Liebe oder gar nicht (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
303 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3396-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liebe oder gar nicht -  Nikola Hotel
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Liebe und andere Missgeschicke.

Raphael ist gut aussehend, charmant und der Star einer erfolgreichen TV-Kochsendung. Außerdem hat er so unglaublich blaue Augen, dass Jo gar nicht mehr wegsehen kann. Bei seinem Lächeln wird ihr ganz schwindelig. Kein Wunder, dass die junge Anästhesistin nicht wirklich bei der Sache ist, als er vor ihr auf dem OP-Tisch liegt. Aber wird er ihr jemals verzeihen, dass sie ihm versehentlich einen Schneidezahn abgebrochen hat? Und warum begegnet sie ihm neuerdings ständig? Ihm und seinen blauen Augen ... 

Eine hochkomische und wunderbar romantische Lovestory von Bestseller-Autorin Nikola Hotel.

»Liebe oder gar nicht« ist eine überarbeitete Version des erstmals 2017 erschienenen Romans »Franz oder gar nicht«.



Nikola Hotel, geboren 1978 in Bonn, hat eine große Schwäche für dunkle Charaktere und unterdrückte Gefühle, deshalb schreibt sie neben ihren RomComs mit Vorliebe auch New-Adult-Romane. Ein Großteil ihrer Bücher schaffte es unmittelbar nach Erscheinen auf die Bestsellerliste. Nikola Hotel lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bonn. Auf Instagram gewährt sie allerlei Einblicke in ihren Schreiballtag.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Romane »Jetzt und mit dir«, »Für immer und du«, »Liebe oder gar nicht« und »Ab morgen nur noch Liebe« vor.

Mehr unter @nikolahotel oder www.nikolahotel.de.

Kapitel 3


»Schnitt!«, rief Straubing.

Ich kicherte, während ich mit den Händen über den Fußboden tastete, dabei war diese Situation alles andere als komisch. Wahrscheinlich machte sich Hysterie in mir breit. Ich hatte diesem Fernsehkoch einen Zahn abgebrochen! Einen wunderschönen, perfekten Zahn! Leckoballo!

Wenn er aufwachte, würde er mich erwürgen, soviel war mal sicher. Und ausgerechnet jetzt kam Dr. Kuttenkeuler. Gerade in dem Moment, wo ich über den Boden krabbelte.

Ich entdeckte das Fragment meines Versagens zwischen Gabys Füßen und grapschte danach. Mit hochrotem Kopf zog ich mich an Klaus nach oben.

»Läuft doch alles wunderbar!«, sagte Kuttenkeuler mit Blick auf den Monitor. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hielt er es für absolut überflüssig, dass ich ihn um Hilfe gebeten hatte.

Der Geruch von Klaus’ Döner mit Zaziki-Atem benebelte mich vermutlich, denn anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich folgenden Satz sagte:

»Alles bis auf den Zahn.« Ich zeigte ihm das abgebrochene Stück. Mein Oberarzt, ein kleiner Mann mit Halbglatze, holte tief Luft und klappte den Mund auf und zu.

»Wie zum Teufel ist das passiert?«

»Es tut mir leid, ich stand unter Zeitdruck«, versuchte ich zu erklären.

Seine struppigen Augenbrauen verengten sich, bis sie sich in der Mitte fast berührten. »Dann war der Zahn vorher schon morsch«, erklärte er knapp.

Ich war ihm wirklich dankbar, dass er mich nicht vor allen Leuten niedermachte, aber da musste ich ehrlicherweise doch widersprechen. »Leider nicht. Seine Zähne waren perfekt. Ich habe nicht aufgepasst und bin ziemlich heftig mit dem Laryngoskop drangestoßen.«

Er holte tief Luft. »Wagen Sie ja nicht, das zuzugeben! Der Zahn war vorher schon nicht in Ordnung, sage ich!« Dann schüttelte er den Kopf und kritzelte etwas auf das Anästhesie-Protokoll. »Da muss sich der Patient an die Rechtsabteilung wenden. Geben Sie bloß niemals einen Fehler zu, Fräulein Henning!«

Ebenso gut hätte er mich Schwesterlein nennen können. Ich spürte beinahe körperlich, wie mein Selbstbewusstsein auf die Größe einer Amöbe zusammenschrumpfte. Glücklicherweise klingelte im selben Augenblick Kuttenkeulers Telefon  – er wurde auf der Intensivstation gebraucht. Außerdem verlangte der Patient wieder nach meiner Aufmerksamkeit. Ich spritzte ein wenig Fentanyl nach und versuchte, mich zu entspannen. Dabei beobachtete ich gebannt das Heben und Senken von Raphaels Brustkorb.

