Alle_Zeit

Spiegel-Bestseller
Eine Frage von Macht und Freiheit | Wie eine radikal neue, sozial gerechtere Zeitkultur aussehen kann

***** 8 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
400 Seiten
2022 | 7
Ullstein Buchverlage
978-3-550-20172-1 (ISBN)
22,99 inkl. MwSt

Soziale Gerechtigkeit bedeutet gerechte Verteilung von Zeit.

Zeit ist die zentrale Ressource unserer Gesellschaft. Doch sie steht nicht allen gleichermaßen zur Verfügung. Teresa Bücker, eine der einflussreichsten Journalistinnen in Deutschland, macht konkrete Vorschläge, wie eine neue Zeitkultur aussehen kann, die für mehr Gerechtigkeit, Lebensqualität und gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgt.

Ausgezeichnet mit dem NDR Sachbuchpreis 2023

Teresa Bücker, geboren 1984, ist Publizistin und Vordenkerin im Bereich Feminismus, Arbeit und Gesellschaft. Seit 2019 ist sie Kolumnistin des SZ-Magazins. Von 2014 bis 2019 war sie Chefredakteurin des feministischen Onlinemagazins EDITION F. Als Expertin wird sie regelmäßig zu Konferenzen und in politische Talk-Sendungen geladen. https://teresabuecker.de/

»Teresa Bücker gehört aktuell zu den interessantesten feministischen Stimmen in Deutschland.« RBB Kultur Das Magazin RBB Kultur Das Magazin 20221119

»Teresa Bücker gehört aktuell zu den interessantesten feministischen Stimmen in Deutschland.«

»Man wundert sich, wie viel Schäden und Lasten einer nur auf Erwerbsarbeit orientierten Gesellschaft beharrlich verdrängt werden. Endlich ein Buch nach dem Motto: Alles könnte anders sein.«

Erscheinungsdatum
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 128 x 210 mm
Gewicht 446 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte alltagsfeminismus • Altersarmut • Angehörige • Care • Care-Arbeit • Deutscher Sachbuchpreis 2023 • Elternzeit • Equal Care • Erwerbsarbeit • Familienpolitik • Freiheit • Freizeit • GAP • Gender • Gender care gap • Generationengerechtigkeit • Geschlechtergerechtigkeit • Gleichberechtigung • Kinder • Macht • Machtstrukturen • niedriges Einkommen • Pflege • Rente • Selbstbestimmtes Leben • Sorgearbeit • Soziale Ungleichheit • Teilzeit • Teilzeit arbeiten • Trennung • Vereinzelung • Zeitarmut • Zeitgerechtigkeit • Zeitpolitik • Zeitwohlstand
ISBN-10 3-550-20172-9 / 3550201729
ISBN-13 978-3-550-20172-1 / 9783550201721
Zustand Neuware
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5 Umfangreich recherchierte Auseinandersetzung mit einer gerechteren Zeitkultur

von , am 12.11.2022

Zeit. Wir alle haben 24 Stunden davon, jeden Tag. Wir verbringen Zeit und haben mal mehr und mal weniger Einfluss darauf, auf welche Weise wir das tun - eine Erfahrung, die uns alle verbindet. Als zentrale Ressource unserer Gesellschaft ist die Zeit eng mit Gerechtigkeitsfragen verbunden. Und doch, so Teresa Bücker, ist der diskursive Austausch dazu unterentwickelt, fehlen uns die Begrifflichkeiten, um unsere Zeitgestaltung präzise benennen zu können, denken wir über die Zeit hinweg. Mit "Alle_Zeit" ist nun ein Sachbuch erschienen, welches sich in diese Lücke hineinschreibt, indem es verschieden Arten von (Lebens-)zeit differenziert und die Frage danach stellt, wie eine neue, gerechtere Zeitkultur aussehen könnte.

