Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1) (eBook)

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2022 | 1. Auflage
528 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11929-9 (ISBN)

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Der schwarzzüngige Dieb  (Schwarzzunge, Bd. 1) -  Christopher Buehlman
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Der geheimnisvollste Fantasyheld seit Patrick Rothfuss' Kvothe In einer Welt voller Koboldkriege, hirschgroßer Kampfraben und Meuchelmördern, die mit gefährlichen Tätowierungen töten, beginnt Christopher Buehlmans »Der schwarzzüngige Dieb«. Ein schillerndes Fantasy-Abenteuer, wie es kein zweites gibt. Kinsch Na Shannack schuldet der Diebesgilde ein kleines Vermögen für seine Ausbildung, die unter anderem das Knacken von Schlössern, den Kampf mit Messern, das Erklettern von Mauern, das Weben von Lügen, das Fallenstellen sowie ein paar kleinere Zaubereien umfasst. Seiner Schulden wegen liegt er an der alten Waldstraße auf der Lauer, um den nächsten Reisenden, der seinen Weg kreuzt, auszurauben. Doch an diesem Tag hat Kinsch sich das falsche Ziel ausgesucht. Galva ist Ritterin, eine Überlebende der brutalen Koboldkriege, und Dienerin der Todesgöttin. Sie ist auf der Suche nach ihrer Königin, die vermisst wird, seit eine weit entfernte Stadt im Norden von Riesen erobert wurde. Kinsch hat Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein. Er findet sein Schicksal mit dem von Galva verwoben. Gemeinsame Feinde und ungewöhnliche Gefahren zwingen den Dieb und die Ritterin auf eine epische Reise, auf der Kobolde nach Menschenfleisch hungern, Kraken in dunklen Gewässern jagen, und Ehre ein Luxus ist, den sich nur wenige leisten können. »Ein schnelles Buch, launig und voll verrückter Magie« Brent Weeks »Ein großes Vergnügen von der ersten bis zur letzten Zeile« Anthony Ryan »Diesem Buch ist es vorherbestimmt mit seinem Charme, seinem Humor und seiner Wucht die Herzen unzähliger Leser zu rauben.« Novel Notions

Christopher Buehlman war über viele Jahre auf Mitttelaltermärkten und Renaissance-Festivals unterwegs. Nach mehreren erfolgreichen Horror-Romanen legt er mit »Der schwarzzüngige Dieb« sein Fantasydebut vor. Er lebt mit seiner Frau in St. Petersburg, Florida.

Christopher Buehlman war über viele Jahre auf Mitttelaltermärkten und Renaissance-Festivals unterwegs. Nach mehreren erfolgreichen Horror-Romanen legt er mit »Der schwarzzüngige Dieb« sein Fantasydebut vor. Er lebt mit seiner Frau in St. Petersburg, Florida.

1

Der Waisenwald


Ich würde sterben.

Schlimmer noch, ich würde in der Gesellschaft von Scheißkerlen sterben.

Nicht dass ich Angst vor dem Tod hatte, aber vielleicht ist es ja wichtig, mit wem man stirbt. Immerhin ist es wichtig, wer bei deiner Geburt dabei ist. Wenn alle, die dir dabei zusehen, wie du dich in deiner Wiege windest, sauberes Tuch und Seide tragen, wird dein Leben gänzlich anders verlaufen, als wenn das Erste, was du erblickst, wenn du die Augen aufmachst, ein Ziegenbock ist. Ich schaute zu Pagran hinüber und fand, dass er einem Ziegenbock unangenehm ähnlich sah mit seinem langen Gesicht, dem langen Bart und der unschönen Angewohnheit, selbst mit leerem Mund ständig zu kauen. Pagran war einmal Bauer gewesen. Frella, gleich neben ihm in ihrem verrosteten Kettenhemd, war einmal seine Frau gewesen.

Jetzt waren sie Diebe, aber keine so geschickten wie ich. Ich war im Schlösserknacken, Mauernerklettern, Stürzeabfangen, Lügenspinnen, Stimmenwerfen, Fallenbauen und Fallenfinden ausgebildet worden und war außerdem ein passabler Bogenschütze, Fiedler und Messerkämpfer. Und ich beherrschte ein paar Dutzend Tricks – kleine, aber nützliche Zauber. Nur leider schuldete ich der Nehmergilde so viel Geld für meine Ausbildung, dass ich jetzt mit diesen fetten Mistkerlen im Waisenwald herumlungerte, in der Hoffnung, jemanden auf die gute alte Art ausrauben zu können. Ihr wisst schon: mit dem Tod bedrohen.