Selbst der kleine Sabberfaden, der ihm am Mundwinkel herunterlief, hatte etwas Reizvolles.

* * *

»Er wird ausflippen«, sagte Klaus, als wir den Patienten in den Aufwachraum schoben. »Und das Beste ist: Du wirst es ihm selbst sagen müssen, ich mache das nicht für dich!«

Missmutig sah ich ihm nach, wie er durch den Vorhang verschwand, hinter dem die Geräte gereinigt wurden. Das Zahnstück in meiner Kitteltasche fühlte sich glatt und scharfkantig an.

Ankleben ließ sich das wohl nicht, vermutete ich. Aber ich verstand von Zahnmedizin auch reichlich wenig. Hätte ich ihm den ganzen Zahn ausgehebelt, dann wäre es bestimmt möglich gewesen, ihn zu implantieren, aber so? Unbewusst glitt meine Zunge über meine Schneidezähne. Ich wappnete mich innerlich, dann zupfte ich den Fernsehkoch am Ärmel seines OP-Hemdes.

»Alles ist vorbei, Herr Franz.« Ich räusperte mich. »Sie können wieder aufwachen.«

Völlig benommen blinzelte er. »Hamschieschoanf?«

»Sie haben alles gut überstanden. Der entzündete Appendix vermiformis wurde fachmännisch entfernt, und Sie können schon bald wieder Ihre Haschplätzchen knabbern.«

Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Was war denn jetzt in mich gefahren?

»Äh, ich meine, in ein paar Tagen können Sie schon wieder nach Hause. Aber nun kommen Sie erst einmal auf Station und schlafen sich mal tüchtig aus.«

Er zog sich die OP-Haube vom Kopf und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, das immer noch herrlich verstrubbelt aussah und geradezu danach schrie, gestreichelt zu werden. Aber ich konnte mich beherrschen.

»Was haben Sie mir da für ein Zeug gegeben?«, fragte er plötzlich. »Irre!«

»Das war Propofol.«

»Kann man das irgendwo kaufen?«

Entgeistert starrte ich ihn an. »Das ist das Zeug, das Michael Jackson umgebracht hat«, erklärte ich konsterniert. »Natürlich kann man das nicht einfach so irgendwo kaufen!«

»Schade.«

»Wie fühlen Sie sich denn?«

»Wunderbar. Wie neugeboren.«

Das wunderte mich nicht, und es passte auch irgendwie, schließlich hatten Neugeborene auch keine Zähne. Fahrig kramte ich nach dem Telefon in meiner Kitteltasche und wählte dann die 238.

»Herr Franz kann jetzt aus dem Aufwachraum abgeholt werden«, blies ich in den Hörer und legte sofort wieder auf. Dann überlegte ich, wie ich ihm das mit seinem Zahn schonend beibringen konnte. Tut mir leid, Sie hatten einen akuten Anfall von Zahnschwäche? Oder: Die bösen Zwillinge Karius und Baktus haben eben eine Party gefeiert, und dabei ist etwas zu Bruch gegangen? Aber jede weitere Überlegung wurde von Professor Straubing unterbrochen, der an Raphaels Bett trat und ihm jovial auf die Schulter klopfte.

»Alles perfekt gelaufen«, brummte er. »Wir haben den kleinen Drecksack erwischt und abgeschnitten. Stumpf ist versenkt, Fäden lösen sich von alleine auf.« Er klang in etwa so leutselig wie ein betrunkener Seemann.

»In drei Tagen können Sie nach Hause. Und das mit Ihrem Zahn erklärt Ihnen jetzt mal die junge Dame hier!« Er gab mir einen Schubs ins Kreuz, bevor er sich verabschiedete. Raphael warf mir einen fragenden Blick zu. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder.

»Äh«, machte ich.

