Zukunft (eBook)

Spiegel-Bestseller
Eine Bedienungsanleitung | 'Florence Gaub besitzt das rare Talent, Menschen die Angst vor der Zukunft zu nehmen.' Denis Scheck
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
224 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44320-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zukunft -  Florence Gaub
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Ein Buch, das Ängste nimmt und den Blick nach vorn schärft FLORENCE GAUB hilft, die Zukunft zu denken, zu planen und persönlich zu gestalten. Denn diese ist das Resultat unseres individuellen Handelns. »Der Mensch ist das Wesen, das die Fähigkeit hat, sich die Zukunft so detailliert vorzustellen, dass er sie erschaffen kann«, sagt Florence Gaub, und das ist eine Nachricht voll Hoffnung. Denn selten war die Zukunft mit so vielen und großen Unsicherheiten behaftet wie heute: Krieg, Klima, Inflation... Florence Gaub zeigt mit Beispielen aus Neurowissenschaften, Psychologie, Philosophie und der Geschichte, wie der Mensch die »Zukunft« imaginiert, konstruiert und real erschafft. Denn das drohen wir momentan zu verlieren: Den Glauben daran, unser zukünftiges Leben selbst gestalten zu können. - Ein Big Idea Book auf Basis von Neurowissenschaften, Psychologie und Philosophie  »Florence Gaub ist eine der fundiertesten Stimmen im Wissenschaftsbetrieb der Bundesrepublik.«  Stefan Aust

Dr. Florence Gaub ist Politikwissenschaftlerin, Militärstrategin und Zukunftsforscherin, sie leitet als Direktorin den Forschungsbereich am NATO Defense College in Rom. Gaub berät Regierungen und internationale Organisationen anhand von Zukunftsszenarien und Trendanalysen. In diesem Buch erklärt sie, warum der Mensch die Fähigkeit zum Zukunftsdenken hat, wie er sie nutzt und wofür sie gerade in Zeiten extremer Unsicherheit gut ist.

Dr. Florence Gaub ist Politikwissenschaftlerin, Militärstrategin und Zukunftsforscherin, sie leitet als Direktorin den Forschungsbereich am NATO Defense College in Rom. Gaub berät Regierungen und internationale Organisationen anhand von Zukunftsszenarien und Trendanalysen. In diesem Buch erklärt sie warum der Mensch die Fähigkeit zum Zukunftsdenken hat, wie er sie nutzt, und wofür sie gerade in Zeiten extremer Unsicherheit gut ist.

»›Noch menschlicher als der Mensch‹

ist unser Motto.«

Rachael, Blade Runner (1982)

KAPITEL I


Technische Daten: Was ist die Zukunft?


Auf den ersten Blick erscheint die Antwort auf diese Frage einfach: Die Zukunft ist etwas, was noch nicht da ist, was jeder Einzelne von uns hat, und wenn man dem Mainstream Glauben schenkt, ist sie heutzutage völlig unvorhersehbar.

Doch bei genauerem Hinsehen ist die Zukunft alles andere als einfach: Wir alle können sie uns zwar vorstellen, aber manche können es besser als andere. Für manche liegt sie räumlich vor uns, für andere dagegen hinter uns, weil man sie nicht sehen kann.[19] Die meisten Tiere scheinen keinen ausgeprägten Zukunftssinn zu haben, der Eichelhäher hingegen schon.[20] Für die einen ist sie der Stoff, aus dem Filme und Serien sind, für die anderen ist sie die Zeit, an die sie nie denken wollen.

Was also ist die Zukunft? In diesem Kapitel befassen wir uns mit ihren Hauptmerkmalen, damit, wo sie ihren Anfang nahm, mit ihrem Zweck und den verschiedenen Arten (denn ja, es gibt mehr als eine).

1. HAUPTMERKMALE


Zunächst das Offensichtliche: Die Zukunft ist eine Zeit, in der es um Dinge geht, die kommen werden. Sie hat zwei Zeitgeschwister: die Gegenwart, in der es um das Jetzt geht, und die Vergangenheit, die hinter uns liegt. So weit, so einfach.

