Mathematische Statistik (eBook)

Für Mathematiker, Natur- und Ingenieurwissenschaftler
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
648 Seiten
Wiley-VCH (Verlag)
978-3-527-69210-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mathematische Statistik -  Dieter Rasch,  Dieter Schott
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'Mathematische Statistik' hat wegen des großen Anwendungsbedarfes stetig an Attraktivität gewonnen - und auch theoretisch sind neue Ansätze entwickelt worden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Versuchsplanung, die häufig gegenüber der Auswertung vernachlässigt wird.
Unter konsequenter Berücksichtigung der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist ein neues Buch entstanden. Kenntnisse in der Maßtheorie und der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind hilfreich, aber nicht notwendig, da die Autoren die Materie leicht verständlich beschrieben haben.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Versuchsplanung, die zu oft vernachlässigt wird und oft neben der Auswertung benachteiligt ist. Konsequenterweise nimmt in diesem Buch die Planung des Stichprobenumfangs und die Beschreibung von Versuchsanlagen einen großen Raum ein - immer eingebettet in die passenden Auswertungsverfahren wie die Varianz- und Regressionsanalyse.
Ein Muss für alle Natur- und Ingenieurwissenschaftler, die empirisch arbeiten und daneben auch an der Begründung der Methoden interessiert sind.


Dieter Rasch ist wissenschaftlicher Berater am Zentrum für Versuchsplanung der Universität für Bodenkultur Wien und arbeitet vor allem auf dem Gebiet der Optimierung des Versuchsumfangs und der Konstruktion von Versuchsplänen. Er war Gastprofessor am Institut für Angewandte Statistik und EDV der Universität für Bodenkultur Wien, am Mathematischen Institut der Universität Klagenfurt und an der Universität Wien im Institut für Statistik. Dieter Rasch war von 1990-2000 Professor für Mathematische Statistik am Department of Mathematics der University Wageningen, Niederlande. Er hat 275 wissenschaftliche Publikationen verfasst und an 59 Bücher mitgewirkt.

Dieter Schott promovierte im Jahre 1976 an der Universität Rostock auf dem Gebiet der Analysis und habilitierte sich dort 1982 auf dem Gebiet der Mathematik mit einer Arbeit aus der numerischen Funktionalanalysis. Danach lehrte er als Dozent für Numerische Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Güstrow. Von 1994 bis 2014 wirkte er als Professor in der Mathematikausbildung von Ingenieurstudenten an der Hochschule Wismar. Er veröffentlichte etwa 100 Arbeiten mit einem breiten Spektrum an Themen. Er ist darüber hinaus Autor, Koautor und Herausgeber von verschiedenen Zeitschriften und Büchern.

Dieter Rasch ist wissenschaftlicher Berater am Zentrum für Versuchsplanung der Universität für Bodenkultur Wien und arbeitet vor allem auf dem Gebiet der Optimierung des Versuchsumfangs und der Konstruktion von Versuchsplänen. Er war Gastprofessor am Institut für Angewandte Statistik und EDV der Universität für Bodenkultur Wien, am Mathematischen Institut der Universität Klagenfurt und an der Universität Wien im Institut für Statistik. Dieter Rasch war von 1990-2000 Professor für Mathematische Statistik am Department of Mathematics der University Wageningen, Niederlande. Er hat 275 wissenschaftliche Publikationen verfasst und an 59 Bücher mitgewirkt. Dieter Schott promovierte im Jahre 1976 an der Universität Rostock auf dem Gebiet der Analysis und habilitierte sich dort 1982 auf dem Gebiet der Mathematik mit einer Arbeit aus der numerischen Funktionalanalysis. Danach lehrte er als Dozent für Numerische Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Güstrow. Von 1994 bis 2014 wirkte er als Professor in der Mathematikausbildung von Ingenieurstudenten an der Hochschule Wismar. Er veröffentlichte etwa 100 Arbeiten mit einem breiten Spektrum an Themen. Er ist darüber hinaus Autor, Koautor und Herausgeber von verschiedenen Zeitschriften und Büchern.