Man verdient erstaunlich gut als Wegelagerer. Ich war erst einen Monat bei dieser Gruppe, und wir hatten Kutschen mit zu wenig Wachpersonal überfallen, Nachzügler von Reisenden entführt, die zu viel Wachpersonal hatten, und sogar einen Händlersohn an einen korrupten Soldatentrupp verkauft, der uns eigentlich hätte jagen sollen. Töten war mir noch nie leichtgefallen, aber ich war gewillt, den einen oder anderen Pfeil abzuschießen, um mir Ärger vom Leib zu halten. So ist die Welt nun mal. Ich hatte schon über die Hälfte zusammen, um meine Lammas-Schulden bei der Gilde zu bezahlen, damit sie meine Tätowierung nicht noch schlimmer machten. Sie war auch so schon schlimm genug. Vielen Dank dafür.

Hier war ich also und beobachtete in einem Hinterhalt kauernd eine Gestalt, die mutterseelenallein über die Weiße Straße in unsere Richtung kam. Ich hatte kein gutes Gefühl bei unserem potenziellen Opfer, und das nicht nur, weil die Frau dahinschlenderte, als könnte niemand ihr etwas anhaben. Auch nicht, weil die Raben in den Bäumen krächzten. Ich hatte Zauberei studiert, zumindest ein bisschen, und diese Frau konnte zaubern. Ich war nicht sicher, wie gut, aber ich spürte es wie einen kalten Schauer oder wie die Anspannung, die vor einem Sturm in der Luft liegt und dir Gänsehaut beschert. Außerdem: Was konnte eine einzelne Frau schon bei sich tragen, das noch viel wert war, wenn man es unter sieben Leuten aufteilte? Nicht zu vergessen, dass unser Anführer den doppelten Anteil einstrich, was in der Regel eher auf die Hälfte der gesamten Beute hinauslief.

Ich sah Pagran an und schüttelte leicht den Kopf. Er erwiderte meinen Blick. Seine Augen leuchteten weiß, weil er sich mit Schlamm beschmiert hatte – nur die Hände nicht, denn das hätte die Kommunikation über Zeichensprache erschwert. Pagran benutzte die soldatische Version, die er in den Koboldkriegen gelernt hatte, und die ähnelte der Diebessprache, die ich aus der Niederen Schule kannte, nur vage. Dass ihm an einer Hand zwei Finger fehlten, machte die Sache nicht gerade einfacher. Ich schüttelte also den Kopf, und er gab mir Handzeichen. Ich dachte, er würde mir bedeuten, meine Geldbörse zu flicken. Also sah ich nach, ob Münzen herausfielen. Erst dann wurde mir klar, dass er mich gefragt hatte, ob mir jemand die Eier abgeschnitten habe. Aha, er zweifelte also an meinem Mut.

Ich deutete auf die Fremde und machte das Zeichen für Magikerin, war aber nicht sicher, ob die anderen es überhaupt kannten, auch bei Pagran nicht. Er bedeutete mir, dass hinter mir eine Magikerin sei. Wenigstens glaubte ich das im ersten Moment. Dann merkte ich, dass er meinte, ich sollte mir meine Magikerin in den Hintern schieben. Ich wandte meinen Blick von dem Chef-Mistkerl ab, mit dem ich sterben würde, und sah wieder die Frau an, die uns töten würde.

Das sagte mir jedenfalls mein Gefühl.

Wenn sie mutterseelenallein die Weiße Straße im Waisenwald entlangwanderte – selbst an einem angenehm warmen Spätsommertag im Monat Ascher –, musste sie eine Magikerin sein. Wenn nicht, war sie entweder betrunken, eine Fremde, eine Selbstmörderin oder eine Mischung aus alldem. Die hier sah aus wie eine Fremde. Sie hatte den olivfarbenen Teint und den zottigen schwarzen Haarschopf einer Spanthierin. Mit hohen Wangenknochen, wie man sie in Spanth oft sieht – ein Geschenk des alten Reiches. Und es war vollkommen unmöglich, ihr Alter abzuschätzen. Eher jung. Dreißig? Klein, aber ein stählerner Körper. Ihr schläfriger Blick konnte gut und gerne der einer Killerin sein, und sie war zum Kampf gerüstet. Auf dem Rücken trug sie einen runden Schild, dazu eine Halsberge, die ihre Kehle schützte, und wenn ich mich nicht täuschte, außerdem ein leichtes Kettenhemd unter ihrem Kittel.

