Recherchieren, Dokumentieren, Zitieren (eBook)

Die Arbeit mit wissenschaftlichen Quellen
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
317 Seiten
UTB (Verlag)
978-3-8463-6066-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Recherchieren, Dokumentieren, Zitieren -  Klaus Niedermair
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Der Erfolg einer Prüfungs- und Abschlussarbeit hängt vor allem davon ab, wie gut und sicher wissenschaftliche Quellen recherchiert, ausgewertet und zitiert werden. Doch wie lässt sich die Relevanz und Qualität einer wissenschaftlichen Quelle erkennen? Wie wird sie dokumentiert und in der eigenen Arbeit verwendet? Diese und weitere Fragen klärt Klaus Niedermair in seinem Buch. Er zeigt, wie ein zielgerichtetes Projektmanagement im wissenschaftlichen Arbeiten aussieht. Dabei gibt er mit Leitfäden, Checklisten, Übungen und praktischen Beispielen Hilfe zur Selbsthilfe. Neu in der zweiten Auflage hinzugekommen sind Abschnitte zum Schreiben wissenschaftlicher Texte, zum korrekten Zitieren und zur Vermeidung von Plagiaten. Auch auf Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen für die Informationsrecherche und das Verfassen von Texten geht der Autor ein.

Dr. Klaus Niedermair lehrt an der Fakultät für Politische Wissenschaft an der Universität Innsbruck und war bis 2022 Stv. Leiter der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol.

Dr. Klaus Niedermair lehrt an der Fakultät für Politische Wissenschaft an der Universität Innsbruck und war bis 2022 Stv. Leiter der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol.

Einleitung
Vorwort zur 2. Auflage
1 Warum recherchieren
1.1 Der Sache auf den Grund gehen
1.2 Der Forschungsprozess
1.3 Begründungen recherchieren
2 Was recherchieren
2.1 Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen
2.2 Publikationsformen
2.3 Print und Online
2.4 Welche Quellen sind gefragt
2.5 Welche Forschungsziele gibt es?
3 Wo recherchieren
3.1 Referenzquellen in der Forschung
3.2 Akteure am Informationsmarkt
3.3 Methoden der Wissensorganisation
3.4 Typen von Referenzquellen
3.5 In welcher Referenzquelle suchen
4 Wie recherchieren
4.1 Recherchetechniken
4.2 Recherchemethoden
4.3 Recherchestrategien
4.4 Personen, Daten, Fakten suchen
4.5 Auf dem Laufenden bleiben
4.6 Die systematische Recherche
4.7 Zirkuläres Recherchieren
4.8 Praxisbeispiele
4.9 Von der Referenz zur Quelle
5 Dokumentieren
5.1 Ordnung ist (fast) alles
5.2 Formale Dokumentation
5.3 Ihre Quellen: Ihre Wahl
5.4 Inhaltliche Dokumentation
5.5 Die Software des Zettelkastens
6 Zitieren
6.1 Warum überhaupt zitieren
6.2 Welche Quellen zitieren
6.3 Zitierregeln und -stile
6.4 Achtung, Plagiat
6.5 Wissenschaftlich schreiben
Lösungen der Fragen
Glossar
Literatur
Register
Überblicke
Steckbriefe
Checklisten
Internetadressen
Abbildungsverzeichnis

1.1 Der Sache auf den Grund gehen


Die Recherche (franz. rechercher) ist die professionelle Suche nach Information. Professionell in zweifacher Hinsicht: Erstens steht sie in Zusammenhang mit einer Berufsausübung, einer Profession, und zweitens erfordert sie Kompetenz, Ausbildung, Routine, also Professionalisierung. Insofern ist die professionelle Recherche vom Suchverhalten im Alltag zu unterscheiden, dieses ist im Allgemeinen weniger anspruchsvoll, nicht flächendeckend und strategisch geplant.

Recherchiert wird in mehreren Berufsfeldern, z. B. im Journalismus: In der Berichterstattung können einerseits Informationen aus Pressekonferenzen, Pressemeldungen und Presseagenturen verarbeitet werden, sozusagen aus zweiter Hand. Andererseits recherchieren Journalisten selbst nach Informationen, um ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und im Interesse der Wahrheitsfindung möglichst objektiv darzustellen. Ein gewissenhafter Journalist versucht, seine Berichterstattung durch Recherche zu begründen. Weiters recherchieren Marktforschungsinstitute Märkte und Konsumentenverhalten, um die Absatzchancen für Produkte zu optimieren. Ähnlich recherchieren Meinungsforschungsinstitute politische Einstellungen und Wählerverhalten. Auch Detektive und Kriminalpolizisten recherchieren, um ihre Annahmen anhand von Fakten zu beweisen.