Dieses Buch wirbt für die Wahrnehmung der eigenen Zeitvielfalt. Die Kapitel thematisieren unter anderem Arbeits_Zeit, Zeit für Care, Freie Zeit und Zeit für Politik. Es war wunderbar bereichernd, während des Lesens so tief in die Reflexion der eigenen Zeiten einzusteigen, darüber nachzudenken, wie viele Tätigkeiten einen (subjektiven) Muss-Charakter haben und welche Zeiten tatsächlich vollständig der sozialen Bewertung entzogen sind. Doch Teresa Bückers Blick geht weit darüber hinaus und betrachtet uns als Gesellschaft. Den starken Fokus auf die Arbeits_Zeit, um die sich alles andere drumherum zu sortieren hat. Die ungerechte Verteilung von Zeit für Care, die von einer Arbeitswelt verdrängt wird, die nicht darauf ausgerichtet ist, dass ihre Mitglieder Verantwortung in der Care-Arbeit übernehmen. Die Zeitarmut, die sich auch auf die politische Teilhabe und Wehrhaftigkeit einer Demokratie auswirkt. Die Schwerpunktsetzung empfand ich allerdings ganz klar bei dem Konflikt zwischen Care- und Erwerbsarbeit insbesondere in der Situation von Müttern, welcher in den verschiedenen Kapiteln wieder aufgegriffen wird.

Insgesamt ein sehr umfangreich mit Quellen belegtes Sachbuch, das inspiriert und mit konkreten Vorschlägen zur gerechteren Zeitkultur vor allem eins zeigt: dass die Art und Weise, wie wir leben, nicht alternativlos ist.

4 Appell für neue Zeitkultur

von , am 04.11.2022

Die bekannte und renommierte Journalistin und Feministin Teresa Bücker plädiert in ihrem ersten, rund 400 Seiten starken Sachbuch „Alle_Zeit – eine Frage von Macht und Gerechtigkeit“ für eine neue Zeitkultur und eine gerechtere Verteilung der wertvollen Ressource Zeit. Detailliert, einwandfrei strukturiert und recherchiert (70 Seiten Quellennachweise) öffnet sie versierte Einblicke in die Problemstellungen des Zeitmangels unserer Leistungsgesellschaft, gibt Handlungsvorschläge und liefert zudem einen Appell an unsere Politik für eine sozialere Gerechtigkeit. Denn neben der Zeit für Erwerbsarbeit bleibt den meisten viel zu wenig Qualitätszeit für Selbstfürsorge, gesellschaftlichspolitisches Engagement oder für Care-Arbeit für Kinder und Angehörige. Denn Zeit beeinflusst unser Leben auf vielen wichtigen Ebenen, Zeit bedeutet auch Geld und Macht – und manche Gesellschaftsgruppen mangelt es gewaltig an Quality Zeit, hier herrschen Zeitnot und Dauerstress, welche nicht nur sehr gefährlich für die Gesundheit werden können. Diese Risse zwischen Zeit bei Frauen und Männern oder zwischen Arm und Reich fächert Bücker gekonnt auf. Wie können wir mehr Zeitkonfettis für Erholung, Flow und selbstbestimmte Freizeit schaffen?

Trotz des anspruchsvollen Themas, der brisanten Zahlen sowie Fakten und der tiefgründigen Ausführung sowie Reflexionen der verschiedenen Themenbereiche liest sich Bückers Sachbuch äußerst spannend und flüssig – die Schlussfolgerungen und Gedankengänge öffnen die Augen, welche größere Spirale an Problemen die Zeitnot und der Zeitdruck mit sich bringt. Auch werden philosophisch-soziologische Ansätze wie die faszinierende Vier-in-einem-Perspektive von Frigga Haug miteinbezogen und der Aspekt, dass der Sorgearbeit viel mehr Anerkennung und Zeit zukommen müsste, um unserer Gesellschaft die Weiterentwicklung von menschlichem Potenzial zu ermöglichen. Dafür müsste unsere Zeit für Erwerbsarbeit weniger oder in Teilzeit verteilt werden, oder die Arbeit besser bezahlt werden, auch damit neben anderen zeitraubenden Verpflichtungen mehr Zeit für das soziale und familiäre Umfeld bleibt, für Zusammenhalt, Gleichberechtigung und Empathie.

