Skebyrnok (eBook)

Die Sicht der Dinge
eBook Download: EPUB
2016 | 3. Auflage
544 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-6450-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Skebyrnok -  Michael Rootsey
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dontu stützte die Hände in die Hüfte, spuckte auf den Boden und ließ die sprichwörtliche Katze aus dem Sack: "Auf einer Halbinsel, namens Skebyrnok. Weit, weit weg von Zuhause. Ganz egal, woher du kommst. Das ist wie ein unendliches Gelände, vielleicht im Jenseits, vielleicht in der Hölle, oder im Schlaraffenland, aus Blut und Knochen. Wie oder warum kann ich dir nicht sagen, weil ich es schlicht und ergreifend nicht weiß. Vielleicht träumen wir das nur. Vielleicht sind wir tot. Vielleicht für immer zwischen den Welten gefangen - frag Tulvik. Ich bin mir ziemlich sicher, dem wird es schon lange genug genauso gehen. Deshalb wirkt er auch so unbeteiligt und hat über uns gelacht. Er scheißt drauf und wird es dir bestätigen." Monique Ulvang ist 20 Jahre jung, als sie während eines Familienurlaubs, auf mysteriöse Art, in den tiefen Wäldern Norwegens verschwindet. Äußerst verwirrt, erwacht sie in völlig fremder Umgebung, welche ihr ein Junge, namens Dontu Napok, nicht gerade im Einklang mit irdischen Gesetzen präsentiert. Eine surreale Grenze, zwischen Leben und Tod.

Innerhalb eines guten Jahrzehnts, brachte Michael Rootsey seine eigene, bescheidene Fantasytrilogie zu Papier. Von dem kompletten Handlungsstrang, über insgesamt neunundsechzig Illustrationen, bis zum jeweiligen Cover. Für Inspiration, Recherche und Nervennahrung, bereiste er zahlreiche Burgen, Wälder, Ruinen und Küsten, der verschiedensten Regionen des europäischen Kontinents, sowie besonders gerne der deutschen Heimat.

XXIV. Refugium


Weiß versank in Rot. Monique war nun endlich in ihre Turnschuhe geschlüpft, verknotete deren Schnürsenkel in Windeseile und stürmte die Treppe hinunter.

Selbstverständlich wurde sie draußen längst erwartet.

Sogar Maruk, der Border-Collie der Ulvangs, war brav in das Auto gestiegen und hechelte aufgeregt aus dem Kofferraum. Er hatte auch allen Grund dazu. Einzig zu seinem Wohl war ein Großteil des Gepäcks in Anhänger und Dachaufbau verstaut worden. Wahrlich kein Hundeleben.

Monique kam zum Vorschein und knallte die Tür zu. Vor ihr stand der silbergraue Mercedes-Kombi der Familie, mit laufendem Motor in den Startlöchern.

Doch bevor sich die junge Dame zum Rest der Reisegruppe gesellen konnte, senkte sich auf der Beifahrerseite die Fensterscheibe.

Moniques Vater rief an der Mutter vorüber:

"Hast du denn jetzt die Tür abgeschlossen?"

Die Sohlen ihrer knallroten Schuhe rotierten auf dem Schotter und Monique rannte mit theatralisch wehenden Haaren zur Haustür zurück.

Als sie demonstrativ am Türgriff rüttelte, offenbarte sich nicht nur das Innere des hochmodernen Holz- und Glasdomizils, sondern auch die überaus scharfsinnige Intuition ihres Vaters, der das Gebäude eigenhändig entworfen hatte. Monique hatte nicht abgeschlossen.

Nachdem der klassische Fauxpas eigenhändig revidiert worden war, flitzte sie im Dauerlauf zum Auto und nahm neben ihrer jüngeren Schwester auf der Rückbank Platz.

Herr Ulvang teilte seine gute Laune: "Alle angeschnallt? Alle da? Nichts vergessen? Meine Damen: Es beginnt!" Und somit verließ die Familie das Hinterland Gjøviks, einer im östlichen Herzen Norwegens liegenden Stadt, den südlicheren Teil des Landes für einen einwöchigen Kurzurlaub aufzusuchen.

Monique hatte sich zu Maruk gedreht und den Vierbeiner am Kopf gekrault, ehe ihr durch die Heckscheibe die düsterste Gewitterfront auffiel, welche das Fahrzeug regelrecht vom Grundstück scheuchte.