GRUNDBEGRIFFE DER MATHEMATISCHEN STATISTIK
Grundgesamtheit und Stichprobe
Mathematische Modelle für Grundgesamtheit und Stichprobe
Suffizienz und Vollständigkeit
Der Informationsbegriff in der Statistik
Statistische Entscheidungstheorie
Übungsaufgaben

PUNKTSCHÄTZUNG
Optimale erwartungstreue Schätzfunktionen
Varianzinvariante Schätzung
Methoden zur Konstruktion und Verbesserung von Schätzfunktionen
Eigenschaften von Schätzfunktionen
Übungsaufgaben

STATISTISCHE TESTS UND KONFIDENZSCHÄTZUNGEN
Grundbegriffe der Testtheorie
Das Neyman-Pearson-Lemma
Tests für zusammengesetzte Alternativhypothesen und einparametrische Verteilungsfamilien
tests für mehrparametrische Verteilungsfamilien
Konfidenzschätzungen mehrparametrischen Verteilungsfamilien
Sequentielle Tests
Bemerkungen zur Interpretation
Übungsaufgaben

LINEARE MODELLE - ALLGEMEINE THEORIE
Lineare Modelle mit festen Effekten
Lineare Modelle mit zufälligen Effekten- gemischte Modelle
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - MODELLE MIT FESTEN EFFEKTEN (MODELL I DER VARIANZANALYSE)
Einführung
Varianzanalyse in einfaktoriellen Versuchen (einfache Varianzanalyse)
Klassifikation nach zwei Faktoren (zweifache Varianzanalyse)
Dreifache Klassifikation
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - SCHÄTZUNG VON VARIANZKOMPONENTEN (MODELL II DER VARIANZANALYSE)
Einführung - Lineare Modelle mit zufälligen Effekten
Einfache Klassifikation
Schätzfunktionen für Varianzkomponenten und ihre Spezialfälle der zweifachen und dreifachen Klassifikation
Versuchsplanung
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - MODELLE MIT ENDLICHEN STUFENGESAMTHEITEN UND GEMISCHTE MODELLE
Einführung - Modelle mit endlichen Stufengesamtheiten
Regeln zur Ableitung von SQ, FG, DQ und E(DQ) im balancierten Fall für beliebige Klassifikationen und Modelle
Varianzkomponentenschätzung in gemischten Modellen
Varianzkomponentenschätzung in speziellen gemischten Modellen
Tests für feste Effekte und Varianzkomponenten
Übungsaufgaben

REGRESSIONSANALYSE - LINEARE MODELLE MIT NICHT ZUFÄLLIGEN REGRESOREN (MODELL I DER REGRESSIONSANALYSE) UND MIT ZUFÄLLIGEN REGRESSOREN (MODELL II DER REGRESSIONSANALYSE)
Einführung
Parameterschätzung
Hypothesenprüfung
Konfidenzbereiche
Modelle mit zufälligen Regressoren
Gemischte Modelle
Abschließende Bemerkungen zu den Modellen der Regressionsanalyse
Übungsaufgaben

REGRESSIONSANALYSE - EIGENTLICH NICHTLINEARES MODELL I
Bestimmung der Schätzwerte nach der Methode der kleinsten Quadrate
Geometrische Betrachtungen
Asymptotische Eigenschaften und die Verzerrung der MKQ-Schätzung
Konfidenzschätzungen und Tests
Optimale Versuchsplanung
Spezielle Regressionsfunktionen
Übungsaufgaben

KOVARIANZANALYSE
Einführung
Allgemeines Modell I - I der Kovarianzanalyse
Spezielle Modelle der Kovarianzanalyse für die einfache Klassifikation
Übungsaufgaben

STATISTISCHE MEHRENTSCHEIDUNGSPROBLEME
Auswahlverfahren
Multiple Vergleichsprozeduren
Veranschaulichung der Methoden an einem Zahlenbeispiel
Übungsaufgaben