Wie kann Zeit im Alltag besser umverteilt oder umstrukturiert werden und welche gesellschaftlichen/sozialen Probleme können damit gelöst werden? Teresa Bücker hat sich einem aktuellen und dringlichen Thema gewidmet und einen wichtig-notwendigen und aufrüttelnden Appell für mehr persönliche Zeitsouveränität verfasst, der keine Zweifel aufkommen lässt, welche Missstände in Deutschlands Zeitkultur herrschen. Absolut empfehlenswert und hoffentlich regt Bückers brillantes Sachbuch weitere gesellschaftspolitische Diskussionen und Debatten an!

5 Interessante Ideen

von , am 04.11.2022

Das Cover hätte mich persönlich nicht angesprochen, aber das Thema klang wirklich interessant.
Zeit ist tatsächlich unsere wertvollste Ressource und wir entscheiden selbst, wie wir unsere freie Zeit nutzen wollen. Aber wie viel freie Zeit wir haben, welchen Wert die Gesellschaft unserer Zeit zuschreibt und ob diese Zeit überhaupt nutzbar ist, entzieht sich oft unserer Kontrolle.
In Alle_Zeit greift die Autorin Themen wie unbezahlte Arbeit, Care Arbeit, das Leben mit Kindern und den Druck, die Zeit möglichst sinnvoll nutzen zu wollen, auf. All das klingt auf den ersten Blick sehr theoretisch, hat aber direkten Einfluss auf unseren Alltag.
Der Sprachstil war klar und angenehm, durch einige Fremdworte wird er aber wahrscheinlich nicht für alle Menschen gut verständlich sein. Durch den Überbegriff der Zeit kommt es zwischen den Kapiteln immer wieder mal zu Wiederholungen und manchmal hat sich der Text etwas gezogen.
Das Buch scheint wirklich phänomenal gut recherchiert zu sein und glänzt mit einer Menge Literaturhinweise und weiterführender Quellen. Manchmal gibt es sehr viele Infos auf einmal, und ich habe immer wieder Pausen machen müssen, um über den Inhalt zu reflektieren. Bei so vielen verschiedenen Fakten wären Bilder und Graphiken auch sinnvoll gewesen.
Die Autorin setzt sich für eine gerechtere Zeitpolitik mit mehr Lebensqualität für alle ein, berichtet von verschiedenen Ursachen der Zeitungerechtigkeit und liefert neue Impulse.
Auch wenn ich der Autorin nicht immer zu 100% zustimme, fand ich die Ideen und Impulse sehr spannend und konnte mein eigenes Leben und meine Prioritäten gut reflektieren.
Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an, und ich konnte einiges daraus für mich mitnehmen.

5 Eines der besten Bücher 2022

von (Berlin), am 27.10.2022

Das Buch von Teresa Bücker muss einfach jede*r lesen und ich kann es vollkommen uneingeschränkt weiterempfehlen.
Ich war schon vorher Fan der Autorin und ihres Stils, weshalb ich mich so gefreut habe, dass Buch zu lesen. Sie zeigt Missstände auf, ordnet gesellschaftliche Probleme ein und entwirft Utopien. Utopien über Zeitgerechtigkeit, was das eigentlich ist und wie wir sie erreichen - feministische Utopien für eine geschlechtergerechtere Welt, in der wir Care-Arbeit und Erwerbsarbeit neu denken und die Utopie einer Gesellschaft, die anders mit Belastungszuständen umgeht und in der Freizeit wertgeschätzt wird. Ich bin wirklich überzeugt von ihren Ideen, die immer wissenschaftlich fundiert erklärt werden und in einem wunderbar fließendem Schreibstil daher kommen. Auch das Cover ist wirklich gut gelungen.
Zweifellos eines meiner liebsten Sachbücher im Schrank