Aber was ist Zeit überhaupt? Zunächst einmal ist Zeit relativ, was heißt, dass sie von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Dieser Gedanke ist vergleichsweise neu: Lange Zeit dachte man, dass Zeit absolut sei, ein Phänomen, das unabhängig vom Menschen existiert, ähnlich wie Blumen oder wie die Sonne. Natürlich fiel es auch unseren Vorfahren schon auf, dass die Zeitwahrnehmung oft von der Zeitmessung abwich, aber niemand hatte eine rechte Erklärung dafür. Und so spielte Zeit, und mit ihr die Zukunft, so gut wie keine Rolle in der antiken und mittelalterlichen Philosophie und deren Überlegungen zur menschlichen Existenz.[21] Das änderte sich mit der Aufklärung, als Philosophen wie Immanuel Kant über die Frage nachzudenken begannen, ob Zeit überhaupt real sei. Sein englischer Kollege J.M.E. McTaggart war davon so überzeugt, dass er sogar vorschlug, alle Zeitformen in der Sprache abzuschaffen. (Diese Idee hat sich nie durchgesetzt, aber die Tatsache, dass nicht alle Sprachen die gleichen Zeitformen haben wie europäische – einige haben überhaupt keine Zeitformen, andere haben sogar zwei Zeitformen für die Zukunft –, stützt die Idee, dass Zeit tatsächlich eine Sache der Wahrnehmung ist.[22])

Dank Albert Einstein wissen wir heute, dass Zeit etwas ist, das alle Menschen teilen, was sich aber je nach Kontext und Person ausdehnen und zusammenziehen kann.[23] Und Zeit wird nicht nur individuell unterschiedlich wahrgenommen, sondern Physiker sind heute auch davon überzeugt, dass ihre Richtungsabfolge nur eine (sehr starke) menschliche Illusion ist. In Wirklichkeit gibt es in der Zeit keine klare Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – sie existieren alle gleichzeitig.[24] (Was bedeutet, dass theoretisch Hypothesen von Zeitreisen und Paralleluniversen nicht nur Science-Fiction-Fantasien sind.) Innerhalb dieser Illusion von Zeit gibt es zwei Dinge, die unbestritten sind: Zeit wird als Pfeil wahrgenommen, der in eine Richtung fliegt (von der Vergangenheit in die Zukunft), und sie ist ein Kontinuum – sie setzt nicht aus und fängt dann wieder an.

Das bedeutet, dass »die Zukunft« als objektiv beobachtbares Phänomen nicht wirklich existiert: Sie ist eine individuelle, einzigartige Wahrnehmung, die sich vollständig in jedem einzelnen Kopf abspielt, genau wie die Gegenwart und die Vergangenheit. Es bedeutet auch, dass sie genauso real ist wie die beiden anderen Zeiten.

Das mag zunächst seltsam klingen: Für die meisten von uns ist die Zukunft die am wenigsten »reale« der drei Zeiten, die wir haben. Schließlich können wir die Gegenwart mit unseren Sinnen erfahren, und wir haben jede Menge Beweise für die Vergangenheit: unser eigenes Gedächtnis natürlich, mündlich überlieferte Geschichten, materielle Dinge wie Akten und andere Schriftquellen, auch Gebäude, Kunst und Menschen, die sie erlebt haben. Aus diesem Grund akzeptieren wir die allgemein gelehrte Retrodiktion, also die endgültige Geschichte der Vergangenheit, als historische Realität. Im Gegensatz zu Vergangenheit oder Gegenwart scheinen wir keine real existierenden Anhaltspunkte für die Zukunft zu haben. Man kann sie nicht anfassen, nicht riechen und keine Menschen, die dort leben, dazu befragen, wie sie sein wird. Daher ist eine häufige, aber falsche Vorstellung von der Zukunft, dass es sich um eine Zeit handelt, die nicht real ist und erst noch kommen wird. Und was nicht real ist, kann nicht gemessen, konzeptualisiert oder geteilt werden.

Aber das ist falsch.

Ist die Zukunft real?

Alle Zeitwahrnehmungen, auch die der Zukunft, werden in gleich mehreren Bereichen des Gehirns erzeugt. Dadurch unterscheidet sich die Zeit von anderen Sinneswahrnehmungen wie dem Hören oder dem Fühlen, die an nur einem Ort im Gehirn verarbeitet werden. (Diese Wahrnehmung von Zeit ist übrigens nicht mit der Körperuhr zu verwechseln, auch zirkadianer Rhythmus genannt. Diese reguliert unsere Hormone und unser Energielevel ziemlich punktgenau in einem Zyklus von 24 Stunden und ist von der gefühlten Zeit fast völlig abgetrennt.) Wir haben also nicht nur eine Uhr, sondern mehrere in unserem Gehirn versteckt, die die Zeit messen und in die Vergangenheit und Zukunft projizieren.

