Radikale Zärtlichkeit - Warum Liebe politisch ist - Seyda Kurt

Radikale Zärtlichkeit - Warum Liebe politisch ist

Spiegel-Bestseller

***** 1 Bewertung

(Autor)

Buch | Softcover
224 Seiten
2021
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0114-2 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
What is love? Ist die Liebe Sinn des Lebens, eine politische Allianz, Illusion oder Selbstzweck? Oder ist sie gar unmöglich, weil wir uns zwischen Zukunftsängsten, überhöhten Ansprüchen und diskriminierenden Strukturen völlig zerreiben?

Şeyda Kurt nimmt unsere allzu vertrauten Liebesnormen im Kraftfeld von Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus auseinander - und erforscht am Beispiel ihrer eigenen Biografie, wie traditionelle Beziehungsmodelle in die Schieflage geraten, sobald sicher geglaubte Familienbande zerbrechen und hergebrachte Wahrheiten in Zweifel geraten. Denn Liebe existiert nicht im luftleeren Raum. Sie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und sie ist politisch.

Wie also wollen wir wirklich lieben? Wen und wie viele? Wie kann er aussehen, ein radikaler Neuentwurf der Liebe? Und wie können Menschen sich gemeinsam gegen die Ismen unserer Gesellschaft behaupten - als Partner*innen, Familie und Freund*innen? Scharfsinnig, witzig und mit einem feinen Gespür für die zahlreichen Fallstricke und Dimensionen der Liebe erzählt Şeyda Kurt von ihrer Suche nach neuen Narrativen - und einer uns eigenen Sprache der Zärtlichkeit, in der wir mit überkommenden Beziehungsmodellen brechen und ein gerechteres Miteinander wagen können.

Şeyda Kurt, geboren 1992 in Köln, studierte Philosophie, Romanistik und Kulturjournalismus in Köln, Bordeaux und Berlin und ist Journalistin und Moderatorin. Sie schreibt unter anderem für taz. Die Tageszeitung und ZEIT ONLINE. In der Kolumne Utopia bespricht sie für das Theater-Onlinemagazin nachtkritik.de kulturelle Repräsentationen von Liebe und Zärtlichkeit auf Theaterbühnen. Auf Twitter schreibt sie unter @kurtsarbeit über politische und soziologische Belange.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Maße 136 x 215 mm
Einbandart kartoniert
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Beziehung • beziehung buch • Beziehung führen • Beziehung Liebe • Beziehungsbuch • Beziehungsratgeber • Beziehungsratgeber Buch • Debattenbuch • Deutschland Schwarz Weiß • die letzten Tage des Patriarchats • Diskriminierung • exit racism • feminismus buch • Feminismus und feministische Theorie • Feministisch • feministische bücher • Feministische Literatur • Intersektionaler Feminismus • Intersektionalität • intersektionalität feminismus • Missy • Polygamie • Rassismus • Ratgeber: Partnerschaft und Ehe • schamlos • Schnell.liebig • Sexualität • sexualität buch • Sex und Sexualität, soziale Aspekte • Sie hat Bock • Soziale Gerechtigkeit • Soziologie • sprache und sein • Untenrum frei • Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche • Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten • Wie wir lieben • Yalla Feminismus
ISBN-10 3-7499-0114-7 / 3749901147
ISBN-13 978-3-7499-0114-2 / 9783749901142
Zustand Neuware
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5 Buchhändler-Bewertung

von (Buchhändler, Lehmanns Web-Redaktion), am 05.07.2021


Steffen Ille
Buchhändler
Herausfordernd

»Das Private ist politisch.« heißt es seit bereits einem guten halben Jahrhundert. Wirklich bewusst scheint das aber nicht zu sein, zumindest nicht allgemein verbreitet. Şeyda Kurt ruft dies eindrucksvoll in Erinnerung, indem sie aufzeigt, wie tiefverwurzelt Muster patriarchalen, ja zutiefst misogynen Denkens in unserer Kultur sind und dadurch eben gerade auch unsere Liebesbeziehungen prägen und wie sehr wir darin gefangen sind. Ruhig, sachlich und konsequent.
Die »romantische Liebe« im bürgerlichen Sinn kommt dabei nicht besonders gut weg und es ist eine herausfordernde, nicht selten schmerzhafte Revision der heteronormativen Zweierbeziehung, die Şeyda Kurt hier vornimmt. Ich hatte mehr als einmal gut Lust, in einem Anflug tiefempfundenen Widerstrebens und mit erheblicher Schnappatmung die Lektüre abzubrechen. Das hätte allerdings auch wenig daran geändert, dass Şeyda Kurt in vielen Punkten offenkundig Recht hat und es alles nichts hilft: Wir müssen uns diesem kulturellen Erbe stellen, wenn wir es ernst meinen mit Freiheit und Selbstbestimmung.
Ich bin Şeyda Kurt sehr dankbar, dass sie den alten Begriff der »Zärtlichkeit« mit neuem Leben erfüllt und so Horizonte öffnet für vielfältige Möglichkeiten von Intimität, Zusammenleben, Familie. Ihr Plädoyer für Offenheit, ihre Forderung danach, die eigenen Bedürfnisse klar zu adressieren und auszuhandeln, wie Gemeinsamkeit so gestaltet werden kann, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen, finde ich sehr überzeugend. Genauso wie sofort einrichtig wird, dass damit untrennbar Fragen originär politischer, mithin gesellschaftlicher Natur verbunden sind.
Eine echte Bereicherung war für mich, dass Şeyda Kurt bei ihrer Darstellung dieses gleichzeitig komplexen wie simplen Themas nicht allein Rückgriff auf die Geistes- und Kulturgeschichte von Platon bis bell hooks nimmt (und nebenbei aufzeigt, dass der Mythos vom Fortschreiten des europäisch-westlichen Denkens als eine Befreiungsgeschichte sich nicht ohne erhebliche Einschränkungen halten lässt), sondern auch ihre eigene Familien-, Lebens- und Erkenntnisgeschichte einfließen lässt. Gerade ihre freimütige Erzählung davon, wie kulturelle Einflüsse sie geprägt haben und welche Neubewertungen sie im Laufe ihres Lebens vorgenommen hat, fand ich sehr spannend. Denn sie zeigt, dass Veränderungen möglich sind und wie befreiend es sein kann, eigene Wege zu suchen und zu gehen.
Das Nachdenken darüber wird mich noch lange begleiten und auch mich dazu bringen, das eine oder andere auf den Prüfstand zu stellen und für mehr Zärtlichkeit zu werben.
Vielen Dank dafür.
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