VERSUCHSANLAGEN
Einführung
Blockanlagen
Zeilen-Spalten-Anlagen
Programme zur Konstruktion von Versuchsanlagen
Übungsaufgaben

GRUNDBEGRIFFE DER MATHEMATISCHEN STATISTIK
Grundgesamtheit und Stichprobe
Mathematische Modelle für Grundgesamtheit und Stichprobe
Suffizienz und Vollständigkeit
Der Informationsbegriff in der Statistik
Statistische Entscheidungstheorie
Übungsaufgaben

PUNKTSCHÄTZUNG
Optimale erwartungstreue Schätzfunktionen
Varianzinvariante Schätzung
Methoden zur Konstruktion und Verbesserung von Schätzfunktionen
Eigenschaften von Schätzfunktionen
Übungsaufgaben

STATISTISCHE TESTS UND KONFIDENZSCHÄTZUNGEN
Grundbegriffe der Testtheorie
Das Neyman-Pearson-Lemma
Tests für zusammengesetzte Alternativhypothesen und einparametrische Verteilungsfamilien
tests für mehrparametrische Verteilungsfamilien
Konfidenzschätzungen mehrparametrischen Verteilungsfamilien
Sequentielle Tests
Bemerkungen zur Interpretation
Übungsaufgaben

LINEARE MODELLE - ALLGEMEINE THEORIE
Lineare Modelle mit festen Effekten
Lineare Modelle mit zufälligen Effekten- gemischte Modelle
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - MODELLE MIT FESTEN EFFEKTEN (MODELL I DER VARIANZANALYSE)
Einführung
Varianzanalyse in einfaktoriellen Versuchen (einfache Varianzanalyse)
Klassifikation nach zwei Faktoren (zweifache Varianzanalyse)
Dreifache Klassifikation
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - SCHÄTZUNG VON VARIANZKOMPONENTEN (MODELL II DER VARIANZANALYSE)
Einführung - Lineare Modelle mit zufälligen Effekten
Einfache Klassifikation
Schätzfunktionen für Varianzkomponenten und ihre Spezialfälle der zweifachen und dreifachen Klassifikation
Versuchsplanung
Übungsaufgaben

VARIANZANALYSE - MODELLE MIT ENDLICHEN STUFENGESAMTHEITEN UND GEMISCHTE MODELLE
Einführung - Modelle mit endlichen Stufengesamtheiten
Regeln zur Ableitung von SQ, FG, DQ und E(DQ) im balancierten Fall für beliebige Klassifikationen und Modelle
Varianzkomponentenschätzung in gemischten Modellen
Varianzkomponentenschätzung in speziellen gemischten Modellen
Tests für feste Effekte und Varianzkomponenten
Übungsaufgaben

REGRESSIONSANALYSE - LINEARE MODELLE MIT NICHT ZUFÄLLIGEN REGRESOREN (MODELL I DER REGRESSIONSANALYSE) UND MIT ZUFÄLLIGEN REGRESSOREN (MODELL II DER REGRESSIONSANALYSE)
Einführung
Parameterschätzung
Hypothesenprüfung
Konfidenzbereiche
Modelle mit zufälligen Regressoren
Gemischte Modelle
Abschließende Bemerkungen zu den Modellen der Regressionsanalyse
Übungsaufgaben

REGRESSIONSANALYSE - EIGENTLICH NICHTLINEARES MODELL I
Bestimmung der Schätzwerte nach der Methode der kleinsten Quadrate
Geometrische Betrachtungen
Asymptotische Eigenschaften und die Verzerrung der MKQ-Schätzung
Konfidenzschätzungen und Tests
Optimale Versuchsplanung
Spezielle Regressionsfunktionen
Übungsaufgaben

KOVARIANZANALYSE
Einführung
Allgemeines Modell I - I der Kovarianzanalyse
Spezielle Modelle der Kovarianzanalyse für die einfache Klassifikation
Übungsaufgaben