4 Gut investierte Zeit

von , am 26.10.2022

Teresa Bücker analysiert in ihrem Buch "Alle_Zeit" die vielseitigen Facetten der Zeit. Das Cover ist simpel und sachlich gehalten, was der sachlichen Wiedergabe des Inhalts gut entspricht. Über die Zeit zu schreiben ist eine große Aufgabe und viele große Geister versuchten sich bereits daran, das Wesen der Zeit zu erfassen. Entsprechend kann sich die Autorin in ihren Ausführungen auf viele Quellen und Arbeiten stützen, wenn sie Ihre Ansichten über die Zeit preisgibt. Hierbei wird klar, dass Zeit weit mehr ist, als die objektiven 24 Stunden, die jedem von uns täglich zur Verfügung stehen. Insbesondere die Auslebung der zur Verfügung stehenden Zeit ist hoch-emotional besetzt. Schließlich begleitet die Zeit uns privat, wie beruflich, uns allein, aber auch als gesamte Gesellschaft.
Insgesamt ein interessantes Buch, das viele Denkanstöße und Einsichten liefert.

5 Die wichtigste Ressource

von , am 21.10.2022

Vor wenigen Tagen erschien Teresa Bückers neues Buch "Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit" im Ullstein Buchverlag.
Schon vor dem eigentlichen Publikationsdatum war ich höchst Interessiert an diesem Buch, und als ich es sodann endlich vor mir hatte, wurde die Begeisterung nicht gemindert:
Bücker nimmt sich in ihrem knapp 400-seitigen Sachbuch einer unfassbar wichtigen Thematik an - der der menschlichen Lebenszeit. Diese kann nicht nur als die gewichtigste ökonomische Ressource, sondern als eine der wichtigsten Ressourcen zur gelingenden Lebensgestaltung überhaupt verstanden werden. Doch in gegenwärtigen kapitalistischen, patriarchalen Gesellschaften ist diese Ressource in höchstem Maße ungleich verteilt. Was das für Fragen der Gerechtigkeit, des guten Lebens, der Freihet von Individuen, für Ökonomie und soziale Strukturen bedeutet, beleuchtet Bücker in ihrem fantastischen Buch auf Basis guter Recherche und wichtiger, feministicher Perspektive.
Ein hervorragedes Sachbuch welches alle Menschen, deren Privilegien es erlauben, Zeit für die Lektüre zu haben, lesen sollten!

5 Zeit für eine neue Zeitkultur!

von , am 20.10.2022

Alle_Zeit von Teresa Bücker ist ein sehr wichtiges, kluges, gut recherchiertes und argumentiertes Buch, das aber auch traurig stimmt, da so viele offensichtliche und logische Gedanken und Schlussfolgerungen in der Realität der gegenwärtigen Gesellschaft bisher nur wenige Auswirkungen gefunden haben, obwohl wie nahegelegt eine sehr viel gerechtere, gesündere, zufriedenere Realität möglich wäre, wenn nur die verfügbare Zeit für alle gleichmäßiger aufgeteilt wäre, und auch alle tatsächlich über diese Zeit verfügen könnten.

Das Buch liest sich für ein derartiges Sachbuch sehr flüssig und angenehm, hier merkt man eindeutig den journalistischen Hintergrund der Autorin. Allerdings hätte es für mein Empfinden an vielen Stellen deutlich gestrafft werden können, da viele Punkte und Ideen wiederholt ausgeführt wurden. Da ich mich allerdings selbst schon länger mit der Thematik beschäftige, ist mein Blick auf die Sachverhalte sicher auch ein anderer als der von Lesenden, die sich mit diesen Gedanken noch nicht so auseinandergesetzt haben.