Diese Uhren gehen nach der sogenannten subjektiven Zeit, und die kann sehr stark von der tatsächlichen Zeit abweichen. Egal, ob es sich um einen fantastischen Urlaub handelt, der viel schneller vergeht als eine durchschnittliche Arbeitswoche, oder ob man ungeduldig auf einen Zug wartet – Zeitwahrnehmung ist so elastisch wie ein Gummi. Das ist nicht dramatisch, es zeigt nur, wie individuell die Zeit tatsächlich ist. Wie sie wahrgenommen wird, hängt stark davon ab, was wir tun, wo wir sind und mit wem, aber auch davon, wie wir uns körperlich fühlen: Wenn uns kalt ist, nehmen wir die Zeit als schneller vergehend wahr, während sie langsamer vergeht, wenn uns heiß ist (oder, tatsächlich, wenn wir gerade einen Cheeseburger gegessen haben).[25] Auch Emotionen wirken sich auf die Zeitwahrnehmung aus: Bei Angst zum Beispiel läuft die Zeit viel langsamer, fast so, als hätte das Gehirn die Fähigkeit, die Zeit zu verlängern, um eine Lösung für die Situation zu finden.[26] Das subjektive Zeitempfinden gibt nicht nur an, wie schnell oder langsam die Zeit vergeht, sondern vermittelt auch ein Gefühl für die Distanz, wie weit in der Zukunft oder wie weit in der Vergangenheit die Dinge im Verhältnis zu uns liegen.[27] Diese geistigen Uhren dienen als zeitliches GPS, das uns spüren lässt, wo wir uns in der Zeit befinden und wie weit wir von Dingen entfernt sind, die geschehen sind oder geschehen werden.

Vor allem drei Bereiche des Gehirns sind für die Herstellung der Zukunft zuständig, der Frontallappen, der Scheitellappen und der mediale Temporallappen. Das Interessante an diesen drei Lappen ist, dass sie nicht nur dafür zuständig sind, gemeinsam die Zukunft zu erschaffen, sondern auch andere Aufgaben haben: Der Frontallappen zum Beispiel ist für das Arbeitsgedächtnis, die Entscheidungsfindung und das Lösen von Problemen zuständig und sorgt dafür, dass Erinnerungen nicht mit der Gegenwart verwechselt werden. Daraus kann man schließen, dass die Zukunft sich immer auch auf das Erinnerungsvermögen als Datenbasis stützt und dass sie dazu dient, Entscheidungen zu treffen – vermutlich die bestmöglichen. Der Scheitellappen ist für die Verarbeitung von Sinnessignalen aus dem Körper, für die räumliche Orientierung, für die Umwandlung von Buchstaben in Wörter und von Wörtern in Gedanken zuständig und hat eine Navigationsfunktion. Dies deutet darauf hin, dass Zeit mit der dreidimensionalen Wahrnehmung zusammenhängt, was sich schon daran erkennen lässt, dass wir räumliche Wörter verwenden, um die Zeit zu beschreiben wie etwa »lang«, »kurz«, »fern«, oder »nah«. Es ist aber auch ein Indiz dafür, dass die Zukunft stark mit dem Geschichtenerzählen verbunden ist – warum, sehen wir später. Der mediale Temporallappen schließlich beinhaltet den Hippocampus, der das Gedächtnis, das Lernen, die Emotionen und die Sprache steuert –...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Ambiguität • Ambiguitätstoleranz • Ambivalenz • Angst • bereit für die Zukunft • Daniel Kahneman • Determinismus • Dirk Steffens • Fatalismus • Forecast • Foresight • Freier Wille • Futuring • Futurismus • Gegenwart • Geopolitik • Gesellschaft • Globalisierung • Inflation • Institute of the future • John Strelecky • Jüngstes Gericht • Kalender • Klimawandel • Konflikt • Kontinuität • langsames Denken • Lebenserwartung • Maja Göpel • Markus Gabriel • Michio Kaku • NATO • neue Sachbücher • Planung • Projekt Zukunft • Ranga Yogeshwar • Rente • Risiken • Rösling • Schnelles Denken • Sicherheit • Sicherheitsexpertin • Sicherheitspolitik • Szenarien • Tim Marshall • Überalterung • Unklarheit • Unsicherheit • Vergangenheit • Verunsicherung • Vorhersage • Wachstum • Wirtschaft • Wirtschaftskrise • Zeit • Zeitenbruch • Zeitenwende • Zeitreise • Zeitwahrnehmung • Zukunft • zukunft menschheit • Zukunftserwartung • Zukunftsforschung • Zukunftsfragen • Zukunftsplanung • Zukunftsprognose
ISBN-10 3-423-44320-0 / 3423443200
ISBN-13 978-3-423-44320-3 / 9783423443203
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