STATISTISCHE MEHRENTSCHEIDUNGSPROBLEME
Auswahlverfahren
Multiple Vergleichsprozeduren
Veranschaulichung der Methoden an einem Zahlenbeispiel
Übungsaufgaben

VERSUCHSANLAGEN
Einführung
Blockanlagen
Zeilen-Spalten-Anlagen
Programme zur Konstruktion von Versuchsanlagen
Übungsaufgaben

"Wer die Zeit und Muße hat, seine statistischen Kenntnisse zu vertiefen oder zu erweitern, dem sei dieses Buch ausdrücklich ans Herz gelegt."
Krankenhauspharmazie (01.12.2016)


"Fazit: Empfehlenswert."
Einschlag (15.06.2016)


"Das vorliegende Werk bietet nun empirisch arbeitenden und zugleich an der Begründung der Methoden interessierten Mathematikern wie Natur- und Ingenieurwissenschaftlern eine umfassende Darstellung der aktuellen statistischen Auswertungsverfahren mitsamt Theorie unter besonderer Berücksichtigung der zugrundeliegenden Versuchsplanung."
ekz.bibliotheksservice (15.02.2016)

"An eternal challenge for authors of statistics textbooks is to establish a credible relationship between data = the real world and the abstract concepts from which the mathematical theory of statistics evolves. The present book does this better than most. Its presumed audience are graduate students (with a good knowledge of probability) in natural sciences, engineering, but also mathematics. [...]"
Walter Krämer, Statistical Papers (10.02.2016)

1
Grundbegriffe dermathematischen Statistik


Elementare statistische Berechnungen werden schon seit Jahrtausenden durchgeführt. Das arithmetische Mittel aus einer Anzahl von Mess- oder Beobachtungswerten ist schon sehr lange bekannt.

Zuerst entstand die beschreibende Statistik mit dem Sammeln von Daten etwa bei Volkszählungen oder in Krankenregistern und deren Verdichtung in Form von Maßzahlen oder Grafiken. Die mathematische Statistik entwickelte sich ab Ende des 19. Jahrhunderts aufbauend auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten vor allem Karl Pearson und Sir Ronald Aymler Fisher zu ihren Pionieren. Das Buch von Fisher (1925) ist ein Meilenstein, in ihm werden die vom Autor mehrere Jahre zuvor entwickelten Grundlagen der Statistik wie die Maximum-Likelihood-Methode und die Varianzanalyse oder Begriffe wie Suffizienz und Effizienz Versuchsanstellern nahegebracht. Ein wichtiges Informationsmaß heißt noch heute Fisher-Information (siehe Abschn. 1.4).

Wir wollen auf die Details der historischen Entwicklung nicht eingehen und verweisen Interessierte auf Stigler (2000). Stattdessen beschreiben wir den heutigen Stand der Theorie. Wir wollen aber nicht vergessen, dass viele Anregungen aus Anwendungen kamen und bringen deshalb auch immer wieder Beispiele.

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist zwar die Grundlage der mathematischen Statistik, aber viele praktische Probleme, in denen Aussagen über Zufallsvariablen gemacht werden sollen, sind mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung allein nicht zu lösen. Das liegt daran, dass über die Verteilungsfunktion der Zufallsvariablen nicht alles bekannt ist und das Problem oft darin besteht, Aussagen über mindestens einen der Parameter einer Verteilungsfunktion zu machen oder dass sogar die Verteilungsfunktion gänzlich unbekannt ist. Die mathematische Statistik wird in vielen einführenden Texten als die Theorie der Auswertung von Versuchen oder Erhebungen betrachtet, d. h., man geht davon aus, dass bereits eine Zufallsstichprobe (nach Abschn. 1.1) vorliegt. Wie man auf optimalem Weg zu dieser Zufallsstichprobe gelangt, bleibt meist unberücksichtigt – dies wird gesondert in der statistischen Versuchsplanung abgehandelt. In den Anwendungen ist es klar, dass man erst den Versuch (die Erhebung) plant und dann, wenn der Versuch durchgeführt wurde, mit der Auswertung beginnt. In der Theorie ist es aber zweckmäßig, zunächst die optimale Auswertung zu ermitteln, um dann für diese den optimalen Versuchsplan zu bestimmen, z. B. den kleinsten Versuchsumfang für eine varianz-optimale Schätzfunktion. Daher wird hier so verfahren, dass zunächst einmal die optimale Auswertung bestimmt wird und später für diese der Versuchsplan zu erarbeiten ist. Eine Ausnahme bilden dabei die sequentiellen Verfahren, bei denen Planung und Auswertung gemeinsam vorgenommen werden.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es sich bei der Behandlung der mathematischen Statistik einerseits und bei ihrer Anwendung auf konkretes Datenmaterial andererseits um zwei völlig verschiedene Begriffssysteme handelt. In beiden treten oft die gleichen Termini auf, die es genau auseinanderzuhalten gilt. Wir sprechen davon, dass den Begriffen der empirischen Ebene (also denen der Realwelt) Modelle in der Theorie zugeordnet werden.