Diese Formen von Recherche haben Ähnlichkeiten mit der wissenschaftlichen Recherche. Ähnlich geht es in der Wissenschaft um Wahrheitsfindung, um objektive Darstellung, um Begründung – doch es gibt einen Unterschied, denn Wissenschaftler*innen tun etwas anderes als Journalisten, Marktforscher und Detektive.

Hier stellt sich die Frage: Was ist die Wissenschaft? Das ist eine schwierige Frage, die Kernfrage der Wissenschaftstheorie. Die Wissenschaft gibt es eigentlich nicht, es gibt Einzelwissenschaften, die sich relativ gut nach ihrem Gegenstandsbereich unterscheiden lassen, z. B. Physik, Biologie, Politikwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Theologie – meistens kommt in diesen Bezeich­nungen „-wissenschaft“ vor oder (was dasselbe bedeutet) „-logie“. Solche Einzelwissenschaften inhaltlich zu unterscheiden, wäre noch leicht.

Doch es gibt noch andere Unterschiede. Wenn Sie z. B. Soziologie studieren und sich mit Studierenden der Biologie austauschen, werden Sie feststellen, dass dann mit „Wissenschaft“ etwas anderes gemeint sein kann. Oder vielleicht sind Sie Geisteswissenschaftler und wurden einmal von einer Naturwissenschaftlerin gefragt, ob Ihr Studienfach überhaupt eine Wissenschaft ist – klar, Sie können den Spieß auch umdrehen.

Solche Unterschiede im Wissenschaftsverständnis hängen mit den wissenschaftstheoretischen Positionen zusammen. Diese geben unterschiedliche und teilweise kontroversielle Antworten auf Fragen wie z. B., was Wissenschaft überhaupt ist, welche Forschungsmethoden sinnvoll sind, wie man zu wissenschaftlichem Wissen kommt, wie es begründet wird und was mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis geschehen soll.

Das sind nicht nur nutzlose philosophische Fragen, im Gegenteil, es geht um grundlegende Einstellungen, Leitbilder und Paradigmen, die entscheidend sind für die Forschungspraxis und im Endeffekt auch für die Forschungsergebnisse. Wissenschaftler*innen und Studierende verinnerlichen meist eine wissenschaftstheoretische Position, sehen diese als selbstverständlich und nehmen andere nicht wirklich als Alternativen wahr, es sei denn, sie reflektieren wissenschaftstheoretisch. Es gibt – vereinfacht gesagt – drei wissenschaftstheoretische Positionen.

Einmal den Kritischen Rationalismus (1), der das Ziel der Wissenschaft darin sieht, die Wirklichkeit zu erklären, indem Hypothesen formuliert werden, aber so, dass sie auf Wahrheit oder Falschheit hin geprüft werden können, also verifizier- oder falsifizierbar sind. Sind sie es nicht, sind es keine wissenschaftlichen Sätze. Mit einer Hypothese kann dann eine Tatsache erklärt werden. Doch wie man zu einer solchen Hypothese kommt, ist für ihre Qualität sekundär.

Genau diese Frage ist der wissenschaftliche Fokus der hermeneutisch-heuristischen Position (2). Die Qualität von Wissenschaft hängt davon ab, ob und wie begründet werden kann, wie eine Hypothese entsteht. Das Ziel der Wissenschaft ist es, die Wirklichkeit, eine Tatsache, ein Ereignis, ein Verhalten zu verstehen, dann erst kommen wir zu einer Hypothese.

Eine dritte Position schließlich, die Kritische Theorie (3), hinterfragt beide: In beiden wird die soziale und politische Praxis ausgeblendet. Vor allem gilt das für die Frage nach den Einstellungen, Werten und Normen, die dafür entscheidend sind, wie wir Wirklichkeit verstehen und erklären und unser Leben gestalten. Das Ziel der Wissenschaft ist die kritische Reflexion dieser normativen Voraussetzungen wissenschaftlicher Erkenntnisse und ihrer Auswirkungen auf die soziale und politische Wirklichkeit.

Das ergibt eine komplexe Landschaft: Man könnte jede dieser Positionen wie eine optische Linse über einen Gegenstandsbereich legen und Wissenschaft wird jeweils etwas anderes. Wobei nicht alles Sinn macht: Für die physikalische Wirklichkeit ist die hermeneutisch-heuristische Optik (2) wirklich eher peripher, denn wie Albert Einstein zu einer Hypothese gekommen ist, ob nach einer Tasse Kaffee oder bei einem Spaziergang, ist nur ein psychologisches Detail. Wichtig ist, ob die Hypothese verifiziert werden kann (1). Allerdings müsste aus der Sicht der Kritischen Theorie (3) schon gefragt werden, welche Folgen diese Hypothese für die Praxis hat. Wissenschaftler*innen können in dem Punkt durchaus blauäugig sein: Robert Oppenheimer hat wissenschaftlich engagiert die Atombombe erfunden, sich aber nach Hiroshima und Nagasaki politisch engagiert gegen deren Einsatz ausgesprochen.