In Raphaels Kopf dämmerte es wohl. Seine Zunge schob sich zwischen den Lippen hervor und tastete die obere Zahnreihe ab. Als sie den Rest des Schneidezahns erreicht hatte, blieb sie hängen. Seine Augen weiteten sich. Wie zur Kontrolle fuhr seine Zunge über die untere Zahnreihe. Völlig fasziniert von diesem Schauspiel hielt ich den Atem an. Sein Hirn arbeitete nur langsam, was kein Wunder war, schließlich war er vom Narkosemittel noch ziemlich benebelt.

»Was?«, brachte er hervor.

»Es tut mir …«, begann ich. Da ging die Schiebetür auf und eine Schwester der chirurgischen Station betrat den Raum, um den Patienten abzuholen. Kuttenkeulers eindringliche Worte kamen mir in Erinnerung, die mir befohlen hatten, niemals einen Fehler zuzugeben, und ich schwenkte um: »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie einen Zahnschaden haben?«

»Was für einen Zahnschaden denn?«, fragte er verblüfft.

Um meine Unsicherheit zu überspielen, plapperte ich weiter. »Wissen Sie eigentlich, wie gefährlich das ist? Der Zahn hätte Ihnen auch in den Rachen rutschen können! Was für ein Glück, dass ich so schnell reagiert habe, um das zu verhindern!«

»Wie? Und jetzt soll ich auch noch daran schuld sein?«, keuchte er.

Auf die Frage ging ich nicht ein. »Ich bin darauf angewiesen, dass mir der Patient die Wahrheit sagt. Wenn Sie so etwas Elementares verheimlichen, dann kann ich Ihnen nicht mehr vertrauen!«

Das war wohl doch eine Spur zu dick aufgetragen.

»Ich meine … Ist ja noch mal gut gegangen. Ich, äh, würde Ihnen empfehlen, morgen früh schon mal bei Ihrem Zahnarzt einen Termin zu machen, damit Sie«, ich befingerte den Zahn in meiner Kitteltasche, »schnellstmöglich eine Leiter, ich meine, eine Brücke oder so bekommen.«

»Eine Brücke?« Er richtete sich im Bett auf. Sein Kaumuskel mahlte wie wild. Es sah aus, als würde er mich gleich anspringen, um mir den Kopf abzubeißen. Und das konnte ich ihm nicht einmal verübeln. Schließlich hatte ich ihn verunstaltet, nur weil ich unaufmerksam gewesen war und seine Stimmritze angeschmachtet hatte.

»Bevor Sie mich in die Finger bekommen haben, hatte ich zweiunddreißig gesunde Zähne!«

»Achtundzwanzig«, purzelte es über meine Zunge.

»Was?«

»Sie hatten nur achtundzwanzig Zähne. Ich weiß ja nicht, wann es passiert ist, aber irgendwann muss man Ihnen die Weisheitszähne rausoperiert haben.«

Raphael fing an zu dampfen. »Nun gut, dann eben achtundzwanzig! Und jetzt sind es siebenundzwanzig. Was genau haben Sie mit mir – «

»Um korrekt zu bleiben, siebenundzwanzig und einhalb«, unterbrach ich ihn.

Er machte Anstalten, aus dem Bett zu springen.

»Halt!«, rief ich aus. »Denken Sie an Ihre OP! Sie können noch nicht – «

Er schwankte. Dann kippte er rücklings auf die Matratze. Seine nackten Beine baumelten über den Bettrand.

»Der ist hin«, stellte die Schwester fest, die unserem Disput bisher nur still gelauscht hatte.

Ich schluckte. »Ich befürchte es auch.«

Gemeinsam wuchteten wir seine Beine auf das Bett zurück. Ich bemühte mich zu ignorieren, dass das flatterige OP-Hemd seine Blöße nur unzulänglich verbarg. Schnell stopfte ich die Bettdecke über ihm fest, damit er nicht fror.

»Er kann Metamizol auf Schiene und Dipi bei Bedarf haben«, gab ich der Schwester Anweisungen und half ihr, das Bett durch die Tür zu schieben. Langsam rollte es den Gang hinunter. Ein Arm des Fernsehkochs hing schlaff unter...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Reihe/Serie Die Herzklopfen-Reihe
Sprache deutsch
Original-Titel Fernsehköche küsst man nicht
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Comedy • Ellen Berg • Fernsehkoch • Hindernisse • Humor • Kochen • Liebe • Nikola Hotel • Witz
ISBN-10 3-8412-3396-1 / 3841233961
ISBN-13 978-3-8412-3396-7 / 9783841233967
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