1.1 Grundgesamtheit und Stichprobe


1.1.1 Konkrete Stichproben und Grundgesamtheiten


In den empirischen Wissenschaften werden ein Merkmal oder auch mehrere Merkmale gleichzeitig (ein Merkmalsvektor) an bestimmten Objekten (oder Individuen) beobachtet. Aus den Beobachtungswerten sind Schlüsse auf die Gesamtheit der Merkmalswerte aller Objekte einer Gesamtheit zu ziehen. Ursache dafür ist, dass es sachliche oder ökonomische Gesichtspunkte gibt, die eine vollständige Erfassung der Merkmale aller Objekte nicht ermöglichen. Hierzu einige Beispiele:

  1. Die Kosten der Erfassung aller Merkmalswerte stehen in keinem Verhältnis zum Wert der Aussage (z. B. Messung der Körpergröße aller zurzeit lebenden Menschen über 18 Jahren).
  2. Die Erfassung der Merkmalswerte ist mit der Zerstörung der Objekte verbunden (nicht zerstörungsfreie Werkstoffprüfung wie Reißfestigkeit von Tauen oder Strümpfen).
  3. Die Gesamtheit der Objekte ist hypothetischer Natur, z. B. weil sie teilweise zum Untersuchungszeitpunkt nicht existieren (wie alle Produkte einer Maschine).

Die wenigen praktischen Fälle, in denen alle Objekte einer Gesamtheit beobachtet werden und auf keine umfassendere Gesamtheit geschlossen werden soll, können wir vernachlässigen, für sie benötigt man die mathematische Statistik nicht. Wir gehen also davon aus, dass aus einer Gesamtheit nur eine Teilmenge ausgewählt wird, um das Merkmal (den Merkmalsvektor) zu beobachten von dem auf die gesamte Population geschlossen werden soll. Einen solchen Teil nennen wir (konkrete) Stichprobe (der Objekte). Die Menge der an diesen Objekten gemessenen Merkmalswerte nennen wir (konkrete) Stichprobe der Merkmalswerte. Jedes Objekt der Population soll einen Merkmalswert besitzen (unabhängig davon, ob wir ihn erfassen oder nicht). Die der Population entsprechende Gesamtheit der Merkmalswerte der Objekte dieser Population nennen wir Grundgesamtheit.

Eine Population und das zu erfassende Merkmal und damit auch die Grundgesamtheit müssen eindeutig definiert sein. Populationen sind vor allem räumlich und zeitlich abzugrenzen. Von einem beliebigen Objekt der Realwelt muss prinzipiell feststehen, ob es zur Population gehört oder nicht. Wir betrachten im Folgenden einige Beispiele:

Population Grundgesamtheit
A Färsen einer bestimmten Rasse A1 Jahresmilchmenge dieser Färsen
eines bestimmten Gebietes A2 180-Tage-Körpermasse dieser Färsen
in einem bestimmten Jahr A3 Rückenhöhe dieser Färsen
B Bewohner einer Stadt B1 Blutdruck dieser Bewohner um 6:00 Uhr
an einem bestimmten Tag B2 Alter der Bewohner