Trotzdem muss man sich auch dessen bewusst sein, dass man aus einer privilegierten Position überhaupt die Zeit hat, sich mit einem Buch wie diesem zu beschäftigen, während gerade denjenigen, denen Teresa Bückers Gedanken am meisten mit einer neuen Sicht auf ihr Verhältnis zur Zeit helfen könnten, wohl kaum die Lektüre dieses vergleichsweise umfangreichen Buches neben ihren täglichen Aufgaben priorisieren können und/oder wollen. Aber auch deshalb ist natürlich die Gesellschaft als Ganzes gefragt, denjenigen, deren Zeit zu einem Großteil anderen gehört, die Kontrolle und Entscheidungsfreiheit über die eigene Zeit zurückzugeben.

Obwohl ich im Allgemeinen die genderspezifische Zuordnung bestimmter Farben ablehne, finde ich hier die Designentscheidung, den Buchumschlag knallpink mit rosa Lesebändchen zu gestalten, eher fragwürdig, schließlich wird diese Farbe doch generell stark feminin gelesen. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen weltweit aufgrund von u.a. ungleich verteilter Care-Arbeit tatsächlich deutlich weniger Zeit zur freien Verfügung haben, und das Buch eine neue Zeitkultur als Schlüssel zur Geschlechtergerechtigkeit vorschlägt, wäre das Ziel absolut verfehlt, wenn diese nur als Frauenthema vermarktet und gesehen würde. Vielleicht ist es aber auch eine bewusste Entscheidung, und männlich identifizierende Leser haben inzwischen keinerlei Probleme damit, ein pinkfarbenes Buch beispielsweise in der U-Bahn in die Hand zu nehmen - dann wäre die Gesellschaft tatsächlich schon weiter als gedacht, was natürlich auch eine begrüßenswerte Entwicklung wäre.

Ich hoffe sehr, dass Alle_Zeit und die darin vorgestellten Thesen und Handlungsvorschläge viel verdiente Aufmerksamkeit bekommen, um die nötigen Änderungen auf politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und persönlichen Ebenen anzustoßen, damit die Gesellschaftsaufgabe Zeitgerechtigkeit keine Utopie bleibt.
Alle_Zeit von Teresa Bücker ist ein sehr wichtiges, kluges, gut recherchiertes und argumentiertes Buch, das aber auch traurig stimmt, da so viele offensichtliche und logische Gedanken und Schlussfolgerungen in der Realität der gegenwärtigen Gesellschaft bisher nur wenige Auswirkungen gefunden haben, obwohl wie nahegelegt eine sehr viel gerechtere, gesündere, zufriedenere Realität möglich wäre, wenn nur die verfügbare Zeit für alle gleichmäßiger aufgeteilt wäre, und auch alle tatsächlich über diese Zeit verfügen könnten.

Das Buch liest sich für ein derartiges Sachbuch sehr flüssig und angenehm, hier merkt man eindeutig den journalistischen Hintergrund der Autorin. Allerdings hätte es für mein Empfinden an vielen Stellen deutlich gestrafft werden können, da viele Punkte und Ideen wiederholt ausgeführt wurden. Da ich mich allerdings selbst schon länger mit der Thematik beschäftige, ist mein Blick auf die Sachverhalte sicher auch ein anderer als der von Lesenden, die sich mit diesen Gedanken noch nicht so auseinandergesetzt haben.

Trotzdem muss man sich auch dessen bewusst sein, dass man aus einer privilegierten Position überhaupt die Zeit hat, sich mit einem Buch wie diesem zu beschäftigen, während gerade denjenigen, denen Teresa Bückers Gedanken am meisten mit einer neuen Sicht auf ihr Verhältnis zur Zeit helfen könnten, wohl kaum die Lektüre dieses vergleichsweise umfangreichen Buches neben ihren täglichen Aufgaben priorisieren können und/oder wollen. Aber auch deshalb ist natürlich die Gesellschaft als Ganzes gefragt, denjenigen, deren Zeit zu einem Großteil anderen gehört, die Kontrolle und Entscheidungsfreiheit über die eigene Zeit zurückzugeben.