In den Sozialwissenschaften hat eine Differenzierung im Hinblick auf alle wissenschaftstheoretischen Positionen auf jeden Fall Sinn. Es macht einen Unterschied, ob nach dem Kritischen Rationalismus ausschließlich Hypothesen verifiziert werden, indem Zahlen erhoben und ausgewertet werden, also quantitative Methoden zum Einsatz kommen. Oder ob, wie es die Hermeneutische Position fordert, die Bildung von Hypothesen in den Mittelpunkt kommt und damit die Frage, wie soziale Wirklichkeit überhaupt beschrieben wird, demnach qualitative Methoden erforderlich sind.

Überblick | Es gibt nicht die eine Wissenschaft

Es gibt vielmehr Einzelwissenschaften, die sich unterscheiden im Hinblick

  • auf den Gegenstandsbereich (sie sind Fachdisziplinen, z. B. Physik, Soziologie),

  • auf ihre wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen (z. B. des Kritischen Rationalismus, der Hermeneutisch-heuristischen Position, der Kritischen Theorie),

  • auf die verwendeten Methoden, z. B. quantitativ oder qualitativ.

Trotz dieser Unterschiede gibt es eine Gemeinsamkeit in der Landschaft der Einzelwissenschaften: die theoretische Zielsetzung von Wissenschaft, die für alle Wissenschaftsdisziplinen gilt und worin sich alle wissenschaftstheoretischen Positionen einig sind. Dies ist zwar eine Selbstverständlichkeit, aber genau darin liegt der Unterschied zwischen dem theoretischen Wissen und dem Alltagswissen. Theoretisches Wissen ist erstens allgemeingültig: Forschungs­­ergebnisse stellen den Anspruch, nicht nur für einen Fall, sondern ebenso für andere, ähnliche Fälle Gültigkeit zu haben. Das könnte auch für das Alltagswissen gelten, es wird ja oft sehr schnell etwas über „Alle …“ behauptet. Doch theoretisches Wissen ist zweitens methodisch gesichertes Wissen: Zu Forschungsergebnissen gelangt man durch Anwendung von anerkannten Methoden, dadurch sind sie intersubjektiv nachprüfbar. Das bedeutet: Theoretisches Wissen ist begründetes Wissen.

Wenn Journalisten, Marktforscher und Detektive recherchieren, haben sie nicht das Ziel, theoretisches Wissen zu schaffen – auch dann nicht, wenn sie Theorien recherchieren, gehen sie nicht von einer theoretischen Frage aus. Ähnlich ist es, wenn wir im Alltag im Internet nach etwas suchen. Wissenschaftler*innen hingegen recher­chieren mit einer theoretischen Zielsetzung, um nämlich auf theoretische Fragestellungen theoretische Antworten zu finden. Und zwar direkt oder indirekt. Direkt, wenn das, was sie in der Recherche finden, bereits theoretisches Wissen ist: eine solche Forschung wird als theoretische Arbeit bezeichnet. Oder indirekt, wenn sie nicht-wissenschaftliche Texte, z. B. literarische Texte, oder empirischen Daten, z. B. Interviews auswerten und daraus theoretisches Wissen ableiten: diese Forschung wird als empirische Arbeit bezeichnet.

Überblick | Was Wissenschaften gemeinsam haben

  • Sie haben eine theoretische Zielsetzung.

  • Theoretisches Wissen ist allgemeingültig, methodisch gesichert, intersubjektiv nachprüfbar und begründet.

  • Begründet entweder durch...

Erscheint lt. Verlag 13.11.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch
Sozialwissenschaften Pädagogik Erwachsenenbildung
Schlagworte Abschlussarbeit • Abschlussarbeit schreiben • Aufsatz • ChatGPT • citavi • Dokumentieren • Forschungsarbeit • Forschungsziele • Hausarbeit • Künstliche Intelligenz • Lehrbuch • Links • Literatur • Literaturrecherche • Plagiat • Projektmanagement • Recherchetechniken • Recherchieren • Referat • Referate • richtig zitieren • Schlüsselkompetenz • Seminararbeit • Social Media • Studium • Theorien • Wissen • wissenschaftlich arbeiten • Wissenschaftliches Arbeiten • Zitation
ISBN-10 3-8463-6066-X / 384636066X
ISBN-13 978-3-8463-6066-8 / 9783846360668
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