Es ist einleuchtend, dass Schlüsse von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit falsch sein können. Wenn man z. B. aus der Population B die Kinder einer Kindertagesstätte auswählt, ist möglicherweise der Blutdruck, aber ganz sicher das Alter nicht auf die Population verallgemeinerbar. Generell sprechen wir von Merkmalen, sofern diese aber einen bestimmten Einfluss auf die Versuchsergebnisse haben können, nennen wir sie auch Faktoren, die (meist wenigen) Merkmalswerte heißen dann Faktorstufen, die Kombination von Faktorstufen mehrerer Faktoren heißen Faktorstufenkombinationen.

Hinsichtlich aller Faktoren, die das Merkmal in einer Grundgesamtheit beeinflussen können, sollte die Stichprobe „repräsentativ“ sein. Das heißt, in der Stichprobe der Objekte sollte sich die Zusammensetzung der Population widerspiegeln. Das ist aber bei kleinen Stichproben und vielen Faktorstufenkombinationen gar nicht möglich. In Population B gibt es hinsichtlich der Faktoren Alter und Geschlecht schon etwa 200 Faktorstufenkombinationen, die sich unmöglich in einer Stichprobe von 100 Einwohnern widerspiegeln können. Wir empfehlen daher, den Begriff „repräsentative Stichprobe“ nicht zu verwenden, da er nicht sauber definiert werden kann.

Stichproben sollen nicht danach beurteilt werden, welche Elemente sie enthalten, sondern danach, wie sie erhalten (gezogen) wurden. Die Art und Weise, wie eine Stichprobe erhoben wird, heißt Stichprobenverfahren. Es kann entweder auf die Objekte als Merkmalsträger oder auf die Grundgesamtheit der Merkmalswerte (z. B. in einer Datenbank) angewendet werden. Im letzteren Fall entsteht die Stichprobe der Merkmalswerte unmittelbar. Im ersteren Fall muss das Merkmal an den ausgewählten Objekten noch erfasst werden. Beide Vorgehensweisen (nicht unbedingt die entstehenden Stichproben) sind dann identisch, wenn für jedes ausgewählte Objekt der Merkmalswert erfasst wird. Davon gehen wir in diesem Kapitel aus. In zensierten Stichproben ist das nicht der Fall. Eine Stichprobe heißt zensiert, wenn der Merkmalswert nicht an allen Versuchseinheiten erfasst werden konnte. Bricht man z. B. eine Lebensdauerermittlung (z. B. von elektronischen Bauteilen) nach einer bestimmten Zeit ab, liegen Messwerte für Objekte mit längerer Lebensdauer (als die Beobachtungszeit) nicht vor.

Im Folgenden wird nicht zwischen Stichproben der Objekte und der Merkmalswerte unterschieden, die Definitionen gelten für beide.

Definition 1.1

Ein Stichprobenverfahren ist eine Vorschrift für die Auswahl einer endlichen Teilmenge, genannt Stichprobe, aus einer wohldefinierten endlichen Population (Grundgesamtheit), es heißt zufällig, wenn jedes Element der Grundgesamtheit mit der gleichen Wahrscheinlichkeit p in die Stichprobe gelangen kann. Eine (konkrete) Stichprobe ist das Ergebnis der Anwendung...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2015
Sprache deutsch
Themenwelt Mathematik / Informatik Mathematik Statistik
Mathematik / Informatik Mathematik Wahrscheinlichkeit / Kombinatorik
Technik
Schlagworte Ökologie / Methoden, Statistik • Biometrie • Biowissenschaften • Materialwissenschaften • Mathematik • Medizinische Statistik • Ökologie / Methoden, Statistik • Physik • Statistik • Wahrscheinlichkeitsrechnung • Wahrscheinlichkeitsrechnung u. mathematische Statistik
ISBN-10 3-527-69210-X / 352769210X
ISBN-13 978-3-527-69210-1 / 9783527692101
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