Das Schwert an ihrem Gürtel war etwas kurz. Wahrscheinlich ein Spadín, oder Bullentöter, was sie definitiv zu einer Spanthierin gemacht hätte. Die ispanthischen Ritter waren die besten Reiter der Welt gewesen, damals, als es noch Pferde gab. Mittlerweile verlegten sie sich auf die Schwert-und-Schild-Kunst aus Alt Kesch, genannt Calar Bajat, die jeder dort ab dem achten Lebensjahr lernt. Spanthier lassen sich nicht gerne bedrohen, deshalb war ich so gut wie sicher, dass wir die Frau, wenn wir auf sie losgingen, töten würden, und nicht nur einschüchtern. Glaubte Pagran, dass es die Mühe tatsächlich wert war? Die Fremde hatte zwar auch Geldbörsen am Gürtel, aber würde er dafür einen Kampf riskieren?

Nein.

Er hatte es auf den Schild abgesehen.

Jetzt, da die Möglicherweise-Spanthierin ein Stück näher war, sah ich den rosigen Schimmer am Rand der Holzscheibe, die über ihre Schulter ragte: Die Scheibe war aus Federholz. Während der Koboldkriege fällten wir diese Bäume in so rasantem Tempo, dass sie beinahe ausgestorben waren. Die letzten Haine wuchsen in Ispanthia, wo der König sie mit scharfem Auge bewachte. Bei unrechtmäßigem Betreten erwartete dich der Galgen, und bei unrechtmäßigem Betreten mit einer Säge ein Kessel voll kochendem Wasser. Das Besondere an Federholz ist, dass es, wenn es sachgemäß gehärtet und gepflegt wird, lebendig bleibt und Scharten von selbst wieder zuwachsen. Außerdem ist es nahezu unbrennbar, solange es lebendig ist.

Pagran wollte diesen Schild. So sehr ich auch hoffte, er würde seine flache Hand nach unten bewegen, als wollte er eine Kerze löschen, wusste ich doch, dass er jeden Moment mit dem Daumen deuten und der Angriff beginnen würde. Neben Pagran standen drei vernarbte Raufbolde, und ich hörte, wie sich die beiden anderen Bogenschützen neben mir bewegten. Der eine war ein abergläubischer junger Wicht namens Naerfas, den wir nur Nervös nannten. Er küsste die verdreckte, aus Hirschknochen geschnitzte Fuchspfote, die er um den Hals trug. Seine bleiche, glupschäugige Schwester raschelte im Gestrüpp hinter ihm. Es gefiel mir nicht, dass wir zu demselben Gott beteten, ich und diese beiden. Aber sie waren nun mal Galter wie ich, geboren mit der gleichen charakteristischen schwarzen Zunge, und Diebe aus Galtia beten nun mal zum Herrn der Füchse. Wir können nicht anders.

Ich zog einen Pfeil mit Bodkin-Spitze aus dem Köcher – die flutschten gut zwischen die Glieder eines Kettenhemds – und legte die Nocke auf die Sehne.

Wir beobachteten unseren Anführer.

Er beobachtete die Frau.

Die Raben krächzten.

Pagran deutete mit dem Daumen.

Was dann geschah, geschah schnell.

Ich spannte die Sehne als Erster und ließ los, spürte die angenehme Zugentlastung in meinen Fingern und den Biss der Bogensehne an der Innenseite meines Arms. Ich hatte außerdem dieses warme Gefühl, das einem sagt, dass der Pfeil ins Ziel gehen wird – wer noch nie mit einem Bogen geschossen hat, kennt dieses Gefühl schlicht nicht. Ich hörte das Zischen, mit dem die Pfeile meiner Begleiter meinem hinterherjagten. Doch unser Ziel bewegte sich bereits: Die Frau wirbelte blitzschnell herum und verschwand hinter ihrem Schild. Dabei war der Schild nicht einmal groß, sie kauerte sich einfach so klein dahinter zusammen.

Zwei Pfeile schlugen gegen das Federholz und prallten ab. Wo meiner abgeblieben war, konnte ich nicht sehen. Dann stürmten Pagran und seine drei Raufbolde los:...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2022
Übersetzer Urban Hofstetter, Michael Pfingstl
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Amazonen • Bestseller • Buch • Dark Fantasy • Dieb • Epische High Fantasy • Hexen • High Fantasy • Kobolde • Liebesgeschichte • Magie • Magier • Queste • Riesen • Schwarzer Humor • Seeabenteuer • Terry Pratchett
ISBN-10 3-608-11929-9 / 3608119299
ISBN-13 978-3-608-11929-9 / 9783608119299
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