Der Spätsommer beugte sich längst dem Herbst.

Es war höchste Zeit zu türmen.

"Wie lange fahren wir?", fragte Monique, der scheinbar als Einzige jegliche Form von Ruhe fehlte.

"Vier bis fünf Stunden, je nach Verkehr und Pausen."

Herr Ulvang stellte über den Rückspiegel Blickkontakt her und ergänzte grinsend:

"Es hängt also ganz von euch ab."

Prompt sah sich Monique mit dem Problem konfrontiert, diese gewaltige, gähnende Leere mit Unterhaltung füllen zu müssen. Sie schaute zu ihrer Schwester.

Kaya hatte sich schon zu Beginn der Fahrt mit Kopfhörern und Musik ausgeklinkt und beschäftigte sich ausschließlich mit ihrem Gerät. Monique wandte sich daher einfallslos an ihre Mutter:

"In welchen Koffer hast du denn mein Handy gepackt? Kommen wir da jetzt irgendwie ran?"

"Der Akku war leer, Schatz. Es ist in deinem Rucksack." Die junge Frau verzog das Gesicht und starrte aus dem Fenster: "Wieso weißt du das überhaupt?"

Da meldete sich ihr Vater zu Wort: "Schreit doch förmlichst nach Musik hier, wenn ihr mich fragt. La Musica!"

Während er eifrig auf diverse Tasten des Bordcomputers drückte, versuchte sich Monique gerade noch rechtzeitig zu wehren: "Dich hatte keiner gefragt ... bitte jetzt nicht noch die ganze Fahrt dein Gedudel. Das macht alles nur noch schlimmer."

Er lachte: "Und ob Gedudel! Und richtig laut, jawoll!"

Schon begleitete Pachelbels Kanon die Strecke Richtung Oslo und versetzte ihrer Aufbruchstimmung eine bittersüße Konnotation. Zum sichtlichen Vergnügen der Alten - zum offensichtlichen Leid Moniques.

Als das Stück nach zwei Minuten richtig in Schwung gekommen war, konnte und wollte sich Herr Ulvang mit seinen Gedanken nicht mehr zurückhalten:

"Es kann keiner leugnen, dass diese Melodie Emotionen weckt. Da fühlt man sich doch froh und dankbar, dass man am Leben teilhaben kann. Dass man überhaupt geboren worden ist und das alles hier sehen und erleben kann! Ein Meisterwerk ist das, herrlich!"

Wie ein Fremdenführer steuerte er den Wagen eine Serpentine hinab und eröffnete mit deutenden Händen eine umwerfende Aussicht, die in der Tat die Schönheiten der Natur bündelte.

Die Sonnenstrahlen tanzten über den spiegelglatten Lack und nötigten Monique Contra zu geben:

"Ich bekomme höchstens das Gefühl, dass ich in einem vierstündigen Autowerbespot gefangen bin."

"Oh man, deine Töchter", schüttelte ihr Vater den Kopf und ließ sich auch von plötzlich aufschlagenden Regentropfen nicht beirren, welche zum Ausklang der Musik in ihrer Anzahl noch massiver zunehmen sollten.

"Deine Töchter", antwortete seine Frau amüsiert.

Die zuvor schleichende Dunkelheit des Unwetters holte Familie Ulvang bald darauf endgültig ein und bescherte einen lange anhaltenden Regenguss.

Der Wagen ließ Oslo, Drammen und Brevik hinter sich, ehe das natürliche Licht den Klauen des Niederschlags entkam. Und etwas weiter südlich von Kragerø machten die Straßen sogar einen ziemlich trockenen Eindruck.

Vielleicht hatte Herr Ulvang das Unwetter auch lediglich für eine Weile abgehängt.

Entsprechend hatte Max Bruch inzwischen Pachelbel abgelöst und massierte postum den verheißungsvollen und spannungsgeladenen Auftakt seines Violinkonzerts Nr.1 in die Lautsprecher des Mercedes.

Im Sog der finalen Vertonung durchkreuzte das Vehikel eine Siedlung in Küstennähe, welche am Ortsausgang als Sørskaget bezeichnet wurde.

