben in der Spur laufen, hat das zum Teil mit ihrer Persönlichkeit zu tun (es gibt wirklich Kinder, die sich einfach total gerne an Regeln halten, die Hausaufgaben mögen, gerne aufräumen und mit Leidenschaft Blockflöte spielen!). Stecken aber hinter den braven Kindern tatsächlich besagte autoritäre Erziehungsmethoden, dann bekommen sie damit vor allem eins vermittelt: dass es für sie emotional oder körperlich schlicht nicht sicher wäre, nicht stets zu tun, was man von ihnen erwartet.

Die moderne Bindungsforschung geht davon aus, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn Kinder sich trauen, gegen ihre Eltern aufzubegehren, deren Nein auch mal infrage zu stellen oder einfach zu ignorieren und sich mit Verve für ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ins Zeug zu legen. Kinder, die sich so verhalten, zeigen damit, dass sie sich bedingungslos geliebt und emotional vollkommen sicher fühlen – sie haben keine Angst, unsere Fürsorge und Zuversicht zu verlieren, wenn sie sich danebenbenehmen. Ihr riesiges Vertrauen, sich uns mit all den Facetten ihrer Persönlichkeit und ihren noch so herausfordernden Verhaltensweisen zumuten zu können, ist also im Grunde genommen ein großes Kompliment an uns und an die Bindungssicherheit, die wir ihnen geschenkt haben. Unfassbar anstrengend ist es trotzdem.

Diese Anstrengung kann dazu führen, dass gerade die besonders netten, besonders liebevollen und besonders zugewandten Eltern irgendwann ausbrennen. Weil sie so viel geben und so wenig zurückbekommen. Weil sie so viel Verständnis zeigen, ihre persönlichen Grenzen immer weiter ausdehnen, ihre eigenen Bedürfnisse immer stärker zurückstellen, um bloß ihre Kinder nicht zu frustrieren. Und darüber irgendwann in eine so tiefe und umfassende Erschöpfung hineingeraten, dass sich der ganze Familienalltag nur noch anfühlt wie das niemals endende Waten durch ein Moor, das einen nach unten ziehen und verschlucken will. Jeder Schritt ein Kraftakt, jeder Weg ein Kampf.

Ich möchte dir zeigen, warum es völlig legitim ist, dass du dich fühlst, wie du dich fühlst. Und dass du für ein Familienleben, das du wieder mehr genießen kannst, auf keinen Fall von einem feinfühligen, liebevollen Umgang mit deinem Kind abrücken musst. Das wirksamste Gegengift gegen Dauererschöpfung und -unzufriedenheit sind nämlich gelingende Beziehungen, ein vertrauensvolles Miteinander und ein Familienleben, das auf bedingungsloser Liebe basiert – auch wenn die Herausforderungen groß sind. Genau das habe ich in meiner eigenen Familie erfahren. Gerade weil meine eigenen Kinder so wunderbar willensstark sind, habe ich unglaublich viel gelernt darüber, wie das Familienleben auch dann wieder mehr Freude machen kann, wenn die Bedürfnisse auf allen Seiten ganz...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-407-86812-X / 340786812X
ISBN-13 978-3-407-86812-1 / 9783407868121
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