Obwohl ich im Allgemeinen die genderspezifische Zuordnung bestimmter Farben ablehne, finde ich hier die Designentscheidung, den Buchumschlag knallpink mit rosa Lesebändchen zu gestalten, eher fragwürdig, schließlich wird diese Farbe doch generell stark feminin gelesen. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen weltweit aufgrund von u.a. ungleich verteilter Care-Arbeit tatsächlich deutlich weniger Zeit zur freien Verfügung haben, und das Buch eine neue Zeitkultur als Schlüssel zur Geschlechtergerechtigkeit vorschlägt, wäre das Ziel absolut verfehlt, wenn diese nur als Frauenthema vermarktet und gesehen würde. Vielleicht ist es aber auch eine bewusste Entscheidung, und männlich identifizierende Leser haben inzwischen keinerlei Probleme damit, ein pinkfarbenes Buch beispielsweise in der U-Bahn in die Hand zu nehmen - dann wäre die Gesellschaft tatsächlich schon weiter als gedacht, was natürlich auch eine begrüßenswerte Entwicklung wäre.

Ich hoffe sehr, dass Alle_Zeit und die darin vorgestellten Thesen und Handlungsvorschläge viel verdiente Aufmerksamkeit bekommen, um die nötigen Änderungen auf politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und persönlichen Ebenen anzustoßen, damit die Gesellschaftsaufgabe Zeitgerechtigkeit keine Utopie bleibt.

5 Alles eine Frage der Zeit?

von , am 15.10.2022

Die Redewendung „Zeit ist Geld“ ist wohl vielen ebenso geläufig wie das Gefühl der Zeitknappheit - und dennoch scheint Zeit bisher kaum ein politisches Thema zu sein.
Die Journalistin und Autorin Teresa Bücker widmet sich diesem omnipräsenten und doch viel zu wenig diskutiertem Thema. Wem gehört eigentlich unsere Zeit, was bedeutet zu wenig Zeit zu haben und wie können wir sie besser und gerechter gestalten?
Anhand von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklungen beschreibt sie die Bedeutung der Zeit in unserer Gesellschaft. Unterteilt in sechs Kapitel, plus Vorwort und Ausblick, beleuchtet die Autorin die Zeit bzw. ihr Mangel in verschiedenen Bereichen wie Arbeit, Fürsorge, Freizeit und Politik.

Wie Bücker eindrücklich zeigt sind fehlende Zeit und Stress ist eben nicht nur gesundheitsschädlich, sondern schränken auch unsere persönliche Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten enorm ein. Somit ist Zeit und ihre Verteilung eben auch eng mit sozialer Gerechtigkeit, Macht und demokratischer Teilhabe verknüpft. Und so ist Alle_Zeit ein gesellschaftskritisches Plädoyer für kürzere (Erwerbs-)Arbeitszeiten und mehr Zeit für Fürsorge, gesellschaftspolitisches Engagement und echter Freizeit (im Gegensatz zum sogenannten „Zeitkonfetti“).

Nicht alle Gedankengänge und Gesellschaftskritik mögen neu sein, aber Bücker
liefert viele interessante und eindringliche Denkanstöße und Perspektiven.
Ihr Sprachstil bleibt dabei, trotz vieler Bezüge auf soziologische Theorien sowie Forschungs- und Studienergebnisse, erstaunlich leicht und flüssig. Auch persönliche Erfahrungen und Anekdoten der Autorin fließen mit ein.

Alle_Zeit ist ein wichtiger, aktueller Beitrag und leidenschaftlicher Appell für neue gesellschaftspolitische (Zeit-)Debatten. Ein tolles Sachbuch in dem sich sehr viele Menschen in ganz verschiedenen Lebensphasen wiederfinden können und das uns hoffentlich weiter dazu bringt den Stress und Zeitdruck unseres Alltagsleben zu hinterfragen und als strukturelles, politisches Problem zu begreifen.
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