Ausdrucksarm, beinahe leblos und äußerst unauffällig zog die Urbanität vorüber. Nur eine Krähe blickte dem Fahrzeug vom Schild aus hinterher und erweckte so fast den Eindruck, den Durchreisenden kurz ein Lebewohl zu krächzen. Dann erhob sie sich aus dieser Kulissenlandschaft zu ihresgleichen, auf in die Lüfte, als gab es nichts mehr hinzuzufügen.

Die letzten Kilometer führten durch einen ungezähmten, massiv geformten Wald. Saftiges Grün vermischte sich mit feurig lodernden Herbsttönen, denen das Sonnenlicht des Nachmittags im Schattenspiel einheizte.

Scharfkantige Fels- und Gesteinsformationen warfen am Straßenrand ihre kontrastreichen, linearen Akzente dazwischen. Sie tauchten so durchdringend und unvorhersehbar auf, fast wie es die zerschneidenden Einlagen der Violine akustisch vorgaben. Verstörend, dramatisch und aufwühlend gegensätzliche Harmonie. Ebenso unvereinbar beförderte Herr Ulvang seine Familie über den Waldweg von der Straße, immer tiefer in das Gelände hinein und schließlich zur Unterkunft: Einer abgelegenen Hütte an einem kleinen See. Endstation.

"Mesdames, wir haben es geschafft! Wir sind daa", prasselte ein Weckruf auf die jungen Frauen ein, welche nur zögerlich ihre aneinanderhängenden Köpfe trennten.

Es war erst ein paar Jahre her, dass in dieser Spätsommer-Idylle oft wilde, nicht selten ausartende Parties und Trinkgelage stattgefunden hatten. Ungeachtet der Jahreszeit und Witterung. Die Motive der zeitlich getrennten Personengruppen, welche diese besondere Gegend aufsuchten, entsprangen sogar ähnlichen Grundgedanken.

Doch nun waren sämtliche Spuren dieser unzivilisierten Ereignisse von halbwegs seriösem Tourismus verdrängt worden. Aus einem Schuppen, der einst an die ehemalige Jagdhütte grenzte, hatte man kurzerhand eine zweite Behausung entstehen lassen. Für Fahrzeuge gab es zwar immernoch keine Garagen, aber dafür einen sehr liebevoll errichteten Unterstand, der im rustikalen Baustil der Haupthütte nachempfunden war.

Für gemütliche Abende vor prasselndem Lagerfeuer oder wärmendem Kamin, stapelte sich ohne Ende gehacktes Holz an den Außenwänden.

Und das dort lehnende Ruderboot lud geradezu zu einer Erkundung des Gewässers ein.

Jetzt musste eigentlich nur noch das Wetter mitspielen.

Und genau da lag das Problem.

Kaya war Maruk sofort zum Seeufer gefolgt, während Monique, mit qualmender Zigarette in der Hand, ihrem Vater beim mühseligen Entladen des Kofferraums zusah. Der festgekuppelte Anhänger machte dies für Herrn Ulvang zu einer eigens geschaffenen Tortur.

Als vermehrt verschiedenste Blätter zur Behausung wehten und Monique in entgegengesetzter Perspektive eine pechschwarze Wolkenwand erblickte, musste sie ihren Bedenken Luft verschaffen: "Mal ganz im Ernst; was haben wir jetzt, was wir nicht auch daheim hätten? Wetter ist sogar genauso beschissen."

Ihr Vater hievte eine vollgepackte Kühlbox auf den Boden und hielt sich den meuternden Rücken:

"Einen Tapetenwechsel, Monique. Das ist der eigentliche Sinn jeden Urlaubs. Raus aus dem Alltag."

Er wandte sich an Frau Ulvang, die aus der Hütte kam und ihre herumsäuselnden Haare bändigte: "Erklärst du das unserer Tochter, Schatz? Was machen wir hier?"

Monique funkte dazwischen: "Urlaub - wenn ich so was schon höre ... wieso können wir nicht 'ne richtige Reise machen? Mit einem...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2016
Reihe/Serie Skebyrnok
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy Horror • Metal • Nordische Mythologie • Norwegen • Skandinavien
ISBN-10 3-7412-6450-4 / 3741264504
ISBN-13 978-3-7412-6450-4 / 9783741264504
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Adobe DRM)
Größe: 5,6 MB

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich